RS Vfgh 2022/6/30 V419/2020 ua

JUSLINE Rechtssatz

Veröffentlicht am 30.06.2022
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Index

82/01 Gesundheitsrecht, Organisationsrecht

Norm

B-VG Art10 Abs1 Z12
B-VG Art12 Abs1 Z1
B-VG Art102
B-VG Art139 Abs1 Z1
Vereinbarung gemäß Art15 B-VG zwischen Bund und Ländern betreffend die Organisation und Finanzierung des Gesundheitswesens, BGBl I 98/2017 Art4, Art5
Gesundheits-ZielsteuerungsG §18, §19, §20, §23 Abs4
Wr KAG 1987 §5, §5a, §7
Wr GesundheitsfondsG 2017 §1, §2, §4, §7, §8, §9, §10
Verordnung der Gesundheitsplanungs GmbH zur Verbindlichmachung von Teilen des Regionalen Strukturplans Gesundheit Wien (RSG Wien – VO 2019) §1, Anlage 1
VfGG §7 Abs1, §57 Abs1
  1. B-VG Art. 102 heute
  2. B-VG Art. 102 gültig ab 01.01.2020 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 14/2019
  3. B-VG Art. 102 gültig von 01.01.2019 bis 31.12.2019 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 138/2017
  4. B-VG Art. 102 gültig von 01.08.2016 bis 31.12.2018 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 62/2016
  5. B-VG Art. 102 gültig von 01.05.2013 bis 31.07.2016 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 59/2013
  6. B-VG Art. 102 gültig von 01.09.2012 bis 30.04.2013 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 51/2012
  7. B-VG Art. 102 gültig von 01.09.2012 bis 30.06.2012 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 49/2012
  8. B-VG Art. 102 gültig von 01.07.2012 bis 31.08.2012 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 51/2012
  9. B-VG Art. 102 gültig von 01.01.2012 bis 30.06.2012 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 58/2011
  10. B-VG Art. 102 gültig von 01.07.2008 bis 31.12.2011 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 2/2008
  11. B-VG Art. 102 gültig von 01.01.2006 bis 30.06.2008 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 106/2005
  12. B-VG Art. 102 gültig von 01.01.2004 bis 31.12.2005 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 100/2003
  13. B-VG Art. 102 gültig von 01.01.2003 bis 31.12.2003 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 99/2002
  14. B-VG Art. 102 gültig von 01.01.1999 bis 31.12.2002 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 8/1999
  15. B-VG Art. 102 gültig von 01.01.1994 bis 31.12.1998 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 8/1999
  16. B-VG Art. 102 gültig von 01.01.1994 bis 31.12.1993 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 532/1993
  17. B-VG Art. 102 gültig von 01.01.1994 bis 31.12.1993 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 2/1997
  18. B-VG Art. 102 gültig von 01.05.1993 bis 31.12.1993 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 8/1999
  19. B-VG Art. 102 gültig von 01.05.1993 bis 30.04.1993 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 565/1991
  20. B-VG Art. 102 gültig von 01.07.1990 bis 30.04.1993 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 445/1990
  21. B-VG Art. 102 gültig von 01.01.1985 bis 30.06.1990 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 490/1984
  22. B-VG Art. 102 gültig von 01.01.1975 bis 31.12.1984 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 444/1974
  23. B-VG Art. 102 gültig von 21.07.1962 bis 31.12.1974 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 205/1962
  24. B-VG Art. 102 gültig von 18.07.1962 bis 20.07.1962 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 215/1962
  25. B-VG Art. 102 gültig von 31.12.1954 bis 17.07.1962 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 8/1954
  26. B-VG Art. 102 gültig von 19.12.1945 bis 30.12.1954 zuletzt geändert durch StGBl. Nr. 4/1945
  27. B-VG Art. 102 gültig von 03.01.1930 bis 30.06.1934
  1. B-VG Art. 139 heute
  2. B-VG Art. 139 gültig ab 01.01.2015 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 114/2013
  3. B-VG Art. 139 gültig von 01.01.2014 bis 31.12.2014 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 51/2012
  4. B-VG Art. 139 gültig von 01.01.2004 bis 31.12.2013 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 100/2003
  5. B-VG Art. 139 gültig von 30.11.1996 bis 31.12.2003 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 659/1996
  6. B-VG Art. 139 gültig von 01.01.1991 bis 29.11.1996 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 685/1988
  7. B-VG Art. 139 gültig von 01.07.1976 bis 31.12.1990 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 302/1975
  8. B-VG Art. 139 gültig von 21.07.1962 bis 30.06.1976 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 205/1962
  9. B-VG Art. 139 gültig von 19.12.1945 bis 20.07.1962 zuletzt geändert durch StGBl. Nr. 4/1945
  10. B-VG Art. 139 gültig von 03.01.1930 bis 30.06.1934
  1. VfGG § 7 heute
  2. VfGG § 7 gültig ab 22.03.2020 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 16/2020
  3. VfGG § 7 gültig von 01.01.2015 bis 21.03.2020 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 101/2014
  4. VfGG § 7 gültig von 01.01.2015 bis 31.12.2014 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 92/2014
  5. VfGG § 7 gültig von 01.03.2013 bis 31.12.2014 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 33/2013
  6. VfGG § 7 gültig von 01.07.2008 bis 28.02.2013 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 4/2008
  7. VfGG § 7 gültig von 01.01.2004 bis 30.06.2008 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 100/2003
  8. VfGG § 7 gültig von 01.10.2002 bis 31.12.2003 zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 123/2002
  9. VfGG § 7 gültig von 01.01.1991 bis 30.09.2002 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 329/1990
  10. VfGG § 7 gültig von 01.07.1976 bis 31.12.1990 zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 311/1976

