TE Bvwg Erkenntnis 2019/10/30 W241 2193141-1

JUSLINE Entscheidung

Veröffentlicht am 30.10.2019
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Entscheidungsdatum

30.10.2019

Norm

AsylG 2005 §10
AsylG 2005 §3
AsylG 2005 §57
AsylG 2005 §8
B-VG Art. 133 Abs4
FPG §52
FPG §55

Spruch

W241 2193141-1/12E

IM NAMEN DER REPUBLIK!

Das Bundesverwaltungsgericht erkennt durch den Richter Mag. Hafner als Einzelrichter über die Beschwerde von XXXX , geboren am XXXX , Staatsangehörigkeit Iran, vertreten durch den Verein ZEIGE, gegen den Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 07.03.2018, Zahl 1091003203/151542033, nach Durchführung einer mündlichen Verhandlung am 13.02.2019 zu Recht:

A)

Die Beschwerde wird gemäß §§ 3, 8, 10 und 57 Asylgesetz 2005 sowie §§ 52 und 55 Fremdenpolizeigesetz 2005 als unbegründet abgewiesen.

B)

Die Revision ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig.

Text

ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE:

1. Verfahrensgang:

1.1. Der Beschwerdeführer (in der Folge BF), ein iranischer Staatsangehöriger, reiste nach seinen Angaben irregulär in Österreich ein und stellte am 12.10.2015 einen Antrag auf internationalen Schutz im Sinne des § 2 Abs. 1 Z 13 Asylgesetz 2005 (in der Folge AsylG).

1.2. In seiner Erstbefragung am 14.10.2015 durch Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes gab der BF im Beisein eines Dolmetsch für die Sprache Farsi im Wesentlichen Folgendes an:

Er sei iranischer Staatsbürger und schiitischer Moslem. Er hätte vor ca. drei Monaten sein Heimatland verlassen und wäre über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Kroatien und Ungarn bis nach Österreich gereist.

Als Fluchtgrund gab der BF an, dass sein Bruder in Österreich in einer Gruppe gegen die iranischen Behörden arbeite. Aus diesem Grund seien er und seine Familie mehrmals von den iranischen Behörden mit dem Tod bedroht worden. Vertreter der Behörde hätten ihn festnehmen wollen, er habe sich jedoch bei seiner Großmutter versteckt. Er befürchte die Todesstrafe.

1.3. Bei seiner Einvernahme am 06.07.2017 vor dem BFA, im Beisein eines Dolmetsch für die Sprache Farsi, machte der BF zuerst Angaben zu seinen persönlichen Verhältnissen und seinen Integrationsbemühungen in Österreich.

Ferner gab er im Wesentlichen Folgendes an (Auszug aus dem Einvernahmeprotokoll, Schreibfehler teilweise korrigiert):

Frage: Sie werden aufgefordert die Gründe für Ihre Asylantragstellung konkret unter Nennung aller Fakten und allen Details zu nennen?

A: Ich bin von der Arbeit nach Hause zurückgekehrt. Ich habe mich ausgeruht, als ich plötzlich Stimmen und Schreie hörte. Ich sah, dass meine Mutter am Boden lag. 3 Personen waren bei uns im Haus und haben nach meinem Bruder gefragt. Sie haben die Zimmer nach ihn gesucht. Die Männer haben gesagt, wir wären alle gegen das islamische Regime. Nicht mein Bruder alleine, sondern wir alle. Sie haben mich verprügelt und wollten mich sogar wegen meines Bruders mitnehmen. Sie waren dabei mir Handschellen anzulegen, als meine Mutter zu schreien begann und die Nachbarn kamen. Bei diesen Tumulten ist es mir gelungen zu fliehen. Ich bin von dort zu meiner Großmutter geflüchtet und war 3 Tage bei ihr. Während dieser 3 Tage rief mein Vater an und teilte mir mit, dass diese Beamte nochmals gekommen wären und dass sie auf unserer Straße auf und ab gehen und mich festnehmen wollen und ich nicht mehr zurückkehren soll. Mein Vater brachte mir dann meinen Reisepass und das Geld, dass ich zu Hause hatte und ich bin am 3ten oder 4ten Tag nach diesem Vorfall in die Türkei gereist.

Frage: Gibt es abgesehen von dem nun angegebenen Vorbringen sonst noch Gründe für Ihre Antragstellung bzw. wollen Sie etwas ergänzen?

A: Ich war auch immer gegen den Islam, ich bin nun Christ geworden.

Auff.: Sie werden aufgefordert, die nachfolgenden Fragen konkret mit allen Details zu beantworten.

F: Warum sind Sie zum christlichen Glauben übergetreten?

A: Ende 2015 habe ich eine Kirche besucht und bin dort geblieben. Im September 2016 wurde ich getauft.

Fragewiederholung:

A: Ich habe das Gefühl gehabt, dass im Christentum nicht gelogen wird. Im Christlichen Glauben hat man einen Ruhepol der im Islam fehlt.

F: Warum haben Sie genau die XXXX Kirche gewählt?

A: Ein Freund von mir hat mich dort hingeführt und gesagt, du kannst unsere Kirche kennenlernen. Es war XXXX .

F. Hatten Sie Taufvorbereitung?

A: Ja wir haben einen Bibelkurs vorher gehabt. Es hat über einen Monat gedauert der Bibelkurs. Es fand 2 Mal die Woche in der Wohnung des Pastors statt. Wir waren ca. 16 Personen.

F: Was haben Sie da gelernt?

A: Die Nächstenliebe, das Verständnis, das gegenseitige Benehmen, wir haben auch etwas Christus gelernt,

AW. Ich bin aufgeregt, ich kann gerade nicht sagen, was wir über Christus gelernt haben. Ich bin ein neuer Gläubiger.

AW denkt nach.

A: Wir dürfen nicht sündigen, wir sollen unseren Glauben standhaft sein, wir sollen uns taufen lassen.

F: Wie leben Sie Ihren christlichen Glauben in Österreich?

A: Ich versuche weniger zu lügen. Jeder Mensch kann sich irren.

Fragewiederholung:

Ich versuche gesund zu leben, nicht zu lügen, nicht zu stehlen, keinen Ehebruch zu begehen, ....

F: Sind Sie verheiratet?

A: Nein

F: Wie unterstützen Sie Ihre Glaubensgemeinde in Österreich?

A: Die ersten Monate habe ich im Auftrag der Pastorin XXXX Filmaufzeichnungen von unseren Veranstaltungen gemacht. Derzeit gehe ich nur einmal die Woche zur Messe.

