RS Vfgh 2024/6/25 G55/2024 (G55/2024-11)

JUSLINE Rechtssatz

Veröffentlicht am 25.06.2024
beobachten
merken

Index

L9210 Behindertenhilfe, Pflegegeld, Rehabilitation

Norm

B-VG Art15 Abs6
B-VG Art140 Abs1 Z1 lita
Tir MindestsicherungsG §1 Abs4, §2, §15 Abs1, §15 Abs2, §17, §18
Sozialhilfe-GrundsatzG §3, §7, §10
KlimabonusG §1, §6, §7, §10
Wohn- und HeizkostenzuschussG §1, §4, §6
Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-G §1, §4, §8
VfGG §7 Abs1
  1. B-VG Art. 15 heute
  2. B-VG Art. 15 gültig ab 27.02.2024 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 5/2024
  3. B-VG Art. 15 gültig von 01.02.2019 bis 26.02.2024 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 14/2019
  4. B-VG Art. 15 gültig von 01.01.2014 bis 31.01.2019 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 51/2012
  5. B-VG Art. 15 gültig von 01.09.2012 bis 31.12.2013 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 51/2012
  6. B-VG Art. 15 gültig von 01.09.2012 bis 30.06.2012 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 49/2012
  7. B-VG Art. 15 gültig von 01.07.2012 bis 31.08.2012 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 51/2012
  8. B-VG Art. 15 gültig von 01.10.2011 bis 30.06.2012 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 60/2011
  9. B-VG Art. 15 gültig von 01.01.2004 bis 30.09.2011 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 100/2003
  10. B-VG Art. 15 gültig von 01.01.1999 bis 31.12.2003 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 8/1999
  11. B-VG Art. 15 gültig von 01.07.1983 bis 31.12.1998 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 175/1983
  12. B-VG Art. 15 gültig von 28.04.1975 bis 30.06.1983 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 316/1975
  13. B-VG Art. 15 gültig von 01.01.1975 bis 27.04.1975 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 444/1974
  14. B-VG Art. 15 gültig von 21.07.1962 bis 31.12.1974 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 205/1962
  15. B-VG Art. 15 gültig von 18.07.1962 bis 20.07.1962 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 215/1962
  16. B-VG Art. 15 gültig von 01.01.1961 bis 17.07.1962 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 148/1960
  17. B-VG Art. 15 gültig von 19.12.1945 bis 31.12.1960 zuletzt geändert durch StGBl. Nr. 232/1945
  18. B-VG Art. 15 gültig von 03.01.1930 bis 30.06.1934
  1. B-VG Art. 140 heute
  2. B-VG Art. 140 gültig ab 01.01.2015 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 114/2013
  3. B-VG Art. 140 gültig von 01.01.2014 bis 31.12.2014 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 51/2012
  4. B-VG Art. 140 gültig von 01.07.2008 bis 31.12.2013 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 2/2008
  5. B-VG Art. 140 gültig von 01.01.2004 bis 30.06.2008 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 100/2003
  6. B-VG Art. 140 gültig von 06.06.1992 bis 31.12.2003 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 276/1992
  7. B-VG Art. 140 gültig von 01.01.1991 bis 05.06.1992 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 685/1988
  8. B-VG Art. 140 gültig von 01.07.1988 bis 31.12.1990 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 341/1988
  9. B-VG Art. 140 gültig von 01.07.1976 bis 30.06.1988 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 302/1975
  10. B-VG Art. 140 gültig von 19.12.1945 bis 30.06.1976 zuletzt geändert durch StGBl. Nr. 4/1945
  11. B-VG Art. 140 gültig von 03.01.1930 bis 30.06.1934
  1. VfGG § 7 heute
  2. VfGG § 7 gültig ab 22.03.2020 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 16/2020
  3. VfGG § 7 gültig von 01.01.2015 bis 21.03.2020 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 101/2014
  4. VfGG § 7 gültig von 01.01.2015 bis 31.12.2014 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 92/2014
  5. VfGG § 7 gültig von 01.03.2013 bis 31.12.2014 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 33/2013
  6. VfGG § 7 gültig von 01.07.2008 bis 28.02.2013 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 4/2008
  7. VfGG § 7 gültig von 01.01.2004 bis 30.06.2008 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 100/2003
  8. VfGG § 7 gültig von 01.10.2002 bis 31.12.2003 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 123/2002
  9. VfGG § 7 gültig von 01.01.1991 bis 30.09.2002 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 329/1990
  10. VfGG § 7 gültig von 01.07.1976 bis 31.12.1990 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 311/1976

