TE Bvwg Erkenntnis 2021/6/16 L518 2193569-1

JUSLINE Entscheidung

Veröffentlicht am 16.06.2021
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Entscheidungsdatum

16.06.2021

Norm

AsylG 2005 §10
AsylG 2005 §3
AsylG 2005 §57
AsylG 2005 §8
B-VG Art133 Abs4
FPG §46
FPG §52
FPG §55

Spruch


L518 2193569-1/16E

L518 2193573-1/16E

L518 2193577-1/13E

L518 2193581-1/13E

L518 2193566-1/13E

SCHRIFTLICHE AUSFERTIGUNG DES AM 19.04.2021 MÜNDLICH VERKÜNDETEN ERKENNTNISSES

IM NAMEN DER REPUBLIK!

Das Bundesverwaltungsgericht hat durch den Richter Mag. Dr. STEININGER als Einzelrichter über die Beschwerden von XXXX , geb. XXXX , XXXX , geb. XXXX , XXXX , geb. XXXX , XXXX , geb. XXXX und XXXX , geb. XXXX , alle StA. ASERBAIDSCHAN, die minderjährigen Beschwerdeführer vertreten durch XXXX , alle vertreten durch die BBU GmbH und RA Mag. Dr. Helmut BLUM LL.M., gegen die Bescheide des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl, vom 06.04.2018, Zl. XXXX , Zl. XXXX , Zl. XXXX , Zl. XXXX , Zl. XXXX , nach Durchführung einer mündlichen Verhandlung am 19.04.2021 zu Recht erkannt:

A)

Die Beschwerden werden als unbegründet abgewiesen.

B)

Die Revision ist gemäß Art 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig.


Text


Entscheidungsgründe:

I. Verfahrensgang

I.1. Die beschwerdeführenden Parteien (in weiterer Folge gemäß der Reihenfolge ihrer Nennung im Spruch kurz als „bP1“ bis „bP5“ bezeichnet), sind Staatsangehörige der Republik Aserbaidschan. bP 1 und 2 brachten nach rechtswidriger Einreise in das Hoheitsgebiet der Europäischen Union und in weiterer Folge nach Österreich am 02.08.2014 bei der belangten Behörde (in weiterer Folge „bB“) Anträge auf internationalen Schutz für sich und die miteingereisten bP 3 und 4 ein. Am 05.06.2015 wurde das dritte Kind, die bP 5 in Österreich geboren und wurde am 23.06.2015 ein Antrag für bP 5 auf internationalen Schutz eingebracht.

Die männliche bP1 und die weibliche bP2 sind Ehegatten und Eltern der bP 3-5.

I.2.1. Vor den Organen des öffentlichen Sicherheitsdienstes brachte die bP 1 im Wesentlichen Folgendes vor:

Befragt nach ihren Fluchtgründen:

„Der Sohn meiner Tante väterlicherseits wurde in Syrien ermordet. Ich wurde gezwungen, auch nach Syrien zu gehen. Ich wurde geschlagen und von den „Vehabi“-Anhängern in Aserbaidschan in XXXX bedroht. Diese sammeln die Leute ein und schicken sie nach Syrien. Die Leute sollen in Syrien für den Tschihad kämpfen. Wenn ich nicht teilnehme, werden sie meine Kinder umbringen. Das sind meine Fluchtgründe, andere Gründe habe ich nicht.“

Auf die Frage, was sie bei einer Rückkehr in ihre Heimat befürchte, gab sie an:

„Die Vehabi-Anhänger werden mich umbringen.“

Befragt nach konkreten Hinweisen, dass bei Rückkehr unmenschliche Behandlung, unmenschliche Strafe oder die Todesstrafe drohe oder sie im Falle Ihrer Rückkehr in das Heimatland mit irgendwelchen Sanktionen zu rechnen hätten, gab sie an:

„Der Sohn meiner Tante namens XXXX mit Spitznamen „Aki“, geboren 1977, wurde vor ca 9 Monaten ermordet. Er hat 3 Kinder.“

Die bP 2 gab ebenso an, dass ihr Gatte gezwungen werden hätte sollen, in Syrien zu kämpfen. Zudem sei sie selbst einmal auch zu Hause von den Leuten aufgesucht worden. Zu den Rückkehrbefürchtungen erwähnte sie, dass sie mit keinen staatlichen Sanktionen zu rechnen hätte, da es sich um Privatpersonen und keine Staatsmänner handeln würde.

bP 1 und 2 gaben an, dem Islam zugehörig zu sein.

I.2.2. Vor der belangten Behörde brachte die bP 1 zum Fluchtgrund im Wesentlichen Folgendes vor:

F: Welche ist Ihre Muttersprache und welche Sprachen sprechen Sie sonst noch?

A: Ich spreche Aseri als Muttersprache, außerdem Russisch und Türkisch. Alle Sprachen in Wort und Schrift. Russisch spreche ich zu etwa 70 Prozent. Ich bin damit einverstanden, dass die Einvernahme in der Sprache Aseri durchgeführt wird.

F: Wie ist die Verständigung mit dem/der hier anwesenden Dolmetscher/in?

A: Ja, ich verstehe ihn gut.

F: Fühlen Sie sich körperlich und geistig in der Lage, die Einvernahme durchzuführen?

A: Ja. Ich bin gesund.

F: Gibt es irgendwelche Hinderungsgründe, die Ihre Aussagefähigkeit beeinträchtigen?

A: Nein. Ich habe zwar eine chronische Hautkrankheit… die Ärzte meinen es ist durch den Stress.

LA: Sind sie deswegen in Behandlung?

A: Ja, ich bin in XXXX .

LA: Sie werden aufgefordert sämtliche medizinischen Unterlagen über Krankenhausaufenthalte, Behandlungen, Arztberichte etc. umgehend dem BFA zukommen lassen.

A: In Ordnung, ich bin in Behandlung, es ist besser geworden.

Auf Nachfrage: Ich bin seit dem letzten Jahr im Februar in Behandlung wegen meiner Hauterkrankung.

F: Sind Sie oder Ihr Kinder krank, pflegebedürftig oder ansonsten von jemandem abhängig?

A: Nein.

LA: Sie werden aufgefordert sämtlich medizinische Unterlagen unverzüglich dem BFA vorzulegen.

A: In Ordnung. Ich habe heute nichts mehr vorzulegen.

LA: Sind Sie verheiratet?

A: Ja. Auf Nachfrage: Ich habe im Jahr 2009 vor dem Standesamt in XXXX in Aserbaidschan geheiratet. Das Monat kenne ich nicht mehr, aber ich habe meine Frau entführt um sie zu heiraten.

Meine Frau wurde von mir freiwillig entführt… die Eltern meiner Frau waren gegen die Hochzeit. Die Heirat war kostspielig, darum haben wir uns für diesen Weg entschieden.

F: Haben Ihre Kinder eigene Fluchtgründe?

A: Meine Fluchtgründe betrifft, betreffen meine ganze Familie…

Auf Nachfrage: AW überlegt lange… meine Kinder haben keine speziellen, eigenen Gründe.

