TE Bvwg Erkenntnis 2018/12/19 W202 2142169-1

JUSLINE Entscheidung

Veröffentlicht am 19.12.2018
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Entscheidungsdatum

19.12.2018

Norm

AsylG 2005 §10 Abs1 Z3
AsylG 2005 §3 Abs1
AsylG 2005 §57
AsylG 2005 §8 Abs1
BFA-VG §9
B-VG Art.133 Abs4
FPG §52
FPG §55

Spruch

W202 2142169-1/13E

IM NAMEN DER REPUBLIK!

Das Bundesverwaltungsgericht hat durch den Richter Mag. Bernhard SCHLAFFER als Einzelrichter über die Beschwerde von XXXX , geb. XXXX , StA. Afghanistan, gegen den Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 01.12.2016, Zahl 1070663007-150561854/BMI-BFA_KNT_AST_01, nach Durchführung einer mündlichen Verhandlung am 03.10.2018 und 07.11.2018 zu Recht erkannt:

A)

Die Beschwerde wird gemäß §§ 3 Abs. 1, 8 Abs. 1, 10 Abs. 1 Z 3, 57 AsylG idgF, § 9 BFA-VG idgF und §§ 52, 55 FPG idgF als unbegründet abgewiesen.

B)

Die Revision ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig.

Text

ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE:

Verfahrensgang:

Der Beschwerdeführer, ein afghanischer Staatsangehöriger, stellte nach unrechtmäßiger Einreise in das österreichische Bundesgebiet am 25.05.2015 einen Antrag auf internationalen Schutz.

Bei seiner Erstbefragung am 29.05.2015 gab der Beschwerdeführer befragt zu seinem Fluchtgrund an, dass er ca. zwei Wochen, bevor er Afghanistan verlassen habe, in Abstand von drei Tagen von zwei ihm unbekannten Personen auf dem Weg vom Geschäft nach Hause zusammengeschlagen worden sei. Als es das dritte Mal wieder hätte passieren sollen, sei ihm die Flucht gelungen. Erst dann habe er seinem Onkel von den Ereignissen erzählt. Dieser habe dann mit seinem Vater gesprochen und darauf hätten beide entschlossen, dass der Beschwerdeführer das Land verlassen solle. Wer diese Personen gewesen seien und warum sie ihn geschlagen hätten, wisse er nicht.

Am 01.06.2016 wurde der Beschwerdeführer seitens des BFA niederschriftlich einvernommen, wobei er im Wesentlichen folgendes vorbrachte:

"F: Fühlen Sie sich heute psychisch und physisch in der Lage, Angaben zu Ihrem Asylverfahren zu machen?

A: Ja

F: Sind Sie gesund?

A: Ja

F: Befinden Sie sich zurzeit in ärztlicher Behandlung/Therapie oder nehmen Sie Medikamente?

A: Nein

F: Haben Sie ansteckende Krankheiten?

A: Nein

Belehrung

...................

F: Haben Sie die Belehrung verstanden?

A: Ja

Sie haben bei der Polizei eine Erstaufnahme gehabt, in der Sie Angaben über Ihre Person, den Fluchtgrund und die Reiseroute nach Österreich getätigt haben. Von der Behörde wurde festgestellt, dass Österreich für Ihren Fall zuständig ist. Die heute Einvernahme dient der Beweisführung Ihrer Angaben und zur Feststellung ob und aus welchen Gründen Ihnen Österreich Schutz gewähren soll/muss. (PI St Georgen/Attergau EAST-West 29.05.2015 Antrag: 25.05.2015)

F: Haben Sie im Verfahren bis dato der Wahrheit entsprechende Angaben gemacht? Wurden diese korrekt protokolliert, wurde Ihnen rückübersetzt und haben Sie damals den Dolmetscher gut verstanden?

A: Ja ich habe die Wahrheit gesagt. Ich habe den Dolmetsch verstanden, aber er mich nicht - er war Iraner und hat Farsi gesprochen. Das Protokoll wurde mir rückübersetzt - ich habe den Dolmetsch verstanden und es wurde richtig protokolliert. Ich habe auch eine Kopie erhalten.

F: Habe ich richtig verstanden - der Dolmetsch hat Sie nicht richtig verstanden aber Sie den Dolmetsch und bei der Rückübersetzung war alles richtig?

A: Ja

Allgemein

F: Ist Ihr Name richtig geschrieben? ( XXXX )

A: Ja

F: Wann und wo sind Sie geboren?

A XXXX , das Afghanische Datum kann ich nicht sagen. Nachgefragt gebe ich an: Als ich in der Türkei war habe ich meine Taskira übersetzen lassen - deswegen weiß ich dieses Datum.

Provinz Balkh, Bezirk XXXX , Afghanistan

Anmerkung: AW beschreibt die Wegstrecke von seinem Dorf bis Stadtmitte Masare Sharif mit einer Fahrzeit von 1 Stunde. Das Dorf soll gemäß Skizze in südl. Richtung liegen. Als Orte auf dem Weg nannte er XXXX und den Bezirk XXXX .

F: Welcher Religion, Volksgruppe und Staatsangehörigkeit gehören Sie an?

A: Sunnit/Moslem, Tadschike, Afghanistan

F: Was war Ihre letzte berufliche Tätigkeit?

A: Ich habe in einem Bekleidunggeschäft gearbeitet als Verkäufer.

F: Wo haben Sie diese ausgeführt (Ort/Firma)?

A: In Masare Sharif, Nachgefragt gebe ich an: ich habe den Besitzer nicht gekannt, ich habe nur gearbeitet.

F: Wie war der Name von Ihrem Chef?

A: XXXX Nachgefragt gebe ich an: ob ihm das Geschäft gehört, weiß ich nicht.

F: Die Frage war nicht ob ihm das Gebäude/Geschäftslokal gehört sondern ob Herr XXXX verantwortlich für das Geschäft (Einkauf/Verkauf der Ware) ist?

A: Ja

F: Wann war Ihr letzter Arbeitstag in ihrer Heimat?

A: Ich kann mich nicht erinnern.

