TE Bvwg Erkenntnis 2018/11/28 W241 2193101-1

JUSLINE Entscheidung

Veröffentlicht am 28.11.2018
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Entscheidungsdatum

28.11.2018

Norm

AsylG 2005 §3 Abs1
AsylG 2005 §3 Abs2
AsylG 2005 §3 Abs5
B-VG Art.133 Abs4

Spruch

W241 2193107-1/9E

W241 2193101-1/9E

W241 2193104-1/5E

W241 2193109-1/5E

IM NAMEN DER REPUBLIK!

Das Bundesverwaltungsgericht erkennt durch den Richter Mag. Hafner als Einzelrichter über die Beschwerden 1.) des XXXX, geboren am XXXX, 2.) der XXXX, geboren am XXXX, 3.) des minderjährigen XXXX, geboren am XXXX, 4.) des minderjährigen XXXX, geboren am XXXX, beide Minderjährigen gesetzlich vertreten durch ihre Eltern, alle Staatsangehörigkeit Iran, alle vertreten durch die ARGE Rechtsberatung - Diakonie und Volkshilfe, gegen die Bescheide des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 09.03.2018, Zahlen 1088444103-151416534 (ad 1.), 1088444310-151416542 (ad 2.), 1088444408-151416569 (ad 3.), 1088444909-151416577 (ad 4.), nach Durchführung einer mündlichen Verhandlung am 19.11.2018 zu Recht:

A)

I. Den Beschwerden wird stattgegeben und XXXX und XXXX gemäß § 3 Abs. 1 Asylgesetz 2005 sowie XXXX und XXXX gemäß § 3 Abs. 1 in Verbindung mit § 34 Abs. 2 Asylgesetz 2005 der Status von Asylberechtigten zuerkannt.

II. Gemäß § 3 Abs. 5 Asylgesetz 2005 wird festgestellt, dass XXXX, XXXX, XXXX und XXXX damit kraft Gesetzes die Flüchtlingseigenschaft zukommt.

B)

Die Revision ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig.

Text

ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE:

1. Verfahrensgang:

1.1. Die Beschwerdeführer (in der Folge BF) XXXX (BF1), seine Gattin XXXX (BF2) sowie die gemeinsamen minderjährigen Söhne XXXX (BF3) und XXXX (BF4) sind iranische Staatsangehörige. Die BF reisten nach ihren Angaben irregulär und schlepperunterstützt in Österreich ein und stellten am 23.09.2015 jeweils einen Antrag auf internationalen Schutz im Sinne des § 2 Abs. 1 Z 13 Asylgesetz 2005 (in der Folge AsylG).

1.2. In ihrer Erstbefragung am 23.09.2015 durch Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes gaben der BF1 und die BF2 im Beisein eines Dolmetsch für die Sprache Farsi im Wesentlichen an, dass sie den Iran vor ca. 10 Tagen verlassen hätten und über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Kroatien und Ungarn nach Österreich gelangt seien.

Als Fluchtgründe gaben sie an, dass sie vor ca. einem Jahr ihre Religionszugehörigkeit von Moslem auf Protestant geändert hätten und deshalb eine Verfolgung durch die iranischen Behörden fürchten würden.

1.3. Bei ihrer Einvernahme am 07.09.2017 vor dem BFA, im Beisein eines Dolmetsch für die Sprache Farsi, legten die BF folgende Dokumente vor:

* Iranische Identitätsdokumente

* diverse Empfehlungsschreiben

* Freikirchen in Österreich - Bestätigung über Deutsch-Kurs

* diverse Fotos von Veranstaltungen aus 2016

* Sprachförderung Deutsch durch XXXX

* Teilnahmebescheinigung BFI Deutsch als Fremdsprache A1

* Bestätigung der XXXX vom 12.12.2016

* Taufurkunde durch die Freikirchen in Österreich, Elaia Christengemeinden (ECG), XXXX, vom 10.05.2017

* Bestätigung Teilnahme Taufkurs vom 01.09.2017

* Schreiben der Evangelischen Pfarrgemeinde XXXX vom 05.09.2017

* Kursbestätigung VHS - Deutsch A1 Teil 1 für AsylwerberInnen

* Schreiben der Christengemeinde XXXX vom 25.08.2017

* XXXX vom 06.09.2017

* Bestätigung über die Zugehörigkeit zur Evangelischen Kirche A.B. vom 12.09.2017

* Kirchenaustritts-Bestätigung - Austritt aus der islamischen Glaubensgemeinschaft - vom 18.09.2017

* Taufscheine betreffend die BF3 und BF4 - Auszug aus dem Taufbuch der Evang. Pfarrgemeinde XXXX, ausgestellt am 17.04.2017

* diverse ärztliche Unterlagen betreffend den BF3 und den BF4

Daraufhin machten der BF1 und die BF2 Angaben zu ihren persönlichen Verhältnissen im Iran und ihren Fluchtgründen. Des Weiteren wurden ihnen diverse Fragen betreffend ihren Glaubenswechsel gestellt.

1.4. Nach Durchführung des Ermittlungsverfahrens wies das BFA mit Bescheiden vom 09.03.2018 die Anträge der BF auf internationalen Schutz gemäß § 3 Abs. 1 in Verbindung mit § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG ab (Spruchpunkte I.), erkannte ihnen den Status von Asylberechtigten ebenso wie gemäß § 8 Abs. 1 in Verbindung mit § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG den Status von subsidiär Schutzberechtigten in Bezug auf den Herkunftsstaat Iran nicht zu (Spruchpunkte II.) und verband diese Entscheidungen in den Spruchpunkten III. gemäß § 10 Abs. 1 Z 3 AsylG in Verbindung mit § 9 BFA-VG mit Rückkehrentscheidungen gemäß § 52 Abs. 2 Z 2 FPG. Aufenthaltstitel aus berücksichtigungswürdigen Gründen gemäß § 57 AsylG wurden den BF nicht erteilt. Es wurde festgestellt, dass die Abschiebung der BF in den Iran gemäß § 46 FPG zulässig sei. Gemäß § 55 Abs. 1 bis 3 FPG betrage die Frist für die freiwillige Ausreise der BF zwei Wochen (richtigerweise 14 Tage) ab Rechtskraft der Rückkehrentscheidung (Spruchpunkte IV.).

