TE Bvwg Erkenntnis 2018/8/31 W241 2185232-1

JUSLINE Entscheidung

Veröffentlicht am 31.08.2018
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Entscheidungsdatum

31.08.2018

Norm

AsylG 2005 §10
AsylG 2005 §3
AsylG 2005 §57
AsylG 2005 §8
B-VG Art.133 Abs4
FPG §52
FPG §55

Spruch

W241 2185231-1/12E

W241 2185232-1/12E

IM NAMEN DER REPUBLIK!

Das Bundesverwaltungsgericht erkennt durch den Richter Mag. Hafner als Einzelrichter über die Beschwerden von 1.) XXXX , geboren am XXXX , 2.) XXXX , geboren am XXXX alias XXXX alias XXXX beide Staatsangehörigkeit Afghanistan, beide vertreten durch die ARGE Rechtsberatung - Diakonie und Volkshilfe, gegen die Bescheide des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 27.12.2017, Zahlen 1098981505-152003262 (ad 1.) und 1098981603-152003246 (ad 2.), nach Durchführung einer mündlichen Verhandlung am 05.07.2018 zu Recht:

A)

Die Beschwerden werden gemäß §§ 3, 8, 10 und 57 Asylgesetz 2005 sowie §§ 52 und 55 Fremdenpolizeigesetz 2005 als unbegründet abgewiesen.

B)

Die Revision ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig.

Text

ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE:

1. Verfahrensgang:

1.1. Die Beschwerdeführer (in der Folge BF), XXXX (BF1) und sein XXXX (BF2), afghanische Staatsangehörige, reisten nach ihren Angaben irregulär in Österreich ein und stellten am 15.12.2015 jeweils einen Antrag auf internationalen Schutz im Sinne des § 2 Abs. 1 Z 13 Asylgesetz 2005 (in der Folge AsylG). Dabei gab der BF2 an, am XXXX geboren zu sein.

1.2. In der Erstbefragung am 16.12.2015 durch Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes gaben die BF im Beisein eines Dolmetsch für die Sprache Dari im Wesentlichen Folgendes an:

Sie seien afghanische Staatsbürger, wären jedoch im Iran geboren und hätten dort bis vor sechs Monaten gelebt, danach wären sie nach Afghanistan umgezogen. Vor eineinhalb Monaten hätten sie Afghanistan verlassen und wären von Kabul über Pakistan, den Iran, die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Kroatien bis nach Österreich gereist.

Als Fluchtgrund gaben die BF, dass es zu einem Streit mit dem Stiefvater gekommen wäre, dabei hätte der BF1 diesen verletzt. Die Brüder des Stiefvaters würden deshalb Rache nehmen wollen und würden sie verfolgen, sogar in Kabul.

1.3. Aufgrund von Zweifeln an der Minderjährigkeit des BF2 wurde durch das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (in der Folge BFA) eine sachverständige medizinische Altersschätzung veranlasst. Laut gerichtsmedizinischen Gutachten vom 12.04.2016 wurde festgestellt, dass der BF2 zum Zeitpunkt der Untersuchung am 11.03.2016 mindestens 19 Jahre alt sei, zum Zeitpunkt der Antragstellung auf internationalen Schutz habe das Mindestalter 18 Jahren betragen.

Als fiktives Geburtsdatum wurde in der Folge vom BFA der XXXX ( XXXX) festgelegt.

1.4. Bei seiner Einvernahme am 12.12.2017 vor dem BFA, im Beisein eines Dolmetsch für die Sprache Dari, bestätigte der BF1 die Richtigkeit seiner bisher gemachten Angaben.

Ferner gab er im Wesentlichen Folgendes an (Auszug aus dem Einvernahmeprotokoll, Schreibfehler teilweise korrigiert):

"F: Welche Staatsbürgerschaft besitzen Sie?

A: Ich bin ein Afghane, geboren im Iran. Ich hatte einen Aufenthaltstitel im Iran, aber als ich nach Afghanistan gereist bin, ist dieser dann abgelaufen.

F: Wie haben Sie den iranischen Aufenthaltstitel erhalten, ohne dass Sie afghanische Dokumente vorlegen konnten?

A: Damals hat mein Vater darum angesucht. Und als ich dann dort geboren bin, habe ich auch einen iranischen Aufenthaltstitel erhalten. Es war eine Karte für Afghanen.

F: Wo befindet sich die abgenommene iranische Identitätskarte?

A: Es ist dort ein Camp. Wenn man ins Heimatland ausreisen möchte, muss man die Karte abgeben. Diese Leute vernichten dann die Karte.

F: Warum haben Sie nicht versucht, afghanische Dokumente zu erhalten?

A: Ich hatte nicht vor, in Afghanistan zu bleiben, daher habe ich mir auch keine besorgt.

F: Warum reist man nach Afghanistan, wenn man gar nicht vor hat, in Afghanistan zu bleiben?

A: Ich musste hingehen, nachdem mein Vater gestorben ist, hat meine Mutter einen anderen Mann geheiratet. Diese haben dann sich entschlossen, nach Afghanistan zu reisen.

F: Wann hat Ihre Mutter neuerlich geheiratet?

A: Bevor wir nach Österreich kamen, ca. ein Jahr davor.

F: Sie sind jedoch lediglich 5, 6 Monate in Afghanistan aufhältig gewesen. Was sagen Sie dazu?

A: 5, 6 Monate, bevor wir nach Afghanistan gereist sind, hat meine Mutter geheiratet.

F: Haben Sie irgendwelche Krankheiten oder nehmen Sie Medikamente ein?

A: Nein, keine Krankheiten. Medikamente nehme ich auch keine ein. Ich bin gesund.

[...]

F: Können Sie bitte einen kurzen Lebenslauf bezüglich Ihrer Person schildern, wie zB: Wo sind Sie aufgewachsen, welche Schulausbildung haben Sie absolviert, welchen Berufe haben Sie ausgeübt, usw.?

A: Ich bin in XXXX , Teheran, Iran, geboren. Dort bin ich auch aufgewachsen. Ich bin 6 Jahre lang zur Schule gegangen, eine öffentliche Schule. Mit 7 Jahren habe ich begonnen, zur Schule zu gehen, ging dort bis zu meinem 13. Lebensjahr. Danach bin ich arbeiten gegangen. Ich habe als Schweißer gearbeitet.