Leitsatz

Gesetzwidrigkeit der Verordnung der Gesundheitsplanungs GmbH zur Verbindlicherklärung von Teilen des Regionalen Strukturplans Gesundheit Wien (RSG Wien – VO 2019) – soweit sie als Verordnung des Bundes in Geltung steht – auf Grund Wegfalls der gesetzlichen Grundlage; keine Gesetzwidrigkeit der RSG Wien – VO 2019 mangels Bedenken gegen die Erlassung von Regelungen verschiedener kompetenzrechtlicher Angelegenheiten in einer "gemischten" Verordnung soweit die Verordnung betreffend die Planung der ambulanten ärztlichen Versorgung in Wien (Fachrichtungen: Kieferorthopädie, Kinder- und Jugendheilkunde, Zahnmedizin und Innere Medizin) als Verordnung des Landes Wien in Geltung steht

Rechtssatz

Aufhebung der Verordnung der Gesundheitsplanungs GmbH zur Verbindlichmachung von Teilen des Regionalen Strukturplans Gesundheit Wien (RSG Wien - VO 2019), soweit sie als Verordnung des Bundes in Geltung steht. Inkrafttreten der Aufhebung mit Ablauf des 31.12.2023. Zurückweisung näher bezeichneter Hauptanträge des Verwaltungsgerichtes Wien (VGW - LVwG) insoweit sie sich nicht gegen §1 Abs1 Z1 sowie die Tabellen "Ambulante ärztliche Versorgung" (samt Fußnoten) in Anlage 1 Blatt 1 ("'RSG-Planungsmatrix' für Bundesland Wien") und in Anlage 1 Blatt 2 ("'RSG-Planungsmatrix' für Versorgungsregion 91 Wien-Mitte-Südost") der RSG Wien - VO 2019 richten. Zurückweisung (anderer) näher bezeichneter Hauptanträge insoweit sie sich nicht gegen §1 Abs1 Z1 sowie die Tabellen "Ambulante ärztliche Versorgung" (samt Fußnoten) in Anlage 1 Blatt 1 ("'RSG-Planungsmatrix' für Bundesland Wien") und in Anlage 1 Blatt 4 ("'RSG-Planungsmatrix' für Versorgungsregion 93 Wien-Nordost") der RSG Wien - VO 2019 richten. Im Übrigen: Abweisung der Anträge.

Das VGW führt nicht ausschließlich Bedenken gegen die gesetzliche Grundlage der angefochtenen Verordnung ins Treffen, sondern begründet - gesondert - seine Bedenken gegen die Verordnung für den Fall, dass sich ihre gesetzlichen Grundlagen als verfassungskonform erweisen sollten.

Das VGW hat die RSG Wien - VO 2019 jedenfalls auch bei der Prüfung der Frage, wie mit dieser erstinstanzlichen Vorabfeststellung angesichts des zwischenzeitigen Inkrafttretens der RSG Wien - VO 2019 umzugehen ist, zumindest denkmöglich anzuwenden.

Es kann dahingestellt bleiben, ob die RSG Wien - VO 2019 bereits zur Beurteilung der Beschwerdelegitimation der vor dem VGW beschwerdeführenden Rechtsträger oder erst im Zuge der inhaltlichen Überprüfung der jeweils angefochtenen Bescheide anzuwenden ist. Der VfGH hat nämlich im Rahmen seiner Präjudizialitätsprüfung nur zu beurteilen, ob die Annahme der Präjudizialität durch das antragstellende Gericht vertretbar ist. Dies ist auch in dieser Hinsicht - grundsätzlich - der Fall.