In der Bescheidbegründung traf die belangte Behörde Feststellungen zur Person der BF und zur Lage in ihrem Herkunftsstaat. Eine asylrelevante Verfolgung liege nicht vor, das Vorbringen der BF sei unglaubhaft. Sie hätten keine Verfolgung im Sinne des AsylG glaubhaft gemacht und es bestünden keine stichhaltigen Gründe gegen eine Abschiebung der BF nach Afghanistan. Im Falle der Rückkehr drohe ihnen keine Gefahr, die eine Erteilung des subsidiären Schutzes rechtfertigen würde.

Die BF würden nicht die Voraussetzungen für die Erteilung eines Aufenthaltstitels gemäß § 57 AsylG erfüllen, der Erlassung von Rückkehrentscheidungen stehe ihr Recht auf Achtung des Privat- oder Familienlebens angesichts der kurzen Aufenthaltsdauer und des Fehlens von familiären oder privaten Bindungen im Inland nicht entgegen. Angesichts der abweisenden Entscheidungen über die Anträge auf internationalen Schutz ergebe sich die Zulässigkeit der Abschiebung der BF in den Iran. Die Frist für die freiwillige Ausreise von 14 Tagen ergebe sich aus § 55 FPG, da besondere Umstände, die die BF bei der Regelung ihrer persönlichen Verhältnisse zu berücksichtigen hätten, nicht gegeben seien.

Beweiswürdigend führte das BFA (zusammengefasst) aus, dass die BF bezüglich ihrer behaupteten Herkunftsregion, Volks- und Staatsangehörigkeit aufgrund ihrer Sprach- und Lokalkenntnisse - im Gegensatz zu ihrem Fluchtvorbringen - glaubwürdig wären. Die Feststellungen zur Situation im Iran wären glaubhaft, weil sie verlässlichen, seriösen, aktuellen und unbedenklichen Quellen entstammten, deren Inhalt schlüssig und widerspruchsfrei sei.

Ihre Fluchtgeschichte hätten die BF angesichts mehrerer dargelegter Unplasibilitäten nicht glaubhaft machen können. Ferner hätte eine Änderung ihrer inneren Überzeugung, sodass man von einer echten Konversion zum Christentum sprechen könnte, nicht festgestellt werden können.

Subsidiärer Schutz wurde ihnen nicht zuerkannt, da im Falle einer Rückkehr der BF in ihren Herkunftsstaat eine reale Gefahr einer Verletzung von Art. 2 oder 3 EMRK oder der Protokolle Nr. 6 oder 13 zur GFK oder eine ernsthafte Bedrohung des Lebens oder der Unversehrtheit infolge willkürlicher Gewalt oder im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen Konfliktes aufgrund der derzeitigen allgemeinen Lage im Iran nicht drohe.

1.5. Gegen diese Bescheide brachten die BF mit Schreiben ihrer gewillkürten Vertretung vom 21.03.2018 fristgerecht das Rechtsmittel der Beschwerde beim BVwG ein.

In der Beschwerdebegründung wurde erneut auf das Interesse der BF am christlichen Glauben und ihre Konversion verwiesen sowie ein Konvolut an medizinischen Unterlagen betreffend die BF2, den BF3 und den BF4 vorgelegt.

1.6. Die Beschwerde samt Verwaltungsakten langte am 20.04.2018 beim BVwG ein.

1.7. Das BVwG führte am 19.11.2018 eine öffentliche mündliche Verhandlung unter Beisein eines Dolmetsch für die Sprache Farsi durch, zu der die BF in Begleitung eines gewillkürten Vertreters und einer Zeugin (Frau XXXX) persönlich erschienen. Die belangte Behörde verzichtete auf eine Teilnahme an der Verhandlung.

Dabei legten die BF verschiedene Bestätigungen von Kirchen und Unterstützungsschreiben vor.

Daraufhin gaben die BF auf richterliche Befragung im Wesentlichen Folgendes an (Auszug aus der Verhandlungsschrift):

"RI [Richter]: Gehören Sie einer Religionsgemeinschaft an, und wenn ja, welcher?

BF1 und BF2: Wir sind Christen.

RI: Welche Richtung?

BF1 und BF2: Protestanten.

RI: Wo sind Sie getauft worden und welcher Kirche fühlen Sie sich zugehörig?

BF1 und BF2: Wir sind von der Freien Kirche getauft worden, sind aber derzeit in der protestantischen Kirche und fühlen uns auch da zugehörig.

RI: Ist von der protestantischen Kirche die Taufe der Freien Kirche anerkannt worden, oder müssen Sie noch einmal getauft werden?

BF1 und BF2: Nein, es ist anerkannt worden. Es ist nicht notwendig, nochmal getauft zu werden. In der Freien Kirche können alle Zweige teilnehmen.

[...]

R: Welcher Volksgruppe gehören Sie an?

BF1: Ich bin Kurde.

BF2: Ich bin Azari.

RI: Wann haben Sie Ihren Herkunftsstaat zuletzt genau verlassen?

BF1 und BF2: Ich glaube im Juli 2015. Ich verwechsle Juni mit Juli, ich glaube es war aber Juli 2015.

Zur derzeitigen Situation in Österreich:

RI: Haben Sie in Österreich lebende Familienangehörige oder Verwandte?

BF1 und BF2: Nein.

RI ersucht D, die folgenden Fragen nicht zu übersetzen. RI stellt diverse Fragen.

RI: Sprechen Sie Deutsch? Haben Sie mich bis jetzt auch ohne Übersetzung durch den D verstehen können?

BF1 und BF2: Ja.

RI stellt fest, dass die BF die zuletzt gestellten und nicht übersetzten Fragen verstanden und auf Deutsch beantwortet haben.

RI: Besuchen Sie derzeit einen Deutschkurs oder haben Sie einen Deutschkurs bereits besucht?

BF1: Ich muss in der Stunde wo meine Frau dann nachhause kommt, zuhause auf die Kinder aufpassen. Mein Deutschkurs hat gerade eben begonnen, alles was ich bereits an Deutsch kann, habe ich mir selber beigebracht.

BF2: Wie Sie sehen, kann ich meine Kinder keine Sekunde alleine lassen.

RI: Haben Sie Arbeit in Österreich? Gehen Sie einer regelmäßigen Beschäftigung nach?

BF1: Ich würde sehr gerne arbeiten, aber ich darf nicht. Es gibt ein Heim, wo ich derzeit wohne, dort bin ich verpflichtet, permanent auf die Kinder aufzupassen. Seitens des Jugendamts kommen immer 2 Personen und sie sagten, wir dürfen die Kinder nicht mal für 1 Sekunde alleine zuhause lassen.

