TE Vwgh Beschluss 1980/9/9 1837/80

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Veröffentlicht am 09.09.1980
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Index

VwGG
10/07 Verwaltungsgerichtshof
40/01 Verwaltungsverfahren

Norm

AVG §57 Abs1
VwGG §46 Abs1
VwGG §46 Abs2

Beachte


Miterledigung (miterledigt bzw zur gemeinsamen Entscheidung verbunden):
1838/80 bis 2226/80

Betreff

Der Verwaltungsgerichtshof hat durch den Vorsitzenden Senatspräsident Dr. Hinterauer und die Hofräte Dr. Salcher, Dr. Hoffmann, Dr. Hnatek und Dr. Fürnsinn als Richter, im Beisein des Schriftführers Dr. Aigner, über die Anträge der prot. Firma S in H, vertreten durch DDr. August Hallegger, Rechtsanwalt in Innsbruck, Herzog-Friedrich-Straße 22, auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Versäumung der Frist zur Einbringung der Beschwerde gegen die Bescheide des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft vom

13. März 1979, Zl. 122.011/1-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/1-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/2-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/2-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/3-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/3-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/4-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/4-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/5-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/5-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/6-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/6-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/9-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/9-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/10-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/10-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/11-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/11-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/12-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/12-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/18-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/18-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/19-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/19-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/20-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/20-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/21-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/21-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/24-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/24-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/25-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/25-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/26-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/26-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/27-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/27-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/28-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/28-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/29-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/29-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/30-IIC1oa/77,

2. April 1979, Zl. 122.011/30-IIC1oa/77,

13. März 1979, Zl. 122.011/1-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/1-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/2-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/2-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/3-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/3-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/4-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/4-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/6-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/6-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/76-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/7-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/8-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/8-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/9-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/9-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/10-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/10-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/12-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/12-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/14-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/14-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/15-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/15-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/16-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/16-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/17-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/17-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/18-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/18-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/19-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/19-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/20-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/20-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/21-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/21-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/22-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/22-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/23-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/23-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/24-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/24-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/26-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/26-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/27-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/27-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/28-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/28-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/29-IIC1oa/78

2. April 1979, Zl. 122.011/29-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/30-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/30-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/31-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/31-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/32-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/32-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/33-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/33-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/34-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/34-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/35-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/35-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/36-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/36-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/37-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/37-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/38-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/38-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/39-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/39-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/40-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/40-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/41-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/41-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/42-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/42-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/43-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/43-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/44-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/44-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/45-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/45-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/46-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/46-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/47-IIC1oa/78,

2. April 1979, Zl. 122.011/47-IIC1oa/78,

13. März 1979, Zl. 122.011/48-IIC1oa/78 und

2. April 1979, Zl. 122.011/48-IIC1oa/78,

betreffend Ersatz von Aufwandskosten für die Erteilung der Bewilligung zur Verwendung des österreichischen Weingütesiegels, den Beschluß gefaßt:

Spruch

Gemäß § 46 VwGG 1965 wird den Anträgen nicht stattgegeben. Gleichzeitig werden die Beschwerden gegen diese Verwaltungsakten wegen Versäumung der Einbringungsfrist gemäß § 34 Abs. 1 VwGG 1965 zurückgewiesen.

