TE Bvwg Erkenntnis 2019/1/28 W241 2192295-1

JUSLINE Entscheidung

Veröffentlicht am 28.01.2019
beobachten
merken

Entscheidungsdatum

28.01.2019

Norm

AsylG 2005 §10
AsylG 2005 §3
AsylG 2005 §57
AsylG 2005 §8
B-VG Art.133 Abs4
FPG §52
FPG §55

Spruch

W241 2192295-1/12E

IM NAMEN DER REPUBLIK!

Das Bundesverwaltungsgericht erkennt durch den Richter Mag. Hafner als Einzelrichter über die Beschwerde von XXXX, geboren am XXXX, Staatsangehörigkeit Iran, vertreten durch den Verein Menschenrechte Österreich, gegen den Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 23.03.2018, Zahl 1109883807-160452556, nach Durchführung einer mündlichen Verhandlung am 15.10.2018 zu Recht:

A)

Die Beschwerde wird gemäß §§ 3, 8, 10 und 57 Asylgesetz 2005 sowie §§ 52 und 55 Fremdenpolizeigesetz 2005 als unbegründet abgewiesen.

B)

Die Revision ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig.

Text

ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE:

1. Verfahrensgang:

1.1. Der Beschwerdeführer (in der Folge BF), ein iranischer Staatsangehöriger, reiste nach seinen Angaben irregulär in Österreich ein und stellte am 30.03.2016 einen Antrag auf internationalen Schutz im Sinne des § 2 Abs. 1 Z 13 Asylgesetz 2005 (in der Folge AsylG).

1.2. In seiner Erstbefragung am 30.03.2016 durch Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes gab der BF im Beisein eines Dolmetsch für die Sprache Farsi im Wesentlichen Folgendes an:

Er sei iranischer Staatsbürger, Angehöriger der Volksgruppe der Aseri und Moslem. Er hätte vor ca. dreieinhalb Monaten sein Heimatland verlassen und wäre über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn bis nach Österreich gereist.

Als Fluchtgrund gab der BF an, dass er zum Christentum konvertiert wäre, weshalb er um sein Leben fürchte.

1.3. Laut Abschlussbericht der PI XXXX wurde gegen den BF am 23.07.2017 Anzeige wegen des Verdachtes auf Diebstahl erstattet.

Mit Strafantrag vom 06.09.2017 wurde gegen den BF Anklage wegen einer am 25.07.2017 begangenen Sachbeschädigung erhoben.

1.4.Bei seiner Einvernahme am 23.01.2018 vor dem BFA, im Beisein eines Dolmetsch für die Sprache Farsi, machte der BF zuerst Angaben zu seinen persönlichen Verhältnissen und seinen Integrationsbemühungen in Österreich.

Ferner gab er im Wesentlichen Folgendes an (Auszug aus dem Einvernahmeprotokoll, Schreibfehler teilweise korrigiert):

"LA: Schildern Sie die Gründe, warum Sie Ihren Herkunftsstaat verlassen und einen Asylantrag gestellt haben von sich aus vollständig und wahrheitsgemäß. Ihre Angaben im Asylverfahren werden vertraulich behandelt und nicht an die Behörden Ihres Heimatlandes weitergeleitet. Es ist unumgänglich, dass Sie die Wahrheit sagen, nichts verschweigen und alle zur Begründung des Antrags auf internationalen Schutz erforderlichen Anhaltspunkte selbständig und über Nachfrage wahrheitsgemäß darlegen.

VP: Ich habe durch einen Freund namens XXXX das Christentum kennengelernt. Ich war seit etwa 10 Monaten verheiratet, als mein Freund XXXX angerufen hat. Ich habe zu dieser Zeit auch nachmittags als Taxifahrer gearbeitet. XXXX hat am Telefon gesagt, dass er einen Job für mich hätte in einer neu eröffneten Werkstatt. Nach einigen Tagen habe ich begonnen bei ihm zu arbeiten. Nach einem Monat habe ich gesehen, dass sich XXXX verändert hat. Er ist viel ruhiger geworden. Etwa 10 Tage danach war ich bei ihm zuhause und wir haben gemeinsam einen Film gesehen, ich habe hinter XXXX Bildschirm die Bibel gesehen. Ich habe ihn gefragt, ob er Christ geworden wäre. Ich sagte ihm, dass er viel ruhiger geworden ist als früher. Da hat er mir verraten, dass er Christ ist. Nach 2,5 Monaten habe ich ihn wieder darauf angesprochen. Er sagte, er wäre nun viel ruhiger geworden, er genieße die Ruhe. Nach weiteren 2,5 Monaten habe ich ihn immer wieder über das Christentum befragt und er hat mit mir darüber gesprochen. Er hat mir Blätter über das Christentum gegeben. Wenn ich diese Unterlagen und die Bibel lesen würde, wäre für mich alles ganz klar. 2, 3 Wochen lang habe ich die Bibel in der Nacht gelesen über den Lebenslauf von Jesus, über die unbefleckte Empfängnis von Maria und dass Jesus das Christentum verbreitet hat, dass er gekreuzigt worden ist, um die Sünden der anderen reinzuwaschen. Ich habe Gefallen daran gefunden. In der Bibel steht, du sollst zu deinen Feinden gut sein. Das steht im Gegensatz zum Islam, was mir gefallen hat. Ich hatte dieses Buch in meiner Kommode versteckt, damit es keiner findet. Einmal habe ich das vergessen. Als ich nachhause gekommen bin, habe ich gesehen, dass mein älterer Bruder XXXX deswegen mit meiner Mutter gestritten hat. Er hat mit mir geschimpft. Ich habe gesagt, dass mir das gefällt. XXXX ist sehr religiös. Er hat mich beschimpft. Ich wäre nicht Moslem, ich wäre ungläubig. Er hat mich geohrfeigt. Ich bin ins Auto gestiegen und herumgefahren, bis mich meine Mutter angerufen hat und gesagt hat, dass mein Bruder in eine Moschee gegangen sei und das Problem einem Hadschi erzählt hätte. XXXX wollte, dass dieser Hadschi zu uns nachhause kommen solle um mich zu bekehren. Dieser Hadschi kam mit und hat mein Zimmer fotografiert. Meine Mutter hat das gesehen. Hadschi wurde nervös, er wollte das Handy wieder einstecken. Dabei hat meine Mutter Handschellen bei ihm gesehen. Dieser Hadschi namens XXXX, den Nachnamen kenne ich nicht, sagte, es schickt sich nicht, dass 2 Brüder streiten und er möchte, dass sie sich versöhnen. Meiner Mutter war das verdächtig und deshalb hat sie mich angerufen. Ich war geängstigt. Ich habe XXXXangerufen und er hat gesagt, dass ich zu ihm kommen solle. Ich wollte dort 2 Tage bleiben, bis sich alles beruhigt hätte. Meine Mutter hat mich am nächsten Morgen angerufen und gesagt, dass XXXX mit dem Hadschi wieder dagewesen wäre. Ich sagte zu ihr, dass ich Teheran für ein paar Tage verlassen würde. XXXX sagte, dass die Situation sehr gefährlich sei und ich sollte das Land verlassen. Ich würde verhaftet werden. Ich habe zwei Tage bei ihm gewohnt. Er hat Geld aufgetrieben und einen Schlepper namensXXXX organisiert. Ich habe das auch meiner Frau gesagt, dass ich Teheran für einige Tage verlassen würde. Dann habe ich den Iran verlassen. Erst in der Türkei habe ich das meiner Frau und meiner Mutter mitgeteilt. Ich habe meiner Frau gesagt, dass sie auch in die Türkei kommen soll, weil es für mich im Iran zu gefährlich wäre. Sie hat die Situation ihren Eltern erzählt. Sie waren auch geängstigt und wollten nicht, dass sie in die Türkei kommt. Seither ist die familiäre Beziehung zerstört. Nachdem ich ca. 7 Monate in Österreich war, hat sie sich in meiner Abwesenheit scheiden lassen.