BF2: Nein.

RI: Wenn Sie in Österreich bleiben dürften, welchen Beruf würden Sie gerne ergreifen?

BF1: Mir würde Kochen sehr gut gefallen, ich würde sehr gerne als Koch arbeiten.

RI: Haben Sie Berufserfahrung darin?

BF1: Ja, hier habe ich die Erfahrung gemacht. Derzeit kann ich bereits alles kochen. In dieser Zeit ist mein Interesse noch mehr gestiegen. Wenn nicht, dann würde ich im Bereich von Metallen arbeiten. Ich bin aber sehr müde, ich möchte so schnell wie möglich wieder arbeiten.

BF2: Alles.

RI: Besuchen Sie in Österreich bestimmte Kurse oder eine Schule, oder sind Sie aktives Mitglied in einem Verein? Gehen Sie sportlichen oder kulturellen Aktivitäten nach?

BF1: Ich arbeite lediglich ehrenamtlich in der Kirche und helfe dort mit. Aber ich habe leider nicht die Zeit um woanders mich zu betätigen. Ich muss permanent auf die Kinder aufpassen.

BF2: Nein. Ich gehe gerne spazieren. Die Sportklubs hier sind sehr teuer. Ich hatte im Iran in Karate einen schwarzen Gürtel, aber hier kann ich diesen Sport nicht weiter betreiben, da es zuviel kostet.

RI: Wurden Sie in Österreich jemals von einem Gericht wegen einer Straftat verurteilt oder von einer Behörde mit einem Aufenthaltsverbot oder Rückkehrverbot belegt?

BF1: Nein.

BF2: Nein.

RI beginnt mit Befragung von BF1. BF2 und die Z verlassen nach Aufforderung den Verhandlungssaal.

Zu den Fluchtgründen und zur Situation im Fall der Rückkehr in den Herkunftsstaat:

RI: Nennen Sie jetzt bitte abschließend und möglichst umfassend alle Gründe, warum Sie Ihren Herkunftsstaat verlassen haben bzw. warum Sie nicht mehr in Ihren Herkunftsstaat zurückkehren können (Fluchtgründe). Nehmen Sie sich dafür nun bitte ausreichend Zeit, alles vorzubringen.

BF1: Ich hatte bereits im Iran meine Religion gewechselt und ich weiß nicht, inwieweit Sie informiert sind, das gilt bereits im Iran als ein Verbrechen. Deshalb war ich seitens der Regierung als auch seitens der Polizei der Verfolgung ausgesetzt. Ich hatte dort einen christlichen Freund. Durch ihn bin ich zum Christentum gekommen. Manchmal haben wir auch die Hauskirchen besucht, dort gebetet, die Bibel gelesen. Wir hatten dort hauptsächlich gebetet für uns und für die anderen und waren eine geschlossene Gemeinschaft. Für mich war das sehr interessant zu erfahren was Christentum überhaupt bedeutet.

RI: Als was sind Sie geboren?

BF1: Ich bin geborener Moslem sunntischer Glaubensrichtung.

RI: Wie war Ihre Familie, waren sie gläubig?

BF1: Nicht so, aber sie waren Moslems. Sie haben nicht regelmäßig gebetet oder sonst was.

RI: Sind Sie in die Moschee gegangen?

BF1: Nein.

RI: Nie?

BF1: Nie.

RI: Haben Sie überhaupt an einen Gott geglaubt?

BF1: Ja, hatte ich, allerdings war ich damals verloren. Ich fragte mich, wenn es einen Gott gibt, wo ist er und was ist er. Ja, ich glaube grundsätzlich an einen Gott, aber sonst keine Details. Es wurde immer wieder gesagt, der Gott hat seinen Propheten Mohammad geschickt, hat dies und jenes gesagt. Ich wusste wirklich nicht wer Gott ist, bis ich mit dem Christentum bekannt wurde. Die Moslems suchen alle nach Gott und wollen wissen, wer diese Gott ist. Aber im Christentum kommt Gott zu uns.

RI: Haben Sie Probleme irgendwie bekommen, weil Sie nicht in die Moschee gegangen sind oder weil Sie nicht so gläubig waren?

BF1: Nein, ich hatte keine Probleme. Abgesehen davon, waren die meisten Moscheen dort schiitisch und ich war Sunnit. In unserer Stadt gab es gar keine sunnitische Moschee. Deshalb hatte ich auch ein Problem, um irgendwo in einem Büro angestellt zu werden. Sobald sie erfahren haben, dass ich Sunnit bin, änderten sie ihr Verhalten mir gegenüber. Die Schiiten haben andere Sitten und ich habe diese nicht befolgt.

RI: Jetzt sagen Sie, dass Ihnen die Religon nicht viel im Leben beudetet hat. Wieso hat Ihnen auf einmal das Chrsitentum etwas? Wie können Sie mir das erklären?

BF1: Ja, wie gesagt, ich hatte einen Freund, er war Christ. Er hieß XXXX und er war so wie ich. Er war genauso wenig in der Moschee und wir haben uns eigentlich nie für die Religion interessiert. Ich habe Alkohol getrunken und mit Freunden sind wir weggegangen und er auch. Als ich aber nach langer Zeit XXXX wieder gesehen habe, habe ich festgestellt, dass er eine andere Person geworden ist und sich vollkommen verändert hat. Ich fragte ihn, warum er sich derart verändert hat. Er vertraute mir langsam und erzählte mir über das Christentum, gab mir eine heilige Schrift. Ich dachte damals, dass das Christentum Freiheit, Feiern, sich um nichts kümmern und dass man alles machen kann, was man möchte, bedeutet. Das war aber vollkommen falsch. Als ich hergekommen bin, habe ich die Wahrheit erfahren, dass das gar nicht so ist. Er hatte sich für das Christentum entschieden und sich positiv verändert. Wenn ich XXXX früher getroffen hätte, hätte ich sicherlich früher alle meine Fragen im Leben beantworten können.

RI: War dieser XXXX ein ursprünglicher Christ oder auch ein Konvertit?

BF1: So wie ich auch, ein geborener Moslem.

RI: Wo und wann haben Sie XXXX kennengelernt?

BF1: Wir haben als Kinder in einem Bezirk gewohnt. Als er dann geheiratet hat, habe ich ihn aus den Augen verloren.

RI: Wie sind Sie wieder mit ihm zusammengekommen?