F: Geben Sie bitte alle Ihre Wohnadressen, beginnend mit Ihrer Geburt bis zur Ausreise aus dem Herkunftsstaat, mit von bis Angaben an.

A: Von Geburt bis zum 8. Lebensjahr lebte ich im Iran, Teheran, XXXX . Danach lebte ich im Iran, Teheran, XXXX ist gleich neben XXXX . Dort lebte ich 13 Jahre lang. Dann war ich noch ca. 5 oder 6 Monate lang in Afghanistan, Kabul.

F: Wie lautete die letzte Wohnadresse in Ihrem Herkunftsstaat?

A: Afghanistan, Kabul, in dem Geschäft wo ich gearbeitet habe, da habe ich auch geschlafen.

F: Welche Personen haben zum Zeitpunkt der Ausreise dort noch gelebt?

A: Nur ich lebte in dem Geschäft, wo ich gearbeitet habe.

F: Wo haben Sie die letzte Nacht vor Ihrer Ausreise verbracht?

A: Im Geschäft.

F: Wie haben Sie sich im Herkunftsstaat den Lebensunterhalt finanzieren können, damit meine ich Miete, Kleidung, Lebensmittel, usw.?

A: Ich habe gearbeitet, in dem Schweißergeschäft.

F: Wann waren Sie letztmals an Ihrer Arbeitsstelle?

A: Die Nacht habe ich noch im Geschäft verbracht und in der Früh bin ich Richtung Herat gereist.

F: Welches Land war Ihr Reiseziel, als Sie den Herkunftsstaat verlassen haben?

A: Ich bin in den Iran gereist, zu meinem Onkel mütterlicherseits. 2 Wochen war ich im Iran beim Onkel aufhältig. Ich habe ihm vom Vorfall erzählt. Ich hatte Angst, dass sie mich im Iran festnehmen und abschieben. Und mein Onkel hat mir dann auch empfohlen, dass ich weiterreisen soll.

F: Welche Angehörige der Kernfamilie (Eltern, Geschwister) leben noch in Ihrem Herkunftsstaat? Geben Sie bitte die Provinz, Distrikt, Stadt oder Dorf an.

A: Meine Mutter, meine Schwester und mein jüngerer Bruder.

F: Wo genau lebt Ihre Familie im Herkunftsstaat?

A: In Afghanistan, Provinz Maydan Wardak, Distrikt XXXX , Dorf XXXX

.

F: Wer von Ihrer Familie lebt in Kabul?

A: Niemand.

F: Wovon lebt Ihre Familie?

A: Mein Stiefvater sorgt für den Unterhalt.

F: Welche Verwandte, Bekannte, Freunde leben noch im Herkunftsstaat und wo sind diese aufhältig?

A: Meine weiteren Verwandte leben noch im Iran.

F: Wann und wie hatten Sie letztmals Kontakt zu Ihren Angehörigen im Herkunftsstaat?

A: Ich habe nur mit meinem Onkel im Iran Kontakt. Mit meinen Familienmitgliedern im Herkunftsstaat habe ich keinen Kontakt.

F: Wann hatten Sie mit Ihrem Onkel Kontakt und worüber haben Sie gesprochen?

A: Vor 2 Monaten habe ich mit meinem Onkel mütterlicherseits gesprochen. Geredet haben wir das Übliche, wie es ihnen geht. Er hat mich gefragt, was ich so alles mache.

F: Wie würden Sie die finanzielle Situation der Familie und Ihre einschätzen?

A: In Afghanistan war meine finanzielle Situation gut, ich habe gearbeitet, konnte vom Gehalt welches ich erhielt, leben.

F: Haben Ihre Verwandten im Herkunftsstaat irgendwelche Probleme?

A: Was für Probleme sollen das sein? Sie haben keine Schwierigkeiten. Es ist nur mein Stiefvater, ich weiß nicht, ob er mit ihnen nun gut umgeht oder nicht.

F: Wann hatten Sie letztmals Kontakt mit Ihrer Mutter?

A: Bevor ich nach Herat gereist bin, hat sie mich angerufen. Das war mein letzter Kontakt.

F: Von wann bis wann waren Sie in Herat?

A: Eine Nacht.

F: Wo verbrachten Sie die Nacht in Herat?

A: In einem Hotel.

F: Hatten Sie in dieser Zeit in Herat irgendwelche Probleme?

A: Nur eben, dass mein Arbeitskollege mich angerufen hat und sagte, dass der Bruder meines Stiefvaters im Geschäft war und nach mir gesucht hat. Und mein Arbeitgeber hat zu dem Bruder meines Stiefvaters gesagt, dass ich in den Iran gereist bin.

[...]

F: Haben Sie schon jemals vorher Ihren Herkunftsstaat verlassen?

A: Ich war nur 5 oder 6 Monate in Afghanistan.

F: Von wann bis wann waren Sie in Afghanistan?

A: Ich war 21 Jahre alt, als ich nach Afghanistan gereist bin. Und ca. 5 oder 6 Monate war ich dort. Aber ich weiß nicht, welches Jahr es war, ich kann mich nicht daran erinnern.

F: Lebten Sie in Afghanistan jemals mit Ihrer Mutter und Ihrem Stiefvater zusammen?

A: Ich war nur eine Nacht bei ihnen in Maydan Wardak, dann bin ich sofort nach Kabul weitergereist. Die eine Nacht war, als wir nach Afghanistan gereist sind.

F: Wie haben Sie in Kabul die Arbeitsstelle gefunden?

A: 2, 3 Tage war ich in Kabul in Parks und auf den Straßen aufhältig. Ich habe dann dort die Leute gefragt, wo eine Schweißerei ist. Sie haben mir dann eine Adresse gegeben. Dann bin ich nach XXXX nach Kabul, bin zur Haltestelle XXXX . Dort waren Schweißereien. Dort habe ich mit einem gesprochen, sagte ihm, dass ich kein Zuhause habe. Er sagte, das wäre kein Problem, ich kann bei ihm arbeiten und auch im Geschäft schlafen.

F: Wann haben Sie nun erstmals den Gedanken gehabt, Ihren Herkunftsstaat zu verlassen?