LA: Möchten Sie noch etwas zu Ihrem Fluchtgrund angeben?

VP: Nein ich habe alles gesagt.

LA: Ihr Fluchtgrund resultiert ausschließlich aus Ihrer christlichen Orientierung?

VP: Ja.

LA: Wurden Sie jemals persönlich bedroht?

VP: Nein.

LA: Wann und in welcher Weise sind Sie in Kontakt mit dem Christentum gekommen?

VP: Drei Monate bevor ich den Iran verlassen habe.

LA: Gab es im Iran noch weitere Christen, mit denen Sie Kontakt hatten?

VA: Nur mit XXXX.

LA: Welcher Glaubenszweig war das?

VP: Jetzt bin ich Katholik. Im Iran habe ich nur generelle Informationen über das Christentum erhalten. Erst hier in Österreich interessiere ich mich für die katholische Religion.

LA: Welcher Glaubensrichtung hat XXXX angehört?

VP: Das weiß ich nicht. Ich habe nicht so viel über Christentum gewusst, dass ich seine Glaubensrichtung gekannt hätte.

LA: Haben Sie sich schon vorher mit Glaubensfragen befasst?

VP: Nein, ich war ohne Religion, gebürtiger Moslem, aber ich war ohne Religion.

LA: Haben Sie Ihren Glauben, den Islam, praktiziert?

VP: Den Islam habe ich nicht praktiziert. Ich war nicht in der Moschee und habe nicht gebetet. Das Christentum habe ich auch nicht praktiziert, ich habe mich dafür interessiert.

LA: Hat Ihr Bruder XXXXakzeptiert, dass Sie Ihren alten Glauben nicht praktizieren?

VP: Er hat immer gesagt, dass ich mit zur Moschee kommen soll und beten soll, aber ich habe das ignoriert.

LA: Welche Rolle hat Religion in Ihrem Leben im Iran gespielt?

VP: Islam war für mich nicht wichtig.

LA: Aus welchem Grund war das Christentum für Sie wichtig?

VP: Als ich XXXX Veränderung gesehen habe, dass er ruhiger geworden ist, dass er ein besseres Leben führt, seither habe ich mich dafür interessiert.

LA: Wie haben Sie denn das Christentum im Heimatland und in weitere Folge bis zu Ihrer Flucht aus dem Iran gelebt?

VP: Ich habe keine Kirche besucht, ich habe die Bibel gelesen und langsam das Christentum kennengelernt.

LA: Sie gaben an, wegen Ihres Glaubens im Iran verfolgt worden zu sein. Wer hat Sie konkret verfolgt?

VP: XXXX und mein Bruder haben mich öfter zuhause aufgesucht, auch als ich unterwegs war, wollten sie mich finden. Meine Mutter hat mir das immer wieder telefonisch erzählt, dass sie mich suchen.

LA: Wer war dieser Hadschi?

VP: Er gehört zur XXXXGruppe (lt. Dolmetscher eine pseudo-militärische Gruppe). Mein Bruder gehört dieser Gruppe nicht an, er ist aber sehr religiös. Die Fotos, die dieser Hadschi von meinem Zimmer gemacht hat, sind für mich eine Bedrohung.

LA: Wie oft wurde nach Ihnen gesucht?

VP: Dreimal innerhalb von zwei Tagen, als ich noch im Iran war. Als ich den Iran bereits verlassen habe, waren sie 4, 5 mal bei mir zuhause, solange bis mein Bruder gemerkt hat, dass ich den Iran verlassen habe.

LA: Was veranlasste Sie dann endgültig aus dem Iran wegzugehen?

VP: Als ich gesehen habe, dass sie mich wiederholt gesucht haben und die Bibel und die Unterlagen gesehen und gefilmt haben."

Ferner gab der BF an, dass er bald katholischer Christ sein werde. Er versuchte hierauf, verschiedene Fragen betreffend seine Glaubensausübung und die katholische Religion zu beantworten.

1.5. Vom BF wurde folgende Dokumente vorgelegt:

* eine Zweitausfertigung der Geburtsurkunde im Original

* drei Deutschkursbestätigungen

* Integrationskurs Werte- und Orientierungskurs

* zwei Empfehlungsschreiben

1.6. Nach Durchführung des Ermittlungsverfahrens wies das BFA mit Bescheid vom 23.03.2018 den Antrag des BF auf internationalen Schutz gemäß § 3 Abs. 1 in Verbindung mit § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG ab (Spruchpunkt I.), erkannte ihm den Status eines Asylberechtigten ebenso wie gemäß § 8 Abs. 1 in Verbindung mit § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG den Status eines subsidiär Schutzberechtigten in Bezug auf den Herkunftsstaat Iran nicht zu (Spruchpunkt II.) und verband diese Entscheidung in Spruchpunkt IV. gemäß § 10 Abs. 1 Z 3 AsylG in Verbindung mit § 9 BFA-VG mit einer Rückkehrentscheidung gemäß § 52 Abs. 2 Z 2 FPG. Ein Aufenthaltstitel aus berücksichtigungswürdigen Gründen gemäß § 57 AsylG wurde ihm nicht erteilt (Spruchpunkt III.). Es wurde festgestellt, dass die Abschiebung des BF in den Iran gemäß § 46 FPG zulässig sei (Spruchpunkt V.). Gemäß § 55 Abs. 1 bis 3 FPG betrage die Frist für die freiwillige Ausreise des BF zwei Wochen (richtigerweise 14 Tage) ab Rechtskraft der Rückkehrentscheidung (Spruchpunkt VI.).