BF1: Ich habe ihn in unserem Bezirk wiedergesehen und dann haben wir die Telefonnummern ausgetauscht und bevor ich konvertiert bin, hatten wir einige Male zuvor uns getroffen.

RI: Wie war das eigentlich, hat er Ihnen gesagt, ich bin Christ, möchtest du das auch werden?

BF1: Nein ich habe ihn gefragt, ich fragte ihn, was er gemacht hat, er habe sich sehr verändert. All das, was wir früher gemacht haben und ich ihm vorgeschlagen habe zu tun, er war sehr unruhig, jetzt war er aber sehr ruhig und besonnen, hat allen geholfen und das war für mich sehr interessant, soviele Veränderungen bei ihm festzustellen. Ich fragte ihn, was passiert sei, warum er so geworden ist. Er hat mir nach und nach alles erzählt und erklärt.

RI: Wann war das ca.?

BF1: Das war ca. 2014. An den Monat kann ich mich nicht mehr erinnern.

RI: Wann haben Sie danach zum ersten Mal eine Hauskirche besucht?

BF1: Ich glaube 2-3 Moante danach.

RI: Haben Sie dann immer dieselbe Hauskirche besucht oder waren es verschiedene?

BF2: Nein, es war nur eine, denn wir waren nicht so viele.

RI: Wie viele Personen waren da immer anwesend?

BF1: Ca. mit mir 6 Personen.

RI: Können Sie noch den Ort sagen, wo die Hauskirche war?

BF1: Ja, in Teheran, in der Straße XXXX.

RI: Wie kann ich mir das vorstellen?

BF1: Das hat einem von uns gehört, diese Wohnung, er hieß XXXX. Er hat selbst daneben gewohnt. In seiner eigenen Wohnung hat diese Hauskirche stattgefunden.

RI: Wenn eine Messe stattgefunden hat, wie kann ich mir das vorstellen, wie war das, was gab es?

BF1: Es waren weder ein Kreuz noch Kerzen vorhanden. Wir saßen zu 4. in der Runde, haben gebetet und gelesen.

RI: Haben Sie zuhause christliche Materialien gehabt?

BF1: Ich hatte die Bibel. Aber ich habe diese versteckt gelesen.

RI: Haben Sie diese Kirche immer alleine besucht oder war Ihre Frau auch dabei?

BF1: Alleine.

RI: Haben Sie Ihrer Frau über diesen Besuch etwas erzählt?

BF1: Nein.

RI: Sie waren nur 7-8 Mal dort in dieser Hauskirche?

BF1: Es hat 7-8 Monate gedauert und während diesen 7-8 Monaten habe ich die Hauskirche besucht. Ich habe üblicherweise 1 Mal die Woche die Kirche besucht.

RI: Wie wurde Ihnen mitgeteilt, dass es wieder eine Versammlung gibt?

BF1: Über XXXX habe ich es meistens erfahren.

RI: Wissen Sie in welche Richtung diese Kirche ging?

BF1: Protestantisch.

RI: Was haben Sie da so in der Bibel gelesen?

BF1: Der XXXX hat uns immer einen Teil aus der Bibel ausgesucht und hat uns diesen vorgelesen. Er sagte z.B: dass er heute die Eingebung habe über diesen Vers zu reden.

RI: Haben Sie diese Bibel auch Ihrer Frau gezeigt?

BF1: Nein.

RI: Haben Sie die Bibel zurückgelassen?

BF1: Ja, sie ist dort geblieben. Es ist wirklich sehr gefährlich, wenn es auf der Reise entdeckt wird.

RI: Wie ging es dann weiter. Sie haben 7-8 Monate die Kirche regelmäßig besucht, was ist dann passiert.

BF1: Danach ist XXXX festgenommen worden.

RI: Wann war das?

BF1: Das war im Jahr 2015. Damals als ich das Land verlassen habe.

RI: Wie ist es zur Festnahme gekommen, wie haben sie davon erfahren?

BF1: XXXX erzählte mir, dass er festgenommen wurde.

RI: Wo und auf welcher Weise hat er Ihnen das erzählt?

BF1: XXXX rief mich an und sagte mir, komm zu mir, es ist etwas Wichtiges, ich muss mit dir reden. Ich sagte aber, dass ich nicht kommen kann, weil ich bei der Arbeit bin. Er sagte aber, dass es sehr wichtig ist und ich kommen muss. Als wir uns getroffen haben, hat er mir erzählt, dass XXXX festgenommen wurde.

RI: Wie ging es dann weiter?

BF1: Er sagte auch, dass ich ihn nicht mehr anrufen soll, er werde mich kontaktieren, ich soll auch XXXX nicht mehr besuchen und ihn auch nicht anrufen. Ich bin unmittelbar danach nachhause gegangen. Es war für mich ein sehr schwerer Tag, ich hatte großen Stress und war sehr traurig. Als ich zuhause war, wunderte sich meine Frau und fragte mich, warum ich schon zuhause bin und warum ich so blass bin und was los sei. Ich sagte ihr, dass ich es ihr in Ruhe erklären werde, dass ich jetzt aber nicht darüber reden kann, wir müssen aber von hier weg. Ich erzählte dann meiner Frau die ganze Geschichte. Sie war dann sehr durcheinander und traurig und machte mir den Vorwurf, warum ich das gemacht habe und warum ich sie, die ganze Familie, in so eine Situation gebracht habe. Danach haben wir beschlossen das Land zu verlassen. Danach hat XXXX mich wieder kontaktiert, er sagte auch dass XXXX und seine Frau festgenommen wurden. Er sagte mir dann, er werde mich nicht mehr anrufen, er ist gezwungen Teheran zu verlassen und ich solle auch so schnell wie möglich gehen.

RI: Das heißt nach dem ersten Anruf, nachdem Sie sich mit XXXX getroffen haben, sind sie nachhause gegangen und haben Ihrer Frau von Ihren Hauskirchenbesuchen erzählt?

BF1: Ja. Er wollte mich sehen. Ich habe ihn getroffen. Und an diesem Abend habe ich es meiner Frau erzählt. Ich war gezwungen es zu tun.

RI: Und am nächsten Tag hat XXXX nochmal angerufen?

BF1: Ja.

RI: Vorhalt: Vor dem BFA haben Sie gesagt, dass Sie als sie nachhause geokmmen sind, ihrer Frau nur gesagt haben, dass sie krank sind. Und sie haben ihrer Frau erst am zweiten Tag, nach dem zweiten Anruf von XXXX davon erzählt. Hier haben Sie gesagt, dass Sie gleich am ersten Tag Ihrer Frau gesagt haben, dass Sie die Hauskirche besucht haben.