F: Was war der Grund für die Beendigung Ihrer Arbeit?

A: Ich war in Lebensgefahr.

F: Wo lebten Sie bis zu Ihrer Flucht aus "Afghanistan" (Adresse)?

A: Bis zur 6 Schulklasse war ich in XXXX . Von 6 bis zur 10 Klasse war ich in Mazare Sharif. Nachgefragt gebe ich an: XXXX (Stadtteil von Mazare Sharif), XXXX (Straße)

F: Dort hatten Sie eine Wohnung?

A: Ich habe bei meinem Onkel väterlicherseits gelebt. Nachgefragt gebe ich an: XXXX , am Anfang war er Kosmetikhändler, vor meiner Flucht war Elektrohändler (Fernseher, Ventilatoren, Telefone)

F: Er hatte ein Haus?

A: Ja, er ist verheiratet und hat 5 oder 6 Kinder -

AW korrigiert: 5 Kinder 3 Töchter und 2 Söhne

ID/Ausweise

F: Besitzen Sie einen Reisepass oder haben Sie Dokumente, aus denen Ihre Identität hervorgeht oder können Sie solche besorgen oder sich schicken lassen?

A: jetzt habe ich keinen, der Schlepper hat meinen Reisepass und meine Taskira in der Türkei abgenommen. Als wir von der Türkei Richtung Griechenland unterwegs waren, hat der Schlepper zu mir gesagt: gib mir die Dokumente - in Griechenland bekommst du sie zurück.

F: Warum haben Sie den Reisepass und die Taskira nicht zurückerhalten?

A: Ich habe den Schlepper in Griechenland nicht gesehen.

F: Haben Sie eine Kopie oder ein Foto (auf einem Handy) ?

A: Nein, habe ich nicht.

F: haben Sie eine Kopie von Ihrer Taskira in Afghanistan?

A: ich selbst nicht, ob meine Eltern eine haben weiß ich nicht.

F: haben Sie noch Kontakt mit Ihren Eltern?

A: Ja

F: Haben Sie weitere Beweismittel (Dokumente, Urkunden, Zeugnisse, ...) vorzulegen, bzw. geltend zu machen?

A: AW legt vor:

Bestätigung 2x VOBIS Deutschkurs, 1x VOBIS Sommerschule

Bestätigung Teilnahme BMB "Minimundus an einem Tag um die Welt"

KVHS " Grundbildung Fortsetzung"

iiiK Empfehlungsschreiben (Anmerkung: wurde während der EV durch Fr. XXXX aufgrund falscher Angaben handschriftlich korrigiert)

Vereinsausweis PKHL (Fußballklub - Hobby Liga in Klagenfurt) (wird nicht einbehalten)

Sonst habe ich keine Dokumente.

Ich bin damit einverstanden, dass meine Dokumente bis zum Ende meines Verfahrens beim Akt verbleiben. Ich stimme der Einbehaltung freiwillig zu und verzichte auf eine Bestätigung, da ich weiß, wo sie sind.

F: Sind Sie verheiratet?

A: Nein

F: Haben Sie Kinder?

A: Nein

Beziehung in Ö

F: Haben Sie persönliche Beziehungen in Österreich (Verwandte)?

A : Nein

Ausreise Heimatland

F: Wo haben Sie Ihre Flucht begonnen und welches Land war Ihre erste Station?

A: von Mazare Sharif mit dem Flugzeug in den Iran nach Maschad

F: Haben Sie die Grenze legal überquert?

A: Ich bin legal aus Afghanistan ausgereist

F: Wann war das?

A: (überlegt) - das genaue Datum kann ich mich nicht erinnern - es war Sommer

Nachgefragt gebe ich an (Jahr): (überlegt) das kann ich nicht genau sagen - es war Anfang 2015

F: 2015?

A: Afghanisches Jahr 1394 (2015)

F: Meinen Sie mit "Anfang" vom Jahr den afghanischen Jahresbeginn?

A: Ja - im 3-4 Monat ist die Hitze

Anmerkung: 01.03.1394 entspricht 22. Juni 2015

F: Sie sind ungefähr im 3 -4 Monat des Jahres 1394 mit dem Flugzeug aus Afghanistan ausgereist?

A: Ja - genau kann ich das nicht sagen - es war Sommer

F: Haben Sie bereits in einem anderen Land um Asyl angesucht?

A : nein

F: Wie viel kostete die Flucht?

A: das weiß ich nicht - es hat mein Bruder bezahlt

F: Wie heißt Ihr Bruder und was macht er Beruflich?

A: XXXX , er ist Großhändler mit einem Freund Nachgefragt gebe ich an: Bekleidung und Kosmetik

F: Wo ist sein Geschäft?

A: Er hat in Kabul gearbeitet - jetzt ist er in Deutschland mit seiner Familie. Der zweite Bruder XXXX führt jetzt das Geschäft in Masar Sharif.

Lebensumstände

F: Wie waren Ihre Lebensumstände und Ihr persönliches Umfeld vor Ihrer Ausreise aus "Afghanistan"? Schildern Sie diese (Ausbildung, Arbeit, Verwandte, finanzielle Situation etc.).

A: Ich bin in XXXX geboren. Dort habe ich mit meinen Eltern zusammen gelebt. Bis zur 6 Klasse habe ich in XXXX die Schule besucht. Finanziell ging es uns gut. Nach der 6. Schulklasse habe ich in Masare Sharif die Schule besucht. Ich habe bei meinem Onkel gewohnt. In einem Bekleidungsgeschäft habe ich als Verkäufer gearbeitet. Vormittag habe ich die Schule besucht, am Nachmittag habe ich gearbeitet.

F: Wie viel haben Sie verdient?

A: 100 USD im Monat Nachgefragt gebe ich an: ich habe einmal USD, einmal Afghani bekommen.

F: Wie groß ist das Haus Ihres Onkel XXXX in Masar Sharif?

A: Mit dem Keller hat es 3 Stockwerke.

Aus-/Bildung

F: Welche Sprachen sprechen Sie?