Begründung

Die Beschwerdeführerin befaßt sich mit dem Weinhandel und dem Weinexport. Zum Zwecke des Exports von inländischen Weinen besonderer Reife und Leseart hat die Beschwerdeführerin in den Jahren 1977 und 1978 insgesamt 65 verschiedene Weinmengen und -sorten betreffende Anträge auf Erteilung der Bewilligung zur Verwendung des österreichischen Weingütesiegels an die belangte Behörde gerichtet, wobei für die Bearbeitung jedes einzelnen Antrages auch die Grundgebühr in der Höhe von S 500,-- entrichtet wurde. Mit den 65 Bescheiden vom 13. März 1979 hat die belangte Behörde der Beschwerdeführerin hinsichtlich aller dieser Anträge gemäß § 19 a Abs. 2 und 5 des Weingesetzes 1961, BGBl. Nr. 1961/187, in der Fassung der Weingesetznovellen 1971, BGBl. Nr. 334/1971, und 1976, BGBl. Nr. 300/1976, die beantragte Verwendung des Weingütesiegels mit der Auflage bewilligt, daß die vom ausländischen Abfüller unterfertigten Erklärungen (Anlage 2 der Weingütesiegelverordnung) binnen zwei Wochen dem Weingütesiegelbüro in K vorgelegt würden. In den Spruch sämtlicher Bescheide vom 13. März 1979 wurde der Hinweis aufgenommen, daß über die Kosten für die Erteilung der Bewilligung ein gesonderter Bescheid ergehen würde. Unmittelbar nach Zustellung dieser Bescheide am 15. März 1979 richtete die Beschwerdeführerin ein Schreiben an das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, in welchem sie sich gegen die angekündigte nachträgliche Vorschreibung von über die Grundgebühr von S 500,-- hinausgehenden Kosten aussprach, weil sie diese nicht bezahlen könne und weil sie das Weingütesiegel gar nicht verwendet habe.

Mit weiteren 65 Bescheiden vom 2. und 3. April 1979 hat die belangte Behörde sodann die Aufwandkosten für jeden der Anträge der Beschwerdeführerin gemäß § 19 a Abs. 9 des Weingesetzes bestimmt und abzüglich der jeweils bereits entrichteten S 500,-- der Beschwerdeführerin binnen 14 Tagen zur Einzahlung vorgeschrieben, wobei sie in der Begründung auf die §§ 19 a Abs. 9 des Weingesetzes und 76 Abs. 1 AVG 1950 hinwies. Diese Bescheide wurden der Beschwerdeführerin am 20. April 1979 zugestellt.

Gegen diese Bescheide richtete die Beschwerdeführerin ein als „Einspruch bzw. Berufung“ bezeichnetes Schreiben vom 3. Mai 1979 an die belangte Behörde, in welchem sie ausführte, die Erteilung des Weingütesiegels sei verspätet und überdies gesetzwidrig erfolgt; die Beschwerdeführerin müsse daher die nachträgliche Kostenvorschreibung ablehnen.

Mit Schreiben vom 12. Juni 1980, welches der Beschwerdeführerin am 18. Juni 1980 zuging, teilte die belangte Behörde der Beschwerdeführerin mit, daß die Vorschreibung der Kosten zu Recht erfolgt sei. Der Beschwerdeführerin sei zu dem Zweck, eine rasche Abfertigung der Exporte zu ermöglichen, bereits auf Grund ihrer Anträge vor der Erlassung der Bewilligungs- und Kostenbescheide das Exportzeugnis ausgehändigt worden. Dies befreie sie aber nicht von ihrer Verpflichtung zum Ersatz des Verwaltungsaufwandes gemäß § 19 a Abs. 9 des Weingesetzes. Die Beschwerdeführerin werde daher nochmals aufgefordert, die aushaftenden Kosten in der Höhe von insgesamt S 165.757,84 binnen 14 Tagen zu bezahlen. In diesem Schreiben brachte die belangte Behörde der Beschwerdeführerin auch zur Kenntnis, daß gegen Bescheide des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft ein ordentliches Rechtsmittel nicht zulässig sei.

Mit den vorliegenden Beschwerden bekämpft die Beschwerdeführerin sämtliche 130 Bescheide der belangten Behörde vom 13. März, 2. April und 3. April 1979 wegen Rechtswidrigkeit des Inhaltes und wegen Rechtswidrigkeit infolge Verletzung von Verfahrensvorschriften. Mit ihren Beschwerden verband sie den Antrag, diesen die aufschiebende Wirkung zuzuerkennen.

