Entscheidungsdatum
01.10.2024Norm
B-VG Art133 Abs4Spruch
W104 2299172-1/2E
BESCHLUSS
Das Bundesverwaltungsgericht beschließt durch den Richter Dr. Christian Baumgartner über die Beschwerde von XXXX , BNr. XXXX , gegen den Bescheid des Vorstandes des Geschäftsbereiches II der Agrarmarkt Austria (AMA) vom 10.1.2024, AZ II/4-DZ/23-24314110010, betreffend die Gewährung von Direktzahlungen für das Antragsjahr 2023:Das Bundesverwaltungsgericht beschließt durch den Richter Dr. Christian Baumgartner über die Beschwerde von römisch 40 , BNr. römisch 40 , gegen den Bescheid des Vorstandes des Geschäftsbereiches römisch II der Agrarmarkt Austria (AMA) vom 10.1.2024, AZ II/4-DZ/23-24314110010, betreffend die Gewährung von Direktzahlungen für das Antragsjahr 2023:
A)
Der Bescheid wird behoben und die Angelegenheit zur Erlassung eines neuen Bescheides an die Behörde zurückverwiesen.
B)
Die Revision ist nicht zulässig.
Text
Begründung:
I. Verfahrensgangrömisch eins. Verfahrensgang
1. Der Beschwerdeführer stellte am 15.11.2022 elektronisch einen Mehrfachantrag-Flächen (in der Folge: MFA Flächen) für das Antragsjahr 2023, beantragte unter anderem die Gewährung von Direktzahlungen und spezifizierte zu diesem Zweck in der Internet-Applikation INVEKOS-GIS eine Reihe von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Darüber hinaus trieb der Beschwerdeführer im Antragsjahr 2023 Tiere auf die von der Agrargemeinschaft XXXX bewirtschaftete gleichnamige Alm auf.1. Der Beschwerdeführer stellte am 15.11.2022 elektronisch einen Mehrfachantrag-Flächen (in der Folge: MFA Flächen) für das Antragsjahr 2023, beantragte unter anderem die Gewährung von Direktzahlungen und spezifizierte zu diesem Zweck in der Internet-Applikation INVEKOS-GIS eine Reihe von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Darüber hinaus trieb der Beschwerdeführer im Antragsjahr 2023 Tiere auf die von der Agrargemeinschaft römisch 40 bewirtschaftete gleichnamige Alm auf.
2. Als vertretungsbefugter Obmann der Agrargemeinschaft XXXX stellte der Beschwerdeführer am 2.3.2023 einen Referenzflächenänderungsantrag (RAA) bezüglich des Feldstücks 2, Schlag 68 der XXXX .2. Als vertretungsbefugter Obmann der Agrargemeinschaft römisch 40 stellte der Beschwerdeführer am 2.3.2023 einen Referenzflächenänderungsantrag (RAA) bezüglich des Feldstücks 2, Schlag 68 der römisch 40 .
3. Mit Schreiben vom 19.6.2023 teilte die AMA der Agrargemeinschaft XXXX mit, dass der RAA nur zum Teil positiv beurteilt worden sei.3. Mit Schreiben vom 19.6.2023 teilte die AMA der Agrargemeinschaft römisch 40 mit, dass der RAA nur zum Teil positiv beurteilt worden sei.
4. Am 11.7.2023 stellte der Beschwerdeführer als vertretungsbefugter Obmann der Agrargemeinschaft XXXX einen Antrag auf Neubeurteilung der Referenzfläche bezüglich der negativ beurteilten Flächen des RAA vom 2.3.2023.4. Am 11.7.2023 stellte der Beschwerdeführer als vertretungsbefugter Obmann der Agrargemeinschaft römisch 40 einen Antrag auf Neubeurteilung der Referenzfläche bezüglich der negativ beurteilten Flächen des RAA vom 2.3.2023.