F: Werden Sie im Asylverfahren durch einen Rechtsanwalt oder durch eine andere Person oder eine Organisation vertreten?

A: Nein.

F: Haben Sie gegen eine der anwesenden Personen aufgrund einer möglichen Befangenheit oder aus sonstigen Gründen irgendwelche Einwände?

A: Nein.

… Belehrung…

F: Haben Sie das verstanden?

A: Ja.

F: Sie wurden zu diesem Antrag auf int. Schutz bereits am 04.08.2014 durch die PI St. Georgen i.A. erstbefragt. Entsprechen die dabei von Ihnen gemachten Angaben der Wahrheit bzw. möchten Sie dazu noch Korrekturen oder Ergänzungen anführen?

A: Ja, ich habe damals die Wahrheit gesagt, ich möchte nichts ändern oder ergänzen.

F: Verfügen Sie über Dokumente, die Ihre Identität bestätigen?

A: Ich habe keine Originale. Meine Originalausweise sind beim Schlepper geblieben.

LA: Welche Originaldokumente waren das?

A: Das war mein Personalausweis und die Pässe von mir, meiner Frau und meinen zwei Söhnen.

LA: Ihre Frau hatte einen Pass?

A: Ja, sie hatte einen und meine Söhne auch.

LA: Ihre Frau sagte in ihrer Einvernahme, dass Sie niemals einen Pass besessen habe.

A: Ok… meine Frau wusste nicht dass ich für Sie einen Pass ausstellen haben lasse. Es gibt in Aserbaidschan ein „Office“ das nennt sich „Assan Xidmet“, da geht man mit einem Personalausweis hin und die stellen dann einen Pass aus.

F: Hatten sie jemals weitere oder andere Dokumente?

A: Nein.

LA: Sie werden aufgefordert, sämtliche Dokumente unverzüglich dem BFA zukommen zu lassen. Legen Sie auch das Kuvert vor, in dem diese Dokumente kommen.

A: Ja, ok.

F: Gab es bei Passausstellung, Ausweisen oder Verlängerung der Gültigkeit Probleme in Ihrer Heimat?

A: Nein.

F: Wo wurde ihr Pass ausgestellt?

A: Er wurde ausgestellt in der Stadt XXXX “..

Auf Nachfrage: Er wurde im Jahr 2014ausgestellt.

Auf Nachfrage: etwa drei bis vier Monate vor unserer Ausreise.

F: Wo befindet sich dieser Pass nun?

A: Beim Schlepper namens „ XXXX “.

Aufforderung: Sie werden aufgefordert, die soeben von Ihnen genannten Dokumente bzw. Beweise unverzüglich im Original dieser Behörde vorzulegen. Legen Sie auch das Kuvert vor, in welchem Sie diese Dokumente erhalten haben.

A: In Ordnung.

F: Haben sie jemals um ein Visum angesucht?

A: Nein.

F: Haben sie jemals eine falsche Identität benutzt?

A: Nein.

F: Mit welchen Dokumenten reisten Sie aus?

A: Also den Pass und die Unterlagen meiner Familie habe ich dem Herrn XXXX gegeben und er hat alles organisiert.

F: Wer hat ihre Reise organisiert?

A: Das war XXXX .

F: Was bezahlten Sie für die Reise?

A: Aw überlegt… Ich habe circa, umgerechnet 10.000,- Euro bezahlt.

LA: In welcher Währung haben Sie bezahlt?

A: Ich habe in aserbaidschanischen Manat bezahlt. Auf Nachfrage: circa 10.000,- Manat.

Auf Nachfrage: ein Manat entsprach damals etwa einem Euro… jetzt ist der Kurs geändert… ein Manat ist nur einen halben Euro wert.

F: Durch welche Länder, Städte, Orte oder Straßen reisten Sie nach Österreich gelangt?

A: Wir sind von Baku bis nach Wien geflogen.

LA: Welchen Ausweis haben Sie mitgeführt?

A: In Aserbaidschan hatten wir keine Problem bei der Ausreise… wir wurden nicht kontrolliert. In Wien ist XXXX mit einem Meter Abstand zu uns gegangen an den Schalter gegangen, hat mit dem Polizisten gesprochen und hat ihm die Pässe gezeigt und alles was notwendig war… er sagte vorher zu uns, dass wir uns nicht einmischen sollen, dass er das alles regeln werde.

LA: Auf Nachfrage, welchen Pass er dem Polizisten gezeigt hat

A: Das waren unsere Pässe, aber ich habe es nicht beobachtet.

LA: Warum sind Sie nach Österreich gekommen?

A: AW überlegt… Österreich… Ich kannte Österreich nicht… XXXX hat gesagt: „Ich bringe Euch nach Europa, möglicherweise nach Deutschland… Ich möchte nur darauf hinweisen, dass ich glaubte dass Europa und Deutschland das Gleiche sind. Über Schengen und die EU hatte ich keine Ahnung.

F: Beschreiben Sie mir genau wann und wie die Reise organisiert wurde und wie die Reise verlaufen ist.

A: AW überlegt… etwa zwei Monate vor der Ausreise hat XXXX unsere Pässe genommen. Er sagte wir sollen warten. Er hat die Hälfte des Geldes genommen, die andere Hälfte habe ich bezahlt als wir hier her gekommen sind.

Auf Nachfrage: Mit „hierher“ meine ich die geheime Unterkunft, wo viele Zimmer waren… dort habe ich ihm die zweite Hälfte gegeben. Ich war böse auf ihn, und wollte wissen warum wir nicht in Deutschland sind… er sagte, dass man hier die gleiche Sprache spricht.

F: Sind sie erstmals im Ausland?

A: Ja.

F: Wurden Sie bei der Ausreise kontrolliert?

A: Ja… Auf Nachfrage: Ich habe nichts hergezeigt… der Schlepper hat den Ausweis hergezeigt.

F: Gab es bei der Ausreise bzw. Ausreisekontrolle Probleme?

A: AW überlegt… nein.

F: Beschreiben Sie bitte ihre Lebensverhältnisse in der Heimat.

A: Ich wohnte in Aserbaidschan an der Adresse XXXX .

Auf Nachfrage: Dieses Haus habe ich selber gebaut, aber das Grundstück gehört dem Staat, ich habe das Haus illegal gebaut.

Auf Nachfrage: Dieses Haus hat zwei Stockwerke. Unten waren Lagerräume und ein Zimmer zum Leben. Oben waren vier Zimmer, Küche, Bad… das WC war draußen im Garten.

LA: Mit wem haben Sie dort gelebt?

A: Ich meine Frau und meine Kinder.

A: Der Garten hatte 100m², den habe ich gemeinsam mit meinem Bruder genutzt.

Auf Nachfrage: Wir hatten Bäume… Obstbäume und wir haben auch Gemüse angebaut.

F: Seit wann halten Sie sich in Österreich auf?

A: Seit 2014…Seit 30. Oder 31. Juli… dann waren zwei Tage in der geheimen Unterkunft.