A: Dari, Urdu verstehe ich aber ich kann es nicht sprechen, englisch, ein bischen Türkisch,

F: In welchen Sprachen können Sie lesen und schreiben?

A: deutsch, Dari und englisch

F: den Beruf Verkäufer haben Sie gelernt?

A: Ich habe den Beruf nicht in der Schule gelernt - ich wollte selbst mein Geld verdienen und nicht von meinen Eltern Geld bekommen.

F: Mit wie viel Jahren haben Sie begonnen als Verkäufer zu arbeiten?

A: Ich war in der 8. Klasse in der Schule

Familie

F: Haben Sie Familie (Eltern/Geschwister) und wo lebt diese?

A: Meine Familie lebt jetzt in Masar Sharif. Meine Eltern, 2 Brüder und eine Schwester.

F: Hat Ihre Familie dort ein eigenes Haus?

A: Das weiß ich nicht - sie sind seit 1 Jahr dort - ob sie eines gekauft haben oder gemietet weiß ich nicht. Nachgefragt gebe ich an:

ob ein Haus oder Wohnung weiß ich nicht - sie sind in Masare Sharif

Name Vorname GebDat Anmerkung

Vater XXXX ca. 66 Jahre Mutter XXXX ca. 57 Jahre Bruder XXXX ca. 33 Jahre Verheiratet, 4 Kinder

Großhändler in Masar Sharif

Bruder XXXX ca. 30 Jahre In Deutschland seit 4 Monaten

Schwester XXXX 17 - 18 Jahre, als ich ausgereist bin F: Wie lebt Ihre Familie (Einkommen/Wohnsituation)?

A: Wir haben eine eigene Landwirtschaft in XXXX , mein Bruder arbeitet als Großhändler.

F: Wie viel Jereb hat die Landwirtschaft?

A: Wie viel Jereb weiß ich nicht - aber wir haben genug. Nachgefragt gebe ich an: die Landwirtschaft ist in XXXX

F: Ihre Familie ist in Masare Sharif - wer kümmert sich um die Landwirtschaft?

A: Wir haben vorher Arbeiter in der Landwirtschaft gehabt - jetzt machen das auch die Arbeiter.

F: Als Ihr Bruder XXXX in Kabul gearbeitet hat - hat er auch dort gelebt?

A: Ja er hat dort gelebt. Seine Frau war bei meinen Eltern.

F: Haben Sie im Heimatland noch weitere Verwandte?

A: 2 Onkel väterlicherseits (leben in Masar Sharif), 1 Tante und 2 Onkel (leben mit dem Großvater) mütterlicherseits(leben in Masar Sharif XXXX ),

F: Haben Sie zu jemanden in Ihrer Heimat Kontakt?

A: Ich habe Kontakt mit meinen Eltern. Seit ich in Österreich bin habe ich einmal meine Tante kontaktiert. 2-3 habe ich mit meinem Onkel Kontakt.

F: Haben Sie Familienangehörige im EU-Raum: (einschließlich Norwegen, Island und Schweiz)?

A: Ein Cousin von mir ist in Österreich: XXXX ,

(geb. XXXX , IFA: 1070662903, Wohnhaft im selben Quartier)

Pause von 10:15 Uhr bis 10:30 Uhr

Fluchtgrund

F: Aus welchem Grund suchten Sie in Österreich um Asyl an? Schildern Sie möglichst ausführlich und konkret Ihre Flucht- und Asylgründe! (Freie Erzählung)

A: Mein Leben in Afghanistan war in Gefahr. Als meine Eltern in XXXX waren, wir haben dort gelebt, ich war in Masare Scharif. Wenn ich unterwegs zur Schule war, wurde ich öfter von unbekannten Personen bedroht. Sie haben die Gesichter versteckt gehabt. Ich konnte zweimal flüchten. Nachdem ich geflüchtet bin, war es eine Woche ruhig. Nach einer Woche war ich von der Schule zu meinem Geschäft unterwegs, auf der Hälfte des Weges, in der Nähe von XXXX , haben die gleichen Leute mit dem Motorrad mit versteckten Gesicht mich mit einem Holz geschlagen.

Ich bin zu XXXX geflüchtet, weil dort kann man nicht mit dem Fahrrad oder Motorrad fahren. Von dort bin ich zum Geschäft gegangen. Im Geschäft habe ich Angst gehabt - ich habe mich erschrocken. Ich habe es meinem Arbeitgeber erzählt - das ich vorher 2-mal bedroht worden bin und von dem Vorfall. Mein Arbeitgeber hat gesagt: es ist besser das du zu deinen Eltern gehst und fragst warum die Leute dich bedrohen und dich schlagen.

Am Abend bin ich nach Hause gekommen und habe auch meinem Onkel alles erzählt. Mein Onkel hat meinen Vater angerufen.

Dann hat mein Onkel meinen Vater alles erzählt: alles was mit XXXX -mal passiert ist. Er hat meinen Vater gefragt, ob er nach Masare Sharif kommen kann.

Mein Vater hat gesagt: ok ich komme nach Masare Scharif und wir werden das besprechen.

Meine Tante (Frau von meinem Onkel) hat mich mit einer Salbe auf meinem Rücken eingeschmiert - ich hatte Schmerzen. Sie hat gesagt:

du brauchst nach der Schule nicht zur Arbeit gehen - du sollst direkt nach Hause kommen - dein Vater kommt auch.

Am nächsten Tag in der Früh bin ich aufgestanden, habe geduscht und bin zur Schule gegangen. In der Pause bin ich nach draußen gegangen und habe mit den anderen Kinder gespielt.

Wir waren 3 Kinder. Wir sind bei der Eingangstüre gesessen. Ich habe 3 Motorräder kommen gesehen mit 5 Personen insgesamt.

Der Fahrer, der alleine am Motorrad gefahren, ist hat einen Freund von mir mit dem Motorrad angefahren - er war zum Glück nicht verletzt. Die 4 anderen Personen hatten Messer.

Wir haben unseren Freund verteidigt ich habe gefragt: warum hast du das gemacht. Er hat mich auch geschlagen - nicht mit dem Messer - nur mit der Hand.