5. Mit Schreiben vom 8.8.2023 teilte die AMA der Agrargemeinschaft XXXX mit, dass der Antrag auf Neubeurteilung nur mehr für eine kleine Teilfläche negativ, hinsichtlich der übrigen Teilflächen aber nunmehr positiv beurteilt worden sei.5. Mit Schreiben vom 8.8.2023 teilte die AMA der Agrargemeinschaft römisch 40 mit, dass der Antrag auf Neubeurteilung nur mehr für eine kleine Teilfläche negativ, hinsichtlich der übrigen Teilflächen aber nunmehr positiv beurteilt worden sei.
6. Mit dem angefochtenen Bescheid wurden dem Beschwerdeführer Prämien in Höhe von EUR 4.208,04 gewährt. Begründend wird entscheidungswesentlich ausgeführt, die beantragte anteilige Almfläche übersteige die von der AMA festgelegte maximal förderfähige Fläche. Bei der Beantragung sei „keine Beschirmung“ angegeben worden, es sei aber von Seiten der AMA eine Beschirmung festgestellt worden, weshalb die Fläche als nicht ermittelt gelte und mit Sanktion abgezogen werde.
7. Im Rahmen seiner Beschwerde vom 26.1.2024 brachte der Beschwerdeführer vor, die tatsächliche Differenz bei der beantragten Almfläche entspreche nur der kleinen negativ beurteilten Teilfläche und nicht den ganzen Schlag des Feldstücks. Somit werde ihm die anteilige Fläche vom ganzen Schlag des Feldstücks zu Unrecht abgezogen. Er wolle daher eine Berichtigung der ermittelten Almfläche bzw. der ermittelten förderfähigen Fläche.
8. Bei der Aktenvorlage gab die AMA bekannt, in der vorliegenden Sache liege aus ihrer Sicht ein Anwendungsfall des § 28 Abs. 3 VwGVG vor. Aufgrund eines Programmierfehlers sei der ganze Schlag abgezogen worden und nicht die von der Beschirmung betroffene kleine Teilfläche des Schlages. Die AMA würde eine Neuberechnung durchführen, wäre die AMA noch zuständig.8. Bei der Aktenvorlage gab die AMA bekannt, in der vorliegenden Sache liege aus ihrer Sicht ein Anwendungsfall des Paragraph 28, Absatz 3, VwGVG vor. Aufgrund eines Programmierfehlers sei der ganze Schlag abgezogen worden und nicht die von der Beschirmung betroffene kleine Teilfläche des Schlages. Die AMA würde eine Neuberechnung durchführen, wäre die AMA noch zuständig.
II. Das Bundesverwaltungsgericht hat erwogen: römisch II. Das Bundesverwaltungsgericht hat erwogen:
1. Feststellungen und Beweiswürdigung:
Der Beschwerdeführer stellte elektronisch einen MFA Flächen für das Antragsjahr 2023, beantragte unter anderem die Gewährung von Direktzahlungen und spezifizierte zu diesem Zweck in der Internet-Applikation INVEKOS-GIS eine Reihe von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Darüber hinaus trieb er Tiere auf die XXXX auf.Der Beschwerdeführer stellte elektronisch einen MFA Flächen für das Antragsjahr 2023, beantragte unter anderem die Gewährung von Direktzahlungen und spezifizierte zu diesem Zweck in der Internet-Applikation INVEKOS-GIS eine Reihe von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Darüber hinaus trieb er Tiere auf die römisch 40 auf.
Die Behörde erließ einen Bescheid, der sich jedoch hinsichtlich der ermittelten anteiligen Fläche von der XXXX als unzutreffend herausgestellt hat. Die Behörde selbst ersucht um Zurückverweisung zwecks genauer Ermittlung der anteiligen Almfläche und Neuberechnung der zu gewährenden Prämien.Die Behörde erließ einen Bescheid, der sich jedoch hinsichtlich der ermittelten anteiligen Fläche von der römisch 40 als unzutreffend herausgestellt hat. Die Behörde selbst ersucht um Zurückverweisung zwecks genauer Ermittlung der anteiligen Almfläche und Neuberechnung der zu gewährenden Prämien.