In der Bescheidbegründung traf die belangte Behörde Feststellungen zur Person des BF und zur Lage in seinem Herkunftsstaat. Eine asylrelevante Verfolgung liege nicht vor, das Vorbringen des BF sei unglaubhaft. Er habe keine Verfolgung im Sinne des AsylG glaubhaft gemacht und es bestünden keine stichhaltigen Gründe gegen eine Abschiebung des BF in den Iran. Im Falle der Rückkehr drohe ihm keine Gefahr, die eine Erteilung des subsidiären Schutzes rechtfertigen würde.

Der BF erfülle nicht die Voraussetzungen für die Erteilung eines Aufenthaltstitels gemäß § 57 AsylG, der Erlassung einer Rückkehrentscheidung stehe sein Recht auf Achtung des Privat- oder Familienlebens angesichts der kurzen Aufenthaltsdauer und des Fehlens von familiären oder privaten Bindungen im Inland nicht entgegen. Angesichts der abweisenden Entscheidung über den Antrag auf internationalen Schutz ergebe sich die Zulässigkeit einer Abschiebung des BF in den Iran. Die Frist für die freiwillige Ausreise von 14 Tagen ergebe sich aus § 55 FPG, da besondere Umstände, die der BF bei der Regelung seiner persönlichen Verhältnisse zu berücksichtigen habe, nicht gegeben seien.

Beweiswürdigend führte das BFA (zusammengefasst) aus, dass der BF bezüglich seiner behaupteten Herkunftsregion, Volks- und Staatsangehörigkeit aufgrund seiner Sprach- und Lokalkenntnisse - im Gegensatz zu seinem Fluchtvorbringen - glaubwürdig wäre. Die Feststellungen zur Situation im Iran wären glaubhaft, weil sie verlässlichen, seriösen, aktuellen und unbedenklichen Quellen entstammten, deren Inhalt schlüssig und widerspruchsfrei sei.

Seine Fluchtgeschichte habe der BF angesichts seiner vagen und oberflächlichen Ausführungen nicht glaubhaft machen können. Ferner hätte eine Änderung seiner inneren Überzeugung, sodass man von einer echten Konversion zum Christentum sprechen könnte, nicht festgestellt werden können.

Subsidiärer Schutz wurde ihm nicht zuerkannt, da im Falle einer Rückkehr des BF in seinen Herkunftsstaat eine reale Gefahr einer Verletzung von Art. 2 oder 3 EMRK oder der Protokolle Nr. 6 oder 13 zur GFK oder eine ernsthafte Bedrohung des Lebens oder der Unversehrtheit infolge willkürlicher Gewalt oder im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen Konfliktes aufgrund der derzeitigen, allgemeinen Lage im Iran nicht drohe.

1.7. Für das Beschwerdeverfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht (in der Folge BVwG) wurde dem BF mit Verfahrensanordnung gemäß § 63 Abs. 2 AVG amtswegig ein Rechtsberater zur Seite gestellt.

1.8. Gegen diesen Bescheid brachte der BF mit Schreiben seines gewillkürten Vertreters vom 11.04.2018 fristgerecht das Rechtsmittel der Beschwerde beim BVwG ein.

In der Beschwerdebegründung wurde erneut auf das Interesse des BF am christlichen Glauben und seine beabsichtigte Konversion verwiesen.

1.9. Die Beschwerde samt Verwaltungsakt langte am 13.04.2018 beim BVwG ein.

1.10. Mit Schreiben vom 22.05.2018 legte der BF einen Taufschein vor, demzufolge er am 20.05.2018 getauft wurde.

1.11. Das BVwG führte am 15.10.2018 eine öffentliche mündliche Verhandlung unter Beisein eines Dolmetsch für die Sprache Farsi durch, zu der der BF im Beisein eines gewillkürten Vertreters persönlich erschien. Die belangte Behörde verzichtete auf eine Teilnahme an der Verhandlung.

Dabei legte der BF folgende Schriftstücke vor:

* Bestätigung, dass der BF die Sakramente der Taufe, Erstkommunion und Firmung erhalten habe, sein Taufname laute auf XXXX

* Bestätigung, dass der BF regelmäßig die Gottesdienste in Graz besuche

Daraufhin gaben die BF auf richterliche Befragung im Wesentlichen Folgendes an (Auszug aus der Verhandlungsschrift):

"RI [Richter]: Gehören Sie einer Religionsgemeinschaft an, und wenn ja, welcher?

BF: Ich bin Christ.

RI: Sind Sie verheiratet, oder leben Sie in einer eingetragenen Partnerschaft oder sonst in einer dauernden Lebensgemeinschaft?

BF: Ich bin geschieden, in Abwesenheit.

RI: Haben Sie hier eine neue Lebensgemeinschaft?

BF: Nein.

RI: Haben Sie Kinder?

BF: Nein.

RI: Geben Sie bitte Anzahl und Aufenthaltsorte Ihrer näheren Angehörigen bekannt!

BF: Meine Mutter lebt in Teheran, grundsätzlich leben alle in Teheran. Mein Vater ist verstorben. Ich habe 3 Schwestern und 4 Brüder und sie leben auch in Teheran. Ich habe 3 Tanten mütterlicherseits, 2 Onkel mütterlicherseits und 2 Onkel väterlicherseits. Diese wohnen auch in Teheran.

RI: Haben Sie Kontakt zu diesen Angehörigen?

BF: Ich habe ein Mal in der Woche mit meiner Mutter Kontakt. Mit meinen Schwestern auch und mit 3 meiner Brüder auch.

RI: Haben Sie in Ihrem Herkunftsstaat eine Schul- oder Berufsausbildung absolviert?

BF: Ich habe 9 Jahre die Schule besucht.

RI: Was haben Sie dann gemacht?

BF: Danach habe ich gearbeitet und zwar habe ich in einer Autowerkstatt Ölwechsel gemacht.

RI: Mit dem haben Sie sich dann Ihren Lebensunterhalt verdient?

BF: Ja.

RI: Wie stellte sich Ihre finanzielle Situation bzw. die Ihrer Familie dar?

BF: Normal, man kann gut sagen.

RI: Sind oder waren Sie Mitglied einer politischen Partei oder einer anderen politisch aktiven Bewegung oder Gruppierung?

BF: Nein.

RI: Wann haben Sie Ihren Herkunftsstaat zuletzt genau verlassen? Auf welchem Weg sind Sie nach Österreich gelangt und wo waren Sie wielange aufhältig?

BF: Das war am 15.12.2015 als ich das Land verlassen habe und nach Österreich bin ich am 03.03.2016 gekommen.

RI: 03.03. sicher?