Einen Freund von mir haben sie mit dem Messer verletzt. Der verletzte Freund ist dort geblieben - ich bin mit meinem anderen Freund geflüchtet.

Ich bin nach Hause zu meinem Onkel gegangen. Mein Onkel war nicht zu Hause - nur die Frau von meinen Onkel war allein zu Hause. Die Frau von meinem Onkel hat mein Gesicht angeschaut - es war blau. Sie hat gefragt: was ist passiert.

Ich habe ihr die ganze Geschichte erzählt, das XXXX verletzt ist, das die Leute uns geschlagen haben. Meine Tante hat XXXX gekannt - sie ist Lehrerin auf der gleichen Schule.

Die Frau von meinen Onkel hat mich in die Wohnung eingesperrt und ist selbst zur Schule gegangen. Sie hat zu mir gesagt: du sollst nicht nach draußen gehen - du musst im Haus bleiben.

Sie hat dort gefragt, was passiert ist. Jemand hat gesagt, dass XXXX mit der Rettung ins Krankenhaus gefahren ist. Als sie nach Hause gekommen ist, hat sie mir gesagt, du sollst zu Hause bleiben, ich fahre zu den Eltern von XXXX .

In der Zwischenzeit ist mein Onkel nach Hause gekommen und er hat geklopft. Ich habe gesagt: ich habe keinen Schlüssel. Ich habe alles erzählt, was passiert ist. Ich habe gesagt, dass die Tante zum Krankenhaus gefahren ist. Er hat ein eigenes Auto gehabt - er ist mit dem Auto zum Krankenhaus gefahren.

Als sie zurück nach Hause gekommen sind, haben sie gesagt: XXXX ist im Koma und im Krankenhaus.

Danach hat mein Onkel wieder meinen Vater angerufen und gesagt: du sollst unbedingt zu mir kommen.

Ich dann 2 Stunden geschlafen. Als ich aufgewacht bin, habe ich meinen Onkel gefragt, ob meine Eltern schon gekommen sind oder nicht. Er hat gesagt: nein - du sollst warten.

Ich habe meinen Onkel gefragt, ob ich zum Geschäft (Arbeitsstelle) gehen darf. Mein Onkel hat gesagt: nein, du darfst nicht - bis deinen Eltern kommen.

Nach einer halben Stunde warten sind meine Eltern gekommen und meine

Mutter hat geweint: Was ist passiert? Ich habe dann auch geweint und gesagt ich will nicht mehr in Masare Sharif bleiben sondern nach

XXXX gehen. Mein Vater hat gesagt: du darfst nicht - in XXXX ist auch überall der Taliban - du bist jung und es ist gefährlich für dich.

Dann habe ich gesagt: ok - ich besuche nicht mehr die Schule (ich war in der 10 Klasse). Mein Vater hat gesagt - nein du sollst hier bleiben und studieren, auf die Universität gehen. Ich habe einen Freund, einen Beamten, und ihn fragen was ist passiert - wer sind die Leute.

Ich habe auf meinen Vater gehört und bin 1 Woche nicht zur Schule gegangen - ich war die ganze Woche zu Hause.

Die Eltern sind zurück nach XXXX gefahren. Sie haben mich jede Nacht angerufen und zu mir gesagt, ich soll nicht nach draußen gehen, damit nichts passiert.

Am nächsten Tag ist mein Onkel zur Arbeit gegangen. Ich war mit der Tante (Frau von meinem Onkel) allein zu Hause. Sie hat mich gebeten, dass ich zum Markt Tomaten kaufen gehe.

Es war nicht so weit - ca. 5 Minuten vom Haus meines Onkels bis zum Geschäft zu Fuß. Als ich nach Hause gekommen bin, hat meine Tante, sie war zufrieden, mir gesagt: dein Vater hat vielleicht mit dem Freund gesprochen und es wird alles gut und du kannst draußen spazieren gehen.

Ich habe zu meiner Tante gesagt, ob sie meinen Vater anrufen kann und sie soll ihm sagen: XXXX war schon draußen - er war einkaufen - und es ist nichts passiert.

Meine Tante hat meinen Vater angerufen, sie hat ihm alles erzählt.

Er hat gesagt: in Ordnung - XXXX soll zu seiner Arbeit gehen und der Arbeitgeber soll mit mir sprechen.

Ich bin mit dem Fahrrad zum Geschäft gefahren. Der Arbeitgeber hat mit meinem Vater telefoniert. Mein Vater hat über Telefon zu meinem Arbeitgeber gesagt, ob es möglich ist, das (der Arbeitgeber) mich mit dem Auto von der Schule abholt und zur Arbeit fahren kann und von der Arbeit wieder nach Hause.

Der Arbeitgeber hat gesagt: ok das werde ich machen ich nehme ihn von der Schule zur Arbeit und von der Arbeit nach Hause mit.

2 Wochen hat XXXX das gemacht. Nach 2 Wochen - es war ein Freitag - wir (mit XXXX ) haben in XXXX gebetet - mit mehreren Freunden sind wir zu XXXX zum Fußballspielen gefahren.

Als wir mit dem Fußballspielen fertig waren, sind XXXX und ich zu einem Eisgeschäft in der XXXX , es heißt XXXX .

Der Arbeitgeber hat gesagt: willst du auch Eis essen. Ich habe gesagt: nein - wenn du Eis essen willst du kannst ruhig. Er hat dann gesagt: ich will auch nicht.

Wir wollten nach Hause fahren. Es waren 2 Querstraßen (eine rechts, eine weiter vorne links) wir sind im Stau gestanden.

Wir wollten zum Haus von meinem Onkel abbiegen - da kamen die Leute mit dem Motorrad - sie hatten lange Holzstangen mit - sie haben angefangen auf das Auto zu schlagen. Sie haben die Scheiben kaputt gemacht - auch die Windschutzscheibe - wegen der Windschutzscheibe wurde auch XXXX an der Hand verletzt.