Ich glaube es war der 30.Juli 2014.

LA: Wo befand sich diese Unterkunft?

A: Ich weiß es nicht… ich war fremd… alles war wie ein Film für mich.

LA: Wie weit entfernt vom Flughafen war diese Unterkunft?

A: Wir sind etwa eine Stunde bis eine Stunde zwanzig Minuten mit einem Auto gefahren.

LA: Beschreiben Sie diese Unterkunft.

A: Das war ein altes Haus, so ein Holzhaus und daneben war ein Haus, das war aus Steinen gebaut. Es war glaube ich ein altes Hotel.

LA: Wie lange waren Sie von dem beschriebenen Haus bis nach Thalham unterwegs?

A: Da sind wir ebenfalls mit einem Auto gefahren und waren auch eineinhalb Stunden unterwegs.

LA: Wer hat noch in diesem Haus gelebt?

A: Es waren auch andere Leute mit einer Familie dort… ich hatte keinen Kontakt…

XXXX sagte, dass wir nicht mit den anderen Leuten reden sollen.

Auf Nachfrage: Die anderen Leute waren sowohl Asiaten als auch Afrikaner… Ich habe einen Afrikaner gesehen. Ich weiß nicht ob die dort immer leben, oder auch dort hingebracht wurden.

F: Wann hatten sie zuletzt Kontakt zum Heimatland?

A: Ich habe mit whatsapp mit meinem Bruder telefoniert.

LA: Wie oft haben Sie Kontakt und mit wem telefonieren Sie?

A: Ich telefoniere ab und zu mit meinem Bruder und meiner Mutter. Pro Monat telefoniere ich einmal pro Monat.

LA: Mit wem telefonieren Sie noch?

A: Manchmal rede ich auch mit meiner Schwester. Meine Schwester und mein Bruder und meine Mutter leben alle in der gleichen Gasse.

Auf Nachfrage: Ich telefoniere nur mit diesen drei Personen.

F: Haben Sie Familienmitglieder in der Heimat? Nennen Sie jeweils Name, Wohnort, Familienstand, Beruf.

A: In meiner Heimat leben:

Mein Vater XXXX geboren, Beruflich ist er Pensionist und war Mechaniker. Er wohnt jetzt in meinem Haus. Er ist verheiratet mit meiner Mutter, ebenfalls pensioniert, 1947 geboren, sie war Reinigungskraft und war Arbeiterin in der Landwirtschaft.

Ein Bruder XXXX geboren, Maurer, er wohnt in der gleichen Straße wie mein Vater, Hausnummer XXXX , er ist verheiratet XXXX , sie haben drei Töchter und ein Sohn. Alle Kinder gehen in die Schule… ich weiß nicht wie alt sie sind, sie gehen alle in die Mittelschule. Sie bewohnen ebenfalls ein Eigentumshaus… ich teile mit ihnen den Garten… es sind meine Nachbarn.

Ein weiter Bruder XXXX geboren, Elektromechaniker, er ist verheiratet mit XXXX , Hausfrau, zwei Töchter ein Sohn. Die Kinder sind 6,7 und 8 Jahre alt. Zwei gehen in die Schule und jüngste ist zu Hause.

Sie wohnen in der XXXX Hausnummer weiß ich nicht. Sie bewohnen ein Eigentumshaus.

Eine Schwester XXXX , etwa 50 Jahre alt, Sie wohnt in der gleichen Gasse wie mein Vater; Hausnummer unbekannt. Sie ist verheiratet mit XXXX , Elektromechaniker, 52 Jahre alt, sie haben zwei Söhne. Einer ist Installateur und der andere ist Musiker, Künstler. Sie bewohnen ein Eigentumshaus.

Eine weitere Schwester XXXX Jahre alt, verheiratet mit XXXX . XXXX ist in der Erdölbranche als Erdölingenieur tätig, seine Frau ist Scheiderin. Adresse ist mir unbekannt, Sie wohnen ganz in der Nähe in einem Eigentumshaus. Sie haben zwei Töchter und einen Sohn. Eine Tochter geht an die Uni, die andere geht zur Schule und der Sohn ist Autolackierer.

LA: Die Einvernahme wird um 14:40 unterbrochen um die Toilette aufzusuchen.

Fortsetzung: 14:45

Weiter habe ich noch XXXX , 42 Jahre, Schneiderin, verheiratet mit XXXX unbekannt, etwa 50 Jahre alt. Beruflich ist XXXX beschäftigt als unbekannt, sie haben zwei Söhne 17 und 18, was die machen weiß ich nicht. Sie wohnen in XXXX und wohnen in einem Haus oder einer Wohnung… ich weiß es nicht.

Weiter Verwandte habe ich nicht.

F: Haben Sie in Österreich, im Bereich der EU, in Norwegen oder in Island Verwandte, zu denen ein finanzielles Abhängigkeitsverhältnis bzw. eine besonders enge Beziehung besteht?

A: Nein. Ich habe Freunde aber ich bin nicht finanziell von irgendjemandem abhängig.

F: Haben Sie in Österreich Familienmitglieder?

A: Ja, ich habe hier meine Frau und meine drei Kinder

F: Haben Sie ansonsten Bezug zu Österreich?

A: Ich habe viele Freunde in Österreich.

Aufforderung: Führen Sie alle Gründe und Vorfälle an, welche Sie zum Verlassen Ihres Heimatlandes veranlasst haben! Sie werden darauf hingewiesen, dass falsche Angaben die Glaubwürdigkeit Ihres Vorbringens beeinträchtigen können. Sollten Sie zu irgendeinem Zeitpunkt vor österreichischen Behörden falsche Angaben gemacht haben oder sollte es zu sonstigen Ungereimtheiten gekommen sein, so werden Sie aufgefordert, dies jetzt bekannt zu geben.

Soweit Sie auf Ereignisse Bezug nehmen, werden Sie auch aufgefordert, den Ort und die Zeit zu nennen, wann diese stattfanden und die Personen zu benennen, die daran beteiligt waren.

F: Warum verließen Sie Ihr Heimatland? Erzählen Sie unter Anführung von Fakten, Daten und Ihnen wichtig scheinenden Ereignissen.