A: Es ist spontan passiert, ich konnte mich dazu nicht entscheiden. In der Zeit, als meine Mutter mich angerufen hat und sagte, dass mein Stiefvater und sein Bruder nach Kabul gekommen sind. Und der Bruder des Stiefvaters hat gedroht und gesagt, wenn er uns findet, mich und meinen Bruder, dann wird er uns was antun. Meine Mutter sagte, wir sollen dort nicht bleiben, denn er hat geschworen, dass er uns was antun wird.

F: Reisten Sie jetzt alleine?

A: Nein, ich und mein Bruder. Mein Bruder hat bei mir in der Schweißerei geschlafen.

F: Warum hat Ihr mitgereister Bruder auch in der Schweißerei geschlafen?

A: Ich war 4, 5 Monate lang in Kabul. Dann bin ich nach Maydan Wardak, um meine Mutter zu besuchen. Dort kam es zu einem Streit, ein Streit zwischen mir und meinem Stiefvater. Und der Bruder meines Stiefvaters hat sich auch mit eingemischt. Mein Bruder hat den Bruder meines Stiefvaters geschlagen. Ich und mein Bruder sind dann wieder Richtung Kabul geflohen. Ich habe dann die Frau von dem Bruder meines Stiefvaters, somit meinen Stiefonkel, geschlagen und beschimpft. Dann sind ich und mein Bruder nach Kabul geflohen.

F: Sind Sie legal aus Ihrem Herkunftsstaat ausgereist und wurden Sie bei der Ausreise aus dem Herkunftsstaat von Sicherheitswacheorganen kontrolliert?

A: Ich bin illegal ausgereist und ich wurde nicht kontrolliert.

F: Geben Sie mir bitte nochmals Ihre Reiseroute, beginnend mit dem Verlassen des Wohnsitzes im Herkunftsstaat bis zur jetzigen Antragstellung auf internationalen Schutz in Österreich bekannt, unter Anführung der Grenzübergänge, durchreisten Länder, verwendete Transportmittel, Aufenthaltszeiten, usw.

A: Von Maydan Wardak, Distrikt XXXX , Dorf XXXX , dort war ich eine Nacht, dann war ich 1 Nacht in Kabul. Eine Nacht in Herat, eine Nacht in Nimroz, eine Nacht war ich dann in Pakistan. Dann war ich 4 Tage lang auf der Reise. 2 Wochen war ich in Teheran, beim Onkel. 10 Tage war ich in der Türkei. 2 bis 3 Tage war ich auf der griechischen Insel Samos und von Athen bis Österreich waren es dann ca. 13 Tage.

[...]

F: Warum verließen Sie Ihren Herkunftsstaat Afghanistan? Erzählen Sie nun unter Anführung aller Fakten, Daten und Ihnen wichtig scheinenden Ereignissen den Sachverhalt.

A: Ich war ca. 4,5 oder 5 Monate in Afghanistan und bin dann zu meinem Stiefvater gefahren. Ich bin dorthin gefahren, um meine Mutter und Geschwister zu besuchen. Eine Nacht blieb ich dort. Mein Stiefvater war nicht Zuhause. In der Früh, als wir frühstücken wollten, es war ca. 10:00 Uhr, ist mein Stiefvater gekommen. Mit seinem Bruder und seiner Schwägerin ist mein Stiefvater gekommen. Ich war dort mit meinem Arbeitskollegen. Mein Stiefvater hat zu mir gesagt, warum ich hier bin, ich bin weggegangen, ich brauch gar nicht zu ihnen kommen. Er würde sich um meine Mutter kümmern, ich muss nicht kommen. Wir haben verbal diskutiert. Er hat dann meinen Arbeitskollegen beleidigt und sagte, warum ich ihn mitgenommen hätte. Er kenne ihn gar nicht. Meine Mutter mischte sich ein, weil sie den Streit schlichten wollte. Mein Stiefvater hat dann mit einer Zuckerdose nach meiner Mutter geschmissen. Ich konnte mich nicht mehr kontrollieren. Er sagte zu meiner Mutter, dass sich eine Frau nicht einmischen soll, es geht sie nichts an. Ich habe dann mit meinem Stiefvater gestritten. Meine Mutter wollte sich einmischen und uns auseinanderbringen. Und mein Arbeitskollege XXXX hat uns auseinandergezogen. Die Schwägerin meines Stiefvaters hat dann meine Mutter gestoßen. Meine Mutter ist auf den Boden gestürzt. Ich habe meinen Stiefvater gestoßen, er ist dann gegen die Wand gestoßen, fiel auf den Boden. Ich bin dann in Richtung der Schwägerin meines Stiefvaters gegangen, habe diese geschlagen, beschimpft. Der Bruder meines Stiefvaters hat mich von hinten angegriffen. Er hat mit einem Messer in meinen Rücken gestochen. Mein Bruder kam vom Flur. Er hatte einen Stock in der Hand und hat auf den Bruder meines Stiefvaters eingeschlagen. Dieser ist dann auf den Boden gestürzt. Ich, mein Bruder und mein Arbeitskollege sind dann geflohen. Mit dem Auto meines Arbeitskollegen sind wir dann Richtung Kabul gefahren. Ich bin dann in das Krankenhaus und wurde behandelt. Mein Arbeitskollege hatte einen Schlüssel von der Schweißerei. Die Nacht habe ich dann dort mit meinem Bruder verbracht. Meine Mutter hat mich dann angerufen. Meine Mutter sagte, dass sie, mein Stiefvater und der Bruder meines Stiefvaters nach Kabul fahren würden, weil sie meinen Stiefvater ins Krankenhaus bringen wollen. Und der Bruder des Stiefvaters hat gedroht, dass er uns, wenn er uns erwischt, etwas antun wird. Sie sagte, wir müssen fliehen, wir dürfen nicht hier bleiben. Ich habe das meinem Arbeitskollegen erzählt. Der Arbeitskollege sagte, dass ich fliehen muss, ich nicht hier bleiben darf. Mein Arbeitskollege hat dann mit dem Schlepper Kontakt aufgenommen und wir fuhren Richtung Herat. Als wir in Herat waren, hat der Arbeitskollege uns angerufen. Er sagte, der Bruder des Stiefvaters war im Geschäft und als er ihn sah, hat er sich versteckt. Er hat den Arbeitgeber nach uns gefragt und dieser sagte, dass wir Richtung Iran geflohen sind.

F: Gibt es noch andere Gründe, warum Sie Ihren Herkunftsstaat verlassen haben?