BF1: Seit diesem Ereignis sind bereits über 3 Jahre vergangen. Ich habe die ganze Geschichte sehr verkürzt dargestellt. Auch die Polizei hat mich angerufen und das habe ich noch nicht erzählt.

RI: Was ist beim weiten Anruf von XXXX passiert?

BF1: Er sagte mir, dass er Teheran verlassen wird und auch ich soll mir einen sicheren Platz suchen und gehen und ich solle ihn nicht mehr kontaktieren, denn er wird sein Handy ausschalten. Danach hat mich die Polizei angerufen.

RI: Was hat XXXX Ihnen genau gesagt? Er hat nur gesagt, dass er Teheran verlassen wird, Sie sich auch einen sicheren Platz suchen sollen und Sie ihn nicht mehr kontaktieren sollen?

BF1: Ja, ich soll ihn nicht mehr anrufen, weil er sein Handy abschalten wird. Das war das.

RI: Wie ist das dann mit der Polizei gewesen. Wann haben sie angerufen?

BF1: Ich weiß nicht mehr genau, aber ich weiß, dass es 8 Uhr in der Früh war, als sie mich anriefen. Sie sagten mir, um einige aufzuklären müsste ich zu ihnen in die Station kommen.

RI: Haben Sie dafür einen Termin bekommen?

BF2: Es war nicht um 8 Uhr in der Früh als sie mich anriefen. Sie sagten, dass ich am nächsten Tag um 8 Uhr in der Früh zu ihnen kommen soll.

RI: Haben sie Ihnen auch gesagt warum?

BF1: Sie sagten, dass ich herkommen soll, dann werde ich es erfahren.

RI: Das ist komisch. Alle Ihre Freunde werden verhaftet, aber Sie werden 1 Tag vorher von der Polizei angerufen und bekommen einen Termin und Ihre Freunde nicht?

BF1: Sie waren viele Jahre schon Mitglieder der Kirche und sehr gläubig. XXXX hatte nicht meine genau Adresse, oder vielleicht doch, ich weiß nicht, ob er meine Adresse kannte. Sie waren einige Jahre bereits gläubig.

RI: Wie sind Sie auf Ihre Telefonnummer gekommen?

BF1: Sie haben es bestimmt von XXXX bekommen, dort wird man gefoltert, es ist nicht so wie hier, dass man offiziell geladen wird, es geschieht nicht alles per Gesetz, sondern ohne Grund und ohne Gesetz wird man verhaftet bzw. stürmen sie die Häuser.

RI: Wie ging es dann weiter?

BF1: Sie sagten ich soll um 8 Uhr am nächsten Tag dort sein. Ich fragte warum. Sie sagten ich soll herkommen und es wird sich zeigen warum. Nachdem sie mich kontaktierten, war ich mir auch sicher, dass sie hinter mir her sind. Meine Frau und ich haben sofort beschlossen einen sicheren Platz zu finden, um unterzutauchen und anschließend das Land zu verlassen. Denn ich war mir sicher, wenn ich im Iran bleibe, egal wo, werden sie mich ausfindig machen. Wir haben dann ein Taxi genommen. Davor habe ich mit meiner Mutter gesprochen, weil sie hat bei uns gewohnt. Sie hat ein Stockwerk unter uns gewohnt. Ich sagte ihr, dass wir zu meiner Schwägerin fahren und sie soll auch niemanden sagen, wo wir hingehen und ich werde sie später dann kontaktieren. Wir haben ein Taxi Richtung Busterminal genommen, von dort aus haben wir einen Bus Richtung XXXX genommen und meine Frau sagte, hast du nicht gesagt, dass wir zu meiner Schwester fahren. Ich sagte ihr, dass es sein kann, dass sie uns auch dort finden. Außerdem war mein Schwager Polizist und sehr religiös und es könnte sein, dass sie uns dort sehr schnell finden. Wir haben beschlossen nach XXXX zu meiner Cousine zu fahren.

RI: Haben Sie dann irgendwas noch erfahren, dass Sie weiterhin gesucht werden oder kam es noch zu Vorkommnissen bei Ihnen zuhause?

BF1: Ja, sie waren bei uns zuhause und haben die Wohnung durchsucht, haben meine Mutter befragt und nach mir gefragt. Ich glaube auch, dass sie die Bibel bei mir zuhause gefunden haben, weil sie war noch zuhause. Sie haben permanent meine Mutter nach mir gefragt. Sie sagten ihr, wenn ich nicht komme, werden sie meine Mutter an meiner Stelle kommen.

RI: Wurde Ihre Mutter auch angerufen oder war das persönlich?

BF1: Sowohl angerufen, als auch persönlich vorbeigekommen.

RI: Von der Cousine sind Sie dann in die Türkei geflüchtet? Wie lange waren Sie dort?

BF1: Ja. Ich glaube wir waren 2-3 Monate dort. Ca. 2- 2,5 Monate.

RI: Sind Sie offiziell ausgereist?

BF1: Nein, illegal.

RI: Haben Sie während Sie in der Türkei waren noch Konatkt mit jemanden aus dem Iran gehabtn und gefragt, ob Sie noch gesucht werden?

BF1: Ja, meistens über meine Mutter. Ansonsten war ich mit niemanden in Kontakt. 100% waren sie hinter mir her.

RI: Haben Sie außer Bibelstellen lesen noch etewas in der Hauskirche gemacht?

BF1: Wie haben gebetet. Dann haben wir die Gebete z.B. Vater Unser gelesen und auch Wein und Brot genommen.

RI: Sie kamen dann nach Österreich, wie ist es mit Ihrem Glauben weitergegangen?

BF1: Danach war das wirklich sehr gut, ich habe das Chrsitentum näher kennengelernt. Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei der österreichischen Regierung und bei den Österreichern bedanken, dass sie uns so gut behandelt haben. Ich bin mir sicher, wenn es umgekehrt wäre, wenn sie in meine Heimat gekommen wären und geflüchtet wären, würden sie schon längst wieder zurück in Ihre Heimat gehen.

RI: Warum sind Sie zu dieser Freien Kirche gegangen. Warum ausgerechnet diese? Es gibt auch andere.