Wir sind dann aus dem Auto ausgestiegen und geflüchtet. Wir haben ein Taxi genommen. XXXX hat zu mir gesagt: du musst mit dem Taxi fahren - ich muss zurück zu meinem Auto.

Als ich nach Hause gefahren bin, habe ich wieder meiner Tante erzählt, was heute passiert ist und habe geweint.

Mein Onkel hat XXXX angerufen: was ist passiert? XXXX hat die ganze Geschichte erzählt - wir waren im Auto und die Leute haben uns angegriffen.

Dann hat der Vater XXXX gefragt: wo bist du - er hat gesagt: ich bin mit meinem Auto zur Polizei gefahren - es ist total beschädigt.

Dann hat mein Onkel zu XXXX gesagt: ok ich telefoniere mit dem Vater von XXXX , ob ich XXXX zurückschicken soll und erzähle ihm, das dein Auto auch kaputt ist.

Am gleichen Abend hat mein Onkel mit meinen Vater telefoniert und am nächsten Tag nachmittags ist mein Vater gekommen.

Ich habe meinen Vater gesagt: ich will nicht mehr die Schule besuchen, ich will nicht mehr arbeiten, ich will auch nicht in Masare Scharif bleiben - ich will nur nach XXXX .

Mein Vater hat gesagt: ich muss nach XXXX fahren - ich muss Geld holen und schicke dich zu deinem Bruder nach Kabul oder du kannst bei deinem Onkel bleiben. Ich werde den Schaden von XXXX bezahlen.

Mein Vater ist nach XXXX gefahren - ich blieb noch 2 Tage und 2 Nächte bei meinem Onkel. Mein Vater hat mit meinem Onkel telefoniert - was sollen wir mit XXXX machen - er will nicht in Masare Sharif bleiben - XXXX ist wegen den Taliban gefährlich.

Nach 4 Tagen kam mein Vater mit 4.000 USD mitgebracht. Mit dem Geld hat er den Autoschaden von XXXX bezahlt. Mein Onkel, mein Vater und mein Bruder sind dann zusammen gesessen und haben besprochen, das Afghanistan zu gefährlich für XXXX ist - er kann nicht XXXX , in Kabul oder in Masare Sharif bleiben. Es ist besser für ihn, das Land zu verlassen.

Mein Vater hat mit mir gesprochen: ich kann dich nicht nach XXXX mitnehme dort ist es gefährlich - ich kann damit leben, dass mein Kind weit von mir weg lebt - ich kann nicht damit leben, wenn mein Kind umgebracht wird.

Dann hat mein Bruder mich beraten: ich soll das Land verlassen und in den Iran flüchten. Es ist für dich besser.

Mein Bruder hat ein Visum und Reisepass für mich organisiert. Ich war eine Woche zu Hause. Danach bin ich Richtung Iran mit dem Flugzeug geflogen.

F: Wie sind sie vom Haus Ihres Onkels üblich zur Schule gekommen?

A: zu Fuß 10 Minuten. Nachgefragt gebe ich an: die Schule heißt XXXX

F: Fußball haben Sie wo gespielt (Stadion/Sportplatz)?

A: Das war nur einen normale Wiese. Nachgefragt gebe ich an: ca. eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt vom Haus meines Onkels.

F: Die Moschee, bei der sie zum Beten waren, wie heißt sie und wie weit ist sie entfernt?

A: Sie ist ca. 20 Minuten zu Fuß entfernt und sie heißt XXXX

Nachgefragt gebe ich an: es ist eine große Moschee.

F: Auf dem Platz haben Sie öfters Fußballgespielt oder nur an diesem Tag?

A: Wir waren dort zum ersten Mal.

F: Wo haben Sie sonst Fußball gespielt?

A: Ich habe sonst nie Fußball gespielt - es war das erste Mal.

F: Beschreiben Sie mir Ihren Schulweg?

A: AW fertigt Skizze an

F: Sie wurden öfters auf dem Weg von zu Hause zur Schule von Unbekannten bedroht?

A: 2-mal wurde ich bedroht

F: Was ist da passiert?

A: Sie haben mich beschimpft - wir bringen dich um, wir schlagen dich. 2-mal bin ich geflüchtet.

F: Warum haben die Leute sie bedroht?

A: das weiß ich bis heute nicht - ich verstehe es bis heute nicht - mein Vater hat es auch nicht gewusst.

F: Wie haben die Leute ausgesehen - wie alt waren Sie?

A: sie trugen normale afghanische Kleidung - die Gesichter waren versteckt. Nachgefragt gebe ich an: Shalwar Kamiz

F: Können Sie ein Alter sagen?

A: man hat das Gesicht nicht gesehen - nur die Augen

F: Wie sind die Leute dorthin gekommen?

A: Mit dem Motorrad.

F: Sie sagten Sie waren auf dem Weg zur Schule als Sie bedroht wurden - jetzt zeigen sie mir auf der Skizze den Weg zur Arbeit?

A: Nein - ich war immer auf dem Weg zur Arbeit nach der Schule.

F: Diese beiden Vorfälle haben Sie niemanden erzählt?

A: Nein - nur zwei Freunden in der Schule.

F: Die Vorfälle wo sie nur bedroht worden sind, waren die am selben Tag?

A: es war an 2 aufeinanderfolgenden Tagen.

F: Eine Woche später sind Sie nochmals überfallen worden und mit dem Stock geschlagen worden?

A: ich war mit der Schule fertig und war zu Fuß zur Arbeit unterwegs. Sie sind von hinten gefahren und haben mit dem Stock mich geschlagen und ich bin auf den Boden gefallen. Als ich aufgestanden bin, bin ich weggelaufen (Der AW zeigt auf der Skizze den Fluchtweg:

am Haus des Onkels vorbei - über andere Straßen zur Moschee und weiter zur Arbeit)

F: Wie viele Leute waren das?

A: bei den ersten beiden malen 3 Personen mit 2 Motorrädern, auch beim 3-mal.

F: Waren das immer dieselben?

A: Das konnte ich nicht erkennen - sie waren vermummt - und hatten verschiedene Kleidung.

F: Warum sind Sie beim 3 - Mal nicht ins Haus Ihres Onkels geflüchtet?