Die angeführten Feststellungen ergeben sich aus dem vorgelegten Verwaltungsakt und wurden von keiner Partei bestritten.
2. Rechtliche Beurteilung:
§ 28 Abs. 2 und 3 Verwaltungsgerichtsverfahrensgesetz - VwGVG lautet:Paragraph 28, Absatz 2 und 3 Verwaltungsgerichtsverfahrensgesetz - VwGVG lautet:
„(2) Über Beschwerden gemäß Art. 130 Abs. 1 Z 1 B-VG hat das Verwaltungsgericht dann in der Sache selbst zu entscheiden, wenn„(2) Über Beschwerden gemäß Artikel 130, Absatz eins, Ziffer eins, B-VG hat das Verwaltungsgericht dann in der Sache selbst zu entscheiden, wenn
1. der maßgebliche Sachverhalt feststeht oder
2. die Feststellung des maßgeblichen Sachverhalts durch das Verwaltungsgericht selbst im Interesse der Raschheit gelegen oder mit einer erheblichen Kostenersparnis verbunden ist.
(3) Liegen die Voraussetzungen des Abs. 2 nicht vor, hat das Verwaltungsgericht im Verfahren über Beschwerden gemäß Art. 130 Abs. 1 Z 1 B-VG in der Sache selbst zu entscheiden, wenn die Behörde dem nicht bei der Vorlage der Beschwerde unter Bedachtnahme auf die wesentliche Vereinfachung oder Beschleunigung des Verfahrens widerspricht. Hat die Behörde notwendige Ermittlungen des Sachverhalts unterlassen, so kann das Verwaltungsgericht den angefochtenen Bescheid mit Beschluss aufheben und die Angelegenheit zur Erlassung eines neuen Bescheides an die Behörde zurückverweisen. Die Behörde ist hiebei an die rechtliche Beurteilung gebunden, von welcher das Verwaltungsgericht bei seinem Beschluss ausgegangen ist.“(3) Liegen die Voraussetzungen des Absatz 2, nicht vor, hat das Verwaltungsgericht im Verfahren über Beschwerden gemäß Artikel 130, Absatz eins, Ziffer eins, B-VG in der Sache selbst zu entscheiden, wenn die Behörde dem nicht bei der Vorlage der Beschwerde unter Bedachtnahme auf die wesentliche Vereinfachung oder Beschleunigung des Verfahrens widerspricht. Hat die Behörde notwendige Ermittlungen des Sachverhalts unterlassen, so kann das Verwaltungsgericht den angefochtenen Bescheid mit Beschluss aufheben und die Angelegenheit zur Erlassung eines neuen Bescheides an die Behörde zurückverweisen. Die Behörde ist hiebei an die rechtliche Beurteilung gebunden, von welcher das Verwaltungsgericht bei seinem Beschluss ausgegangen ist.“
Der Amtswegigkeitsgrundsatz und der Grundsatz der Erforschung der materiellen Wahrheit verpflichtet die Behörde, von Amts wegen ohne Rücksicht auf Vorträge, Verhalten und Behauptungen der Parteien die entscheidungserheblichen Tatsachen zu erforschen und deren Wahrheit festzustellen. Der Untersuchungsgrundsatz verwirklicht das Prinzip der materiellen (objektiven) Wahrheit, welcher es verbietet, den Entscheidungen einen bloß formell (subjektiv) wahren Sachverhalt zu Grund zu legen. Vor diesem Hintergrund hätte die belangte Behörde den wahren Sachverhalt hinsichtlich der dem Antragsteller im Jahr 2023 tatsächlich zur Verfügung stehenden Almflächen erheben müssen (vgl. Hengstschläger/Leeb, AVG, § 39 Rz 3 ff). Daraus ergibt sich, dass der dem angefochtenen Bescheid zugrunde gelegte Sachverhalt unzureichend ermittelt wurde. In Anbetracht der Komplexität der Bezug habenden Beihilferegelung und des technischen Charakters der Entscheidung über die aus dem