BF1: 1. Ich war ein Neugläubiger, da wo ich gewohnt habe, gehörte das Haus einer Kirche, der Freien Kirche. Für mich damals als Neugläubiger hat es keinen Unterschied gemacht welchen Zweig, sondern für mich war es wichtig irgendwo hinzugehen und zu beten. Damals gab es keine Möglichkeiten, wir hatten kein Auto oder sonst was. Unsere Nachbarn haben uns damals sehr geholfen, sie haben uns in die Kirche mitgenommen und wieder zurückgebracht. Abgesehen davon, konnten wir die Sprache nicht. Sie haben uns einen Dolemtscher besorgt. Als wir dann unseren Wohnort wechselten, haben wir die jetzige Kirche gefunden.

RI: Sind Sie von sich aus in die Kirche gegangen und haben gesagt, ich bin Protestant, wie hat sich das abgespielt?

BF1: Anfangs sind einfach so dort hingegangen um zu beten. Niemand fragte uns von welcher Kirche wir kommen. Ich hatte bereits das Gefühl, dass sie alles über uns wissen. Nach einiger Zeit, als wir dort waren, fragten sie uns, ob wir dort Mitglieder werden möchten und ich bejahte das. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht bis dahin, dass die Freie Kirche sich von den protestantischen Kirchen unterscheidet. Das wusste ich wirklich nicht. Wir haben auch in der Türkei eine Kirche besucht, es war allerdings eine farsisprachige Kirche, es wurde aber nicht hinterfragt, welcher Zweig.

RI: Sie sind zum Pastor bzw. Pastorin gegangen und haben gesagt, dass Sie bereits von der Freien Kirche getauft worden sind und sind dann in der Kirchengemeinde aufgenommen worden?

BF1: Die Pastorin war mit unserem alten Pastor in Verbindung.

RI: Wie lange haben Sie in dieser Freien Kirche Taufunterricht erhalten?

BF1: Ich glaube ca. nach 6 Monaten bin ich getauft worden, genau kann ich es nicht sagen. Sie sagten mir, sie wollen mich an diesem Datum taufen. Ich bestätigte das.

RI: Sie haben gesagt, dass es Unterschiede zwischen der Freien Kirche und der protestantischen gibt, hat man Ihnen auch erklärt, was in der AB Kirche wichtig ist und was die Unterschiede sind? Haben Sie zusätzliche Glaubensunterricht in diesr Kirche erhalten?

BF1: Nein, es wurde mir nicht gesagt, aber ich weiß selber was die Unterschiede sind.

RI: Man ist nicht nur ein Christ wenn man in die Kirche geht. Wie leben Sie das Christentum?

BF1: Für mich sind die Taten der Menschen entscheidend, ob er Christ ist oder nicht.

RI: Wie unterscheidet sich Ihr Leben jetzt hier als Christ als im Iran?

BF1: Ich habe im Iran vieles, was nicht gesetzlich erlaubt war, gemacht. Aber seitdem ich Christ geworden bin und hier lebe, weiß ich, dass hier ein sekularisches Land ist und ich glaube, dass ich mich sehr verändert habe. Wenn ich mit meiner alten Einstellung in dem Heim noch leben würde, wäre sicher jeden Tag die Polizei bei uns. Jetzt ist es aber nicht so. Ich führe ein ruhiges harmonisches Leben. Ich habe nie gegen das Gesetz verstoßen, ich trinke keinen Alkohol.

RI: Sie waren im Iran ein schlechter Mensch? Was haben Sie dort getan?

BF1: Ich habe sehr gerne gefeiert und sehr viel getrunken. Im Iran ist Alkohol verboten und Alkoholtrinken ein Verbrechen, aber trotzdem habe ich das getan. Wenn mir jemand etwas Unangemessenes sagte, habe ich sofort mit ihm einen Streit gehabt. Ich war sehr nervös, aber ich merke, dass ich mich jetzt sehr verändert habe und ruhig geworden bin.

RI: In ihrem Flüchtlingshheim, gibt es da auch andere Moslems. Sprechen Sie mit Ihnen über ihren Glauben, gibt es Probelme?

BF1: Ja, am Anfang haben sie mich gefragt, ob ich meine Religion gewechselt habe oder nicht. Seither hat sich das Verhalt mir gegenüber negativ verändert.

RI: Rechtfertigen Sie sich?

BF1: Einmal habe ich darüber gesprochen und habe festgestellt, dass das nicht viel bringt. Ich glaube, abgesehen von mir haben auch andere Personen vorher versucht, mit ihnen zu reden, leider vergeblich.

RI: Würden Sie für diese anderen Moslems auch beten?

BF1: Ja, ich verurteile niemanden. Ich versuche für ihre Besserung zu beten und ich bete, dass Gott ihre Herzen berührt.

RI: Können Sie mir sagen, was die Protestanten in Ihrer Kirche nächsten Sonntag feiern?

BF1: Kann das Martin Luther sein? Ich weiß es nicht. Wir haben dort keinen Dolmetscher, es wird nur Deutsch gesprochen. Ich weiß, dass die nächste Feierlichkeit Weihnachten, die Geburt Jesu ist, am 25.12.. Ich weiß aber auch, dass der 8.12. Maria Himmelfahrt ist.

RI: Wird das auch bei Ihnen gefeiert?

BF1: Nein.

RI: Wann ist der Feiertag wegen Martin Luther? Erzählen Sie mir darüber.

BF1: Am. 31.10. Er hat einige reformiert, 5 Reformen, er sagt nur Glaube, nur Jesus, nur heiliges Wort, nur Gott wird gehuldigt, eines fällt mir nicht ein, weil ich im Stress bin.

RI: Wie viele Thesen hat er aufgestellt und wann das war?

BF1: 1517. Ich weiß nicht wie viele Thesen.

RI: Wissen Sie was das Wort Bibel bedeutet?

BF1: Das bedeutet gute Nachrichten.

RI: Wissen Sie das erste Wunder Jesu?

BF1: Ja, das war auch einer Hochzeit, Wasser zu Wein.

RI: Wurde Jesus getauft?

BF1: Ja, über Johannes den Täufer.

RI: Wissen Sie was mit Jesus dann passiert ist, nachdem er auferstanden ist?

BF1: Als er auferstanden ist, war er 40 Tage bei seinen Jüngern und dann ist er in den Himmel gestiegen.

RI: Was wird zu Pfingsten gefeiert?

BF1: Zu Pfingsten ist der heilige Geist den Jüngern erschienen.

RI: Wissen Sie das Symbol für den heiligen Geist?

BF1: Ist eine Taube. Es ist wie eine Taube runtergekommen.

RI: Macht es einen Unterschied vor Gott, ob Sie ein Mann oder eine Frau sind?