Leitsatz

Verstoß näher bezeichneter Bestimmungen des Tir MindestsicherungsG gegen die grundsatzgesetzlichen Vorgaben des Sozialhilfe-GrundsatzG sowie des KlimabonusG; keine fristgerechte Anpassung des Tir MindestsicherungsG an die bundesgesetzlichen Bestimmungen betreffend die Berechnung der Höhe des Einkommens; keine Anrechnung von – der Deckung eines Sonder- und Mehrbedarfs dienenden – Leistungen nach dem KlimabonusG, dem Wohn- und HeizkostenzuschussG sowie dem Lebenshaltungs- und Wohnkosten-AusgleichsG auf das Einkommen durch das Tir MindestsicherungsG

Rechtssatz

Aufhebung der Wortfolge "oder nach bundesrechtlichen" in §1 Abs4 zweiter Satz Tir MindestsicherungsG - TMSG, LGBl 99/2010, die Wortfolge "sein gesamtes Einkommen und" in §15 Abs1 TMSG, LGBl 99/2010, §15 Abs2 TMSG idF LGBl 18/2018 sowie §17 TMSG, LGBl 99/2010. Fristsetzung: Inkrafttreten der Aufhebung mit Ablauf des 31.03.2025. Abweisung des zweiten Eventualantrags soweit er sich gegen die übrigen Teile der §1 Abs4 und §15 Abs1, LGBl 99/2010, sowie gegen §2 Abs1 lita TMSG, LGBl 99/2010, §2 Abs13 TMSG idF LGBl 205/2021, §15 Abs3, 5 und 7 TMSG idF LGBl 52/2017, §15 Abs4, 6 und 8 TMSG, LGBl 99/2010, §18 Abs1 und 3 TMSG, LGBl 99/2010, sowie §18 Abs2 und 4 TMSG idF LGBl 52/2017 richtet. Zurückweisung des Hauptantrags und der ersten Eventualantrags wegen zu engen Anfechtungsumfangs.Aufhebung der Wortfolge "oder nach bundesrechtlichen" in §1 Abs4 zweiter Satz Tir MindestsicherungsG - TMSG, Landesgesetzblatt 99 aus 2010,, die Wortfolge "sein gesamtes Einkommen und" in §15 Abs1 TMSG, Landesgesetzblatt 99 aus 2010,, §15 Abs2 TMSG in der Fassung Landesgesetzblatt 18 aus 2018, sowie §17 TMSG, Landesgesetzblatt 99 aus 2010,. Fristsetzung: Inkrafttreten der Aufhebung mit Ablauf des 31.03.2025. Abweisung des zweiten Eventualantrags soweit er sich gegen die übrigen Teile der §1 Abs4 und §15 Abs1, Landesgesetzblatt 99 aus 2010,, sowie gegen §2 Abs1 lita TMSG, Landesgesetzblatt 99 aus 2010,, §2 Abs13 TMSG in der Fassung Landesgesetzblatt 205 aus 2021,, §15 Abs3, 5 und 7 TMSG in der Fassung Landesgesetzblatt 52 aus 2017,, §15 Abs4, 6 und 8 TMSG, Landesgesetzblatt 99 aus 2010,, §18 Abs1 und 3 TMSG, Landesgesetzblatt 99 aus 2010,, sowie §18 Abs2 und 4 TMSG in der Fassung Landesgesetzblatt 52 aus 2017, richtet. Zurückweisung des Hauptantrags und der ersten Eventualantrags wegen zu engen Anfechtungsumfangs.

