Kopf
Der Oberste Gerichtshof hat am 4. Dezember 2019 durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofs Hon.-Prof. Dr. Kirchbacher als Vorsitzenden, den Hofrat des Obersten Gerichtshofs Mag. Lendl sowie die Hofrätinnen des Obersten Gerichtshofs Dr. Michel-Kwapinski, Mag. Fürnkranz und Dr. Mann in Gegenwart der Richteramtsanwärterin Mag. Schrott als Schriftführerin in der Strafsache gegen Hans S***** wegen Verbrechen des schweren Raubes nach §§ 142 Abs 1, 143 Abs 1 zweiter Fall StGB und weiterer strafbarer Handlungen über die Nichtigkeitsbeschwerde und die Berufung des Angeklagten gegen das Urteil des Landesgerichts für Strafsachen Wien als Schöffengericht vom 2. August 2019, GZ 96 Hv 59/18b-161, nach Anhörung der Generalprokuratur in nichtöffentlicher Sitzung den
Beschluss
gefasst:
Spruch
Die Nichtigkeitsbeschwerde wird zurückgewiesen.
Zur Entscheidung über die Berufung werden die Akten dem Oberlandesgericht Wien zugeleitet.
Dem Angeklagten fallen auch die Kosten des bisherigen Rechtsmittelverfahrens zur Last.
Text
Gründe:
Mit dem angefochtenen Urteil wurde Hans S***** mehrerer Verbrechen des schweren Raubes nach §§ 142 Abs 1, 143 Abs 1 zweiter Fall StGB (I./A./, B./ und M./ bis P./), teils in der Entwicklungsstufe des Versuchs (§ 15 StGB; II./), sowie mehrerer Verbrechen des Raubes nach § 142 Abs 1 StGB (I./C./ bis L./) schuldig erkannt.
Danach hat er in W***** und anderen Orten durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben, teilweise unter Verwendung einer Waffe, anderen fremde bewegliche Sachen mit dem Vorsatz, sich durch deren Zueignung unrechtmäßig zu bereichern,
I./ abgenötigt bzw weggenommen, und zwar
A./ am 13. August 2009 Gewahrsamsträgern der H*****bank, indem er einen Gasrevolver auf die Bankangestellten Gabriele P***** und Hubert B***** richtete und Bargeld in der Höhe von 20 Euro erbeuten konnte;
B./ am 21. August 2009 Gewahrsamsträgern der Ba*****, indem er einen Gasrevolver auf den Bankangestellten Karl K***** richtete und Bargeld in der Höhe von 13.750 Euro erbeuten konnte;
C./ am 14. Dezember 2010 in L***** Gewahrsamsträgern der R*****bank Filiale „Ban*****“, indem er seine Softgun auf die Bankangestellten Florian D*****, Elke M***** und Julia Ke***** richtete und Bargeld in der Höhe von 8.010 Euro erbeuten konnte;
D./ am 4. Mai 2011 in G***** Gewahrsamsträgern der R*****bank, indem er eine Softgun auf die Bankangestellten Christof K***** und Derya A***** richtete und Bargeld in der Höhe von 7.900 Euro erbeuten konnte;
E./ am 24. September 2011 Gewahrsamsträgern der Po***** AG, indem er eine Softgun auf die Kassierinnen Andrea Be***** und Gabriele Se***** richtete und Bargeld forderte, worauf ihm Bargeld in der Höhe von 5.050 Euro übergeben wurde;
F./ am 24. Dezember 2011 Gewahrsamsträgern der Po***** AG, indem er eine Softgun auf die Kassiere Karl Ka***** und Nikolaus So***** richtete und Bargeld forderte und 3.265 Euro aus der Kassenlade entnahm;
G./ am 14. März 2012 Gewahrsamsträgern der Po***** AG, indem er eine Softgun auf die Kassiere Brigitte R*****, Doris H***** und Harald J***** richtete und Bargeld forderte und 3.460 Euro aus der Kassenlade entnahm;
H./ am 10. Oktober 2012 Gewahrsamsträgern der Po***** AG, indem er eine Softgun auf die Kassierin Anna L***** richtete und Bargeld forderte, worauf ihm Bargeld in der Höhe von 1.130 Euro übergeben wurde;
I./ am 26. November 2012 Gewahrsamsträgern der G*****bank, indem er eine Softgun auf die Kassierin Manuela F***** richtete und Bargeld forderte und 32.000 Euro aus der Kassenlade entnahm;
J./ am 27. Mai 2014 Gewahrsamsträgern der Son***** Apotheke in W*****, indem er eine Softgun auf Mag. Eva Me***** richtete und Bargeld forderte und 330 Euro aus einer Kassenlade entnahm;