A: Ich habe Aserbaidschan verlassen, weil circa ein Jahr vor meiner Ausreise, da haben mich meine Bekannte und Freunde aufgefordert die Moschee zu besuchen. Ich bin nicht hingegangen und habe Alkohol getrunken… ich habe nicht viel Wissen über Religion. Ich bin religiös nicht engagiert. Diese Bekannten und Freunde haben mich unter Druck gesetzt und ich bin dann in die Moschee gegangen. In der Moschee haben sie die Schiiten diffamiert und ausgegrenzt. Sie sagten zu mir, dass ich mir einen Bart wachsen lassen muss und meine Hose gekürzt werden soll. Ich habe aber keinen Bart bekommen und meine Hose nicht gekürzt. Ich wurde dann verbal angegriffen und sie wollten mir vorschreiben wie ich mich anziehen soll und leben soll. Sie sagten dann zu mir, dass wenn ich mich nicht so verhalte, wie sie es wollten, dann wäre ich ein Ungläubiger und würde nicht zu ihnen gehören. Sie sagten dann: „Wenn wir dich töten, dann ist das „helal“ (erlaubt)“. Ich hatte dann Angst, bin nicht mehr in die Moschee gegangen. Ich habe versucht mit Freunden und Verwandten, die mir nahestehen, zu reden und ihnen zu sagen, dass dieser Weg der falsche ist. Meine Cousins, Söhne meiner Tante sagten, dass ich den Fernseher aus der Wohnung schmeißen solle. Ich habe dann durchgedreht, weil das Unsinn ist. Ich hatte den Eindruck, dass diese Leute verrückt sind.

…manche Freunde haben mir zugehört und sind dann nicht mehr in die Moschee gegangen.

Eines Tages haben drei Männer mit Bart mich auf der Straße angehalten und sagten, dass ich auf dem schlechten Weg sei.

Ich sagte, dass sie selber auf dem schlechten Weg sind… wir hatten dann eine Auseinandersetzung…. Sie haben mir nicht zugehört. Einer hat mich geschlagen. Als ich auf dem Boden lag, sagten die anderen: „Machen wir es später“ … sie sind dann gegangen.

LA: Wann war das?

A: AW überlegt…. Circa 5 bis sechs Monate vor der Ausreise…

LA: Was ist dann passiert?

A: Drei Monate vor der Ausreise haben Sie mich auf der Straße angehalten.

Es waren drei Personen, die mich angehalten haben. Auf der anderen Straßenseite waren viele andere Männer mit Bart.

Dass die Männer die mich angehalten haben auch bei uns zu Hause waren, das sagte mir meine Frau.

LA: War Ihre Frau dabei?

A: Nein. … Sie sagten mir, dass sie mich nicht mehr tolerieren… einer hat mich mit einer Eisenstange geschlage.. AW zeigt eine kleine, etwa zweieinhalb Zentimeter große, verheilte Narbe auf der linken Wange in der Höhe des Ohrläppchens.

LA: Woher wusste Ihre Frau, dass das dieselben Leute waren?

A: Ich habe es meiner Frau erzählt und anhand dieser Vorfälle hat meine Frau dann gewusst, dass es die gleichen Männer waren.

LA: Was haben die Männer auf der anderen Straßenseite gemacht?

A: Die Männer auf der anderen Straßenseite haben gesagt, dass ich öfter in die Moschee gehen soll.

LA: Wie haben Sie das gehört?

A: Nein, die Männer, die mich geschlagen haben, haben das gesagt. Ich habe Kampfsport gemacht.

LA: Welchen Kampfsport haben Sie gemacht?

A: Karate und Taek Kwon do.

LA: Bis zu welchem Gurt oder Dan haben Sie das gemacht?

A: Ich habe ohne Gurt und Dan das gemacht… ich habe das privat gemacht… nicht organisiert… nicht in einer Schule oder so.

LA: Waren Sie in einem Verein?

A: Als ich noch zur Schule ging hatte ich einen Freund, der hatte den dritten oder vierten Dan. Von dem habe ich Karate gelernt. Er hatte einen schwarzen Gürtel… weißer Anzug, schwarzer Gürtel. Jetzt hat dieser Freund eine Sportschule.

Auf Nachfrage: Ich verstehe nicht viel von Dan und Gürtel…. Ich wollte von Ihm lernen, wie ich mich selbst verteidigen kann.

Auf Nachfrage: Ob mein Freund jetzt noch trainiert weiß ich nicht…. Ich weiß nur, dass er eine Schule aufgemacht hat… eine Straßenkampfschule.

LA: Wenn er eine Straßenkampfschule aufgemacht hat, dann muss er noch trainieren.

A: Bis zu meiner Ausreise hörte ich, dass er trainiert… was er jetzt macht weiß ich nicht.

LA: Wo war diese Schule und wie heißt sie?

A: Ich weiß es nicht.

LA: Inwiefern waren Sie Herr XXXX , von der von Ihnen angesprochenen Situation bereits persönlich betroffen?

A: Es hat mich sehr schlecht beeinflusst…. Sie sagten, dass Sie mich töten werden… ich hatte Todesangst… sie sagten: „Du musst dich uns anschließen!“…. Sie sagten „wir werden solch Sachen machen, dass Du freiwillig kommst“ … ich habe große Angst bekommen und wir haben uns versteckt gehalten...in letzter Zeit.

Ich habe erfahren dass mein Cousin XXXX mit Ihnen in Syrien ist… dort soll er ums Leben gekommen sein.

Sein Bruder XXXX und XXXX gingen auch nach Syrien und ihre Familien sind auch nach Syrien gegangen. Soweit wir wissen sind alle dort ums Leben gekommen.

LA: Was geschah nachdem Sie auf der Straße angehalten und bedroht wurden?

A: Aw überlegt… ich habe die Kinder von XXXX gesehen. sie sagten, dass ich nicht nach Syrien gehen soll…. „Mach Deine Kinder nicht zu Waisen“. Nachdem ich das gesehen habe, wollte ich nicht das Gleiche erleiden. Und habe beschlossen mich und meine Kinder in Sicherheit zu bringen

LA: Wann war das?

A: Das war so etwa zwei Monate vor der Ausreise. Ich kann mich nicht genau erinnern.

LA: Ich meinte, was geschah nachdem Sie das erste Mal angehalten wurden… wann war das und was ist danach passiert?

A: Aw überlegt und rechnet offenbar nach…. Als sie mich das letzte Mal geschlagen haben… das war etwa drei oder vier Monate vor der Ausreise. Zuletzt haben Sie mich sehr brutal geschlagen… Das letzte Mal war das mit der Metallstange…. Ich wurde sehr brutal geschlagen… ich bin in Ohnmacht gefallen… als ich aufgewacht bin war da dieser XXXX … er fragte mich was passiert sei… ich habe ihm die Situation geschildert und er sagte mir, dass er mir helfen könne. Er sagte: „Wenn Du zur Polizei gehst…. Nein, nein…“

Er hat mich gefragt ob jemand mir helfen kann und ob ich zur Polizei gegangen bin… ich sagte nein, weil ich gesehen habe, daß einer getötet wurde, der zur Polizei ging.

LA: Wer wurde getötet und wo haben Sie das beobachtet?

A: Ich habe seinen Leichnam gesehen… Auf Nachfrage: Ich habe die Tat nicht gesehen, ich habe gesehen als er bestattet wurde.

Ich habe gesehen dass ein Sack gebracht wurde… Auf Nachfrage: der Sack wurde zu seinen Eltern gebracht. ich habe die Sache nicht weiter verfolgt.

LA: Wie hieß der Mann, der ermordet wurde?

A: Er hieß XXXX .

LA: Woher kannten Sie XXXX ?