A: Nein, das war mein Grund. Ich wurde mit dem Tode bedroht. Ich hatte auch Angst vor ihm, weil er mich mit dem Messer gestochen hat.

F: Gab es ein spezielles fluchtauslösendes Ereignis?

A: Nein. In der Nacht hat mich meine Mutter angerufen und das berichtet.

F: Warum wurde Ihr Stiefvater ins Krankenhaus gebracht?

A: Als ich ihn gestoßen habe, ist er mit dem Kopf an die Wand gestoßen. Ich denke, dass er deswegen ins Krankenhaus wollte.

F: Wie lange dauerte die Autofahrt von Afghanistan, Provinz Maydan Wardak, Distrikt XXXX , Dorf XXXX , nach Kabul?

A: Ca. 13 oder 14 Stunden.

F: Haben Sie eine Bestätigung vom Arzt oder vom Krankenhaus?

A: Nein. In Kabul hatte ich eine, aber ich habe diese nicht mit. Mein Arbeitskollege hat mir geholfen und hat alles bezahlt. Ich habe ihn gefragt wie viel er bezahlt hat, aber er hat es mir nicht gesagt.

F: An welchem Tag war der Streit?

A: Ich weiß es nicht mehr genau. Ich weiß nur, es war mitten in der Woche.

F: Was war das für ein Wochentag?

A: Ich weiß es nicht.

F: Wie lange dauerte der Streit?

A: Ich weiß es nicht genau, vielleicht 20 Minuten.

F: Wo wurde Ihre Mutter von der Zuckerdose getroffen?

A: Er hat sie nicht getroffen. Er hat nur Richtung meiner Mutter geworfen.

F: Wie lange saßen Sie bereits am Frühstückstisch, als der Streit begann?

A: Ca. 5, 10 Minuten haben wir verbal diskutiert. Nachdem er dann die Zuckerdose auf meine Mutter geworfen hat, konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Nachdem er meiner Mutter gesagt hat, dass eine Frau sich nicht einmischen darf, dies sie nichts angehen würde.

F: Nochmals, wie lange saßen Sie bereits am Frühstückstisch als der Streit begann?

A: So ca. 20, 25 Minuten saßen wir am Frühstück, als dann mein Stiefvater gekommen ist.

F: Von wo ist Ihr Stiefvater gekommen?

A: Ich weiß es nicht, er war nicht zu Hause.

F: Haben Sie Ihre Mutter nicht verständigt, dass Sie zu Besuch kommen würden?

A: Nein, das habe ich nicht. Ich habe mich dazu entschieden und bin einfach gefahren.

F: Warum werden Sie vom Bruder Ihres Stiefvaters nun gesucht?

A: Weil ich seine Frau geschlagen und beschimpft habe. Auch, weil ich seinen Bruder geschlagen habe. Auch hat mein Bruder den Stiefvater geschlagen. In Afghanistan ist es so, dass, wenn eine Frau beschimpft wird, dass ist gegen die Ehre des Mannes.

F: Wann wurden Sie erstmals, wann letztmals und wie oft in Summe bedroht?

A: Erstmals, als er mich mit dem Messer gestochen hat und das zweite Mal, als meine Mutter mich angerufen hat, als ich in Kabul war.

F: Wo wurden Sie vom Messer getroffen?

A: Auf der rechten Schulter.

F: Was war das für ein Messer?

A: Weiß ich nicht, er hat mich von hinten angegriffen.

F: Sie werden aufgefordert, die Küche aufzuzeichnen mit den Möbelstücken, den Punkt, wo Ihr Vater gegen die Mauer gestoßen wurde, wo Ihre Mutter hinfiel, wo standen Sie, als Sie mit dem Messer gestochen wurden, woher kam ihr Bruder?

Die Zeichnung wird als Beilage 1 zum Akt genommen.

F: Was arbeiten Ihr Stiefvater und dessen Bruder?

A: Mein Stiefvater hat im Iran als Landwirt gearbeitet, er hat auf Feldern gearbeitet. Sein Bruder, das weiß ich nicht. Ich weiß nicht was er gearbeitet hat.

F: Warum wurde gestritten?

A: Weil er meine Mutter mit der Zuckerdose beschmissen hat. Außerdem war er respektlos gegenüber meiner Mutter. Er hat mich und meinen Arbeitskollegen beleidigt.

F: Wo befindet sich der Arbeitskollege XXXX jetzt?

A: Ich habe keinen Kontakt zu ihm, weiß nicht, wo er jetzt ist. Damals war er in Kabul.

F: Warum ist XXXX nicht mit Ihnen ausgereist?

A: Er hat keine Probleme. Ihm ist nichts passiert. Ich habe jetzt keinen Kontakt zu ihm.

F: Warum haben Sie Ihren Arbeitskollegen XXXX nicht mehr angerufen?

A: Die Nummer, die ich von ihm hatte, als ich ihn von Österreich aus angerufen habe, hat nicht mehr funktioniert.

F: Was hat Ihr mitgereister Bruder während des Streits gemacht?

A: Er hat den Bruder meines Stiefvaters geschlagen.

F: Wohin hat er ihn geschlagen?

A: Ich weiß es nicht, wie und wohin. Aber der Bruder meines Stiefvaters hat mich von hinten angegriffen und mein Bruder hat ihn von hinten angegriffen.

F: Könnten Sie - wenn Sie die geschilderten Probleme nicht hätten - in einer der größeren Städte Afghanistans, zB Kabul, Mazar-e Sharif, Herat, Jalalabad, leben?

A: Ich habe Angst. Als ich im Iran gelebt habe, habe ich gesehen und gemerkt, dass in Afghanistan viel Unruhe gibt und dort keine Sicherheit herrscht. Es gibt dort viele Explosionen, das habe ich im Fernsehen gesehen. Als ich in Afghanistan lebte, habe ich gesehen, wie schlecht es den Leuten ging.

F: Was würde mit Ihnen passieren, wenn Sie jetzt in Ihren Herkunftsstaat zurückkehren müssten?

A: Der Bruder meines Stiefvaters hat mich bedroht. Wenn er mich findet, wird er mich umbringen. Ich habe seine Frau beschimpft und geschlagen. Er hat mich mit dem Messer schon einmal gestochen, ich habe Angst vor ihm.

