TE OGH 2018/4/19 15Ns15/18a

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Veröffentlicht am 19.04.2018
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Der Oberste Gerichtshof hat am 19. April 2018 durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofs Prof. Dr. Danek als Vorsitzenden, den Hofrat des Obersten Gerichtshofs Mag. Lendl und die Hofrätinnen des Obersten Gerichtshofs Dr. Michel-Kwapinski, Mag. Fürnkranz und Dr. Mann in der Strafsache gegen Maria R***** wegen des Vergehens des Diebstahls nach §§ 127, 15 StGB, AZ 14 U 68/18y des Bezirksgerichts Josefstadt, über den Kompetenzkonflikt zwischen diesem Gericht und dem Bezirksgericht Bludenz nach Anhörung der Generalprokuratur gemäß § 60 Abs 1 OGH-Geo. 2005 den

Beschluss

gefasst:

Spruch

Für die Durchführung des Strafverfahrens ist das Bezirksgericht Josefstadt zuständig.

Text

Gründe:

Die Staatsanwaltschaft Wien legt Maria R***** mit Strafantrag vom 1. März 2018, eingebracht beim Bezirksgericht Josefstadt zu AZ 14 U 68/18y (ON 21), zur Last, sie habe Nachgenannten fremde bewegliche Sachen mit dem Vorsatz, sich oder einen Dritten durch deren Zueignung unrechtmäßig zu bereichern, weggenommen (3./) und wegzunehmen versucht (1./ und 2./), und zwar:

1./ am 16. Juni 2017 (richtig: 2016 [ON 2 S 3]) in W***** (*****) der d***** GmbH vier Kosmetikartikel im Gesamtwert von 67,75 Euro;

2./ am 5. Februar 2018 in W***** (*****) der M***** HandelsgmbH ein Parfum der Marke Dior im Wert von 131,40 Euro;

3./ am 5. Dezember 2016 in ***** (*****) der O***** Aktiengesellschaft vier NICI Kissen im Gesamtwert von 84,96 Euro;

und dadurch das Vergehen des Diebstahls nach den §§ 127, 15 StGB begangen.

Das Bezirksgericht Josefstadt überwies das Verfahren mit Verfügung vom 9. März 2018 an das seiner Ansicht nach örtlich zuständige Bezirksgericht Bludenz, weil die (vermeintlich) erste Tat (Punkt 3./ des Strafantrags) in dessen Sprengel begangen worden sei (ON 1 S 5). Das Bezirksgericht Bludenz legte den Akt (nunmehr) AZ 10 U 19/18b am 21. März 2018 dem Obersten Gerichtshof „gemäß § 38 StPO“ vor und führte begründend aus, dass die zu Punkt 1./ des Strafantrags angeführte – im Sprengel des Bezirksgerichts Josefstadt verübte – Tat laut Abschlussbericht ON 2 am 16. Juni 2016 begangen worden sei, sodass es sich bei dieser um die frühere Straftat handle.

Rechtliche Beurteilung

Für das Hauptverfahren ist – soweit hier von Bedeutung – gemäß § 36 Abs 3 erster Satz StPO jenes Gericht örtlich zuständig, in dessen Sprengel die Straftat ausgeführt wurde. Wird eine Person wegen mehrerer Straftaten angeklagt, ist das Hauptverfahren vom selben Gericht gemeinsam zu führen (§ 37 Abs 1 erster Satz StPO). In diesem Fall kommt das Verfahren – soweit hier relevant – gemäß § 37 Abs 2 zweiter Satz StPO dem Gericht zu, in dessen Zuständigkeit die frühere Straftat fällt (§ 37 Abs 2 zweiter Satz StPO; vgl Oshidari, WK-StPO § 37 Rz 6).

Die im Strafantrag der Staatsanwaltschaft Wien dargestellte frühere Straftat ist die tatsächlich (ON 2 S 3 [Faktum 1./]; zur Beurteilung nach der Aktenlage vgl 14 Ns 14/17w) am 16. Juni 2016 im Sprengel des Bezirksgerichts Josefstadt begangene Tat.

Das Bezirksgericht Josefstadt hat somit das Verfahren durchzuführen.

Textnummer

E121380

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:OGH0002:2018:0150NS00015.18A.0419.000

Im RIS seit

26.05.2018

Zuletzt aktualisiert am

10.01.2019
Quelle: Oberster Gerichtshof (und OLG, LG, BG) OGH, http://www.ogh.gv.at
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