F: Verstehe ich Sie richtig, dass Sie derzeit Ihre Glaubensgemeinde nicht unterstützen?

A: Ich spende regelmäßig. Wenn es Arbeiten gibt, helfe ich. Wenn Hilfe benötigt wird, wird diese ausgeschrieben und ich helfe wenn ich kann.

F: Was war letztlich das auslösende Moment dem Christentum beizutreten?

A: Ich wollte meine Ruhe haben und die habe ich im Christentum gefunden, darum bin ich übergetreten.

F: Wie hat Ihre Familie darauf reagiert?

A: Meine Eltern wissen es nicht. Mein Bruder in Österreich weiß es und deshalb haben wir Probleme. Er ist auf der politischen Schiene und ich auf der religiösen.

F: Welche Probleme haben Sie mit Ihren Bruder?

A: Ich bin unpolitisch und habe ich ihm im Iran schon gesagt, dass er nicht zu dieser Gruppierung gehen darf. Er hat aber nicht auf mich gehört. Er ist mit ihnen mitgegangen, darum war auch mein Leben in Gefahr. Ich wäre gerne im Iran geblieben.

F. Zu welcher Gruppierung ist Ihr Bruder gegangen?

A: Zu den Volksmodjahedin.

F: Was haben Sie im Iran gearbeitet?

A: Von 2002 bis 2010 habe ich bei der iranischen Verteidigungsindustrie als Schweißer für die Produktion von Raketen gearbeitet.

Danach habe ich versucht eine Imbissstube zu eröffnen, dies hat nicht funktioniert, dann habe ich als Schweißer gearbeitet.

F: Wo befindet sich die iranische Verteidigungsindustrie?

A: In diesen 3 Ortschaften habe ich gearbeitet: XXXX .

F: Was hat Ihr Bruder gearbeitet?

A: Er hat einen Lebensmittelladen betrieben.

F: Was ist Ihre Lieblingsstelle in Bibel?

A: Joh 1/1 - Das Wort war der Beginn, dieses Wort war das Wort Gottes

Eine weitere Stelle - wo Jesus einem Gelähmten zur Heilung verhalf

F. Was bedeutet Ihnen diese 2 Stellen?

A: Das zeigt die Macht Gottes um das Wort Gottes und stärkt unseren Glauben.

F: Was bedeutet die Adventzeit?

A: Das kenne ich nicht

F. Wer sind die Jünger von Jesus

A: Petrus, Samuel, Jahoda, Judas, Markus, Johannes,

F: Was haben Sie zuletzt in der Messe gelesen?

A: Sie hat über das gegenseitige Benehmen gesprochen. Sie hat gesagt, wir sollen die Menschen so behandeln wie wir behandelt werden wollen, dann hat sie sich verabschiedet, weil sie nach Brasilien fährt. Sie besucht dort Moscheen und Kirchen."

Vom BF wurde folgende Dokumente vorgelegt:

* Taufurkunde vom 02.04.2016

* Bestätigung über die Mitgliedschaft in der Kirchengemeinde

* Bestätigung über geringfügige Beschäftigung

1.4. Am 31.08.2017 fand eine weitere Einvernahme des BF statt. Dabei gab er folgendes an:

F. Beschreiben Sie die Bedrohungen denen Sie persönlich ausgesetzt waren!

A: Ich habe mich zu Hause niedergelegt gehabt. Gegen späteren Nachmittag hörte ich Stimmen. Ich bin in das andere Zimmer gegangen, 3 Männer waren im Zimmer, meine Mutter lag am Boden. Sie warfen mir vor, dass ich genauso wie XXXX gegen den Staat war. Sie wollten alle Zimmer durchsuchen um meinen Bruder zu finden. Sie haben mich zurückgestoßen, gegen die Mauer und haben mir gesagt ich soll aufhören zu reden. Als sie mir eine Handschelle anlegen wollten, bin ich davongelaufen.

Das war Ende 1394. Sie wollten XXXX mitnehmen, der war nicht zu Hause, deshalb wollten sie mich mitnehmen.

F. Warum wollten diese Personen Sie mitnehmen?

A: Ich habe sie auch beschimpft, weil ich sie vorher beschimpft habe, deshalb wollten sie mich mitnehmen.

F: Wo fand dieser Vorfall statt?

A: Bei uns zu Hause. Meine Eltern und ich. Mein Vater war zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause.

F: Das waren die gesamten Bedrohungen, denen Sie ausgesetzt waren?

A: Ja.

F: Sie sagten bei ihrer letzten Einvernahme, ihr Bruder hätte eine andere Gesinnung als Sie. Wie soll ich das verstehen?

A: Damit meine ich, dass ich Christ bin und mein Bruder ist ein Moslem und möchte nicht Christ werden. Wir haben 2 verschiedene Ansichten.

F. Haben Sie mit Ihren Bruder über das Christentum gesprochen?

A: Natürlich.

F: Was sagt er dazu?

A: Er sagt, dass er nicht an meine Religion glaubt, mein Bruder ist überhaupt nicht religiös. Er ist deswegen böse auf mich, versucht es aber langsam zu verstehen. Dadurch, dass ich 2 Jahre älter bin als er, versucht er seine Aufregung mir gegenüber etwas zu zügeln.

F: Wie leben Sie derzeit Ihren Glauben aus?

A: Ich erweise den Menschen mehr Liebe. Ich bin viel offener im Gedanken als früher. Ich habe gelernt Menschen zu helfen ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

F: Was haben Sie zuletzt in der Bibel gelesen?

A: Meinen Sie vorige Woche in der Kirche?

Die Frage wird wiederholt und erklärt.

Es ist damit gemeint, was Sie persönlich zuletzt in der Bibel gelesen haben

A: Ich kann mich nicht erinnern, wann und was das war

F: Wie sehr sind Sie am Inhalt der Bibel interessiert?

A: Die Geschichten von der Bibel gefallen.

F. Was können Sie über die Aktivitäten Ihres Bruders bei den Volksmujahedin angeben?

A: Ich kenne mich bei den politischen Dingen nicht aus, weiß aber, dass er bei dieser Gruppe in Frankreich war. Er geht auch auf die Demonstrationen. Ich rede mit ihm, aber das, was er macht, und diese Gruppe gefällt mir gar nicht, darum gehe ich auf dieses Thema nicht ein.