F: Haben Sie eine Anzeige bei der Polizei wegen des Vorfalls getätigt?

A: Nein. In Afghanistan bin ich dann nur ausgereist.

F: Haben Sie den Vorfall den Dorfältesten geschildert?

A: Nein.

F: Gibt es konkrete Hinweise, dass Ihnen bei der Rückkehr unmenschliche Behandlung, unmenschliche Strafe oder die Todesstrafe drohen? Hätten Sie im Falle Ihrer Rückkehr in Ihren Herkunftsstaat mit irgendwelchen Sanktionen zu rechnen?

A: Nein, mit Behörden habe ich keine Probleme.

F: Gibt es Beweismittel für Ihr Vorbringen?

A: Ich habe nur die Verletzung.

F: Die Verletzung erklärt jedoch nicht, wann und wo diese Verletzung passierte. Was sagen Sie dazu?

A: Ich hatte mit niemand anderen ein Problem.

F: Tätigten Sie jemals eine Anzeige bei der Polizei im Herkunftsstaat?

A: Nein, nie.

F: Haben Sie jemals um Hilfe und Unterstützung bei Menschenrechtsorganisationen im Herkunftsstaat angesucht?

A: Nein.

F: Hat Ihr Onkel im Iran etwas über weitere Vorfälle geschildert, dass zB der Bruder des Stiefvaters zu ihm kam oder ähnliches?

A: Nein, er hat nichts gesagt.

F: Hatten Sie während Ihres Aufenthaltes in Kabul irgendwelche konkrete Vorfälle?

A: Nein, ich habe nur gearbeitet.

[...]

F: Von wie vielen Brüdern Ihres Stiefvaters werden Sie bedroht, von wie vielen Personen?

A: Der Bruder meines Stiefvaters, dieser hat mich bedroht.

F: Wie sah Ihr Leben in Afghanistan aus, was haben Sie so den ganzen Tag gemacht?

A: Ich habe gearbeitet. Nachts habe ich dort geschlafen. Ich habe dort auch gefrühstückt und Mittag gegessen und auch Abend gegessen.

F: Welche Gewohnheit österreichsicher Männer haben Sie angenommen?

A: Dass sie deren Familie lieben und respektvoll sind. Dass sie die Gesetze respektieren. Es sind nette und freundliche Leute, mir wurde viel geholfen. Ich habe gelernt, dass alle Menschen gleich sind.

F: Wann reisten Sie nach Österreich ein?

A: Es war Ende 2015, genau weiß ich es nicht mehr.

F: Wie heißt der Bruder Ihres Stiefvaters?

A: XXXX , Familiennamen kenne ich nicht.

F: Was ist der Ehefrau des Bruders Ihres Stiefvaters passiert?

A: Ich habe sie gestoßen, mit der Faust geschlagen.

F: Welche genaue Verletzung haben Sie durch den Messerstich erhalten?

A: Meine Schulter wurde verletzt. Nachgefragt gebe ich an, dass die Ärzte die Wunde nur behandelt haben.

F: Wie lief die Flucht vor Ihren Familienmitgliedern konkret aus dem Haus zum Auto ab?

A: Als sie am Boden gefallen sind, sind wir Richtung Tür gelaufen, haben diese aufgemacht und sind rausgelaufen.

F: Wurden Sie von irgendjemandem verfolgt?

A: Mein Freund ist so schnell gefahren, dass ich nicht nach hinten schaute.

F: Wurden Sie verfolgt, als Sie zum Auto gerannt sind?

A: Sie sind am Boden gefallen. Ich habe nicht gesehen, dass uns jemand verfolgte.

F: Wie viele Stunden verginge vom Vorfall des Streits bis zum Anruf Ihrer Mutter?

A: Wir waren ca. 13, 14 Stunden unterwegs, dann waren wir im Krankenhaus. 2, 3 Stunden waren wir etwa im Krankenhaus. Dann sind wir ins Geschäft und dort hat sie mich angerufen.

F: Ist Ihrem mitgereisten Bruder während des Streits auch etwas passiert?

A: Nein. Mein Bruder hat nur den Bruder des Stiefvaters von hinten angegriffen.

F: Wo saß Ihr Bruder im Auto, als Sie nach dem Vorfall nach Kabul gefahren sind?

A: Auf der hinteren Sitzbank.

F: Welches Auto hat Ihr Arbeitskollege und welche Farbe?

A: Corolla, Farbe Weiß."

Daraufhin bestätigte der BF2 im Wesentlichen die Aussagen seines Bruders bezüglich der Lebensumstände im Iran und Afghanistan und gab an:

"F: Warum haben Sie nicht versucht, afghanische Dokumente zu erhalten?

A: Wir haben nur 5, 6 Monate dort gelebt. Mein Stiefvater hat gesagt, er würde uns welche besorgen.

F: Warum haben Sie zwischenzeitlich nicht Ihre Mutter angerufen, um sich eine Tazkira ausstellen zu lassen?

A: Wir hatten Streit mit dem Stiefvater und nach dem hatten wir keinen Kontakt mehr. Dort in Hazarjat (Anmerkung der Dolmetscherin: Gegend, wo nur Hazara leben) gibt es kein Telefon, wo man anrufen könnte.

F: Ihr Bruder gab in seiner Einvernahme an, dass er nach dem Streit mit dem Stiefvater von Ihrer Mutter angerufen wurde. Was sagen Sie dazu?

A: Meine Mutter hat uns von Kabul aus angerufen. Sie hat kein eigenes Telefon.

F: Woher wissen Sie, dass Ihre Mutter von Kabul angerufen hat?

A: Weil sie meinen Stiefvater ins Krankenhaus gebracht hat.

F: Wer war sonst noch bei der Fahrt ins Krankenhaus dabei, außer die Mutter und der Stiefvater?

A: Meine Mutter und der Stiefvater. Und meine Mutter sagte auch, dass auch der Bruder des Stiefvaters dabei wäre.

F: Wie kann Ihre Mutter mit Ihnen telefonieren, wenn der Verfolger, nämlich der Bruder des Stiefvaters, mit Ihrer Mutter mitgereist ist?

A: Meine Mutter hat uns angerufen, als sie im Krankenhaus war. Ich weiß nicht, ob sie im Krankenhaus war, sie sprach mit meinem Bruder. Sie sagte, sie wäre in Kabul. Der Bruder des Stiefvaters wäre hinter uns her.