BF1: Nein.

RI: Können Sie eines von 10 Geboten nennen, das Ihnen wichtig ist?

BF1: Betet keinen anderen Gott an als mich.

RI: Können Sie noch andere Gebote nenen?

BF1: Betet keine Götze an, nicht lügen, ihr sollt den Sabbat halten, nicht lügen, nicht Ehe brechen, man soll die Eltern ehren.

RI: Wissen Sie welcher Religion Jesus angehört hat, bevor das Chrsitentum entstanden ist?

BF1: Er war Jude.

RI: Wer hat Ihn verraten?

BF1: Ja, der Judas, ja für 30 Silbermünzen.

RI: Wer hat ihn verurteilt?

BF1: Pilatus.

RI: Wissen Sie auch wie Jesus noch tot oben am Kreuz gehangen ist, was ist dann passiert, ein Wunder ist passiert, was meine ich damit?

BF1: In dieser Gottestätte ist der Vorhang in 2 Teile gefallen.

RI: Was ist beim Kreuz passiert?

BF1: Ja, es wurde dunkel und sie haben auf ihn eingeschlagen.

RI: Ja, aber als er tot war, ist jemand gekommen und hat noch etwas gemacht und dann geschah ein Wunder.

BF1: Sie haben ihm eine Dornenkrone aufgesetzt.

RI: Nachdem er tot war.

BF1: Das waren seine 2 Handflächen, die Füße, und davor haben sie ihn zusammengeschlagen.

RI: Es fehlt eine wichtige Wunde.

BF1: Als er tot war?

RI: Ja.

BF1: Ich glaube, sie haben ihn mit einer Lanze auf den Bauch geschlagen. Sein Blut ist rausgeflossen. Alle Heiligen sind wieder auferstanden.

RI: Blut und Wasser ist rausgekommen.

BF1: Ja, ist richtig.

RI: Wer ist Adam und Eva?

BF1: Ja, die ersten Gottes Geschöpfe und deswegen sind wir hier.

RI: Warum haben sie das Paradies verlassen müssen?

BF1: Sie haben etwas Verbotenes gegessen und musste es verlassen. Im Buch steht, es war ein Apfel. Jeder sagt was anderes

RI: Wer hat ihnen den Apfel gegeben?

BF1: Der Teufel hat es ihnen gesagt. Zuerst hat Eva davon gegesesn.

RI: Wie hat der Teufel ausgeschaut?

BF1: Ich kann mich jetzt nicht erinnern. Ich weiß, dass der Teufel sie in Versuchung brachte.

RI: Es war eine Schlange.

BF1: Ja, genau.

RI: Was bedeutet für Sie, dass Jesus gestorben ist und auferstanden ist?

BF1: Das bedeutet für mich mit Jesus sterben und mit ihm wieder auferstehen. Das heißt wir haben unsere alten Gedanken und Sünden begraben und sind neubgeboren.

RI: Warum ist Jesus eigentlich gestorben, er hat ja Wunder gewirkt. Warum hat er sich kreuzigen lassen und ist gestorben?

BF1: 1. Um unsere Sünden zu vergeben, ist er gekreuzigt worden und er wollte das alte Testament vervollständigen. Ich weiß nicht wie ich das erzählen soll. Er wollte die vorigen Vorhersehungen offenbaren.

RI: Haben Sie eine Bibel?

BF1: Ja, ich habe sie auch mit.

BF zeigt RI die Bibel. Nachgefragt, wir haben gemeinsam die Bibel. Wir haben viele Bücher zuhause, aber wir lesen gemeinsam aus dieser Bibel.

RI: Wie oft beten Sie?

BF1: Wir haben 2 Mal die Woche mit einer anderen Kirche in Deutschland über Sykpe Kommunikation.

RI: Beten Sie zuhause am Abend oder so?

BF1: Wenn ich Probleme habe, bete ich auch zuhause. Bevor wir heute hergekommen sind, haben wir auch viel gebetet.

RI: Können Sie das Vater Unser ansagen?

BF1: Ja.

BF1 sagt das Vater Unser auf Farsi an.

RI: Was machen Sie sonst noch in der Pfarrgemeinde?

BF1: Ja, es gibt ein Kirchencafe ich helfe dort mit. Vor einiger Zeit sollte die Kirche renoviert werden, ich habe bei diesen Arbeiten geholfen.

RI: Bei den Katholiken gibt es dan Papst, wer ist das Oberhaupt der AB Kirche?

BF1: Den Papst gibt es nur für die Katholiken. Mir wurde bis jetzt nicht geasgt, dass es ein Oberhaupt bei uns gibt.

RI: Mit welchen Menschen Ihrer Pfarrgemeinde haben Sie am meisten Kontakt und wie stellt sich das dar?

BF1: Es gibt eine Dame namens XXXX, sie lernt mit uns Deutsch. Wir sind eigentlich mit allen in Kontakt. Aber es gibt die, wo wir am meisten uns mit ihnen treffen, und einer davon heißt XXXX, wir gehen alle 14 Tage gemeinsam Fußball spielen. Mit den anderen unterhalten wir uns in der Kirche oft.

RI: Können Sie mir die 4 Evangelisten bennen?

BF1: Ja, Matteo, Markus, Lukas, Johannes.

Die Verhandlung wird für 10 Minunten unterbrochen.

RI: Wenn Sie jetzt in den Iran zurück müssten, wie würden Sie dann Ihren protestantischen Glauben ausüben?

BF1: Ich kann jetzt nicht zurück in den Iran.

RI: Theoretisch.

BF1: Die Bibel lehrt mir ich solle mich andern gegenüber genauso verhalten wie ich möchte, dass die anderen mit mir umgehen. Ich möchte, dass auch die anderen die Wahrheit erfahren, denn Jesus ist die Wahrheit.

RI: Würden Sie mit anderen übern Ihren Glauben sprechen?

BF1: Ja, 100% werde ich versuchen mit den anderen darüber zu reden. Ich versuche die anderen zu retten, so wie ich gerettet wurde. Ich kann sie mit den Worten nicht dazu zwingen, sondern ich versuche mit meinen Taten dazu zu bringen.

RI: Der christliche Glaube ist daran schuld, dass Sie das Land veralssen und Ihr ganzes Leben hinter sich lassen mussten. Könnten Sie sich vorstellen ohne Glauben im Iran zu leben? Sie könnten im Geheimen Ihren Glauben ausüben.

