TE OGH 2021/6/1 14Os44/21h

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Veröffentlicht am 01.06.2021
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Der Oberste Gerichtshof hat am 1. Juni 2021 durch die Senatspräsidentin des Obersten Gerichtshofs Mag. Hetlinger, den Hofrat des Obersten Gerichtshofs Dr. Nordmeyer, die Hofrätinnen des Obersten Gerichtshofs Dr. Mann und Dr. Setz-Hummel LL.M. sowie den Hofrat des Obersten Gerichtshofs Dr. Haslwanter LL.M. in Gegenwart des Schriftführers Mag. Pentz in der Strafsache gegen B***** B***** und einen Angeklagten wegen Verbrechen des schweren Raubes nach §§ 142 Abs 1, 143 Abs 1 erster Fall StGB über die Nichtigkeitsbeschwerden und die Berufungen der Angeklagten B***** B***** und O***** B***** gegen das Urteil des Landesgerichts Eisenstadt als Schöffengericht vom 7. Oktober 2020, GZ 25 Hv 18/20a-161, in nichtöffentlicher Sitzung den

Beschluss

gefasst:

Spruch

Die Nichtigkeitsbeschwerden werden zurückgewiesen.

Zur Entscheidung über die Berufungen werden die Akten dem Oberlandesgericht Wien zugeleitet.

Den Angeklagten fallen auch die Kosten des bisherigen Rechtsmittelverfahrens zur Last.

Text

Gründe:

[1]            Mit dem angefochtenen Urteil wurden – soweit hier von Bedeutung – B***** B***** (zu 1 bis 3 [teils iVm § 15 StGB]) mehrerer Verbrechen und O***** B***** (zu 1 [zu ergänzen: iVm § 12 dritter Fall StGB]) eines Verbrechens des schweren Raubes nach §§ 142 Abs 1, 143 Abs 1 erster Fall StGB schuldig erkannt.

[2]       Danach haben als Mitglied einer kriminellen Vereinigung unter Mitwirkung (§ 12 StGB) anderer, im angefochtenen Urteil namentlich genannter Mitglieder dieser Vereinigung anderen mit Gewalt gegen deren Person mit auf unrechtmäßige Bereicherung gerichtetem Vorsatz fremde bewegliche Sachen weggenommen oder wegzunehmen versucht, und zwar

1/ B***** B***** und O***** B***** am 9. Juli 2019 in B***** dem ***** M***** Bargeld und Wertgegenstände, indem ihn ***** N***** aufsuchte und ihm Rivotril, ein Medikament mit sedierender Wirkung, in einem Getränk verabreichen wollte, was dieser jedoch ablehnte, sodass es beim Versuch blieb, wobei B***** B***** am Tatort wartete, um das Haus nach Geld und Wertgegenständen zu durchsuchen und O***** B***** beide Frauen zum Tatort brachte und von dort wieder abholte;

2/ B***** B***** am 10. Juli 2019 in S***** dem ***** S***** 24.000 Euro Bargeld und zwei Goldringe im Wert von etwa 300 Euro, indem N***** ihm ein Medikament mit sedierender Wirkung in einem Getränk verabreichte, sodass das Opfer in einen tiefen Schlaf verfiel und in der Folge N***** und B***** B***** das Haus durchsuchten sowie das Bargeld und den Schmuck wegnahmen;

3/ B***** B***** am 16. Juli 2019 in B***** dem M***** Bargeld und Wertgegenstände, indem ihn N***** aufsuchte, um ihm Haloperidol, ein Medikament mit sedierender Wirkung, in einem Getränk zu verabreichen, wobei B***** B***** sich in der Nähe des Tatortes aufhielt, um nach Betäubung des Opfers das Haus gemeinsam mit N***** (zu ergänzen: nach Geld und Wertgegenständen) zu durchsuchen, es jedoch infolge Festnahme von N***** beim Versuch blieb.

Rechtliche Beurteilung

[3]            Die dagegen von beiden Angeklagten aus den Gründen der Z 5a, 9 (lit a) und 10, von O***** B***** überdies aus Z 5, des § 281 Abs 1 StPO ergriffenen Nichtigkeitsbeschwerden sind nicht im Recht.

[4]            Die Mängelrüge des Angeklagten O***** B***** (nominell Z 5 zweiter Fall, der Sache nach Z 5 vierter Fall) übergeht mit dem Einwand fehlender Begründung der Feststellungen zur Begehung des Raubes als Mitglied einer kriminellen Vereinigung die genau dazu angestellten Erwägungen (RIS-Justiz RS0119370; vgl US 19 [Ableitung „aus dem arbeitsteiligen Zusammenwirken der genannten Personenmehrheit, ihres professionellen Vorgehens und der mehrfachen Angriffe“]).

[5]            Die Tatsachenrügen (Z 5a) wecken mit dem unzulässigen Versuch, aus vom Erstgericht angeführten Prämissen (der Aussage der Zeugin N***** sowie den Verantwortungen der Beschwerdeführer [US 11 f und 17 f]) für die Angeklagten günstigere Schlussfolgerungen zu ziehen, keine erheblichen Bedenken gegen die Richtigkeit des Ausspruchs über entscheidende Tatsachen (RIS-Justiz RS0099674). Im Ergebnis erschöpft sich dieses Vorbringen darin, die Überzeugung der Tatrichter von der Glaubwürdigkeit der Zeugin N***** nach Art einer im kollegialgerichtlichen Verfahren nicht vorgesehenen Schuldberufung zu bekämpfen (RIS-Justiz RS0099419).

[6]            Der Einwand der Angeklagten B***** B*****, aus den Aussagen der Zeugen M***** und S***** lasse sich „kein Tatbeitrag“ der Beschwerdeführerin „entnehmen“, moniert bloß das Fehlen aktenkundiger Beweisergebnisse für ihre Schuld, ohne – wie von Z 5a gefordert – gegen diese sprechende Umstände „aus den Akten“ aufzuzeigen (RIS-Justiz RS0128874).

[7]       Die Behauptung beider Beschwerdeführer (nominell „Z 9“, der Sache nach Z 10) fehlender Feststellungen zur Subsumtion nach § 143 Abs 1 erster Fall StGB verfehlt die gebotene Bezugnahme auf den Urteilssachverhalt (RIS-Justiz RS0099810; vgl hingegen US 6 und 10 iVm US 19 f).

[8]            Weshalb die getroffenen Konstatierungen keine taugliche Sachverhaltsgrundlage für diese Qualifikation darstellten, legen auch die dagegen gerichteten Subsumtionsrügen (Z 10) nicht im Einzelnen dar (RIS-Justiz RS0099620).

[9]       Die Nichtigkeitsbeschwerden waren daher bei der nichtöffentlichen Beratung sofort zurückzuweisen (§ 285d Abs 1 StPO).

[10]     Daraus folgt die Zuständigkeit des Oberlandesgerichts zur Entscheidung über die Berufungen (§ 285i StPO).

[11]     Der Kostenausspruch beruht auf § 390a Abs 1 StPO.

Textnummer

E131843

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:OGH0002:2021:0140OS00044.21H.0601.000

Im RIS seit

15.06.2021

Zuletzt aktualisiert am

15.06.2021
Quelle: Oberster Gerichtshof (und OLG, LG, BG) OGH, http://www.ogh.gv.at
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