Mit Rücksicht auf die bereits am 15. März 1979 bzw. am 20. April 1979 erfolgte Zustellung der bekämpften Bescheide stellte die Beschwerdeführerin außerdem den Antrag, ihr gemäß § 46 VwGG 1965 die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Versäumung der Beschwerdefrist zu bewilligen. Diesen Antrag begründete sie damit, daß keiner der 130 Bescheide eine Rechtsmittelbelehrung enthalten habe, weshalb die Beschwerdeführerin als Laie der Ansicht gewesen sei, sie sei zur Erhebung einer Berufung berechtigt. Diese habe sie mit ihrem Schreiben vom 3. Mai 1979 erhoben, über dieses Rechtsmittel sei aber noch nicht, und zwar auch nicht in der Form einer Zurückweisung wegen Unzulässigkeit, entschieden worden. Erst mit dem Schreiben der belangten Behörde vom 12. Juni 1980 sei die Beschwerdeführerin in Kenntnis davon gesetzt worden, daß sie die Frist für eine Verwaltungsgerichtshofbeschwerde versäumt habe. Sie sei daher durch ein unvorhergesehenes Ereignis und ohne ihr Verschulden an der Einhaltung dieser Frist verhindert worden. Wenn die belangte Behörde schon den Fehler gemacht habe, in den bekämpften 130 Bescheiden keine Rechtsmittelbelehrung zu erteilen und die Berufung auch nicht umgehend als unzulässig zurückzuweisen, dann wäre sie doch ethisch und moralisch verpflichtet gewesen, die Beschwerdeführerin über ihren Rechtsirrtum rechtzeitig aufzuklären. Auch die Unterlassung einer derartigen Hilfestellung durch die Behörde werde als Wiedereinsetzungsgrund geltend gemacht.

Der Verwaltungsgerichtshof hat dazu erwogen:

Vorauszuschicken ist, daß im Beschwerdefall der Instanzenzug erschöpft ist (Art. 131 Abs. 1 B-VG), weil gegen die angefochtenen Bescheide eine Berufung nicht zulässig war, und weil es sich bei diesen Bescheiden auch nicht um solche nach § 57 AVG 1950 (Mandate) handelt (vgl. zur letzteren Frage die hg. Erkenntnisse vom 29. September 1955, Slg. Nr. 3837/A, und vom 25. Juni 1948, Slg. Nr. 468/A, und die Ausführungen bei Walter-Mayer, Grundriß des österreichischen Verwaltungsverfahrensrechtes, S. 170 f.). Die vorliegenden Verwaltungsgerichtshofbeschwerden sind daher zulässig, aber, wie im folgenden auszuführen sein wird, verspätet.

Nach § 46 Abs. 1 VwGG 1965 ist die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand einer Partei, die im Verfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof eine Frist versäumt hat und dadurch einen Rechtsnachteil erleidet, auf Antrag zu bewilligen, wenn sie durch ein unvorhergesehenes oder unabwendbares Ereignis ohne ihr Verschulden verhindert war, die Frist einzuhalten. Nach § 46 Abs. 2 VwGG 1965 ist die Wiedereinsetzung wegen Versäumung der Beschwerdefrist auch dann zu bewilligen, wenn die Beschwerdefrist versäumt wurde, weil der anzufechtende Bescheid fälschlich ein Rechtsmittel eingeräumt und die Partei das Rechtsmittel ergriffen hat.