K./ am 4. Juni 2014 Gewahrsamsträgern der G*****bank, indem er eine Softgun auf die Kassierin Manuela F***** richtete und Bargeld forderte, woraufhin ihm Bargeld in der Höhe von 17.890 Euro übergeben wurde;
L./ am 11. Juni 2015 in L***** Gewahrsamsträgern des Bankhauses Sp*****, indem er eine Softgun auf die Kassierin Alexandra Ho***** richtete und Bargeld forderte und 32.050 Euro aus der Kassenlade entnahm;
M./ am 8. Februar 2017 in Linz Gewahrsamsträgern der R*****bank, indem er einen Gas-/Schreckschussrevolver auf die Kassierin Gertrude E***** richtete und Bargeld forderte, eine Kassenlade öffnete und 11.375 Euro an sich nahm;
N./ am 28. Juli 2017 in L***** Gewahrsamsträgern der Apotheke des Krankenhauses *****, indem er einen Gas-/Schreckschussrevolver auf Constanze Sc***** und Mag. Birgit Kr***** richtete und Bargeld forderte, eine Kassenlade öffnete und 730 Euro an sich nahm;
O./ am 17. August 2017 in Linz Gewahrsamsträgern der Volkskreditbank AG, indem er auf die Bankangestellten Stefanie A***** und Thomas Sch***** einen Gas-/Schreckschussrevolver richtete und Bargeld forderte, worauf ihm Bargeld in der Höhe von 14.820 Euro übergeben wurde;
P./ am 20. April 2018 in W***** Gewahrsamsträgern der Ba*****, indem er einen Gas-/Schreckschussrevolver auf die Bankangestellten Philipp-Emanuel Re*****, Andelka Ra***** und Andreas La***** richtete und Bargeld in Höhe von 34.325 Euro erbeutete;
II./ abzunötigen versucht, und zwar am 19. Jänner 2017 in L***** Gewahrsamsträgern der S*****bank, indem er einen Gas-/Schreckschussrevolver auf die Kassiere Sigrid Ka***** und Christoph Po***** richtete und Bargeld forderte, wobei es beim Versuch blieb, weil die Bankmitarbeiter die Herausgabe von Bargeld verweigerten.
Rechtliche Beurteilung
Dagegen richtet sich die ausschließlich auf Z 10 des § 281 Abs 1 StPO gestützte Nichtigkeitsbeschwerde des Angeklagten, die ihr Ziel verfehlt.
Mit der Subsumtionsrüge (Z 10) bekämpft der Rechtsmittelwerber die Annahme der Qualifikation nach § 143 Abs 1 zweiter Fall StGB mit dem Vorbringen, einer ungeladenen Waffe fehle es an der „waffenspezifischen Gefährlichkeit“.
Dazu verweist er auf eine veröffentlichte Stelle aus dem Schrifttum (Fuchs/Reindl-Krauskopf, BT I5, 174; die gleichfalls zitierte Kommentarmeinung von Birklbauer/Hilf/Tipold, BT I4 §§ 142, 143 Rz 23, gibt bloß den Meinungsstand wieder und hält eine von der hM abweichende Auslegung für „gut vertretbar“), die sich ihrerseits auf die Rechtsbehauptung beschränkt, nur bei einer geladenen, funktionsfähigen Waffe sei die eine erhöhte Strafbarkeit begründende objektive Gefährlichkeit für Leib und Leben gegeben.
Indem diese Stellungnahme aber eine Auseinandersetzung mit der (ua) aus dem Wortlaut des § 143 StGB („wer einen Raub … unter Verwendung einer Waffe verübt ...“) entwickelten Entscheidung des verstärkten Senats zu AZ 12 Os 59/78 unterlässt, leitet die Rüge nicht methodengerecht aus dem Gesetz ab (RIS-Justiz RS0118429), weshalb der Einsatz einer ungeladenen Gaspistole das Qualifikationsmerkmal der Verwendung einer Waffe nicht erfüllen sollte (vgl im Übrigen RIS-Justiz RS0094078; RS0094098; Eder-Rieder in WK² StGB § 143 Rz 20 ff).
Die Nichtigkeitsbeschwerde war daher bereits bei nichtöffentlicher Beratung sogleich zurückzuweisen (§ 285d Abs 1 StPO), woraus sich die Zuständigkeit des Oberlandesgerichts zur Entscheidung über die Berufung ergibt (§ 285i StPO).
Die Kostenentscheidung gründet sich auf § 390a Abs 1 StPO.
Textnummer
E126875European Case Law Identifier (ECLI)
ECLI:AT:OGH0002:2019:0150OS00114.19G.1204.000Im RIS seit
20.12.2019Zuletzt aktualisiert am
20.12.2019