A: Ich konnte nicht, sie haben mich verfolgt. Bei meinem Onkel war niemand zu Hause - es war nur meine Tante zu Hause.

F: Wie oft wurden Sie geschlagen?

A: Nur einmal und ich bin auf den Boden gefallen.

F: Sind die Motorräder schnell gefahren?

A: Ja sie waren ziemlich schnell - sie haben mich geschlagen und sind weggefahren.

F: In welche Richtung sind die Leute gefahren?

A: Sie kamen aus Richtung der Schule - haben mich geschlagen - und sind gleich wieder Richtung Schule weggefahren.

F: Sie haben gesehen wie die Leute wieder Richtung Schule weggefahren sind?

A: Ja

F: Sie sind in die entgegengesetzte Richtung weggelaufen?

A: Ja.

12:30 Vertrauensperson muss zur Arbeit - Sie übergibt dem AW sein Telefon.

F: Sind Sie verletzt gewesen?

A: Nein - ich war nicht verletzt - ich hatte nur blaue Flecken.

Anmerkung: AW korrigiert seine Skizze - die Moschee und Arbeit liegen vom Haus des Onkels gesehen in der anderen Richtung statt Skizze oben - unten

F: Am nächsten Tag sind Sie in die Schule gegangen und dort war der

4. Vorfall mit Ihrem Freund XXXX ?

A: Ja - es war am nächsten Tag.

F: Um wie viel Uhr ist es passiert?

A: es war Pause - 11:30 Pause

Anmerkung: AW fertigt Skizze mit den Örtlichkeiten der Schule an

F: Warum sind Sie mit Ihren Freunden nicht im Schulgelände geblieben?

A: Ich wollte etwas kaufen - alle Kinder waren draußen.

F: Alle - wie viele Kinder waren draußen?

A: viele waren einkaufen und gehen wieder hinein - ich bin mit meinen Freunden zu dritt dort gesessen.

F: Von wo sind die Motorräder gekommen?

A: auf Skizze von links

F: Als die Motorräder kamen - was haben die anderen Kinder gemacht?

A: Niemand ist gekommen - sie haben nur geschaut - die Leute mit den Motorrädern haben Messer mit gehabt

F: Wo waren die anderen Kinder?

A: beim Geschäft (auf Skizze gezeigt) Nachgefragt gebe ich an: der Verkäufer war auch dort.

F: Warum haben Sie gewusst, dass die Leute mit den Motorrädern Messer hatten?

A: Sie hatten die Messer in der Hand. Nachgefragt gebe ich an: AW zeigt die Länge der Messer (beschreibt sie als Bajonett von Kalaschnikow) mit ca. 30 cm

Anmerkung: es wird versucht abzuklären wo die Messer waren - AW gibt zu Protokoll das nur einer ein Messer gehabt hat.

F: Wie heißen die Freunde mit denen sie dort gesessen sind?

A: XXXX .

F: In welchen Freund sind die Leute gefahren?

A: XXXX

F: XXXX wurde mit dem Messer verletzt - wie ist das passiert?

A: Einer hat mich mit der Faust geschlagen - XXXX wollte mich verteidigen. Ein anderer hat XXXX mit dem Messer in den rechten Oberschenkel (AW zeigt an seinem Bein) gestochen.

F: Und dann?

A: ich bin dann nach Hause geflüchtet.

F: Sind die Leute von den Motorrädern abgestiegen?

A: Der mit dem Messer ist abgestiegen - die anderen blieben am Motorrad sitzen.

F: Haben die Leute irgendetwas zu Ihnen oder Ihren Freunden gesagt?

A: Nein

F: Damit ich das richtig verstehe: Die Leute mit den Motorräder sind gekommen, einer ist in XXXX gefahren, Sie haben einen Faustschlag erhalten und XXXX ist mit dem Messer verletzt worden? (Frage in Teilen übersetzt)

A: Ja

F: Was machten die anderen Leute/Kinder, die dort auf der Straße/beim Geschäft waren?

A: Es ist niemand gekommen, als sie die Messer gesehen hatten.

F: Wann sind die Leute mit den Motorrädern weggefahren - habe Sie das gesehen?

A: Sie haben XXXX mit dem Messer gestochen und sind gleich weggefahren.

F: Und Sie sind mit XXXX weggelaufen?

A: ja

F: und XXXX ?

A: wir sind geflüchtet und XXXX ist dort geblieben. Er wurde mit der Rettung ins Krankenhaus gefahren.

Pause von 13:15 Uhr bis 13:30 Uhr

F: Wie geht es XXXX jetzt?

A: Ich habe einmal meinen Onkel gefragt - es geht ihm gut.

F: Ihre Tante hat XXXX im Krankenhaus besucht und er war im Koma?

A: Ja - sie hat XXXX selbst nicht gesehen - seine Eltern haben ihr das erzählt

F: Waren Sie bei der Polizei?

A: Nein

F: Warum nicht?

A: Ich war noch zu jung - ich habe die Geschichte meinen Onkel und Eltern erzählt.

F: War Ihr Onkel oder Ihre Eltern bei der Polizei?

A: Sie haben es mir nicht gesagt, ob sie eine Anzeige gemacht haben oder nicht.

F: Das verstehe ich nicht: wenn mein Kind überfallen wird, wenn ein Freund niedergestochen wird, dann gehe ich zur Polizei?

A: das weiß ich nicht - mein Vater hat es mir nicht gesagt.

F: Das glaube ich auch nicht, dass Ihr Vater Ihnen es nicht erzählt hätte, wenn er zur Polizei gegangen wäre?

A: Mein Vater hat mir nur gesagt, ich soll warten, er hat einen Freund - der ist Beamter, dann schauen wir weiter.

F: nachdem Sie die Tomaten kaufen waren und Ihre Tante dem Vater das erzählt hat, dann durften Sie ja wieder zur Arbeit gehen - hatte er schon Informationen von seinem Freund - dem Beamten?

A: Nein - hat er nicht gesagt. Er hat mir nur gesagt XXXX wird mich abholen (Schule -Arbeit - Haus).