BF: Ich glaube es war der 03.03.

RI: Sie haben am 30.03. erst einen Asylantrag gestellt.

BF: Ja genau, ich meinte den 30.03.2016.

RI: Wer hat Ihre Reise finanziert?

BF: Ich habe von meinem Freund, bei dem ich gearbeitet habe, das Geld geliehen. Wir haben gemeinsam gearbeitet. Das war mein eigener Verdienst. Ich habe mir nicht Geld geliehen.

RI: Sie haben 7.000 EUR von Ihrer Arbeit eingespart?

BF: Nein, das war nicht alles auf einmal. Meine Reise hat zuerst 5.000 EUR bis in die Türkei bzw. Griechenland gekostet. Ich hatte dann ein Auto und ein Motorrad. Mein Bruder hat diese Sachen für mich verkauft und mir dann das Geld überwiesen. Das war mein Bruder

XXXX.

Zur derzeitigen Situation in Österreich:

RI: Haben Sie in Österreich lebende Familienangehörige oder Verwandte?

BF: Nein.

RI ersucht D, die folgenden Fragen nicht zu übersetzen. RI stellt diverse Fragen.

RI: Sprechen Sie Deutsch? Haben Sie mich bis jetzt auch ohne Übersetzung durch den D verstehen können?

BF: Ja, ein bisschen.

RI stellt fest, dass der BF die zuletzt gestellten und nicht übersetzten Fragen größtenteils nicht verstanden und nicht auf Deutsch beantwortet hat.

RI: Besuchen Sie derzeit einen Deutschkurs oder haben Sie einen Deutschkurs bereits besucht?

BF: Wir hatten bis jetzt keinen Deutschkurs nur am Anfang gab es 2 Kurse, die ich aber auch besucht habe, das war A1. Ich habe auch die Prüfung gemacht und die Bestätigung muss da sein. Danach wurde kein Deutschkurs mehr angeboten und ich habe nur über YouTube Deutsch gelernt.

RI: Sie sind Mitglied einer Pfarrgemeinde, gibt es da keine Pfarrmitglieder, die mit Ihnen Deutsch lernen würden?

BF: Es gab eine Dame, die manchmal gekommen ist und unterrichtet hat. Nein, in der Kirche gibt es keinen Deutschunterricht.

RI wiederholt die Frage.

BF: Nein, es gab niemanden.

RI: Haben Sie Arbeit in Österreich? Gehen Sie einer regelmäßigen Beschäftigung nach?

BF: Nein, derzeit nicht.

RI: Wenn Sie in Österreich bleiben dürften, welchen Beruf würden Sie gerne ergreifen?

BF: Ich habe in Graz Frisör gelernt und würde gerne diesbezüglich auch eine Ausbildung machen, wenn es möglich wäre.

RI: Besuchen Sie in Österreich bestimmte Kurse oder eine Schule, oder sind Sie aktives Mitglied in einem Verein? Gehen Sie sportlichen oder kulturellen Aktivitäten nach?

BF: Nein, keine Vereine, ich liebe aber Tischtennis und Sport.

R: Erklären Sie mir, was da passiert ist, als Sie in einen Bauhof eingestiegen sind und elektronische Geräte mitgenommen haben.

BF: In Österreich meinen Sie?

R: Ja.

BF: Ich war in Tirol und wollte dort meinen Freund besuchen. Es war an einem Sonntag, er wollte seine Wohnung putzen. Er hatte einen kaputten Wasserkocher und wir konnten diese nicht in den normalen Müll werfen und sind dann dorthin gegangen, um es zu entsorgen. Dort gab es einen kaputten Staubsauger. Ich sagte ihm, ich könnte das reparieren und ob wir das mitnehmen können. Er sagte ja ok. Und wir nahmen es mit. Das war eine offene Stelle, wir wussten nicht, dass man das nicht mitnehmen darf.

R: Sie haben auch einen DVD-Player, Gameboy und einen Föhn mitgenommen. Wollten Sie alles reparieren?

BF: Nein, das war nur ein Gameboy und ein Staubsauger. Das lag alles dort. Warum sollte ich einen kaputten Staubsauger stehlen? Sehe ich aus wie ein Dieb?

RI: Es gibt noch einen 2. Strafantrag, Sie sollen durch Werfen eines Metallteils einen Schaden von 720 EUR verursacht haben und dabei einen Holztisch, einen Internetrouter und eine Wand beschädigt haben.

BF: Ich habe in einem Haus gewohnt, wo ich oben war und unter mir mehrere Araber gewohnt haben. Der Vermieter wollte mehr Geld fürs Internet verlangen, aber selbst der Richter sagte, dass das Internet funktioniert und alles in Ordnung ist. Es war nur ein Tisch und aus Versehen bin ich drüber gestolpert. Schauen Sie, ich bin Christ, die Araber unter mir sind Moslems. Sie sind immer wieder raufgekommen. Wir waren 4 Christen und sie haben uns immer wieder beleidigt, dass wir Ungläubige sind und haben uns beschimpft. Es gab immer wieder mit den Arabern dort Auseinandersetzungen. Ein Mal sind sie raufgekommen und haben uns als Christen geschimpft, ich ärgerte mich, bin aufgestanden und habe mit dem Fuß gegen den Tisch gehaut. Ich habe nicht das Internet kaputt gemacht, das war kein Thema. Es gab eine Gerichtsverhandlung und ich musste 100 Stunden freiwillige Arbeit leisten.

Zu den Fluchtgründen und zur Situation im Fall der Rückkehr in den Herkunftsstaat:

RI: Nennen Sie jetzt bitte abschließend und möglichst umfassend alle Gründe, warum Sie Ihren Herkunftsstaat verlassen haben bzw. warum Sie nicht mehr in Ihren Herkunftsstaat zurückkehren können (Fluchtgründe). Nehmen Sie sich dafür nun bitte ausreichend Zeit, alles vorzubringen.

BF: Wenn ich im Iran geblieben wäre, hätten sie mich umgebracht, denn mein Leben war in Gefahr. Es wurde eine Bibel und die Biografie Jesus zuhause bei mir von ihnen beschlagnahmt und deswegen war ich gezwungen das Land zu verlassen.

RI: Können Sie mir die fluchtauslösenden Ereignisse detaillierter schildern? Wann ist was wo passiert?