A: Ich hatte keinen Kontakt zu ihm, aber ich wusste wer er war…. Auf Nachfrage: Er war ein stolzer Mann… er war auch ein Mann der nicht in die Moschee ging.

LA: Wer hat XXXX umgebracht?

A: Man sagte, dass ihn die Wahabiten umgebracht haben sollen… das war in aller Munde.

LA: Erklären Sie mir diese Situation… man birngt eine Sack zu den Eltern diese XXXX …

A: Es war eine Menschenmasse mit einem Sack… Ich fragte was ist da los… man sagte mir, dass XXXX mit einem Autoüberfahren… er sei schon Tod, man braucht ihn nicht zum Arzt bringen… es waren ungefähr 20 Personen… Sie brachten ihn dann zu seinem Elternhaus.

LA: Wo haben Sie diese Personen gesehen?

A: Das war im Zerntrum der Stadt bei einer Bushaltestelle.

LA: Wo waren Sie?

A: Ich stieg aus dem Bus aus und wollte nach Hause gehen. Dort an dieser Stelle treffen sich drei Straßen.

LA: Wann war diese Ereignis?

A: AW überlegt…. Etwa zwei Monate vor meiner Ausreise.

LA: Was geschah nachdem Sie das zweite Mal angehalten wurden?

A: AW überlegt… Sie haben mich bedroht … ich musste regelmäßig in die Moschee kommen…. Sie sagten: „Wenn es notwendig ist werden wir Dich nach Syrien schicken“. Sie sagten sie hätten Mittel und Wege um mich dazu zu bringen.

LA: Wann war das zweite Mal?

A: AW überlegt… das war ein Monat nach dem ersten Mal…. Auf Nachfrage: es war drei Monate vor meiner Ausreise.

LA: Das zweite Mal war das letzte Mal?

A: Ja.

LA: Haben Sie diese Vorkommnisse bei einer Polizeistation gemeldet, oder die Staatsanwaltschaft informiert?

A: Nein…

LA: Warum nicht?

A: Ich hatte Angst.

LA: Sie haben drei Monate in Angst um ihr Leben in Ihrer Heimat verbracht, bevor Sie ausgereist sind… warum?

A: Diese Leute haben andere Leute getötet, sie werden mich auch töten, ich hatte Angst.

LA: Wenn Sie solche Angst hatten, warum gingen Sie nicht zur Polizei?

A: Hier in Österreich kann man zur Polizei gehen…. In meiner Heimat ist das anders.

LA: Was wäre bei der Polizei passiert?

A: AW überlegt… dort kann die Polizei nicht helfen… die Polizisten haben auch Angst um ihr Leben und Ihre Familie…

LA: Haben Sie bei irgendwelchen NGO´s vorgesprochen?

A: Nein.

LA: Warum nicht, es wäre nicht die Polizei gewesen?

A: Ich wollte nur aus dem Land weg. Auf Nachfrage: Ich habe mich drei Monate versteckt und wir mussten auf die Dokumente warten.

LA: Auf welche Dokumente haben Sie gewartet?

A: AW überlegt….lange… wir haben uns drei Monate versteckt und ich habe meine Dokumente an diesen XXXX übergeben.

LA: Auf welche Dokumente haben Sie gewartet?

A: Ich habe auf XXXX Nachricht gewartet.

Auf neuerliche Nachfrage: Damit meinte ich die Ausreisedokumente, die der XXXX hat… die ich nicht kenne.

LA: Welche Dokumente haben Sie an XXXX übergeben?

A: Unsere Pässe, Geburtsurkunden und Fotos.

LA: Worauf haben Sie dann drei Monate gewartet?

A: XXXX sagte mir, das er sich bei mir melden wird, sobald die Ausreisedokumente fertig sind.

LA: Was hat Sie konkret zur Flucht veranlasst?

A: AW überlegt…. Mein Leben und das Leben meiner Familie war in Gefahr… um das Leben unserer Familie zu retten und von dieser Gesellschaft zu flüchten, bin ich ausgereist…

LA: Was war das eigentlich fluchtauslösende Ereignis?

A: Das war als sie mich verprügelt haben und das Schicksal meiner Cousins gab den entscheidenden Auslöser.

F: Wann war dieses fluchtauslösende Ereignis?

A: Als Sie mich zum letzten Mal geschlagen haben… und als mir XXXX eine Alternative aufzeigte. Am nächsten Tag habe ich die Entscheidung getroffen.

LA: Wann war diese Ereignis?

A: Ich weiß nicht wann das war… ich kann kein Datum nennen, ich kann kein Datum nennen.

Auf Nachfrage: Wann diese Entscheidung getroffen wurde, die das ganze weitere Keben bestimmen kann:

A: Ich habe es vergessen.

LA: Wann haben Sie die Heimat dann tatsächlich verlassen?

A: Am 30 Juli. 2014.

LA: Wo haben Sie während dieser Zeit, Entscheidung die Heimat zu verlassen und dem eigentlichen Verlassen der Heimat 30 Juli. 2014 gelebt?

A: Ich bin noch drei Monate dort geblieben… Auf Nachfrage: Ich habe mich bei Verwandten versteckt… in der Wohnung eines Cousins… der Cousin lebt in Russland… ich hatte seine Schlüssel zum Haus meines Cousins.

LA: Was macht Ihr Cousin in Russland?

A: Er arbeitet… Auf Nachfrage: Er ist Elektriker, Auf Nachfrage: Er heißt XXXX , 50 Jahre alt. XXXX ist verwitwet, er hat einen Sohn XXXX , er lebt mit ihm zusammen in Russland in einer unbekannten Stadt. Auf Nachfrage: Er arbeitet bei einem unbekannten Betrieb. Er ist der Sohn eines Onkels Mütterlicherseits. Auf Nachfrage: Der Onkel heißt XXXX er ist bereits verstorben.

LA: Wie kamen Sie zu dem Hausschlüssel?

A: Weil ich sein Haus für ihn vermietete und die Miete an ihn schicken musste. Zu dieser Zeit stand das Haus leer. Das Haus ist etwa einen Kilometer von unserem Haus entfernt.

LA: Wovon haben Sie gelebt, als Sie sich drei Monate versteckt hielten?

A: Ich habe gearbeitet. Auf Nachfrage: Ich war Bodyguard im Krankenhaus ich meine damit, ich war Sicherheitsdienst… in der Nacht… tagsüber war ich Haustechniker.

LA: Wo haben Sie die letzte Nacht vor dem Verlassen des Heimatlandes verbracht?

A: Da war ich zu Hause, bei uns zu Hause.

LA: Wo war das?

A: Es ist unser Haus in XXXX im Bezirk vom XXXX .

LA: Sie sagten gerade vorher, dass Sie sich die letzten Drei Monate versteckt hielten.

A: Ich war deshalb zu Hause um unsere Sachen zu holen.

LA: Wer war noch mit Ihnen dort in Ihrem alten Haus?

A: Meine Frau, meine Kinder und auch mein Vater… ich habe mich kurz mit ihm unterhalten, auch mein Bruder XXXX … Wir haben dann dort geschlafen.