Keiner der beiden erwähnten Fälle der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand liegt hier vor. Nach § 58 Abs. AVG 1950 hat jeder Bescheid eine Rechtsmittelbelehrung zu enthalten, sofern es sich nicht um den Bescheid eines Bundesministeriums oder einer Landesregierung handelt. Der Vorwurf der Beschwerdeführerin, die belangte Behörde habe im Beschwerdefall durch Unterlassen einer Rechtsmittelbelehrung in den angefochtenen Bescheiden einen Fehler begangen und damit einen Rechtsirrtum der Beschwerdeführerin ausgelöst, ist daher unberechtigt. Die von der Beschwerdeführerin bekämpften Ministerialbescheide unterlagen keinem weiteren Instanzenzug im Verwaltungsverfahren. Nach der ständigen Judikatur des Verwaltungsgerichtshofes sind die Voraussetzungen für die Wiedereinsetzung nach § 46 Abs. 1 VwGG 1965 nicht gegeben, wenn die Beschwerdefrist nur wegen Unkenntnis der gesetzlichen Möglichkeit zur Anfechtung eines letztinstanzlichen Bescheides versäumt wurde, wobei nach den Verfahrensgesetzen für die Verwaltungsbehörden keine mit der Rechtsfolge der Wiedereinsetzung verbundene Pflicht besteht, bei der Erlassung eines im Instanzenzug nicht mehr bekämpfbaren Bescheides die Partei über die Möglichkeit und die Frist einer Verwaltungsgerichtshofbeschwerde zu belehren (vgl. hg. Beschlüsse vom 13. Oktober 1978, Zl. 2320/78, vom 17. Mai 1978, Zl. 833-836/78, vom 26. Juni 1975, Zlen. 892, 1092/75, vom 21. Jänner 1950, Slg.Nr. 1191/A, vom 20. Oktober 1947, Slg.Nr. 180/A, u.a.). Durch den Hinweis der Beschwerdeführerin auf die ethischen Grundlagen des Beamtenstandes kann dieses Fehlen einer gesetzlichen Verpflichtung nicht dahin gehend umgedeutet werden, daß das Unterbleiben eines Hinweises auf die Möglichkeit einer Verwaltungsgerichtshofbeschwerde einen Wiedereinsetzungsgrund bilden könnte, weil die Unkenntnis des Gesetzes, mit der sich übrigens nach § 2 ABGB niemand entschuldigen kann, kein unvorhergesehenes oder unabwendbares Ereignis im Sinne des § 46 Abs. 1 VwGG 1965 darstellt.

Die Beschwerdeführerin vermag sich aber auch nicht auf § 46 Abs. 2 VwGG 1965 zu stützen, weil die angefochtenen Bescheide ihr nicht etwa fälschlich ein Rechtsmittel eingeräumt haben. Nur die fälschliche Einräumung eines Rechtsmittels, nicht aber eine (hier überdies nach § 58 Abs. 1 AVG 1950 zu Recht) fehlende Rechtsmittelbelehrung stellt einen Wiedereinsetzungsgrund nach § 46 Abs. 2 VwGG 1965 dar (vgl. hg. Beschlüsse vom 17. Mai 1978, Zlen. 833 - 836/78, vom 26. Juni 1975, Zlen. 892, 1092/75, vom 11. Mai 1950, Slg. Nr. 1424/A, und vom 27. Oktober 1948, Slg. Nr. 553/A).

Den gemäß § 46 Abs. 3 VwGG 1965 rechtzeitig eingebrachten Wiedereinsetzungsanträgen war daher nicht Folge zu geben.

Die angefochtenen Bescheide wurden der Beschwerdeführerin am 15. März 1979 bzw. am 20. April 1979 zugestellt. Die sechswöchige Beschwerdefrist an den Verwaltungsgerichtshof (§ 26 Abs.1 lit. a VwGG 1965) ist daher lange vor der Einbringung der vorliegenden Beschwerden (1. Juli 1980) abgelaufen. Im Hinblick darauf, daß der Beschwerdeführerin die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Versäumung der Beschwerdefrist nicht bewilligt werden konnte, erweisen sich die Beschwerden als verspätet, weshalb sie gemäß § 34 Abs. 1 VwGG 1965 ohne weiteres Verfahren mit Beschluß zurückzuweisen waren. Damit sind auch die Anträge der Beschwerdeführerin, diesen Beschwerden die aufschiebende Wirkung zuzuerkennen, gegenstandslos geworden.

Zur näheren Begründung der in diesem Beschluß angeführten, nicht in der Amtlichen Sammlung veröffentlichten Entscheidungen des Verwaltungsgerichtshofes wird auf Art. 14 Abs. 4 der Geschäftsordnung des Verwaltungsgerichtshofes, BGBl. Nr.45/1965, hingewiesen.

Wien, am 9. September 1980

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:VWGH:1980:1980001837.X00

Im RIS seit

23.02.2022

Zuletzt aktualisiert am

23.02.2022
Quelle: Verwaltungsgerichtshof VwGH, http://www.vwgh.gv.at
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