BF: Ich bin über einen Freund von mir namens XXXX mit dem Christentum in Berührung gekommen und habe das Christentum durch ihn kennengelernt. 7 oder 8 Monate nachdem ich bereits verheiratet war, habe ich XXXX wiedergesehen, ich kannte ihn von früher und ich hatte mein eigenes Ölwechselgeschäft. Nein, XXXX hatte das Ölwechselgeschäft und er schlug vor, ich solle für ihn arbeiten. Wir arbeiteten ca. seit 1 Monat gemeinsam und ich habe bemerkt, dass XXXX sich verändert hatte. Einmal waren wir bei ihm zum Essen zuhause eingeladen gewesen und ich sah auf dem Tisch, wo sein Computer stand, eine Bibel. Ich fragte ihn, bist du Christ geworden? Er sagte, das soll nur bitte zwischen uns bleiben, ich habe das Christentum kennengelernt und interessiere mich sehr dafür und seither hat sich mein Leben sehr verändert und es beruhigt mich sehr. Dann hat er ein bisschen über das Christentum gesprochen und sagte mir, dass das Christentum über Liebe und Nächstenliebe sei und dass es einem den richtigen Weg für das Leben zeigt. Er erzählte mir über die Geburt Christi, wer seine Jünger waren. Er sagte mir, dass im Christentum steht, dass man sogar seinen Feinden helfen soll. Das hat mich interessiert und ich sagte ihm, dass ich mehr darüber erfahren möchte. Er gab mir eine Bibel und DVD oder ComputerCD über die Biografie Jesus Christus. Er sagte mir, ich solle mir das ansehen und dadurch könne ich dann mehr erfahren. Ich habe die Bibel gelesen und mir auch die Biografie über Jesus angeschaut. Als ich die Bibel gelesen habe, habe ich entdeckt, dass Jesus seinen Glauben an den Menschen weitergegeben hat, ohne einen Tropfen Blut fließen zu lassen. Er hat sogar die Kranken und Prostituierten geladen, seine Lehre anzunehmen, ohne zu kämpfen und ohne Blut zu vergießen. Ich habe immer wieder darin gelesen und mit der Zeit hat mich das Christentum sehr interessiert. Meine Verlobte fragte mich auch, was ich lese, und auch sie habe ich immer wieder eingeladen darin zu lesen. Ich war damals islamisch getraut, aber das Hochzeitsfest hat noch nicht stattgefunden.

RI: Wie viele Monate oder Jahre vor Ihrer Ausreise sind Sie mit dem Christentum in Berührung gekommen?

BF: Ca. 6 - 7 Monate. Bis ich eines Tages nachhause kam und sah, wie mein älterer Bruder XXXX mit meiner Mutter diskutierte. Meine Familie ist zwar religiös, aber XXXX besonders. Ich fragte, was los sei und mein Bruder fragte mich, was dieses Buch hier im Haus zu suchen habe. Ich sagte, dass das mir gehört und ich darin lese. Er fragte mich, ob ich kein Moslem bin und ein Ungläubiger geworden sei. Ich sagte ihm, wieso, nur weil jemand die Bibel liest, ist er sofort ungläubig? Im Islam ist entweder jemand ungläubig oder haram. Es gab eine Auseinandersetzung. Er gab mir dann eine Ohrfeige und ich weiß, dass in der heiligen Schrift geschrieben steht, wenn dir jemand eine Ohrfeige gibt, sollst du ihm die andere Seite bieten. Ich sagte ihm, dass im Islam alles mit Zwang passiert. Ich musste als Kind in die Moschee zum Beten gehen und es war alles erzwungen. Ich sagte ihm, dass es im Islam nur Kriege und Auseinandersetzungen gibt, aber im Christentum Liebe und Nächstenliebe. Wir haben uns richtig gestritten und er sagte mir, dass er mir schon den rechten Weg zeigen werde. Ich bin dann von zuhause weggegangen. Ich war ca. 2 oder 3 Stunden aus dem Haus, bis meine Mutter anrief, und sie sagte mir, dass ich ja nicht nachhause kommen soll, denn mein Bruder ist zur Sittenpolizei gegangen und sie waren bei uns zuhause und haben die Bibel und die CD fotografiert und sagten, dass XXXX bei ihnen vorstellig werden solle. Ich war sehr verängstigt und wusste nicht, was ich machen soll, habe dann XXXXangerufen und habe ihm von der Geschichte erzählt, und er sagte mir, ich solle sofort zu ihm kommen. Ich war total durcheinander und wusste nicht, was ich tun soll, ich bin dann zum XXXX gefahren. Als ich ihm die Geschichte erzählte, hat er mir gesagt, dass ich sofort das Land verlassen muss. Ich sagte ihm, wie soll das gehen, meine Frau ist hier, meine Familie ist hier, meine Arbeit ist hier. Soll ich alles liegen und stehen lassen? Und XXXX sagte mir, wenn ich hier bleibe, werde ich sowohl diese und mein Leben verlieren, und es ist besser, wenn ich jetzt weggehe. Ich habe dann meine Verlobte angerufen und ihr davon erzählt, ich sagte ihr, dass das passiert ist und wir sofort das Land verlassen müssen. Da sie nicht alt genug war, hat sie die Geschichte auch ihren Eltern erzählt und ihre Eltern sagte ihr, dass ich mein Leben aufs Spiel setzen würde und auch das Leben deren Tochter. Sie sorgten dafür, dass wir keinen Kontakt mehr hatten. XXXX sagte mir, dass es besser ist, wenn ich alleine das Land verlasse. Am nächsten Tag hat mich meine Mutter angerufen und ich habe sie gebeten, dass sie für mich Papiere organisieren soll und meine Mutter sagte, dass die Polizei am nächsten Morgen wieder bei uns zuhause war. Ich sagte ihr, sie soll sich keine Sorgen um mich machen und ich werde an einen sicheren Platz gehen und für mich sorgen, und dann schaltete ich mein Handy ab. Ich habe von XXXX Geld bekommen und habe das Land verlassen.

RI: Sie hatten schon, bevor Sie ausgereist sind, Kontakt mit Ihrer Frau und wollten, dass sie mit Ihnen mitgeht, sie und ihre Eltern haben es aber abgelehnt?

BF: Ja, die Eltern haben sie nicht gelassen. Sie war 16 Jahre alt. Wir waren einander versprochen, vom Mullah getraut, haben aber noch nicht zusammengelebt. Ihr Name ist in meiner Geburtsurkunde vermerkt.

RI: Warum sagen Sie vorm BFA, dass Sie Ihrer Frau erst als Sie in der Türkei waren sagten, dass sie nachkommen soll?

BF: Wir hatten keinen Kontakt, erst in der Türkei dann wieder. Ich habe es ihr schon im Iran gesagt, dass sie mitkommen soll. Wir hatten keinen Kontakt. Ich habe auch meine Mutter in der Türkei angerufen und ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen soll und ich in der Türkei bin.

RI: Wo haben Sie die Bibel und die christlichen Unterlagen aufbewahrt?

BF: In meinem Zimmer, im Schrank.

RI: Wie hat der Bruder das gefunden?