F: Können Sie mir nochmals den auslösenden Moment erzählen, warum Sie zum Christentum konvertiert sind?

A: Als ich dann in Österreich angekommen bin, war ich sehr in Mitleidenschaft gezogen wegen der Probleme im Iran, ich wollte ihn ja nicht verlassen, war aber gezwungen. Eines Tages habe ich einen Landsmann zu Hause geholfen. Er hat konvertiert und hat mich zu dieser Kirche eingeladen.

Fragewiederholung:

A: Ich war Einzelgänger und zurückgezogen und als ich die Atmosphäre in der Kirche gesehen habe, war ich begeistert. Die PASTORIN XXXX hat mit mir gesprochen und hat gesagt, ich soll die Kirche mehrmals besuchen und dann wird es mir besser gehen.

Frage: Hätten Sie nicht die Möglichkeit gehabt, sich in einem anderen Landesteil im Iran niederzulassen?

A: Nein, Überall sogar im Ausland können die iranischen Behörden aktiv werden.

Frage: Was würde passieren, wenn Sie wieder in den Iran zurückkehren müssten?

A: Ich würde festgenommen werden und inhaftiert. Sie werden mir vorwerfen dass ich Angehöriger der Mujahedin bin."

1.5. Nach Durchführung des Ermittlungsverfahrens wies das BFA mit Bescheid vom 07.03.2018 den Antrag des BF auf internationalen Schutz gemäß § 3 Abs. 1 in Verbindung mit § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG ab (Spruchpunkt I.), erkannte ihm den Status eines Asylberechtigten ebenso wie gemäß § 8 Abs. 1 in Verbindung mit § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG den Status eines subsidiär Schutzberechtigten in Bezug auf den Herkunftsstaat Iran nicht zu (Spruchpunkt II.) und verband diese Entscheidung in Spruchpunkt IV. gemäß § 10 Abs. 1 Z 3 AsylG in Verbindung mit § 9 BFA-VG mit einer Rückkehrentscheidung gemäß § 52 Abs. 2 Z 2 FPG. Ein Aufenthaltstitel aus berücksichtigungswürdigen Gründen gemäß § 57 AsylG wurde ihm nicht erteilt (Spruchpunkt III.). Es wurde festgestellt, dass die Abschiebung des BF in den Iran gemäß § 46 FPG zulässig sei (Spruchpunkt V.). Gemäß § 55 Abs. 1 bis 3 FPG betrage die Frist für die freiwillige Ausreise des BF zwei Wochen (richtigerweise 14 Tage) ab Rechtskraft der Rückkehrentscheidung (Spruchpunkt VI.).

In der Bescheidbegründung traf die belangte Behörde Feststellungen zur Person des BF und zur Lage in seinem Herkunftsstaat. Eine asylrelevante Verfolgung liege nicht vor, das Vorbringen des BF sei unglaubhaft. Er habe keine Verfolgung im Sinne des AsylG glaubhaft gemacht und es bestünden keine stichhaltigen Gründe gegen eine Abschiebung des BF in den Iran. Im Falle der Rückkehr drohe ihm keine Gefahr, die eine Erteilung des subsidiären Schutzes rechtfertigen würde.

Der BF erfülle nicht die Voraussetzungen für die Erteilung eines Aufenthaltstitels gemäß § 57 AsylG, der Erlassung einer Rückkehrentscheidung stehe sein Recht auf Achtung des Privat- oder Familienlebens angesichts der kurzen Aufenthaltsdauer und des geringen Kontaktes zu seinem in Österreich lebenden Bruder nicht entgegen. Angesichts der abweisenden Entscheidung über den Antrag auf internationalen Schutz ergebe sich die Zulässigkeit einer Abschiebung des BF in den Iran. Die Frist für die freiwillige Ausreise von 14 Tagen ergebe sich aus § 55 FPG, da besondere Umstände, die der BF bei der Regelung seiner persönlichen Verhältnisse zu berücksichtigen habe, nicht gegeben seien.

Beweiswürdigend führte das BFA (zusammengefasst) aus, dass der BF bezüglich seiner behaupteten Herkunftsregion, Volks- und Staatsangehörigkeit aufgrund seiner Sprach- und Lokalkenntnisse - im Gegensatz zu seinem Fluchtvorbringen - glaubwürdig wäre. Die Feststellungen zur Situation im Iran wären glaubhaft, weil sie verlässlichen, seriösen, aktuellen und unbedenklichen Quellen entstammten, deren Inhalt schlüssig und widerspruchsfrei sei.

Seine Fluchtgeschichte habe der BF angesichts seiner vagen und oberflächlichen Ausführungen nicht glaubhaft machen können. Ferner hätte eine Änderung seiner inneren Überzeugung, sodass man von einer echten Konversion zum Christentum sprechen könnte, nicht festgestellt werden können.

Subsidiärer Schutz wurde ihm nicht zuerkannt, da im Falle einer Rückkehr des BF in seinen Herkunftsstaat eine reale Gefahr einer Verletzung von Art. 2 oder 3 EMRK oder der Protokolle Nr. 6 oder 13 zur GFK oder eine ernsthafte Bedrohung des Lebens oder der Unversehrtheit infolge willkürlicher Gewalt oder im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen Konfliktes aufgrund der derzeitigen, allgemeinen Lage im Iran nicht drohe.

1.6. Für das Beschwerdeverfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht (in der Folge BVwG) wurde dem BF mit Verfahrensanordnung gemäß § 63 Abs. 2 AVG amtswegig ein Rechtsberater zur Seite gestellt.

1.7. Gegen diesen Bescheid brachte der BF mit Schreiben seines gewillkürten Vertreters vom 11.04.2018 fristgerecht das Rechtsmittel der Beschwerde beim BVwG ein.

In der Beschwerdebegründung wurde erneut auf das Interesse des BF am christlichen Glauben und seine Konversion verwiesen und die Beweiswürdigung der Behörde kritisiert.

1.8. Die Beschwerde samt Verwaltungsakt langte am 20.04.2018 beim BVwG ein.

1.9. Das BVwG führte am 13.02.2019 eine öffentliche mündliche Verhandlung unter Beisein eines Dolmetsch für die Sprache Farsi durch, zu der der BF im Beisein eines gewillkürten Vertreters persönlich erschien. Die belangte Behörde verzichtete auf eine Teilnahme an der Verhandlung.