F: In die Schule sind Sie in der Früh noch immer selber gegangen?

A: In die Schule bin ich selber gegangen - von dort hat mich dann XXXX abgeholt.

F: War das nicht gefährlich?

A: Es war schon gefährlich - es war nicht so weit weg - nur 10 Minuten - ich bin immer in der Schule geblieben. In der Pause bin ich nicht herausgekommen.

F: Ihre Tante ist Lehrerin in Ihrer Schule - was unterrichtet sie?

A: Ja - Dari und Paschtu, manchmal auch Religion.

F: Ist sie jeden Tag in der Schule?

A: Nein - Nachgefragt gebe ich an: Sie war Zustatzlehrerin - wenn ein Lehrer nicht da ist, unterrichtet sie.

F: Als XXXX mit dem Messer verletzt wurde und die Leute mit den Motorrädern wegefahren sind, warum sind haben Sie nicht in der Schule Schutz gesucht sondern sind nach Hause gelaufen?

A: Ich wollte nur nach Hause - damit nach der Schule nicht noch etwas passiert. Ich hatte kein Telefon, damit ich zu Hause informieren konnte was passiert ist.

F: in der Schule hatten Sie Angst?

A: Ja ich habe Angst gehabt

F: Vor was?

A: an diesem Tag hatte ich Angst gehabt, das nach der Schule wieder etwas mit diesen Leuten passiert.

F: In der Schule gibt es keinen Lehrer der Ihnen geholfen hätte?

A: ja gibt es schon

F: Warum gehen Sie dann nicht zu einem Lehrer und bitten diesen um Hilfe?

A: Ich habe mich erschrocken - ich konnte mich nicht entscheiden in welche Richtung ich Laufen sollte.

F: Warum haben Sie XXXX nicht geholfen, er war verletzt - die Leute mit den Motorrädern waren weg?

A: Ich bin selbst erschrocken - ich konnte mich nicht entscheiden, was ich machen sollte.

F: Als Sie mit XXXX im Auto überfallen wurden - waren das dieselben Leute?

A: Die Leute schauten ziemlich gleich aus - ich bin nicht sicher - das Gesicht war versteckt.

F: Wie weit war der Überfall mit dem Auto vom Haus Ihres Onkels entfernt?

A: es war ca. 5 Minuten mit dem Auto entfernt

AW zeigt auf Skizze die Örtlichkeit; in der Nähe des Eisgeschäftes

F: XXXX war bei der Polizei wegen seinem Auto - was hat die Polizei gemacht?

A: Er war bei der Verkehrspolizei

F: Es gibt einen Überfall und er geht zur Verkehrspolizei - ist die zuständig?

A: Er war bei der Verkehrspolizei, damit er eine Bestätigung erhält, damit er das Auto reparieren kann. Er durfte nicht fahren, solange es nicht repariert war. Das Auto war 2 Tage bei der Verkehrspolizei.

F: nach diesen 2 Tagen hat er es reparieren lassen?

A: das weiß ich nicht - mein Vater hat ihm Geld gegeben. Dann ist er zur Werkstatt gefahren.

F: Sie sind mit dem Taxi nach Hause gefahren - wo haben Sie das gefunden?

A: Anmerkung an Skizze auf dem Weg Richtung Moschee - 2 min laufen

F: Ihr Bruder hat das Visum besorgt - hatten Sie da schon den Reisepass oder hat den auch der Bruder besorgt?

A: Ich habe den Reisepass schon gehabt. Nachgefragt gebe ich an:

XXXX

F: XXXX hat in Kabul gearbeitet - warum ist er in Deutschland?

A: Er ist wegen der Behandlung seines Sohnes in Deutschland. Er hat nur eine Niere und die ist kaputt. Nachgefragt gebe ich an: Jetzt hat er auch um Asyl angesucht.

F: Wie ist er nach Deutschland gekommen?

A: das weiß ich nicht - ich war hier in Österreich - er hat mich aus Deutschland kontaktiert. Er ist seit 4 Monaten dort.

Fluchtroute

F: Beschreiben Sie Ihren Fluchtweg, vom Verlassen Ihrer Heimat bis zur Ankunft in Österreich:

A: Die Schilderung des AW ist mit der Erstbefragung ident.

...................

Vor ca. 9,5 Monaten mit dem Flugzeug in den Iran. Ich blieb im Iran 4 Tage lang. Dann weiter zur türkischen Grenze, welche ich zu Fuß überquerte. Dann weiter nach Istanbul. In Istanbul hielt ich mich ca. 8 Monate lang auf. Dort traf ich meinen Cousin XXXX und von dort reisten wir gemeinsam weiter.

Mit einem Boot fuhren wir zuerst nach Griechenland. Mir wurden die Fingerabdrücke auf der Insel Kos abgenommen. Danach mit dem Schiff nach Athen. Nach Athen anschließend mit dem Zug bis zur mazedonischen Grenze. Ab dort mit verschiedenen Verkehrsmitteln bis nach Ungarn. Von Ungarn zu Fuß weiter nach Wels, wo wir von der Polizei kontrolliert und angehalten wurden.

...................

Ich möchte nichts hinzufügen

F: Was haben Sie 8 Monate in Istanbul gemacht?

A: Ich habe gearbeitet. Nachgefragt gebe ich an: Schneider

F: Wie ist es Ihnen in der Türkei gegangen?

A: normal

F: Warum sind Sie nicht dort geblieben?

A: ich konnte nicht Asyl beantragen Nachgefragt gebe ich an: Türkei nimmt keine Asylanten - dort kann man ohne Dokumente nicht arbeiten - ich kann nicht das ganze Leben spazieren und schwarzarbeiten.

F: Sie gaben an, wegen der 2 Bedrohungen und den 3 Überfällen von Unbekannten Ihre Heimat verlassen zu haben. Haben sie alle Fluchtgründe genannt?

A: Ja, ich konnte alles sagen.

F: Wenn es diese Bedrohung in Afghanistan nicht gäbe, wären Sie geblieben? Möchten Sie wieder zurückkehren?