BF: Ich habe mit meiner Mutter zusammengelebt, habe aber meine Zimmertür nie abgesperrt. Meine Mutter und ich haben alleine gewohnt. Meine anderen Geschwister waren verheiratet. Dieser Bruder ist immer wieder gekommen und sagte mir, ich soll in die Moschee gehen und beten und wollte immer wissen, was ich tue, und hat mein Zimmer durchsucht. Ich war das jüngste Kind in der Familie, mein Vater war verstorben, dieser Bruder hat mich sehr kontrolliert.

RI: Sie haben die Bibel bei sich im Kasten versteckt und der Bruder hat die Kästen durchsucht und sie dabei entdeckt?

BF: Ja. Ich hatte im Zimmer 2 Schränke, einer war für die Kleidung, einer für die Bücher und meine Sachen. Diese Schränke haben kein Schloss.

RI: Warum sagen Sie dann aber vor dem BFA, dass Sie die Bibel immer in der Kommode versteckt haben, damit sie niemand findet. Einmal jedoch darauf vergessen haben und der Bruder die Bibel dann gefunden hätte, und jetzt sagen sie aber, dass der Bruder gezielt danach im Schrank gesucht hätte.

BF: Das ist sicherlich falsch. Ich habe mit meiner Mutter gemeinsam gelebt. Ich hatte einen Schrank, wo Bücher waren, und die Bibel war dort.

RI: Warum sagen Sie hier, dass sie 6-7 Monate vor der Ausreise mit dem Christentum in Kontakt gekommen sind, vor dem BFA haben Sie aber 3 Monate genannt?

BF: Ich habe insgesamt, als ich im Iran war, 7 Monate mit dem Christentum zu tun gehabt, bevor ich ausgereist bin, und arbeitete für XXXX. Es waren insgesamt 7 Monate. Ich weiß nicht, warum dort 3 Monate stehen.

RI: Wie hat sich Ihre Ausreise gestaltet?

BF: Übers Land. Nachgefragt, ich wurde nicht kontrolliert, ich bin mit dem Schlepper gefahren.

RI: Waren Sie, wie Sie noch nichts vom Christentum wussten, religiös eingestellt, sind Sie in Moschee gegangen?

BF: Nein, ich war ca. die letzten 2-3 Jahre ohne Religion. Deswegen hat mich XXXX angesprochen, aber niemand wusste davon.

RI: Was war dann das ausschlaggebende Ereignis?

BF: Im Islam wurde Gott als ein Monster dargestellt, der einen permanent bestrafen will. Es war eine Angst vor Gott. Seit meiner Kindheit wurde ich gezwungen in die Moschee zu gehen und zu beten, obwohl ich das nicht wollte. So wurde mir ein Gott geschaffen, von dem man sich fürchten musste.

RI: Was war der Grund, warum Sie sich genau dem Christentum zugewendet haben?

BF: Ich habe gesehen, dass das Christentum die Lehre von Liebe und Nächstenliebe ist und man solle sogar seinen Feind lieben. Die Menschen werden ohne Kriege, ohne Blutvergießen zum Christentum überzeugt. Im Islam musst du aber entweder akzeptieren oder wirst enthauptet.

RI: Was für eine Rolle hat der XXXXgespielt? Wie hat er Sie vom Christentum überzeugt?

BF: Er hat gesehen, dass ich nicht mehr meine Religion praktiziere und ich habe gesehen, wie sein Leben sich verändert hatte. Er war viel ruhiger und hatte die Fehler von früher nicht mehr begangen. Ich habe über XXXX das Christentum somit kennengelernt.

RI: Auch eine Motivation dazu ist, wenn man sich mit dem Christentum beschäftigt, eine innere Ruhe findet und eine ruhigere Person wird?

BF: Man fühlt eine innere Ruhe im Leben, ja. Im Christentum ist es so, dass man zuerst gerettet wird und dann Gutes tut.

RI: Wo war die innere Ruhe, als Sie den Tisch zerstört haben und den Schaden verursacht haben? Da hat die innere Ruhe nichts genützt?

BF: Manchmal macht der Mensch auch Fehler und sie haben mich über eine lange Zeit genervt. Ich bin manchmal aus dem Haus sogar gegangen, um diesen Ärger zu entkommen. Sie haben mich immer wieder gequält und mein Vermieter ließ nicht zu, dass ich dort wegziehe, denn ich hatte dort einen 3-Jahres Vertrag. Bis ich diese Probleme bekommen habe und man mich woanders hingeschickt hat. Ich habe beantragt, dass man mich woanders hinschickt und ich kam in eine andere Bleibe.

RI: Als Ihr Bruder die Bibel gefunden hat, hat er sie Ihnen gezeigt und vorgehalten?

BF: Ja, er hat es mir gezeigt und fragte, was ist dieses Buch, ich sagte, es gehört mir. Er hat das Buch mitgenommen und ist zur Polizeistation gegangen. Wir hatten einen Streit miteinander, ich wusste nicht, dass er das tun würde. Ich habe jetzt ca. seit 3,5 Jahren keinen Kontakt mit meinem Bruder. Meine Mutter hat seither auch keinen Kontakt mit ihm.

RI: Als Sie mit Ihrer Mutter telefoniert haben, hat Ihnen Ihre Mutter über den Ablauf des Polizeibesuchs etwas erzählt?

BF: Sie sagte, dass 2 oder 3 Beamte im Haus waren und alles durchsucht haben und auch Handschellen mit hatten. Das war in der Früh. Als ich das gehört habe, habe ich dann sogar mein Handy abgeschaltet.

R: Das war der erste Besuch?

BF: Nein, das war der zweite. Der erste Besuch war an dem Tag, als ich mich mit meinem Bruder gestritten habe und das Haus verlassen habe. Danach sind sie gekommen.

RI: Da sind auch 2-3 Beamte gekommen?

BF: Das weiß ich nicht. Meine Mutter sagte mir telefonisch, ich soll nicht nachhause kommen. Sie sagte, dass die Polizei da ist, sie das Buch und die CD beschlagnahmt haben und sie das Zimmer fotografieren.

RI: Ihr Bruder hatte das Buch aber schon zur Polizei gebracht. Wie kann das Buch dann wieder bei Ihnen zuhause sein?

BF: Mein Bruder hatte das Buch und die CD mit in die Polizeistation genommen. Dann sind sie alle gemeinsam mit den Polizisten nachhause und in mein Zimmer gegangen, haben es in mein Zimmer gelegt und es dann so fotografiert, damit sie etwas gegen mich haben.

RI: Von einer Beschlagnahme haben Sie beim BFA nichts erzählt.

BF: Doch, sie haben das Buch fotografiert und mitgenommen. Das Buch haben sie und das ist der Grund, warum sie mich verurteilen und mich umbringen wollen.