[...]

F: Können Sie bitte einen kurzen Lebenslauf bezüglich Ihrer Person schildern, wie zB: Wo sind Sie aufgewachsen, welche Schulausbildung haben Sie absolviert, welchen Berufe haben Sie ausgeübt, usw.?

A: Ich bin in XXXX , Teheran, Iran, geboren und auch aufgewachsen. 5 Jahre ging ich zur Schule im Iran. Ich habe 3 Monate als Schneider gearbeitet und ich habe auch meinem Bruder zusammen als Schweißer gearbeitet. Habe auch Taschen genäht.

F: Geben Sie bitte alle Ihre Wohnadressen, beginnend mit Ihrer Geburt bis zur Ausreise aus dem Herkunftsstaat, mit von bis Angaben an.

A: In Iran, Teheran, XXXX habe ich 15 Jahre und 4 Monate lang gelebt, bevor ich nach Afghanistan gereist bin. Ich war dann 5 oder 6 Monate in Maydan Wardak, Distrikt XXXX , Dorf XXXX aufhältig

F: Wie lautete die letzte Wohnadresse in Ihrem Herkunftsstaat?

A: Ich war 2, 3 Tage lang mit meinem Bruder in Kabul in seinem Geschäft.

F: Wo haben Sie die letzte Nacht vor Ihrer Ausreise aus dem Herkunftsstaat verbracht?

A: Im Geschäft von meinem Bruder.

F: Wie haben Sie sich im Herkunftsstaat den Lebensunterhalt finanzieren können, damit meine ich Miete, Kleidung, Lebensmittel, usw.?

A: Mein Stiefvater hat für uns bezahlt.

F: Welche Arbeit hat Ihr Stiefvater?

A: Er hat auf den Feldern gearbeitet.

F: Welches Land war Ihr Reiseziel als Sie den Herkunftsstaat verlassen haben?

A: Wir hatten kein Reiseziel, wir wollten in den Iran.

F: Welche Angehörige der Kernfamilie (Eltern, Geschwister) leben noch in Ihrem Herkunftsstaat? Geben Sie bitte die Provinz, Distrikt, Stadt oder Dorf an.

A: Meine Mutter, meine Schwester und mein Bruder. Und die anderen, Tante und Onkel, sind im Iran.

F: Wo lebt Ihr Stiefvater?

A: In XXXX , mit meiner Mutter zusammen.

[...]

F: Haben Ihre Verwandten im Herkunftsstaat irgendwelche Probleme?

A: Meine Mutter war mit meinem Stiefvater nicht glücklich, musste jedoch mit ihm weiterleben. Meine Geschwister waren auch nicht glücklich.

F: War die Ehe Ihrer Mutter arrangiert?

A: Es war die eigene Wahl meiner Mutter.

F: Ist Ihre Mutter mit dem Stiefvater verwandt?

A: Nein.

F: Wann hatten Sie letztmals Kontakt mit Ihrer Mutter?

A: In Kabul. Sie hat mit meinem Bruder Kontakt aufgenommen, nicht mit mir. Mein Bruder hat ein Handy.

F: Was haben Sie nach dem Telefonat gemacht?

A: Sie hat zu uns gesagt, dass der Bruder unseres Stiefvaters in Kabul nach uns sucht und wir sollen fliehen, so schnell wie möglich.

F: Wie lange waren Sie nach dem Telefonat noch in Kabul?

A: Ungefähr 2, 3 Tage.

F: Wohin reisten Sie dann?

A: Wir sind dann nach Herat, nahmen dort mit dem Schlepper Kontakt auf und sind dann nach Nimroz und weiter nach Pakistan. Von Pakistan dann in den Iran.

F: Wo verbrachten Sie die Nacht in Herat?

A: In einem Hotel.

F: Wie lange waren Sie in Herat?

A: Eine Nacht.

F: Hatten Sie in dieser Zeit in Herat irgendwelche Probleme?

A: Der Freund meines Bruders hat angerufen und sagte, dass der Bruder des Stiefvaters im Geschäft gewesen wäre. Er hat nach uns gesucht. Er sagte, dass wir so schnell wie möglich fliehen sollen.

[...]

F: Wann haben Sie nun erstmals den Gedanken gehabt, Ihren Herkunftsstaat zu verlassen?

A: Als meine Mutter angerufen hat und sie sagte, dass der Bruder des Stiefvaters uns sucht, da haben wir mit einem Schlepper Kontakt aufgenommen.

[...]

A: Von Maydan Wardak, Distrikt XXXX , Dorf XXXX , sind wir ausgereist. Dann waren wir 2 oder 3 Tage lang in Kabul, eine Nacht in Herat, eine Nacht in Nimroz und dann ca. 1 oder 2 Tage lang in Pakistan. Dann waren wir 3 bis 4 Tage lang unterwegs, waren 2 Wochen in Teheran und dann wieder 3 bis 4 Tage unterwegs. 1,5 Wochen waren wir in der Türkei, 1 Woche ca. in Griechenland und von Mazedonien bis Österreich ca. 6 Tage.

[...]

F: Warum verließen Sie Ihren Herkunftsstaat? Erzählen Sie nun unter Anführung aller Fakten, Daten und Ihnen wichtig scheinenden Ereignissen den Sachverhalt.

A: Mein Bruder hat mit meinem Stiefvater gestritten. Mein Bruder hat meinen Stiefvater gestoßen. Der Bruder meines Stiefvaters hat mit einem Messer meinen Bruder eingestochen. Ich habe dann mit einem Stock den Bruder meines Stiefvaters geschlagen. Sie sind am Boden gefallen und wir sind dann geflohen. Wir sind nach Kabul gefahren. Meine Mutter hat dann meinen Bruder angerufen und gesagt, dass der Bruder meines Stiefvaters in Kabul nach uns sucht. Sie sagte auch, dass er uns bedroht hat und wir sollten so schnell wie möglich Kabul verlassen. Er sagte, er würde uns umbringen, wenn er uns findet. Das wars und wir sind geflohen.

F: Gibt es noch andere Gründe, warum Sie Ihren Herkunftsstaat verlassen haben?

A: Das war mein Grund. Er sagte, wenn er uns findet, dann wird er uns was antun.

F: Gab es ein spezielles fluchtauslösendes Ereignis?

A: Nein.