LA: Sind sie in ihrem Versteck, das in etwa einem Kilometer Entfernung zu Ihrem alten Haus steht, ebenfalls bedroht worden.

A: Nein.

LA: In wievielen unterschiedlichen Verstecken haben Sie gewohnt?

A: Es gab noch ein weiteres Haus, das ich reparierte, das war ein Zimmer in Takt und da haben wir uns zwei, drei Tage versteckt. Diese Haus war auch in der Nähe.

LA: Sind Sie in diesem Haus bedroht worden?

A: Nein.

A: Dort wurde ich nicht bedroht, sondern nur auf der Straße…. Ich bin sehr früh genagen und sehr spät nach Hause gekommen, um nicht diese Leute zu sehen.

F: Haben Sie Dokumente oder Beweismittel zu ihren Fluchtgründen bzw. Problemen ?

A: Nein.

F: Haben Sie alle Fluchtgründe genannt?

A: AW überlegt….Ja.

EV wird um 16:30 kurz unterbrochen um dem AW Gelegenheit zu geben das WC aufzusuchen.

Fortsetzung: 16:33 Uhr.

F: Hatten Sie ausreichend Zeit ihr Vorbringen darzulegen?

A: Ja.

F: Hat Ihr Kind XXXX eigene Fluchtgründe?

A: Nein.

F: Hat Ihr Kind XXXX eigene Fluchtgründe?

A: Nein.

F: Hat Ihr Kind XXXX XXXX eigene Fluchtgründe?

A: Nein, Sie wurde ja erst in Österreich geboren.

F: Hatten Sie wegen Ihrer Religion in Ihrem Herkunftsstaat je Probleme?

A: Ja, wegen der Religion hatte ich die beschrieben Probleme.

F: Hatten Sie in Ihrem Herkunftsstaat wegen Ihrer Volksgruppenzugehörigkeit Probleme?

A: Nein.

F: Waren Sie politisch aktiv, oder Parteimitglied?

A: Nein.

F: Waren sie jemals in Haft, bzw. gibt es einen Haftbefehl?

A: Nein.

F: Gab es jemals ein Strafverfahren gegen Sie? Wenn ja, wann und warum?

A: Nein.

F: Hatten Sie je Probleme mit der Polizei oder Behörden, Institutionen, Organisationen, Privatpersonen, Ihres Heimatlandes? Ausgenommen das nunmehr Gesagte!

A: Nein.

F: Hätten sie im Falle der Rückkehr die Todesstrafe oder unmenschliche Behandlung zu befürchten?

A: Ich werde möglicherweise verhaftet, weil ich illegal ausgereist bin und die Wahabiten töten mich.

F: Sind Sie damit einverstanden, dass seitens des BFA erforderlichenfalls Erhebungen zum SV in Ihrem Heimatland durchgeführt werden?

A: Ja.

F: Stimmen Sie einer allfälligen Länderrecherche Ihres Herkunftsstaates zu?

A: Ja.

LA: Sie werden über die Möglichkeit informiert, dass Sie Einsicht in die Quellen der Berichte zu Aserbaidschan nehmen können, aus welchen sich das Amtswissen des BFA zur dortigen Lage ableitet.

F: Möchten Sie Einsicht nehmen?

A: Ja.

LA: Sie erhalten eine Frist zur Stellungnahme bis zum 06.02.2018 ha. einlangend.

F: Leben Sie mit jemandem in Österreich zusammen, wenn ja mit wem und bitte beschreiben Sie dieses Verhältnis?

A: Ich lebe gemeinsam mit meiner Frau und meinen drei Kindern zusammen.

F: Haben Sie oder Ihre Familienangehörigen jemals zuvor einen Antrag auf int. Schutz gestellt?

A: Nein.

F: Möchten Sie ansonsten etwas angeben was ihnen wichtig erscheint?

A: Nein.

F: Hatten sie ausreichend Zeit ihre Vorbringen darzulegen bzw. Probleme zu schildern?

A: Ja.

F: Sind Sie je von einer gerichtlichen Untersuchung als Zeuge oder Opfer in Österreich betroffen gewesen?

A: Nein.

F: Sind Sie je von einem zivil- oder strafrechtlichen Gerichtsverfahren oder einer (einstweiligen) gerichtlichen Verfügung in Österreich betroffen gewesen?

A: Nein.

Folgende Frage wird auf Deutsch gestellt:

F: Haben Sie in Österreich Kurse besucht, sind Sie Mitglied in einem Verein oder sind Sie ehrenamtlich tätig?

A: Aw versteht die Frage nicht.

Mit Übersetzung durch Dolmetscher: ich habe den A2 Deutschkurs besucht aber noch nicht bestanden. Ich bin in keinen Vereinen, aber ich besuche die Kirche.

Folgende Frage wird auf Deutsch gestellt:

LA: Was machen Sie den ganzen Tag?

A: Ich helfe meiner Frau und meine Kinder… spazieren gehen, Fahrradfahren. Ein Sohn ist im Fußballclub und der andere spielt Tennis.

Folgende Frage wird auf Deutsch gestellt:

LA: Haben Sie einen Deutschkurs absolviert?

A: Ich habe den A2 Deutsch gemacht, aber noch keine Prüfung bestanden.

F. Wollen Sie an der Art der Einvernahme irgendetwas beanstanden.

Sie werden ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass Ihnen Beanstandungen nicht zum Nachteil gereichen, Sie werden vielmehr darauf hingewiesen, dass nachträgliche Beanstandungen der freien Beweiswürdigung unterliegen und eventuell als Schutzbehauptung qualifiziert werden.

A: Alles in Ordnung.

F: Haben Sie den Dolmetscher während der gesamten Einvernahme einwandfrei verstanden?

A: Ja. Alles in Ordnung.

F: Hat der Dolmetsch das rückübersetzt, was Sie gesagt haben?

A: Ja.

Die Niederschrift wurde mir rückübersetzt. Der Inhalt ist richtig und ich bestätige dies mit meiner Unterschrift. Ich bestätige auch mit meiner Unterschrift, dass ich eine Kopie der Niederschrift erhalten habe.

Vor der belangten Behörde brachte die bP 2 zum Fluchtgrund im Wesentlichen Folgendes vor:

F: Welcher Elternteil übernimmt die Angaben für die Kinder?

A: Das mache ich, die Mutter.

Anmerkung: Der Vater verlässt den Einvernahmeraum.

F: Fühlen Sie sich körperlich und geistig in der Lage, die Einvernahme durchzuführen?

A: Ja.

F: Gibt es irgendwelche Hinderungsgründe, die Ihre Aussagefähigkeit beeinträchtigen?

A: Nein.

F: Sind Sie oder Ihr Kinder krank, pflegebedürftig oder ansonsten von jemandem abhängig?

A: Nein.

LA: Sie werden aufgefordert sämtlich medizinische Unterlagen unverzüglich dem BFA vorzulegen.