Dabei legte der BF folgende Schriftstücke vor:

* Teilnahmebestätigung "Deutsch Beratung und Einstufung" vom Jänner 2019

* Bestätigung über den Besuch eines Taufkurses von November 2015 bis März 2016

* Schreiben der Gemeinde des BF

* Bestätigung über geringfügige Beschäftigung und Zusage einer Vollzeitbeschäftigung

* Schreiben über die Mithilfe des BF im Haushalt einer Privatperson

Daraufhin gab der BF auf richterliche Befragung im Wesentlichen Folgendes an (Auszug aus der Verhandlungsschrift):

"RI: Gehören Sie einer Religionsgemeinschaft an, und wenn ja, welcher?

BF: Ich bin Christ.

RI: Welche Richtung?

BF: Protestant und freie Kirche.

RI: Sind Sie verheiratet, oder leben Sie in einer eingetragenen Partnerschaft oder sonst in einer dauernden Lebensgemeinschaft?

BF: Nein, ich lebe alleine.

RI: Haben Sie Kinder?

BF: Nein.

RI: Geben Sie bitte Anzahl und Aufenthaltsorte Ihrer näheren Angehörigen bekannt!

BF: Meine Eltern, sowie meine Schwester, ihr Mann und ihr Kind leben im Iran, in Teheran. Mein Bruder, mit seiner Frau und mit seinem Kind befinden sich in Österreich in Wien.

RI: Haben Sie viel Kontakt zu diesem Bruder? Wie oft sehen Sie ihn?

BF: Ich sehe meinen Bruder regelmäßig einmal die Woche. Wir sind uns nicht immer sehr einig, aber sehen uns einmal in der Woche.

Haben Sie Kontakt zu den Angehörigen im Iran?

BF: Seit ca. einem Jahr habe ich nicht mehr so viel Kontakt mit meinen Eltern, wie ich ihn früher hatte, aufgrund meiner Religion. Es ist nicht mehr so wie früher. Auch mit meiner Schwester ist der Kontakt sehr gering.

RI: Haben Sie im Iran eine Schul- oder Berufsausbildung absolviert?

BF: Ich habe 12 Jahre die Schule besucht und ich habe dort einen vegleichbaren Maturaabschluss dort gemacht. Ich habe so eine Art Lehre, wie für Autozubehörteile, Schweißarbeiten und Metallarbeiten absolviert.

RI: Haben Sie sich mit dieser Arbeit Ihren Lebensunterhalt verdienen können?

BF: Ja, ich habe damit Geld verdient, allerdings machte ich Büroarbeiten. Ich machte keine Büroarbeiten, ich war technischer Arbeiter. Danach habe ich als freier Mitarbeiter einige Berufe ausgeübt. Ungefähr ein Jahr habe ich Schweißarbeiten auf dem Bau gemacht. Einige Zeit habe ich als Fahrer/Taxifahrer gearbeitet und einige Zeit lang habe ich neben meinem Bruder im Supermarkt gearbeitet.

RI: Wie stellte sich Ihre finanzielle Situation bzw. die Ihrer Familie dar?

BF: Mittelmäßig.

RI: Sind oder waren Sie Mitglied einer politischen Partei oder einer anderen politisch aktiven Bewegung oder Gruppierung?

BF: Nein.

RI: Wann haben Sie den Iran zuletzt genau verlassen?

BF: Im Sommer 2015 ca.

RI: Können Sie bitte noch ein bisschen genauere Angaben machen?

BF: Ja, Ende Juli 2015 ca.

RI: Haben Sie den Iran legal mit Ihrem Reisepass verlassen?

BF: Ja, ich habe mit meinem Passport, mit dem Bus, am Abend die Grenze verlassen.

RI: D.h. Sie sind legal über eine Grenze gefahren, wo Sie auch kontrolliert wurden?

BF: Ja, aber es war nur eine schwache Kontrolle, sie war nicht sehr genau.

Zur derzeitigen Situation in Österreich:

RI: Haben Sie neben Ihrem Bruder und seiner Familie noch weitere in Österreich lebende Familienangehörige oder Verwandte?

BF: Nein.

RI ersucht D, die folgenden Fragen nicht zu übersetzen. RI stellt diverse Fragen.

RI stellt fest, dass der BF die zuletzt gestellten und nicht übersetzten Fragen teilweise verstanden hat und teilweise auf Deutsch beantwortet hat, wobei der Eindruck entstand, dass der BF ein bis zwei Fragen nicht so gut verstanden hat.

RI: Besuchen Sie derzeit einen Deutschkurs oder haben Sie einen Deutschkurs bereits besucht?

BF: Ja, ich habe vor einen zu besuchen, aber Farsi Deutschkurse werden zur Zeit nicht angeboten.

RI: Besuchen Sie in Österreich bestimmte Kurse oder eine Schule, oder sind Sie aktives Mitglied in einem Verein? Gehen Sie sportlichen oder kulturellen Aktivitäten nach?

BF: Ich mache Fitness und gehe Radfahren. Hauptsächlich habe ich iranische Freunde, aber auch einen österreichischen. Sonst besuche ich keine Kurse oder Schulen.

RI: Wurden Sie in Österreich jemals von einem Gericht wegen einer Straftat verurteilt oder von einer Behörde mit einem Aufenthaltsverbot oder Rückkehrverbot belegt?

BF: Nein.

Zu den Fluchtgründen und zur Situation im Fall der Rückkehr in den Herkunftsstaat:

RI: Nennen Sie jetzt bitte abschließend und möglichst umfassend alle Gründe, warum Sie Ihren Herkunftsstaat verlassen haben bzw. warum Sie nicht mehr in Ihren Herkunftsstaat zurückkehren können (Fluchtgründe). Nehmen Sie sich dafür nun bitte ausreichend Zeit, alles vorzubringen.