F: Warum wurde Ihr Stiefvater ins Krankenhaus gebracht?

A: Ich weiß es nicht. Aber als mein Bruder mit ihm gestritten hat, wurde er verletzt.

F: Wo wurde Ihr Stiefvater verletzt?

A: Ich weiß nicht, aber er hat geblutet, stark geblutet.

F: Wo hat Ihr Stiefvater geblutet?

A: Am Kopf, am Körper. Und ich glaube sein Kopf ist gegen einen Stein gestoßen.

F: Woran merkt man, wenn ein Kopf gegen einen Stein gestoßen ist?

A: An der Wand waren Steine am Boden. Als mein Bruder ihn gestoßen hat, ist er vermutlich dorthin gefallen.

F: Wo am Kopf hat Ihr Vater geblutet?

A: Hinterkopf.

F: War Ihr Bruder bei einem Arzt oder im Krankenhaus?

A: Ja. Im Krankenhaus wurde er behandelt, er wurde genäht.

F: Wie lange waren Sie mit Ihrem Bruder im Krankenhaus?

A: 3 oder 4 Stunden.

F: Wer war aller mit Ihrem Bruder im Krankenhaus?

A: Der Freund meines Bruders, ich und mein Bruder.

F: An welchem Tag war der Streit?

A: Ich kann mich nicht daran erinnern an welchem Tag.

F: Was war das für ein Wochentag?

A: Ich weiß nicht mehr genau, aber ich glaube es war ein Freitag.

F: Wie lange dauerte der Streit?

A: 15, 20, 30 Minuten. Zuerst wurde verbal diskutiert.

F: Wo waren Sie, als der Streit begann?

A: Im Flur.

F: Was haben Sie im Flur gemacht?

A: Ich ging auf die Toilette und war am Flur, als ich bemerkte, dass es zum Streit kam.

F: Um wie viel Uhr begann der Streit?

A: Zwischen 09:00 Uhr und 10:00 Uhr. Wir haben gerade gefrühstückt.

F: Wer hat aller gefrühstückt?

A: Mein Bruder, sein Freund, meine Mutter und die Kinder.

F: Wo war Ihr Stiefvater?

A: Er war draußen, er war in der Nacht nicht zu Hause. Er ist dann zum Frühstück gekommen.

F: War Ihr Stiefvater beim Freitagsgebet?

A: Nein, ich weiß nicht, wo er war. Es ist öfters vorgekommen, dass er nachts nicht zu Hause war. Er hat viel getrunken.

F: Wie lange saßen Sie bereits am Frühstückstisch, als der Streit begann?

A: Ca. 10 Minuten, als mein Stiefvater gekommen ist.

F: Hat Ihr Bruder seinen Besuch angekündigt?

A: Nein.

F: Wann wurden Sie erstmals, wann letztmals und wie oft in Summe persönlich bedroht?

A: Als meine Mutter vom Krankenhaus angerufen hat. Ich weiß nicht ob sie vom Krankenhaus war oder nicht, sie sagte, sie hätten den Stiefvater nach Kabul ins Krankenhaus gebracht und der Bruder des Stiefvaters würde uns in Kabul suchen. Er drohte damit, wenn er uns findet, würde er uns etwas antun.

F: Wie kommt der Bruder des Stiefvaters dazu, Sie in Kabul zu suchen?

A: Er hat seinen Bruder mit meiner Mutter ins Krankenhaus gebracht. Dann war er in Kabul und hat uns gesucht.

F: Woher weiß der Bruder des Stiefvaters, dass Sie in Kabul aufhältig sind?

A: Weil mein Bruder in Kabul gearbeitet hat.

F: Wo wurde Ihr Bruder vom Messer getroffen?

A: Am Rücken, rechte Schulter.

F: Was war das für ein Messer?

A: Ein normales Messer. (Auf Ersuchen zeigt der AW 10 Zentimeter Klingenlänge an).

F: Wer hat auf Ihren Bruder eingestochen?

A: Der Bruder meines Stiefvaters.

F: Warum hat dieser auf Ihren Bruder eingestochen?

A: Weil mein Bruder mit meinem Stiefvater gestritten hat und ihn schlug. Dann ist der Bruder meines Stiefvaters gekommen und hat dann auf meinen Bruder eingestochen.

F: Warum wurde gestritten?

A: Mein Stiefvater ist nach Hause gekommen und hat gefragt, warum mein Bruder gekommen ist. Er ist weggegangen, warum bist du zurück. Du musst nicht um die Mutter schauen.

F: Was hat der Freund Ihres Bruders gemacht?

A: Der Freund wollte den Streit schlichten, dann hat mein Bruder den Stiefvater geschlagen. Dann ist der Bruder vom Stiefvater gekommen und hat meinen Bruder geschlagen. Ich habe dann mit dem Stock den Bruder vom Stiefvater geschlagen.

F: Wer befand sich während des Streits aller im Zimmer?

A: Ich war im Flur. Mein Bruder, sein Freund, mein Stiefvater, der Bruder meines Stiefvaters und die Frau des Bruders meines Stiefvaters. Meine Mutter und die Kinder.

F: Sie werden aufgefordert die Küche aufzuzeichnen mit den Möbelstücken, den Punkt, wo Ihr Vater gegen die Mauer gestoßen wurde, wo Ihre Mutter hinfiel, wo standen Sie, als Sie mit dem Messer gestochen wurden, woher kam ihr Bruder?

Die Zeichnung wird als Beilage 1 zum Akt genommen.

F: Was arbeitet der Bruder Ihres Stiefvaters?

A: Er hat mit meinem Stiefvater auf den Feldern gearbeitet. Sie haben auch Sachen gekauft und verkauft von Kandahar, Kabul, Herat.

F: Wo lebt der Bruder des Stiefvaters?

A: Im Dorf XXXX , bei meinem Stiefvater.

F: Wie heißt der Freund Ihres Bruders, welcher beim Vorfall anwesend war?

A: XXXX .

F: Wie kamen Sie von Maydan Wardak, Distrikt XXXX , Dorf XXXX nach Kabul?

A: Mit dem Auto von XXXX .

F: Was war das für ein Auto und welche Farbe hatte es?

A: Weiß, Corolla.

F: Wo saßen Sie im Fahrzeug?

A: Hinten.

F: Wem gehört das Haus, in dem Sie lebten?