A: Ja, ich habe aber keine ärztlichen Befunde. Ich war bis vor einer Woche im Krankenhaus. Ich habe aber auch von diesem Aufenthalt keine Papiere. Ich hatte Probleme mit dem Magen. Ab und zu habe ich auch Probleme mit dem Magen. Aber Papiere habe ich gar keine. Ich habe auch manchmal Kopfschmerzen. aber keine Papiere.

LA: Sie werden aufgefordert sämtliche Papiere über medizinische Probleme, Krankenhausaufenthalte, Arztbesuche etc. unverzüglich dem BFA zukommen zu lassen.

A: Ja, gut. Es gibt aber keine Papiere, ich habe andere Papiere, die ich gerne vorlegen möchte.

Ich lege vor: Eine Geburtsurkunde von meiner Tochter XXXX aus XXXX , die Übersetzung der Geburtsurkunde von Frau XXXX , die Übersetzung der Geburtsurkunde meines Mannes XXXX , eine Übersetzung der Eheurkunde der Eltern ( XXXX , zwei Bestätigung von Deutschkursen von Frau XXXX , drei Bestätigungen eines Deutschkurses von Herrn XXXX , fünf Taufscheine ( XXXX ), zwei Aufnahmebestätigungen in die Römisch Katholische Kirche ( XXXX ), ein Deutschzertifikat (A2 von Frau XXXX ), Fotokopien von Taufphotos, ein Referenzschreiben des Bgm. XXXX vom 19.01.2018, eine Bestätigung vom XXXX über die Zurverfügungstellung einer Wohnung vom 09.01.2018, eine Arbeitsbestätigung vom Bgm XXXX vom 18.01.2018 über Arbeiten im Freibad, eine Bestätigung der Caritas vom 16.01.2018, eine Bestätigung der Gemeinde XXXX über Schneeräumarbeiten, eine Bestätigung der Pfarre XXXX vom 29.01.2018, eine Bestätigung der Lehrerin Frau XXXX vom 23.01.2018, eine Bestätigung des Nachbarn (Fam. XXXX ea. Vom 26.01.2018, eine Bestätigung der Ehegatten XXXX (ohne Datum), eine Bestätigung der Klassenlehrein XXXX vom 25.01.2018, eine Bestätigung von Frau Michaela XXXX vom 28.01.2018.

LA: Die vorgelegten Dokumente und Schreiben werden kopiert und zum Akt genommen.

LA: Was möchten Sie mit diesen Schreiben beweisen?

A: Aw überlegt… diese Bestätigungen zeigen, dass wir uns hier sehr gut integriert haben. Von Anfang an haben diese Menschen uns kennengelernt und bis heute stehen sie mit uns in Kontakt und unterstützen uns. Das zeigt, dass wir uns sehr… offen und ehrlich sind und die Freundschaft aufgenommen haben. Obwohl wir zwischenzeitig umgezogen sind, stehen diese Leute weiter mit uns in Kontakt.

LA: Sind Sie verheiratet?

A: Ja. Auf Nachfrage: Ich habe im Jahr 2008 in XXXX , Aserbaidschan traditionell vor dem Imam geheiratet. Im Jahr 2009 im Februar oder März war die offizielle Trauung in XXXX vor dem dortigen Standesamt.

LA: Haben Sie eine Heiratsurkunde?

A: Ja, ich habe eine Übersetzung vorgelegt.

Auf Nachfrage: Das Original ist in Aserbaidschan geblieben.

Auf Nachfrage: Die Originalurkunde liegt beim Schlepper, er hat alle unsere Unterlagen genommen.

F: Haben Ihre Kinder eigene Fluchtgründe?

A: Dieses Problem betrifft unsere ganze Familie.

Auf Nachfrage: Die Islamisten die unsere Familie bedrohten haben meine Mann öfter geschlagen und wollten meinen Mann in den Dschihad mitnehmen… das betrifft die ganze Familie.

F: Werden Sie im Asylverfahren durch einen Rechtsanwalt oder durch eine andere Person oder eine Organisation vertreten?

A: Nein, wir haben keinen Anwalt.

F: Haben Sie gegen eine der anwesenden Personen aufgrund einer möglichen Befangenheit oder aus sonstigen Gründen irgendwelche Einwände?

A: Nein.

Anmerkung: Der AW wird ein Glas Wasser angeboten.

… Belehrung …

F: Haben Sie das verstanden?

A: Ja.

F: Sie wurden zu diesem Antrag auf int. Schutz bereits am 04.08.2014 durch die PI St. Georgen i.A. erstbefragt. Entsprechen die dabei von Ihnen gemachten Angaben der Wahrheit bzw. möchten Sie dazu noch Korrekturen oder Ergänzungen anführen?

A: Ja, das entspricht alles der Wahrheit. Ich möchte erwähnen, dass ich starke Kopfschmerzen hatte. Ich hätte lieber kein Interview gehabt.

F: Verfügen Sie über Dokumente, die Ihre Identität bestätigen?

A: Nein.

F: Hatten sie jemals weitere oder andere Dokumente?

A: Nein. Wir haben nur die Kopien…

Auf Nachfrage: Ich hatte in meiner Heimat einen Personalausweis und eine Geburtsurkunde. Weiter Dokumente hatte ich nie und auch mein Mann und meine Kinder nicht.

LA: Mit welchem Dokument sind Sie ausgereist?

A: Ein gewisser XXXX hat die Reise organisiert… wie er das gemacht hat, weiß ich nicht.

LA: In Ihrer Erstbefragung gaben Sie an, dass Sie am Flughafen Wien angekommen sind… Mit welchem Dokument sind Sie in das Flugzeug gekommen?

A: Also am XXXX sind wir in Wien gelandet… da war der Schlepper XXXX mit. Er hat die Dokumente vorgelegt, ich weiß nicht… ich war mit den Kindern beschäftigt…

LA: Sie werden aufgefordert, sämtliche Dokumente, in deren Besitz Sie kommen können oder bereits sind, unverzüglich dem BFA zukommen zu lassen. Legen Sie auch das Kuvert vor, in dem diese Dokumente kommen.

A: Ich nehme das zu Kenntnis… wir haben aber keine Dokumente.

A: Ich möchte angeben: Wir haben Geld bezahlt… 10.000,- Dollar und der Schlepper hat alles organisiert.

F: Gab es bei Passausstellung, Dokumentenausstellung oder Verlängerung der Gültigkeit Probleme in Ihrer Heimat?

A: Ich habe keinen Pass gehabt… beim Personalausweis gab es keine Probleme… mit 18 bekam ich den Personalausweis und der wird dann später erneuert. Nach unserer Heirat bekam ich dann einen Personalausweis.

F: Wo wurde ihr Pass ausgestellt?

A: Ich habe nie einen besessen.

F: Wo befindet sich dieser Pass nun?

A: Ich hatte nie einen.

Aufforderung: Sie werden aufgefordert, die soeben von Ihnen genannten Dokumente bzw. Beweise unverzüglich im Original dieser Behörde vorzulegen. Legen Sie auch das Kuvert vor, in welchem Sie diese Dokumente erhalten haben.