BF: Ich war unterwegs nach Hause von der Arbeit, es war ca. am Nachmittag. Als ich zuhause ankam, und die Treppen raufgestiegen bin hörte ich Lärm. Ich fand drei Personen in der Wohnung und meine Mutter lag auf dem Boden. Ich hörte Geschreie, seitens meiner Mutter und die Beamten, die meine Mutter fragten, wo XXXX sei. Sowohl meine Mutter und später auch ich, sagte ihnen, dass XXXX nicht da sei, und dass er sich nicht mehr im Iran aufhalten würde. Sie beleidigten uns und sagten, wir seien Lügner. Sie fingen an, die Zimmer zu durchsuchen. Dann wurde die Sache schlimmer, wir beleidigten uns gegenseitig, es gab eine Rangelei. Sie waren zu dritt. Ich konnte nicht zurückschlagen, aber sie schlugen auf mich ein. Die Nachbarn kamen und sie sagten, dass ihr, eure ganze Familie gegen die Regierung sei. Sie wollten mich mitnehmen und mir Handschellen anlegen. Da die Nachbarn kamen und ein Tumult war, konnte ich ihnen entkommen. Ich bin geflohen und bin zu meiner Großmutter gegangen. Mein Vater arbeitete damals im Supermarkt. Als er abends nachhause ging, sagte mein Vater mir am Telefon, ich sollte am Abend nicht nachhause kommen, weil sie mich auf der Straße abfangen wollen und mich dort kontrollieren, und sie befragten die Nachbarn. Sie wollten auch mich mitnehmen, weil sie dachten, dass ich auch gegen die Regierung arbeite. Mein Vater sagte, ich sollte nicht zurückkommen, weil ich sonst in Haft komme. Wenn man beschuldigt wird gegen die Regierung zu arbeiten, kommt man sicher nicht mehr frei. Sie haben wirklich zwei bis drei Tage die Nachbarn befragt und sie warteten ab, um mich abzufangen. Mein Vater verabredete sich mit mir auf der Straße und er brachte mir meinen Passport, Geld und einige meiner Sachen z.B. Kleidung. Meine einzige Rettung war es, das Land zu verlassen, aber ich wusste, dass wenn ich über die Luftgrenze fliehe, dann würden sie mich festnehmen. Es war am dritten oder am vierten Tag nach diesem Vorfalll. Ich bin mit dem Bus, am Busbahnhof nahm ich einen Bus und ich machte mich in Richtung Türkei auf den Weg.

RI: Wie weit weg von Ihrem Elternhaus wohnte Ihre Großmutter und wie kamen Sie dorthin?

BF: Mit dem Auto ca. 40 Minuten oder eine halbe Stunde Fahrt.

RI: Wie kann ich mir das vorstellen, wie Sie sich losrissen, liefen Sie zu Ihrem Auto und flohen dann?

BF: Mein Auto stand im Hof, aber ich konnte nicht mit dem Auto fahren, ich floh zu Fuß.

RI: Wenn ich ca. in einer Stadt mit einem Auto eine halbe Stunde oder 40 Minuten fahren, dann sind das schon einige km. Sind Sie die Strecke zu Fuß gegangen?

BF: Nein, ich fuhr mit dem Taxi und miut dem Bus.

RI: Also hielten Sie sich ca. drei Tage bei der Großmutter auf? Ist da kein einziges Mal ein Beamter gekommen und suchte Sie?

BF: Ja. Sie wussten nicht, wo meine GM wohnt, aber sie standen vor meiner Wohnung.

RI: Im Iran ist man doch registriert, da konnte man doch nachschauen, wo Ihre Großmutter wohnt oder?

BF: Sie haben meine Eltern gefragt, wo ich sei, aber mein Vater sagte, er wüsste es nicht.

RI: Wie lange und wie oft kamen die Beamten dann noch bei Ihren Eltern vorbei?

BF: Einmal waren sie bei meinen Eltern und zwei bis drei Mal fragten sie verschieden Nachbarn.

RI: Das war alles ca. in den Zeitraum, als Sie ausreisten, das ist schon 3,5 Jahre her. Haben Ihnen Ihre Eltern erzählt, dass jemand nach Ihnen gesucht hätte oder die Nachbarn befragt wurden?

BF: Das war ca. Ende 2015.

RI: Das musss Mitte 2015 gewesen sein.,

BF: Ich verließ Iran im achten oder im neunten iranischen Monat.

D: Das ist der elfte odre der zwölfte des Monats.

RI: Sie sind schon am 14.10. in Österreich angekommen.

BF: Ich war 70 Tage unterwegs.

RI: Wenn man das umrechnet, Sie sagten, im Juli 2015 fand das statt.

BF: Im Sommer entstand das Problem. Ich kann es aber nicht genau umrechnen.

RI: Seitdem das Problem entstanden ist, war noch etwas, das Ihnen Ihre Eltern erzählten, dass Sie noch von jemandem gesucht werden?

BF: Ja, ich war in der Türkei, als ich mit ihnen telefonierte. Sie sagten, ich sollte nicht zurückkommen, weil sie immer wieder kommen und die Nachbarn fragen, wo ich sei.

RI: Nachdem Sie in Österreich waren, hörten Sie noch irgendetwas, dass in diesem Zeitraum noch jemand vorbeikam und dass noch etwas vorgefallen ist?

BF: Bis vor 1,5-2 Jahren schon, ja. 100prozentig waren sie bei uns.

RI: Wie oft? Erzählen Sie ein bisschen mehr. Das ist etwas gefährliches.

BF: Ein oder zwei Mal befragten sie direkt meine Eltern und ansonsten erzählten unsere Nachbarn, dass sie nach mir fragten.

RI: Wie oft? Wann haben Sie mit den Nachbarn telefoniert?

BF: Mein Vater hat auch immer wieder nach dem Vorfall ein oder zweimal in der Woche die Beamten auf der Straße gesehen.

RI: War in den letzten Jahren auch noch etwas? Wenn ja, wie oft war in den letzten Jahren etwas?

BF: Ja, ein bis zwei Mal in den letzten 1,5 Jahren.

RI: Wurden Ihre Eltern auch jemals verhaftet oder zur Polizei zum Verhör mitgenommen?

BF: Wenn es auch sowas passiert sein sollte, dann würden es mir meine Eltern nicht erzählen, damit ich keinen Stress bekomme.

RI: Wann reiste Ihr Bruder aus?

BF: 6 oder 7 Monate davor.

RI: Als Sie fast verhaftet wurden, war es das erste Mal, dass Beamte fragten?

BF: Ja.

RI: Wohnte Ihr Bruder auch bei den Eltern zuhause, so wie Sie?

BF: Nein, er war verheiratet.

RI: Was war der Grund, weshalb man nach ihm suchte?

BF: XXXX hatte einen Supermarkt, er sprach oft gegen die Regierung. Als er nach Österreich kam, hat er sich auch oppositionellen Gruppen hier angeschlossen. Hier hat er sich eine sogenannte Mujaheddin Gruppe angeschlossen, deren Namen ich aber nicht kannte, bis vor kurzem.

RI: Was ist das für eine Gruppe? Eine strenggläubige?

BF: Ich weiß nicht, ob sie religiös sind, aber sie sind gegen das Regime.