A: Ja, zurückkehren möchte ich nicht

Umstände allgemein

F: Wurden Sie jemals persönlich konkret bedroht oder verfolgt?

A: Sonst nicht

F: Hatten Sie jemals Schwierigkeiten oder Probleme mit den Behörden Ihres Heimatlandes "Afghanistan"?

A: Nein

F: Gehören Sie einer politischen Partei an?

A: Nein

F: Ist gegen Sie ein Gerichtsverfahren anhängig?

A: nein

F: Waren Sie in Haft oder wurden Sie festgenommen? Wenn ja, wie oft insgesamt?

A: Nein

F: Ist Ihre Versorgung hier in Österreich gesichert?

A: Ja - super

Mit mir werden die Feststellungen der Staatendokumentation zur Situation in meinem Heimatland erörtert. Möchten Sie hierzu schriftlich Stellung nehmen, oder etwas ergänzen bzw. hinzufügen?

A: Ja, es ist so wie sie sagen. Schriftlich möchte ich nicht Stellung nehmen.

F: Sind Sie erwerbstätig oder besuchen Sie einen Deutschkurs? Sind Sie in anderer Form integriert, z.B. Vereinsmitgliedschaften, etc.?

A: Ich besuche Deutschkurse, und spiele Fußball

F: Was haben Sie bei diesem Kurs gemacht(Bestätigung von der Kärntner Volkshochschule vom 21.04.2016)?

A:

Anmerkung: AW kann nicht wirklich zur Bestätigung Stellung nehmen.

A: ich habe nur Deutsch gelernt und handarbeiten (Anmerkung: Werken)

F: Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor?

A: wenn ich in Österreich bleiben darf, werde ich die Schule besuchen und auf der Uni studieren und ein normales Leben führen.

F: Sind Sie damit einverstanden, dass seitens des BFA eventuell Erhebungen zum Sachverhalt in Ihrem Heimatland oder Drittstaaten durchgeführt werden?

A: Ja - ist kein Problem

F: Was würde Sie erwarten, wenn Sie heute nach "Afghanistan" zurückkehren würden?

A: das weiß ich nicht, das weiß Gott, was mit mir passieren kann

F: Ich beende jetzt die Befragung. Sie werden nochmals auf das Neuerungsverbot aufmerksam gemacht. Ich frage Sie daher jetzt nochmals ob Sie noch etwas Asylrelevantes oder sonst etwas Bedeutendes angeben möchten, das Ihnen wichtig erscheint, jedoch bislang nicht gefragt wurde?

A: Nein, ich konnte alles sagen.

F: Haben Sie den Dolmetscher einwandfrei verstanden?

A: Ja, (auf Deutsch)

F: Möchten Sie eine Kopie der Niederschrift?

A: Ja

...................

Ich habe alles verstanden und möchte folgendes ändern:

F: Haben Sie persönliche Beziehungen in Österreich (Verwandte)?

A : ich habe einen Cousin in Österreich - XXXX

Ich habe Afghanistan im Sommer 1393 (~ Juli/August 2014) verlassen, nicht 1394 (2015)

F: Haben Sie Familienangehörige im EU-Raum: (einschließlich Norwegen, Island und Schweiz)?

A: ich habe einen Bruder in Deutschland: XXXX

"Die 4 anderen Personen hatten Messer." Möchte ich ändern zu: "Nur einer der Motorradfaher hatte ein Messer".

F: Sie wurden öfters auf dem Weg von zu Hause zur Schule von Unbekannten bedroht?

A: 2-mal wurde ich bedroht - Auf dem Weg von der Schule zur Arbeit.

Im Rahmen der Einvernahme vor dem BFA legte der Beschwerdeführer eine Unterstützungserklärung des Vereins für Interkulturalität, Integration und Inklusion in Kärnten vor, weiters eine Kursbesuchsbestätigung betreffend "Grundbildung Fortsetzung folgt" der Kärntner Volkshochschulen Grundbildung, eine Bestätigung von VOBIS betreffend den Besuch eines Deutschkurses, ein Zertifikat hinsichtlich der Teilnahme an der Summer School, eine weitere Teilnahmebestätigung hinsichtlich eines Deutschkurses sowie eine Teilnahmebestätigung "Minimundus/an einem Tag um die Welt".

Mit dem angefochtenen Bescheid des BFA wurde der Antrag des Beschwerdeführers auf internationalen Schutz gemäß § 3 Abs. 1 iVm § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG bezüglich der Zuerkennung des Status des Asylberechtigten (Spruchpunkt I.) und gemäß § 8 Abs. 1 iVm § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG bezüglich der Zuerkennung des Status des subsidiär Schutzberechtigten in Bezug auf den Herkunftsstaat Afghanistan (Spruchpunkt II.) abgewiesen, ein Aufenthaltstitel aus berücksichtigungswürdigen Gründen gem. § 57 AsylG nicht erteilt, gem. § 10 Abs. 1 Z 3 AsylG iVm § 9 BFA-VG gegen den Beschwerdeführer eine Rückkehrentscheidung gem. § 52 Abs. 2 Z 2 FPG erlassen und festgestellt, dass seine Abschiebung gem. § 46 FPG nach Afghanistan zulässig sei (Spruchpunkt III.). Gemäß § 55 Abs. 1 bis 3 FPG betrage die Frist für die freiwillige Ausreise des Beschwerdeführers 14 Tage ab Rechtskraft der Rückkehrentscheidung (Spruchpunkt IV.).

Teil 2

Begründend führte das BFA im Wesentlichen aus, dass das Vorbringen des Beschwerdeführers zu einer Bedrohungssituation nicht den Tatsachen entspreche. Es käme daher weder die Zuerkennung des Status des Asylberechtigten noch die Zuerkennung des Status eines subsidiär Schutzberechtigten in Betracht. Die allgemeine Lage in Afghanistan sei nicht dergestalt, dass bereits jedem, der sich dort aufhalte, der Status eines Asylberech

Quelle: Bundesverwaltungsgericht BVwg, https://www.bvwg.gv.at
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