BF1: Ich möchte genauso wie ich die Rettung gefunden habe, auch andere retten.

RI: Wissen Sie noch was mit Ihrer Wohnung ist?

BF1: Ja, ich habe gemeinsam mit meiner Mutter im Haus meines Vaters gelebt. Nachdem meine Mutter in die Türkei gekommen ist, ist das Haus verkauft worden.

RI: Haben Sie noch Fragen?

BFV: Nach welchem Glauben werden Ihre Kinder erzogen?

BF1: Das Christentum. Sie sehen meine Kinder sind sehr aktiv, bringen alles durcheinander im Haus, wenn ich noch meine alte Religion hätte, wäre das sehr schwierig für mich, das alles zu ertragen.

RI: Haben Sie die Kinder schon getauft?

BF1: Ja, sie sind getauft worden.

RI: Auch von der Freien Kirche oder der AB Kirche?

BF1: Bei der AB Kirche.

BF1 verlässt den Saal.

BF2 betritt den Saal.

Zu den Fluchtgründen und zur Situation im Fall der Rückkehr in den Herkunftsstaat:

RI: Nennen Sie jetzt bitte abschließend und möglichst umfassend alle Gründe, warum Sie Ihren Herkunftsstaat verlassen haben bzw. warum Sie nicht mehr in Ihren Herkunftsstaat zurückkehren können (Fluchtgründe). Nehmen Sie sich dafür nun bitte ausreichend Zeit, alles vorzubringen.

BF2: Meine Familie hat mich bereits vorher bedroht, falls ich meine Religion wechlse, werden sie selber mich umbringen und zwar bevor es die Polizei oder die Regieurng es tut.

[...]

RI: Sie haben gesagt, Sie sind aus einer recht gläubigen Familie, waren Sie selber auch religiös?

BF2: Ja, sehr.

RI: Sind Sie auch in die Moschee gegangen?

BF2: Nein.

RI: Sie haben an Allah geglaubt?

BF2: Ja, ich glaubte an einen Gott. Ich wusste, dass man ihn um Hilfe bitten kann und dass es ihn gibt. Ich muss ihm immer dankbar sein.

R: Was war der Grund, dasss Sie sich nicht mehr für den Islam interessiert haben sondern für das Christentum, gab es ein Ereignis dafür?

BF2: Ja, als meine Informationen mehr geworden sind, ich darüber mehr erfahren habe, habe ich erfahren, dass der Gott, der mich interessiert, ein lebendiger Gott ist.

R: Hat es Vorfälle gegeben, dass Sie wegen Ihrem Interesse an das Christentum Probleme mit den Behörden bekommen haben?

BF2: Nein.

[...]

RI: Warum haben Sie gerade am protestantischen Glauben Interesse in Österreich gezeigt?

BF2: Weil, als wir noch in der Türkei waren, derjenige, der uns dort geholfen hat und alle Gebete für uns vorgetragen hat und uns geführt hat, ein Protestant war.

RI: Was interessiert Sie gerade am protestantischen Glauben so? Warum haben Sie sich nicht für den katholischen Glauben interessiert, dieser ist in Ö weiterverbreitet?

BF2: Ich dachte am Anfang nicht, dass ich nach Ö komme, um hier zu bleiben. Wie gesagt, der Pfarrer, der uns geholfen hat und uns Informationen gab, war ein Protestant.

RI: Wissen Sie die Unterschiede zwischen einer AB Kirche und einer protestantischen?

BF2: Die AB Kirche sagt, dass jemand, der gerettet wurde, kann wieder verloren gehen.

RI: Haben Sie in der AB Kirche auch die Unterschiede zur Freien Kirche gelernt?

BF2: Sie glauben nur an Jesus Christus und dass die Rettung nur über Jesus Christus kommt und dass nur Jesus gehuldigt und gepriesen wird.

RI: Welcher wichtige Feiertag vor 2,5 Wochen war bei der AB Kirche?

BF2: Ich habe es vergessen.

RI: 31.10.?

BF2: Das waren die Reformen von Martin Luther.

RI: Können Sie mir etwas darüber erzählen?

BF2: Martin Luther war ein Deutscher, im Jahr 1517 hat er versucht die religiösen Thesen zu reformieren und er hat die Protestanten von den Katholiken getrennt.

RI: Können Sie mir die wichtigsten Feiertage aufzählen und was wo passiert?

BF2: Für mich sind alle wichtig. Die Geburt Jesus Christus, seine Kreuzigung und seine Auferstehung und seine Himmelfahrt, all das gehört zusammen. Wenn eines nicht existiert, können die anderen auch nicht existieren, deshalb sind alle für mich wichtig.

RI: Wissen Sie noch einen wichtigen Feiertag?

BF2: Pfingsten.

RI: Was ist da passiert?

BF2: Nach 50 Tagen ist er in den Himmel auferstiegen und auf der rechten Seite des Vaters erschienen.

RI: Was feiern wir zu Pfingsten?

BF2: Jesus Christus hat 40 Tage mit seinen Jüngern verbracht.

RI: Das ist Christihimmelfahrt.

RI: Was ist Pfingsten?

BF2: Ich habe sehr viel Stress, ich weiß es nicht.

RI: Sagt Ihnen eine Taube etwas?

BF2: Über Johannes ist Jesus getauft worden und eine Taube ist vom Himmel herunter gekommen.

RI: Für was steht die Taube?

BF2: Heiligen Geist.

RI: Der Heilige Geist, was gehört da noch dazu?

BF2: Heilige Geist, Vater und Sohn.

RI: Wissen Sie auch den Ausdruck dafür?

BF2: Die Dreifaltigkeit.

RI: Was bedeutet für Sie persönlich, dass Jesus Christus auferstanden ist?

BF2: Bereits vor dem Christus wurde alles vorher gesagt. Alle diese Vorhersehungen wurden Realität. Es wurde gezeigt, dass es nur einen Gott gibt, der die Toten auferstehen lässt.

RI: Warum ist Jesus gestorben, warum hat er sich töten lassen?

BF2: Weil die Gelehrten das bereits vorgesehen haben.

RI: Warum ist Jesus gestorben, warum hat er sich töten lassen?

BF2: Um zu beweisen, dass die Toten wieder auferstehen können.

RI: Nein. Warum und für wen ist Jesus gestorben?

BF2: Weil er unsere Sünde getragen hat.

RI: Wie lange war Jesus tot, wann is

Quelle: Bundesverwaltungsgericht BVwg, https://www.bvwg.gv.at
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