Die Hauptanträge (jeweils) gegen die RSG Wien - VO 2019 zur Gänze, sind diese zu weit gefasst: Soweit ein zahnmedizinisches Ambulatorium (1010 Wien, "Versorgungsregion 91 Wien-Mitte-Südost) Gegenstand des Anlassverfahrens ist, sind nur §1 Abs1 Z1 sowie in Anlage 1 dieser Verordnung Blatt 1 ("'RSG-Planungsmatrix' für Bundesland Wien"), Tabelle "Ambulante ärztliche Versorgung" (samt Fußnoten), und Blatt 2 ("'RSG-Planungsmatrix' für Versorgungsregion 91 Wien-Mitte-Südost"), Tabelle "Ambulante ärztliche Versorgung" (samt Fußnoten), präjudiziell. Die übrigen Teile des RSG Wien - VO 2019 sind hingegen offenkundig nicht präjudiziell, weshalb der Hauptantrag insoweit zurückzuweisen ist. Daran ändert auch nichts, dass sich die Bedenken des VGW auf die gesamte Verordnung beziehen, weil die Voraussetzungen des Art139 Abs3 B-VG nur vom VfGH von Amts wegen wahrzunehmen sind. Entsprechend sind die anderen Anträge nur hinsichtlich §1 Abs1 Z1 sowie in Anlage 1 dieser Verordnung Blatt 1 ("'RSG-Planungsmatrix' für Bundesland Wien"), Tabelle "Ambulante ärztliche Versorgung" (samt Fußnoten), und Blatt 2 ("'RSG-Planungsmatrix' für Versorgungsregion 91 Wien-Mitte-Südost"), Tabelle "Ambulante ärztliche Versorgung" (samt Fußnoten), sowie die weiteren Anträge nur hinsichtlich §1 Abs1 Z1 sowie in Anlage 1 dieser Verordnung Blatt 1 ("'RSG-Planungsmatrix' für Bundesland Wien"), Tabelle "Ambulante ärztliche Versorgung" (samt Fußnoten), und Blatt 4 ("'RSG-Planungsmatrix' für Versorgungsregion 93 Wien-Nordost"), Tabelle "Ambulante ärztliche Versorgung" (samt Fußnoten), zulässig. Im darüber hinausgehenden Umfang sind die Hauptanträge als unzulässig zurückzuweisen. Damit erübrigt sich ein Eingehen auf die jeweiligen Eventualanträge.

Der VfGH hat mit E v 30.06.2022, G334/2021 ua, V265/2021, §23 Abs4 G-ZG, der (auch) aus Anlass der hier protokollierten Verordnungsprüfungsanträge in Prüfung gezogen worden ist, als verfassungswidrig aufgehoben. §23 Abs4 G-ZG ist daher in den vorliegenden Verfahren nicht mehr anzuwenden. Das Bedenken des VGW trifft daher zufolge der Aufhebung von §23 Abs4 G-ZG zu, soweit die angefochtene Verordnung als Verordnung des Bundes in Geltung steht.

Gemäß Art139 Abs3 B-VG darf der VfGH eine Verordnung nur insoweit als gesetzwidrig aufheben, als ihre Aufhebung (zulässigerweise) ausdrücklich beantragt wurde oder als er sie in der bei ihm anhängigen Rechtssache anzuwenden hätte. Gelangt der VfGH jedoch zur Auffassung, dass die ganze Verordnung der gesetzlichen Grundlage entbehrt, so hat er die gesamte Verordnung als gesetzwidrig aufzuheben. Ein Fall des Art139 Abs3 Z1 B-VG liegt hier vor. Die RSG Wien - VO 2019 ist daher - soweit sie als Verordnung des Bundes in Geltung steht - mangels gesetzlicher Grundlage zur Gänze aufzuheben.

Die RSG Wien - VO 2019 bleibt, soweit sie gestützt auf §10 Wiener Gesundheitsfonds-Gesetz 2017 als Verordnung des Landes Wien in Geltung steht, von dieser Aufhebung unberührt. Der VfGH hat mit E v 30.06.2022, G334/2021 ua, V265/2021, zu Recht erkannt, dass §10 Wiener Gesundheitsfonds-Gesetz 2017 nicht als gesetzwidrig aufgehoben wird. Insofern trifft daher das Bedenken des VGW, die RSG Wien - VO 2019 stütze sich auf eine verfassungswidrige und daher aufzuhebende gesetzliche Grundlage, nicht zu.

Der VfGH hat mit E v 30.06.2022, G334/2021 ua, V265/2021, zu Recht erkannt, dass weder §23 Abs4 G-ZG noch §10 Wiener Gesundheitsfonds-Gesetz 2017 der Erlassung von Verordnungen durch die Gesundheitsplanungs GmbH entgegenstehen, die unter einem Angelegenheiten von Art10 und Art12 B-VG zum Gegenstand haben. Auch das Bedenken des VGW, dass die RSG Wien - VO 2019 gesetzwidrig sei, weil sie kompetenzübergreifend sowohl Angelegenheiten des Art10 als auch des Art12 B-VG zum Gegenstand habe, trifft daher nicht zu.

Entscheidungstexte

  • V419/2020 ua
    Entscheidungstext VfGH Erkenntnis 30.06.2022 V419/2020 ua

Schlagworte

Kompetenz Bund - Länder Gesundheitswesen, Kompetenz Bund - Länder Sozialversicherung, Ambulatorien, Vereinbarungen nach Art 15a B-VG, Bundesverwaltung mittelbare, Bundesstaatsprinzip, Planungsakte Verfahren, VfGH / Gerichtsantrag, VfGH / Präjudizialität, VfGH / Verwerfungsumfang, Oberste Organe der Vollziehung, Behördenorganisation, Verantwortlichkeit Organe, Eventualantrag, VfGH / Fristsetzung

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:VFGH:2022:V419.2020

Zuletzt aktualisiert am

12.10.2022
Quelle: Verfassungsgerichtshof VfGH, http://www.vfgh.gv.at
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