RI: Die Polizisten kam an diesem Tag 1 Mal, dann am nächsten Morgen wieder und wann dann wieder?

BF: Als ich in der Türkei war und mit meiner Mutter telefonierte, sagte sie mir, dass sie noch einmal da waren. Sie erzählte mir aber keine Details, damit ich keinen Stress bekomme. Ich war ca. 7 oder 8 Monate hier in Ö, als sie mir dann sagte, dass meine Verlobte/Frau sich in Abwesenheit von mir scheiden ließ.

RI: Ihre Mutter hat Ihnen nicht von noch mehr Besuchen erzählt?

BF: Normalerweise kommen sie, sie hat mir aber nichts mehr erzählt. Sie kommen um dich festzunehmen. Denn wenn jemand als Moslem im Iran geboren ist und seine Religion wechselt, ist er zum Tode verurteilt.

RI: Haben Sie auch eine Hauskirche jemals im Iran besucht?

BF: Nein.

RI: Ihr Bruder war religiös. Hat er Sie nicht gezwungen, dass Sie in die Moschee gehen und den Islam ausüben?

BF: Ja, seit meiner Kindheit.

RI: Was war Ihre Motivation, in Österreich ausgerechnet eine katholische Kirche zu besuchen?

BF: Die nächste Kirche zu dem Ort, wo ich wohnte, war eine katholische Kirche und es gab eine Dame, die dort unterrichtete. Davor hatte ich keine großen Kenntnisse.

RI: Diese Dame konnte Farsi, damit sie Ihnen das erklärt?

BF: Ja.

RI: Wie verstehen Sie einen Gottesdienst?

BF: Die Dame, die in der Kirche war, sagte mir den Ablauf eines Gottes Dienstes, dass man zuerst in die Kirche geht, dass das Gebet stattfindet zuerst und dann der Heilige Vater, das Gebet, stattfindet, und dann die Kreuzigung Jesu und dann Verteilung von Brot und Wein. Dann wird gesungen und Ende.

RI: Haben Sie nicht auch eine Prüfung ablegen müssen? Wurden Sie nach Ihrem Wissen gefragt?

BF: Nein, keine Prüfung, aber ca. 1,5 Jahre den Kurs besucht, weil wir in einem Dorf wohnten und der Weg zu weit weg war, fand dieser Unterricht 1-2 Mal im Monat statt.

RI: Wer hat Sie unterrichtet?

BF: Frau XXXX.

RI: Der Unterricht hat auf Farsi stattgefunden?

BF: Ja.

RI: Was ist der nächste Feiertag, den die katholische Kirche feiert?

BF: Am 25.12.

RI: Das ist aber falsch.

BF: Vorher ist Ostern glaube ich.

RI: Ab 15.10., was ist der nächste große wichtige Feiertag der Kirche?

BF: Ich glaube der 25.12. ist die Geburt Jesu. Danach ist Ostern. Und dann Fastenzeit Advent.

RI: Der nächste Feiertag ist in ca. 2 Wochen, was ist da? Sie haben sich 1,5 Jahre mit dem Christentum auseinandergesetzt.

BF: Ja, wir haben gelernt, wo Jesus geboren wurde, wer seine Jünger waren und was er machte.

RI: Sie gehen aber zur Kirche, Sie müssen wissen, was der nächste Feiertag ist.

BF: Ich bin etwas gestresst. Der Unterricht fand 1 Mal im Monat statt oder 2 Mal im Monat.

RI: Jetzt geht es aber um die Feiertage. Ein Christ muss wissen, wann die christlichen Feiertage sind. Der nächste Feiertag ist am 01.11. Allerheiligen.

BF: Das ist dann in 2 Wochen, die Wiederaufstehung von Jesus.

RI: Was ist am Tag nach Allerheiligen?

BF: Die Wiederauferstehung der Toten.

RI: Vor Weihnachten haben wir noch einen wichtigen Feiertag im Dezember. Welcher ist das?

BF: Ostern. Pfingsten.

RI: Nein, was ist am 08. Dezember?

BF: Ich habe es vergessen.

RI: Welchen Marien-Feiertag kennen Sie?

BF: Das weiß ich nicht.

RI: Maria Himmelfahrt, noch nie gehört, am 15. August?

BF: Das habe ich vergessen.

RI: Es gibt noch 2 wichtige, die bedeutend sind. Können Sie sie nennen?

BF: Mir wurden nur diese großen Feiertage erklärt, ich hatte nicht so einen großen Unterricht. Es war nicht so viel Zeit.

RI: Naja 1,5 Jahre.

BF: Ja, aber nur 1 Mal im Monat.

RI: Sie wurden aber schon getauft.

BF: Ich gehe jeden Sonntag in die Kirche.

RI: Sie gehen jeden Sonntag in die Kirche?

BF: Ja.

RI: Verstehen Sie ungefähr, was da vorgeht? Wurde Ihnen das durch die Dame erklärt?

BF: Ungefähr ja.

RI: Sie passen ja auf oder?

BF: Sie sprechen mit einem sehr starken Dialekt, ich verstehe sie nicht gut.

RI: Wie sieht der Ablauf aus?

BF: Zuerst die Eröffnung. Im Namen Gottes wird eröffnet. Dann finden die Gebete statt. Dann wird Vater Unser gebetet und gesungen.

RI: Was macht man zur Eröffnung?

BF: Zuerst wird über die Wunder von Jesus Christus gesprochen.

RI: Welche Teile gibt es da. Wissen Sie etwas darüber?

BF: Ich glaube im Teil von Mateo.

RI: Kennen Sie noch andere Evangelisten?

BF: Ich habe den Teil von Mateo über das Leben Jesu gelesen.

RI: Sagt Ihnen Lesung etwas?

BF: Ich verstehe es nicht.

RI: Wissen Sie, was eine Lesung ist?

BF: Nein, das weiß ich nicht.

RI: Alle stehen auf und der Pfarrer liest vor, was ist das?

BF: Ja, er betet, alle stehen auf.

RI: Und was ist das?

BF: Das ist die Verkündigung Mariens?

RI: Nein, das ist das Evangelium, das Wort Gottes.

BF: Ich meinte die Eröffnung.

RI: Wir sind beim Teil, wo der Pfarrer etwas vorliest.

BF: Das ist richtig, aber mein Deutsch ist nicht so gut und ich kann das nicht verstehen.

RI: Im Taufunterricht wurde Ihnen so etwas nicht beigebracht?

BF: Nein, nur über das Leben Jesu, die Jünger und seine Wunder.

RI: Ich möchte wissen, wie ein Gottesdienst abläuft. Was ist das Glaubensbekenntnis?