A: Es war das Eigentum meines Stiefvaters.

F: Wo befindet sich der Freund Ihres Bruders XXXX jetzt?

A: Jetzt weiß ich es nicht, aber wir haben keinen Kontakt. Er war aber in Afghanistan.

F: Warum ist XXXX nicht mit Ihnen ausgereist?

A: Er konnte nicht, er hatte keine Schwierigkeiten. Er hat ihn ja nicht bedroht. Der Bruder meines Stiefvaters war hinter mir und meinem Bruder her.

F: Was haben Sie konkret während des Streits gemacht?

A: Ich habe einen Stock genommen und habe auf den Bruder des Stiefvaters eingeschlagen.

F: Wohin haben Sie ihn geschlagen?

A: Ich habe zugehauen, ich weiß nicht, wo ich ihn getroffen habe. Er ist auf den Boden gefallen.

F: Könnten Sie - wenn Sie die geschilderten Probleme nicht hätten - in einer der größeren Städte Afghanistans, zB Kabul, Mazar-e Sharif, Herat, Jalalabad, leben?

A: Es ginge schon, aber in Afghanistan gibt es keine Sicherheit.

F: Was würde mit Ihnen passieren, wenn Sie jetzt in Ihren Herkunftsstaat zurückkehren müssten?

A: Der Bruder meines Stiefvaters und der Stiefvater suchen uns. Wenn sie uns finden, tun sie uns etwas an. Er hat dort viele Kontakte. Es kann sein, dass sie uns finden.

F: Haben Sie wegen des Streits eine Anzeige bei der Polizei getätigt?

A: Nein.

F: Haben Sie den Vorfall den Dorfältesten geschildert?

A: Nein, wir sind geflohen. Wir kannten dort auch niemanden.

F: Gibt es konkrete Hinweise, dass Ihnen bei der Rückkehr unmenschliche Behandlung, unmenschliche Strafe oder die Todesstrafe drohen? Hätten Sie im Falle Ihrer Rückkehr in Ihren Herkunftsstaat mit irgendwelchen Sanktionen zu rechnen?

A: Vom Staat her nichts zu befürchten.

F: Gibt es Beweismittel für Ihr Vorbringen?

A: Nein, wir haben nur geschaut, dass wir so schnell wie möglich fliehen können.

F: Tätigten Sie jemals eine Anzeige bei der Polizei im Herkunftsstaat?

A: Nein.

F: Haben Sie jemals um Hilfe und Unterstützung bei Menschenrechtsorganisationen im Herkunftsstaat angesucht?

A: Nein.

F: Woher hatten Sie den Stock?

A: Wir haben geheizt, daher hatten wir ihn. Er befand sich im Flur.

F: Gab es konkrete Probleme während Ihres 2, 3-tägigen Aufenthaltes in Kabul?

A: Nein. Nur, dass meine Mutter angerufen hat.

[...]

F: Warum haben Sie den Iran verlassen?

A: Wir hatten keine Aufenthaltskarte. Sie hätten uns erwischen und abschieben können nach Afghanistan. Der Freund meines Bruders hat uns erzählt, dass der Bruder des Stiefvaters im Geschäft war und der Arbeitgeber sagte, dass wir in den Iran gereist sind. Wir hatten Angst, dass er auch in den Iran kommt und uns dort findet.

F: Wie viele Brüder hat Ihr Stiefvater, die Sie nun verfolgen?

A: Einer hat uns bedroht. Mein Stiefvater und sein Bruder haben uns bedroht.

[...]

F: Wie heißt der Bruder Ihres Stiefvaters?

A: XXXX . Nachgefragt gebe ich an, dass ich mich an den Familiennamen nicht erinnern kann. Wir haben ihn jedoch XXXX gerufen.

F: Ist der Ehefrau des Bruders Ihres Stiefvaters ebenfalls etwas passiert?

A: Nein, nur, dass mein Bruder sie gestoßen und beschimpft hat.

F: Was ist mit Ihren jüngeren Geschwistern?

A: Die sind bei meiner Mutter.

F: Haben diese Geschwister sich auch in den Streit eingemischt?

A: Nein, sie hatten Angst, waren noch sehr jung.

F: Wie lief die Flucht vor Ihren Familienmitgliedern konkret aus dem Haus zum Auto ab?

A: Wir sind von der Tür rausgelaufen, das Auto ist ca. 10, 20 Meter entfernt gewesen.

F: Wurden Sie von irgendjemandem verfolgt?

A: Nein. Sie sind am Boden gefallen. Wir sind dann geflohen.

F: Wie viele Stunden verginge vom Vorfall des Streits bis zum Anruf Ihrer Mutter bei Ihrem Bruder?

A: Sie hat 1 oder 2 Tage später meinen Bruder angerufen. Am nächsten Tag hat sie meinen Bruder angerufen, ich glaub es war am nächsten Tag.

F: Ist Ihnen während des Streits auch etwas passiert?

A: Nein. Als ich den Bruder des Stiefvaters mit dem Stock geschlagen habe, ist dieser zu Boden gefallen und danach sind wir geflohen.

F: Wo befand sich Ihr Stiefvater während dieses Vorfalls, als Sie den Bruder des Stiefvaters mit dem Stock geschlagen haben?

A: Mein Bruder XXXX hat ihn geschlagen und er lag am Boden und hat geblutet. Dann hab ich den Bruder des Stiefvaters geschlagen und dieser fiel zu Boden und wir sind geflohen.

F: Wann hat Ihr Mutter geheiratet?

A: Ungefähr 3 Jahre, nachdem mein Vater verstorben ist. Nachgefragt gebe ich an, dass ich 12 Jahre alt war, als mein Vater verstorben ist.

F: Wo hat Ihre Mutter den Stiefvater kennengelernt?

A: Nachdem mein Vater verstorben ist, hat meine Mutter auf den Feldern gearbeitet und ihn dort kennen gelernt.

F: Warum sind Sie vom Iran nach Afghanistan gereist?

A: Mein Onkel mütterlicherseits mochte den Stiefvater nicht. Er hat dann zu meiner Mutter gesagt, wo sie diesen gefunden hat. Mein Stiefvater war auch viel älter, er war ungefähr 50.

F: Wo haben Si

Quelle: Bundesverwaltungsgericht BVwg, https://www.bvwg.gv.at
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