Verstoß gegen §7 Abs5a SH-GG und §7 KliBG:

Dem System der Sozialhilfe liegt das Subsidiaritätsprinzip zugrunde, welches auch im TMSG umfassend verankert ist. Die Mindestsicherung ist daher grundsätzlich nachrangig gegenüber allen anderen Leistungen aller Art. Hilfesuchende haben vor der Gewährung von Mindestsicherung ihr gesamtes Einkommen einzusetzen. Welche Leistungen - in Abweichung von diesem Grundsatz - bei der Berechnung der Höhe des Einkommens außer Ansatz zu lassen sind, bestimmt der taxative Ausnahmekatalog des §15 Abs2 lita bis g TMSG abschließend.

Von den darin genannten Ausnahmen nicht erfasst sind jedoch insbesondere der Klimabonus iSd §7 KliBG, Leistungen iSd §4 Abs4 Wohn- und Heizkostenzuschussgesetz sowie Zuwendungen iSd §4 Abs1 Lebenshaltungs- und Wohnkosten-AusgleichsG. Es ist daher nicht sichergestellt, dass Leistungen iSd §7 Abs5a SH-GG, die bundesgesetzlich ausdrücklich als nicht anrechenbar bezeichnet werden, bei der Berechnung der Höhe des Einkommens gemäß §15 Abs2 TMSG außer Ansatz zu lassen sind.

Eine grundsatzgesetzkonforme Auslegung des §15 Abs2 TMSG scheitert am insoweit eindeutigen Wortlaut sowie im Hinblick auf das auch in anderen Bestimmungen verankerte Subsidiaritätsprinzip. Die von einer Anrechnung ausgenommenen Leistungen müssen allerdings nicht ausdrücklich im Ausführungsgesetz bezeichnet werden. Weder §7 Abs5a SH-GG noch §7 KliBG enthalten diesbezüglich eine "Bezeichnungspflicht". Dem Ausführungsgesetzgeber steht es frei, auf welche Weise er diese Grundsatzbestimmungen umsetzt, solange sichergestellt ist, dass die betreffenden Leistungen nicht anzurechnen sind.

Im Sinne eines geringstmöglichen Eingriffes in den Gehalt des TMSG ist es im vorliegenden Fall ausreichend, die Wortfolge "oder nach bundesrechtlichen" in §1 Abs4 zweiter Satz, die Wortfolge "sein gesamtes Einkommen und" in §15 Abs1 sowie §15 Abs2 und §17 TMSG zur Gänze aufzuheben. Nach der hienach bereinigten Rechtslage fallen nämlich Leistungen iSd §7 Abs5a SH-GG und §7 KliBG - im Lichte einer systematischen Auslegung - weder unter den Begriff der "eigenen Mittel" noch unter jenen der zu berücksichtigenden "Hilfeleistungen" nach §1 Abs4 zweiter Satz TMSG noch unter den Begriff der "bedarfsdeckenden oder bedarfsmindernden Leistungen Dritter" in §18 TMSG, und damit schließlich weder unter die in §1 Abs4 erster Satz TMSG genannten "Leistungen Dritter" noch unter die in §2 Abs1 lita TMSG genannte "Hilfe Dritter".

Entscheidungstexte

Schlagworte

Mindestsicherung, Grundsatz- und Ausführungsgesetzgebung, Klima, Sozialhilfe, Subsidiaritätsprinzip, Umweltschutz, VfGH / Prüfungsumfang, Auslegung verfassungskonforme, VfGH / Gerichtsantrag, VfGH / Verwerfungsumfang, Auslegung systematische, Einkünfte, VfGH / Fristsetzung

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:VFGH:2024:G55.2024

Zuletzt aktualisiert am

09.07.2024
Quelle: Verfassungsgerichtshof VfGH, http://www.vfgh.gv.at
Zurück Haftungsausschluss Vernetzungsmöglichkeiten

Sofortabfrage ohne Anmeldung!

Jetzt Abfrage starten