A: In Ordnung.

F: Haben sie jemals um ein Visum angesucht?

A: Nein.

F: Haben sie jemals eine falsche Identität benutzt?

A: Nein.

F: Mit welchen Dokumenten reisten Sie aus?

A: Ich weiß es nicht…

F: Wer hat ihre Reise organisiert?

A: Das war der Schlepper XXXX .

F: Was bezahlten Sie für die Reise?

A: Dollar 10.000,-

F: Durch welche Länder, Städte, Orte oder Straßen reisten Sie nach Österreich gelangt?

A: Wir sind in Aserbaidschan in Baku, in das Flugzeug gestiegen und direkt nach Wien geflogen. Dass wir in Wien angekommen sind, wusste ich nicht.

LA: Wussten Sie wo Sie hinreisen wollten?

A: Nein, ich wusste nicht dass wir nach Wien reisen, das wusste nur mein Mann.

Auf Nachfrage: Ich selbst habe nichts bezahlte… das war mein Mann… er hat die 10.000,- Dollar bezahlt.

LA: Warum sind Sie nach Österreich gekommen?

A: Ich wusste gar nicht, wohin die Reise geht.

F: Beschreiben Sie mir genau wann und wie die Reise organisiert wurde und wie die Reise verlaufen ist.

A: Wir hatten in Aserbaidschan Probleme… Auf Nachfrage nach der Organisation und dem Ablauf der Reise: Ich weiß nicht wie die Reise organisiert wurde… dieser XXXX hat meinen Mann kontaktiert, weil er wusste, dass mein Mann Probleme hat. Wohin wir fliegen, wusste ich nicht. XXXX ist mit uns mitgeflogen und hat uns zwei Tage in Österreich an einem unbekannten Ort untergebracht und anschließend kamen wir nach XXXX um hier um Asyl anzusuchen.

LA: Wie lange sind Sie vom Flughafen Wien zu dem unbekannten Ort gefahren?

A: Ich weiß es nicht… ich war unter Stress.

Auf Nachfrage nach dem Ort, wie es dort ausgesehen hat, wo Sie untergebracht waren:

Ich weiß es nicht, wo es war, es waren viele Zimmer. Auf Nachfrage: Ich weiß nicht, ob es eine Private Unterkunft war: Ich weiß es nicht… es sah wie eine Pension oder ein Hotel aus… sehr alt und desolat.

Auf Nachfrage: Da waren auch andere Leute untergebracht. … ich weiß nicht ob es auch Flüchtlinge waren. … es waren glaube ich Moslems, weil die Frauen Kopftücher trugen.

LA: Wie lange hat die Reise von dieser Unterkunft nach XXXX gedauert?

A: Ich weiß es nicht. …. XXXX brachte uns bis nach XXXX … er ließ uns in der Nähe, in Sichtweite vom Lager XXXX aussteigen…

F: Sind sie erstmals im Ausland?

A: Ja.

F: Wurden Sie bei der Ausreise kontrolliert?

A: Nein.

LA: Auch nicht am Flughafen?

A: XXXX war mit uns unterwegs… er hat sich darum gekümmert.

F: Gab es bei der Ausreise bzw. Ausreisekontrolle Probleme?

A: Nein.

F: Beschreiben Sie bitte ihre Lebensverhältnisse in der Heimat.

A: Zwei große Zimmer, zwei kleine Zimmer…. nein ein kleines Zimmer, Küche Bad, WC. Es ist eine Eigentumswohnung meines Mannes, in der Stadt XXXX . Die Wohnung war in einem Reihenhaus, es gab keinen Aufzug… wir wohnten in einem Reihenhaus. Das Haus hatte einen kleinen Garten. Ich weiß nicht wie viele m²… Das können Sie meinen Mann fragen.

F: Seit wann halten Sie sich in Österreich auf?

A: Seit XXXX .2014.

F: Wann hatten sie zuletzt Kontakt zum Heimatland?

A: Letztes Monat… ich weiß nicht wann... es war vor Silvester. Ich telefonierte mit meiner Mutter … wir haben über whatsapp kommuniziert… die Verbindung war schlecht..

LA: Wie oft haben Sie Kontakt zum Heimatland?

A: Nur an Feiertagen oder zu Geburtstagen.

LA: Mit wem sind Sie in Kontakt?

A: Mit meiner Mutter… wenn meine Geschwister auch Geburtstag haben, richte ich ihnen Glückwünsche aus… Auf Nachfrage: Ich telefoniere nur mit meiner Mutter.

F: Haben Sie Familienmitglieder in der Heimat ? Nennen Sie jeweils Name, Wohnort, Familienstand, Beruf.

A: Ich habe in meiner Heimat:

Meine Mutter XXXX , 60 Jahre alt, zum zweiten Mal verheiratet mit XXXX etwa 64 Jahre alt. Meine Mutter ist Schneiderin und arbeitet ab und zu. Ihr Mann XXXX ist beruflich für Baustellen unterwegs… er bringt Steine zu den Baustellen. Auf Nachfrage: Er ist LKW-Fahrer. Sie wohnen im Bezirk XXXX . Sie bewohnen ein zweistöckiges Haus. Das Erdgeschoß gehört meiner Mutter und der erste Stock gehört meinem Stiefvater. Die Wohnungen im Erdgeschoß hat drei Zimmer plus Nebenräume Küche, Bad und WC. Im Ersten Stock sind nur zwei Zimmer, Bad und WC.

In diesem Haus wohnen meine Mutter, der Stiefvater, meine Schwester XXXX . XXXX (25 Jahre) ist verheiratet mit einem Mann, den ich nicht namentlich kenne, weil sie erst nach unserer Ausreise geheiratet haben. XXXX ist auch Schneiderin, wie meine Mutter und ihr Mann arbeitet als… unbekannt. Sie haben noch keinen Kinder.

Weiter habe ich zwei Stiefbrüder:

XXXX unbekannt, ca 29 Jahre alt, wo er wohnt weiß ich nicht, was er arbeitet weiß ich auch nicht. XXXX ist nicht verheiratet.

Mein zweiter Stiefbruder heißt XXXX unbekannt, etwa 27 Jahre alt, wo er wohnt, weiß ich nicht, als was er arbeitet weiß ich auch nicht. XXXX ist nicht verheiratet.

Ich habe weiter eine Stiefschwester XXXX unbekannt, etwa 30 Jahre alt, sie arbeitet als Verkäuferin in einem Kleidergeschäft. XXXX ist nicht verheiratet. Ich weiß nicht wo sie wohnt. XXXX wohnen bei Verwandten im XXXX . Sie wohnen alle für sich, also nicht zusammen.

Die Verwandten meines Mannes kenne ich nicht.

Mein Vater: XXXX , Alter unbekannt. Ich habe meinen Vater seit meinem 12.Lebensjahr nicht mehr gesehen… ich weiß

Quelle: Bundesverwaltungsgericht BVwg, https://www.bvwg.gv.at
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