RI: Wissen Sie den Status vom Verfahren von Ihrem Bruder hier in Österreich?

BF: Er bekam letztes Jahr einen positiven Bescheid und jetzt hat er einen Passport.

RI: Schon vom BFA oder war er auch bei uns am Gericht?

BF: Schon vom BFA. Wir waren gemeinsam, er hat mit seiner Frau und mit seinem Kind einen positiven Bescheid bekommen und ich einen negativen.

RI: Würden Sie sagen, war Ihre Familie religiös? Sind Ihre Eltern oder Ihr Bruder regelmäßig in die Moschee gegangen?

BF: Meine Mutter schon, zu 100 Prozent, mein Vater war auch religiös, aber nicht so, dass er regelmäßig die Moschee besuchte, er hat gebetet. Meine Mutter besuchte den Koranunterricht und sie organisierte auch einige Veranstaltungen zuhause.

RI: Wie waren Sie selbst gegenüber dem Islam eingestellt?

BF: Ich war wie alle anderen auch ein gebürtiger Moslem. Ich hatte keinen freien Entscheidungsraum, was ich sein möchte. Der Islam war für mich wie eine große Lüge, ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sagen soll. Meiner Meinung nach ist stehlen, Inflation, Mord und Rache keine Religion.

RI: Und im Christentum gibt es Mord, Rache, stehlen nicht?

BF: Ich glaube nicht, dass man das in der Intensität, wie es im Islam ist, ausübt.

RI: Hörten Sie schon mal, dass Katholiken und Protestanten gegeneinander kämpften, ca. vor 20 Jahren?

BF: Nein.

RI: Z.B. der Irlandkonflikt, wo es Bombenanschläge gab? Hörten Sie davon noch nie etwas?

BF: Nein. Ein richtiger Christ tut das nicht. Der Islam basiert auf Mord und Totschlag.

RI: Es heißt auch, ein richtiger Moslem macht keinen Mord und Totschlag. Viele sagen, dass die Leute, die Anschläge machen, auf dem falschen Weg sind.

BF: Im Islam sagt man, wenn du für den Islam tötes kommst du ins Paradies.

RI: Das sagt jeder im Islam? Jeder Imam und jeder Mullah sagt das?

BF: Ich habe das nicht von allen gehört, aber es ist etwas offensichtliches, was man jeden Tag sieht.

RI: In Syrien und in Afghanistan schon, aber hat es das im Iran auch gegeben? War es im Iran nicht eher friedlicher?

BF: Nein, nicht in der Intensität, aber sie versuchen ihren Islam zu verwirklichen, das sieht man auch in den Gefängnisen dort. Die islamischen Monate werden immer noch sehr strikt eingehalten. Es gibt einen Monat, Moharram in dem man Opfer bringen muss. Sowas gibt es im Christentum nicht.

RI: Man ist auch im Christentum verpflichtet zu beten und in die Kirche zu gehen. Es gibt auch Verpflichtungen im Christentum. In jeder Religion gibt es Sachen, die man machen muss, um den Glauben auszudrücken. Ich sehe keinen Unterschied zum Islam.

BF: Das ist richtig.

RI: Sind Sie regelmäßig oder zumindest ab und zu mit Ihren Eltern in die Moschee gegangen? Haben Sie sich an die Fastenzeit gehalten? Wie war Ihre Ausübung zum Islam?

BF: Nein, all das befolgte ich nicht, ich war nur ein geborener Moslem.

RI: Was sagten Ihren Eltern dazu?

BF: Sie zwangen mich, aber ich befolgte es nicht.

RI: Gab es keine Konsequenzen?

BF: Es gab schon Zensuren, aber ich wusste, dass es falsch ist und ich machte es nicht.

RI: Haben Sie an ein göttliches Wesen geglaubt, oder waren Sie Atheist und haben erst hier in Österreich Gott gefunden?

BF: Schon in der Pubertät, als ich selber begann zu denken, glaubte ich an Gott, aber nicht an den Islam.

RI: Haben Sie im Iran schon mal vom Christentum gehört oder all das erst hier in Österreich?

BF: Ich habe schon während meiner Berufstätigkeit im Iran mit dem Christentzum zu tun gehabt, weil ein Arbeitgeber von mir war ein Christ. Ich habe in der Handwerkskammer damals gearbeitet. Nein, das war bevor, ich dort begann zu arbeiten, einer meiner Arbeitgeber, ein Schweißer in einem Geschäft, Autozubehör zusammenzuschweißen, war ein Christ.

RI: War es ein geborener Christ?

BF: Ja. Es gibt einige Christen, die in Teheran leben.

RI: Sprachen Sie über Jesus? Gab es Gespräche oder wussten Sie einfach nur, dass er Christ ist und hatten ein normales Arbeitsverhältnis?

BF: Nein, ich beobachtete ihn nur, wie er sich verhält und ich stellte fest, dass es einen Unterschied zwischen dem Islam und dem Christntum gibt.

RI: Wissen Sie, welcher Richtung des Christentums er angehörte?

BF: Nein.

RI: Das heißt, Sie wussten nur, dass er Christ ist, aber vom Christentum haben Sie im Iran noch nichts gehört?

BF: Ich hatte wenig Infos damals und ich war noch nicht gläubig, also kein gläubiger Christ.

RI: Wie ist es jetzt in Österreich weitergegangen, wieso gehen Sie in eine Kirche, wie kam es dazu und wieso gehen Sie ausgerechnet in die protestantische Kirche?

BF: Als ich Ende 2015 nach Österreich kam, habe ich einen Freund namens XXXX kennengelernt. Er bat mich, ihn bei dem Aufbau seiner Küchenschränke zuhause behilflich zu sein. Ich ging zu ihm nachhause, wir waren bei der Arbeit, er sah mir an, dass es meiner Psyche nicht gut geht und dass ich gestresst bin. Wir unterhielten uns, XXXX schlug mir vor, damit mein Stress abnimmt und ich mich besser fühle und mich beruhige, in die Kirche zu gehen.

RI: Also war Ihre erste Motivation in die Kirche zu gehen, dass Sie sich entspannen können und den Stress abbauen können?

BF: Ja, ich wollte meine innere Ruhe und damit ich meinem Leben eine Richtung gebe.

RI: Wären Sie von sich aus nicht in die Kirche gegangen?

BF: Doch, aber vielleicht hätte ich damals länger gebraucht.