neuen Sachverhalt erfließenden Berechnungen läge eine Feststellung des maßgeblichen Sachverhalts durch das Bundesverwaltungsgericht weder im Interesse der Raschheit noch wäre diese mit einer Kostenersparnis verbunden. Vielmehr dient die Zurückverweisung der Angelegenheit einer raschen und kostensparenden Vervollständigung des neuen Sachverhalts.Der Amtswegigkeitsgrundsatz und der Grundsatz der Erforschung der materiellen Wahrheit verpflichtet die Behörde, von Amts wegen ohne Rücksicht auf Vorträge, Verhalten und Behauptungen der Parteien die entscheidungserheblichen Tatsachen zu erforschen und deren Wahrheit festzustellen. Der Untersuchungsgrundsatz verwirklicht das Prinzip der materiellen (objektiven) Wahrheit, welcher es verbietet, den Entscheidungen einen bloß formell (subjektiv) wahren Sachverhalt zu Grund zu legen. Vor diesem Hintergrund hätte die belangte Behörde den wahren Sachverhalt hinsichtlich der dem Antragsteller im Jahr 2023 tatsächlich zur Verfügung stehenden Almflächen erheben müssen vergleiche Hengstschläger/Leeb, AVG, Paragraph 39, Rz 3 ff). Daraus ergibt sich, dass der dem angefochtenen Bescheid zugrunde gelegte Sachverhalt unzureichend ermittelt wurde. In Anbetracht der Komplexität der Bezug habenden Beihilferegelung und des technischen Charakters der Entscheidung über die aus dem neuen Sachverhalt erfließenden Berechnungen läge eine Feststellung des maßgeblichen Sachverhalts durch das Bundesverwaltungsgericht weder im Interesse der Raschheit noch wäre diese mit einer Kostenersparnis verbunden. Vielmehr dient die Zurückverweisung der Angelegenheit einer raschen und kostensparenden Vervollständigung des neuen Sachverhalts.
Die Durchführung einer mündlichen Verhandlung konnte entfallen, da eine weitere Klärung der Rechtssache nicht zu erwarten war und Art. 47 GRC dem nicht entgegenstand. Die Durchführung einer mündlichen Verhandlung konnte entfallen, da eine weitere Klärung der Rechtssache nicht zu erwarten war und Artikel 47, GRC dem nicht entgegenstand.
Die Revision ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG unzulässig, weil die Entscheidung nicht von der Lösung einer Rechtsfrage abhängt, der grundsätzliche Bedeutung zukommt. Die gegenständliche Entscheidung weicht nicht von der bisherigen Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes ab, auch liegen keine sonstigen Hinweise auf eine grundsätzliche Bedeutung der zu lösenden Rechtsfrage vor.Die Revision ist gemäß Artikel 133, Absatz 4, B-VG unzulässig, weil die Entscheidung nicht von der Lösung einer Rechtsfrage abhängt, der grundsätzliche Bedeutung zukommt. Die gegenständliche Entscheidung weicht nicht von der bisherigen Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes ab, auch liegen keine sonstigen Hinweise auf eine grundsätzliche Bedeutung der zu lösenden Rechtsfrage vor.
Schlagworte
Behebung der Entscheidung Berechnung Direktzahlung Ermittlungspflicht Förderungswürdigkeit INVEKOS Kassation mangelhaftes Ermittlungsverfahren mangelnde Sachverhaltsfeststellung Mehrfachantrag-Flächen Neuberechnung Referenzfläche ZurückverweisungEuropean Case Law Identifier (ECLI)
ECLI:AT:BVWG:2024:W104.2299172.1.00Im RIS seit
18.11.2024Zuletzt aktualisiert am
18.11.2024