BF: Im Namen Gottes Sohnes und des Heiligen Geistes.

RI: Was ist das Glaubensbekenntnis?

BF: Meinen Sie die Rettung?

RI: Hat Ihnen die Dame das nicht beigebracht, das Glaubensbekenntnis?

BF: Das wurde uns nicht gesagt. Ich kenne nur 1 Gebet. Das Vater unser.

RI: Können Sie das Gegrüßet seist du Maria?

BF: Nein, nur Vater Unser.

RI: Für einen Christ ist das sehr wenig, wenn man nur das kann.

BF: Das verstehe ich und akzeptiere ich. Ich kann aber nicht gut Deutsch.

RI: Es gibt auch alle Gebete auf Farsi. Man kann das auch auf Farsi lernen.

BF: Das wurde uns bis jetzt nicht gezeigt.

RI: Was kommt nach den Gebeten beim Gottesdienst? Alle knien nieder. Was passiert da?

BF: Es findet ein Gebet statt, weil Jesu gekreuzigt wurde, alle knien und beten dafür, dass das Blut Jesu geflossen ist. Das Vater Unser.

RI: Der Kelch wird gehoben. Was ist das?

BF: Das ist das Symbol für Blut Jesus Christus, in Form von Wein.

RI: Was passiert damit?

BF: Man sagt, dass man da Brot und Wein erhält bekommt.

RI: Nein, das was ich meine ist die Wandlung. Das ist ganz wichtig.

BF: Ich meine das damit.

RI: Sie haben gesagt, dass es ausgeteilt wird.

BF: Ja, da geht das Blut Jesu in den Wein über.

RI: Was kommt dann nach der Wandlung?

BF: Nach dem Brot und dem Wein, danach kommt das Vater Unser, und dann wird man verabschiedet.

RI: Nein, das müssen Sie aber auch mitbekommen, wenn Sie nichts verstehen, dass nach dem Vater Unser die Kommunion ist. Gehen Sie auch zur Kommunion?

BF: Ja, ja seitdem ich getauft worden bin.

RI: Beten Sie zuhause, in der Früh oder am Abend?

BF: Ja, ich habe vor der Verhandlung das Vater Unser gebetet.

RI: Was beten Sie sonst noch?

BF: Nur das Vater Unser.

RI: Ihre Vorbereitung war aber nicht gut, Sie können nur das Vater Unser.

BF: Ich verstehe das. Ich versuche mehr zu lernen.

RI: Sie sind aber schon 1,5 Jahren mit dem Christentum in Kontakt. Sie müssen sich auch von sich aus für das Christentum interessieren?

BF: Ich habe den Teil von Mateo gelesen.

RI: Haben Sie dieses Jahr schon gefastet?

BF: Ja, ca. 40 Tage. Ich habe z.B. wenig Fleisch gegessen und das, was ich immer zuviel gegessen habe, weniger gegessen.

RI: Wann haben Sie mit der Fastenzeit begonnen?

BF: Am 1. Tag nach dem Adventbeginn.

RI: Nein. Wann haben Sie gefastet?

BF: Ich glaube, das war vor 6 oder 7 Monaten. als ich damit begonnen habe.

RI: An welchem Tag beginnt die Fastenzeit?

BF: Ich glaube ab Freitag oder Sonntag beginnt das.

RI: Aschermittwoch?

BF: Ja, richtig. 1,5 Jahre sind eine kurze Zeit.

RI: Dann hätten Sie aber noch mit der Taufe warten können. Sie wollen doch überzeugter Christ sein und nicht sich Vorteile im Verfahren schaffen.

BF: Ich bin Christ, ich muss meine Sprache verbessern, damit ich mehr in der Kirche verstehen kann. Ich hatte 2 Jahre keinen Deutschkurs.

RI: Die Informationen über das Christentum gibt es auch in Ihrer Muttersprache.

BF: Das habe ich nicht gesehen. Ich habe nur eine Bibel. Und habe Matteo gelesen.

RI: Was ist Gott für Sie?

BF: Gott bedeutet der Vater im Himmel. Wir sind seine Kinder. Im Namen Gottes, Sohnes und des Heiligen Geistes.

RI: Wer ist der Heilige Geist?

BF: Ist seitens Gott geschickt um uns den Weg zu zeigen.

RI: Wann wird der gefeiert?

BF: Ich glaube, die Feier ist zu Ostern.

RI: Wann wird der Heilige Geist gefeiert?

BF: 3 Tag nach der Wiederauferstehung.

RI: Nein, zu Pfingsten.

RI: Ist auf Sie schon der Heilige Geist herabgekommen? Wurden Sie gesegnet mit dem Heiligen Geist?

BF: Ich habe diese Ruhe in meinem Herzen gespürt, als ich Christ wurde. Ich bin gläubig und glaube daran. Wieso sollte ich sonst mein Land verlassen?

RI: Haben Sie schon eine Zeremonie mit dem Heiligen Geist erfahren?

BF: Ja, wenn in der Kirche die Feierlichkeiten stattfinden.

RI: Die Firmung ist der Heilige Geist. Sie wurden aber gefirmt.

BF: Ja.

RI: Ist Jesus eigentlich getauft wurden?

BF: Ja, über Johannes den Täufer.

RI: Sie haben in der Bibel gelesen. Was sagt Ihnen der Hahn, der 3 Mal kräht?

BF: Nichts.

RI: Die Leidensgeschichte Jesu haben Sie in der Bibel gelesen?

BF: Ja.

RI: Da gibt es ein wichtiges Ereignis, da kräht 3 Mal ein Hahn, um was geht es da?

BF: Nein, ich kenne leider die Geschichte nicht.

RI: Sagt Ihnen Petrus etwas?

BF: Ja, er war ein Fischer und war ein Jünger von Jesus.

RI: Was hat es mit dem Hahn auf sich?

BF: Nein.

RI erklärt es BF.

BF: Ja, ja genau. An dem Tag wo Jesu Christus festgenommen wird, da sagte er vorher, dass Petrus ihn 3 Mal verleugnen wird. Er sagte auch davor einem anderen Jüngling, dass du mich für 30 Silbermünzen verkaufst, das war Judas.

RI: Kennen Sie Heilige in der katholischen Kirche?

BF: Matteo.

RI: Nein, Heilige? Am 6. Dezember ist auch ein Feiertag. Wer wird da gefeiert?

BF: Das weiß ich nicht.

RI: Da kommt jemand mit einem weißen Bart, mit einem Stock und einer Mütze?

Quelle: Bundesverwaltungsgericht BVwg, https://www.bvwg.gv.at
Zurück Haftungsausschluss Vernetzungsmöglichkeiten

Sofortabfrage ohne Anmeldung!

Jetzt Abfrage starten