RI: Was das die Kirche, wo Sie getauft wurden und immer noch hingehen?

BF: Ja.

RI: Wie ging es dann weiter?

BF: Dann habe ich mich mit XXXX in der Kirche verabredet, weil der Gottesdienst immer samstags nachmittags war von 18:15-20:00 Uhr. Ich ging hin in die Kirche und ich habe einige Leute kennen gelernt, den dortigen Pastor und die heutige Zeugin

RI: Was war Ihre Motivation, weshalb Sie weiterhin dorthin gingen? Weil Sie sich geborgen fühlten und weil der Gottesdienst auf Farsi war?

BF: Ja, weil ich es von meinem Freund empfohlen bekam und weil die Gottesdienste von Deutsch in Farsi übersetzt wurden.

RI: War Ihnen damals bewusst, dass Sie jetzt eine protestantische Kirche besuchen und was die Unterschiede zu einer katholischen sind?

BF: Ja, das wusste ich.

RI: Hätte der Freund eine katholische Kirche besucht, dann hätten Sie diese auch besucht und dann wären Sie Katholik geworden oder wie kann ich das verstehen?

BF: Ich wollte eine Kirche besuchen, bei der ich den Gottesdienst in meiner Muttersprache verstehe. Daher war ich gezwungen dorthin zu gehen. Auch wenn es eine katholische Kirche wäre, bei der die Messe auf Farsi gehalten wird, dann wäre ich heute Katholik.

RI: Kennen Sie die Utnerschiede zwischen einer protestanischen und einer katholischen Kirche.

BF: Das sind die Regeln in der Praxis.

RI: Erzähln Sie mir den Unterschied zwischen dem Glauben, den Sie ausüben und jemandem der in die katholische Kirche geht.

BF: Bei uns in der freien Kirche gibt es zwei Grundsätze, einmal die Taufe und das andere ist die Bekehrung. Die katholische Kirche hat aber sieben Grundsätze. Nämlich die Taufe, die Bekehrung, die Beichte, das Ehesakrament, die Salbung, die Heiligen der Kirche.

RI: Wer hat die protestantische Richtung gegründet? Wie ist sie entstanden?

BF: Martin Luther hat sie gegründet.

RI: Wann?

BF: Im Jahr 1517 hat er seine 95 Thesen in der Wittenbergkirche in Deutschland verkündet.

RI: XXXX war der Gründer des islamsichen Glaubens, wissen Sie wer ursprünglich die christliche Kirche gegründet hat?

BF: Jesus hat die christliche Kirche gegründet, aber davor war es Moses.

RI: Ich meine nach dem Tod von Jesus.

BF: Ich habe Ihre Frage nicht verstanden.

RI wiederholt die Frage.

BF: Das weiß ich nicht.

RI: Was ist noch ein großer Unterschied zwischen Protestanten und Katholiken?

BF: Im Gebet, im Gespräch äußert es sich, und dass man alleine beten kann.

RI: Es gibt aber noch einen großen Unterschied zwischen Protestanten und Katholiken bei diesen Gebeten. Ich beziehe mich auf eine gewisse Person, die bei den Katholiken sehr wichtig ist.

BF: Sie meinen die heilige Maria. Bei den Katholiken wird sie als heilig angesehen. Bei den Protestanten, ist sie als Mutter von Jesus Christus lediglich zu verehren.

RI: Was sagt Ihnen der Begriff "Dreifaltigkeit"?

BF: Vater, Sohn und der Heilig Geist.

RI: Wissen Sie, wann man den Heilgen Geist feiert?

BF: Ich glaube, zu Pfingsten. 50 Tage nach dem Sonntag der Wiederauferstehung.

RI: Was passierte damals zu Pfingsten? Wissen Sie das?

BF: Das ist so wie, ich sagte, 50 Tage nach der Auferstehung von Jesus. Der Heilige Geist erscheint am selben Ort, wo das letzte Abendmahl stattfand, bei den Jüngern von Jesus.

RI: Was passierte dort? Ist er nur erschienen?

BF: Der Heilige Geist erschien und Gott sagte den Jüngern, dass sie bekehren müssen, und jeden den richtigen Weg zeigen sollen. Diejenigen, die daran glauben, denen sollen ihre Sünden vergeben werden.

RI: Da passiert aber noch etwas sehr wichtiges, etwas besonderes, worüber man auch immer wieder liest.

BF: Ich kannte alles, aber monentan habe ich Stress.

RI: Es gibt Flammen und es wurde in verschiedenen Sprachen gesprochen. Es ist etwas sehr wichtiges.

BF: Davon habe ich noch nie etwas gehört.

RI: Sagt Ihnen etwas, wenn ich einen Hahn erwähne, der dreimal kräht?

BF: Ja, Petrus, dass er Jesus dreimal vor dem Ruf des Hahnes leugnet. Das war nachdem Jesus festgenommen wurde.

RI: Welche Teile von der Bibel gibt es?

BF: Zwei Teile, das alte und das neue Testament.

RI: Was behandelt das alte Testament hauptsächlich?

BF: Das alte Testament ist ein Abkommen zwischen Gott und dem Volk von Israel mit Moses, um sie zu retten. Das neue Testament ist über Jesus Christus und das ewige Leben mithilfe von Jesus Christus zu erlangen.

RI: Erzählen Sie mir mehr über Moses. Was für Geschichten gibt es?

BF: Es gab eine Schlange. Moses hatte seinen Stock auf einen Baum gelegt, um das israelische Volk zu retten und, damit sie daran glauben, wurde der Stock zu einer Schlange.

RI: Das ist nur eine kleine Geschichte. Was ist die große Tat von Moses?

BF: Die Eröffnung des Meeres, damit das Volk das Meer überquert.

RI: Warum musste er das Meer öffnen, was passiert da?

BF: Weil Gott Moses versprache, das israelische Volk zu retten, um diese zu retten, wurde das Meer eröffnet.

RI: Vor wem zu retten?

BF: Ich verstehe Sie nicht. Was meinten Sie?

RI wiederholt die Frage.

BF: Der Todesengel verfolgte sie.

RI: Nein, das ist eine sehr bekannte Geschichte des alten Testametes. Das Volk flieht nicht vor dem Todesengel.

BF: Vor dem Sturm, der unterwegs ist.

RI: Nein, worum geht es bei Moses? Warum führt er sein Volk in die Wüste. Das ist etwas sehr wichtiges.

BF: Daran kann ich mich leider nicht erinnern.

RI: Was ist noch etwas ganz wichtiges, was Moses von Gott empfangen hat?

BF: Das weiß ich nicht. Ich kann mich nicht erinnern.

RI: Die 10 Gebote.

BF: Ja, jetzt erinnere ich mich.

RI: Nennen Sie mir ein paar der 10 Gebote.

BF: Einer von ihnen sagt, dass man nur den einzigen Gott anbeten soll, den Namen Gottes nicht missbrauchen soll, den Samstag (Sabat) soll man heilig halten, du sollst deine Eltern ehren, nicht lügen, nicht stehlen, nicht töten, nicht die Ehe brechen, du sollst nicht gierig sein (Habgier) und du sollst nicht die Frau deines Nachbarns begehren.

RI: Wissen Sie, wer die ersten Menschen waren?

BF: Ja, Adam und Eva.

RI: Warum musste die aus dem Paradies raus?

BF: Als Gott Adam und Eva schuf, sagte man ihnen, ihr dürft von allen Früchten im Paradies eine Frucht nicht essen, das ist der Apfel. Dann kam der Teufel in Form einer Schlange und er brachte Eva dazu von diesem Apfel zu essen, Eva gab den Apfel an Adam weiter. Deshalb hat Gott sie vom Paradies auf die Erde geschickt.

RI: Wissen Sie, das erste Wunder, das Jesus bewirkt hat?

BF: Eines seiner ersten Wunder war es, als er mit seiner Mutter auf einer Hochzeit eingeladen war, da wurde das Wasser zu Wein umgewandelt.

RI: Können Sie noch andere Wunder nennen?

BF: Ja, es war in Jerusalem, als Jesus mit seinen Jüngern einen alten Mann traf, der nicht gehen konnte. Er war seit 38 Jahren gelähmt, Jesus sagte, er solle in das Flusswasser gehen. Er ging ins Wasser und konnte danach wieder gehen.

RI: Was machte er noch?

BF: Die Wiederauferstehung bzw. die Wiederbelebung von Lazarus, der Bruder von Maria und Martha und auch die Wiederbelebung Sohn eines Römers, die Heilung der Blinden.

RI: Wissen Sie die Namen der vier Evangelisten?

BF: Johannes, Lukas, Matheo, Markus.

RI: Haben die während der Zeit von Jesus gelebt und mitgeschrieben, was er sagte oder wie war das?

BF: Ja, sie hielten seine Reden fest. Zuerst Matheo.

RI: Nein, sie entstanden erst ca. 50 Jahre nach dem Tod von Jesus.

BF: Ich habe Ihre Frage falsch verstanden. Ich konnte Ihnen nur sagen, wer zuerst geschrieben hat.

RI: Wenn Sie mich jetzt zum christlichen Glauben bekehren möchten, was würden Sie mir sagen. Warum sollte ich mit Ihnen in Ihre Kirche gehen?

BF: Ich werde Sie zuerst über Ihre Probleme befragen. Zuerst muss ich erfahren, ob Sie meine Hilfe annehmen würden bzw. meine Hilfe brauchen und über die richtige Lebensweise würde ich mich mit Ihnen unterhalten. Ich würde Ihnen über dieses beruhigende Gefühl, nachdem man den richtigen Glauben gefunden hat reden, ich würde Ihnen davon erzählen, was für eine Veränderung ich selbst durch den Glaubenswechsel in meinem Leben erfuhr. Ich werde immer wieder mit Ihnen darüber reden und sicher werden Sie davon überzeugt werden, aber es ist kein Muss. Damit Sie das ewige Leben, das Jesus Christus anstrebt auch wirklich erlangen.

RI: Sie wurden vor ca. 2,5 Jahren getauft. Wie oft gingen Sie in die Kirche? Täglich oder gab es auch Zeiten, in denen Sie nicht in die Kirche gingen?

BF: Ich gehe regelmäßig samstags in die Kirche. Ich lüge nicht, aber es kommt vor, alle 5-6 Wochen einmal, dass ich verhindert bin, aufgrund einer Krankheit oder wegen persönlichen Sachen, dass ich nicht hingehe oder zu spät hinkomme.

RI: Wenn Sie jetzt in den Iran zurückkehren müssten, könnten Sie sich vorstellen wieder keinen Glauben auszuüben?

BF: Ehrlich gesagt, sehe ich in meiner Zukunft, wenn ich in den Iran gehe, nur die ewige Inhaftierung oder Lebensgefahr.

RI: Wenn wir die Geschichte mit Ihrem Bruder ausblenden. Könnten Sie ein Leben ohne Glauben dort wieder zu führen?

BF: Durch diese Konversion bedeutet ein Leben im Iran für mich den Tod. Das ist ein islamisches Gesetz.

RI: Wenn es die Behörden dort nicht wüssten, dann könnten Sie wieder zurückkehren und so wie früher leben.

BF: Meine Eltern haben seit ca. einem Jahr keinen Kontakt mehr, weil sie wissen, dass ich meine Religion wechselte und, dass ich als Christ bekehre.

RI: Wen haben Sie hier in Österreich schon bekehrt?

BF: Die Schwester meines Freundes, meinen Bruder, meine Schwägerin,. Mein Bruder erkennt das was ich sage nicht wirklich an, aber seit 5-6 Monaten unterhalte ich mich mit meiner Schwägerin darüber, sie ist noch nicht ganz davon überzeugt, aber sie glaubt langsam daran und ich hoffe in naher Zukunft, dass ich sie überzeuge und sie an Jesus Christus Glauben findet und die Frau meines Freundes, ich habe Anfang 2018 sie bekehrt und ich konnte sie in die Kirche mitnehmen, sie besuchte die Kurse und wurde gläubig.

RI: Wie heißt diese Freundin?

BF: Ihren Nachnamen kenne ich nicht, aber den Nachnamen ihres Mannes kenne ich. Sie heißt XXXX . Die Zeugin kennt sie.

RI: Mit welchen Menschen in der Kirche haben Sie meistens Kontakt? Unternehmen Sie dort auch etwas?

BF: Ja, wir sind befreundet. Wir kennen uns seit über 3,5 Jahren. Abgesehen von dieser Kirche besuche ich auch alle zwei Wochen zumindest eine andere protestantische Kirche.

RI: Was für eine Richtung ist die Kirche?

BF: Eine protestantische evangelische Richtung.

RI: In welche Richt

Quelle: Bundesverwaltungsgericht BVwg, https://www.bvwg.gv.at
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