TE Dok 2017/1/27 2 Ds 7/16

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Veröffentlicht am 27.01.2017
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Norm

BDG 1979 §43
BDG 1979 §91

Schlagworte

Dienstpflichtverletzung

Text

DISZIPLINARERKENNTNIS

Die Disziplinarkommission beim Bundesministerium für Justiz, Senat 2, hat durch die Vorsitzende Präsidentin des Landesgerichtes Dr. Haberl-Schwarz sowie die weiteren Mitglieder Richter des Oberlandesgerichtes Mag. Ohrnhofer und Bezirksinspektor Zöhrer in der Disziplinarsache gegen BI *** *** nach der am 6.Dezember 2016 in Anwesenheit der Disziplinaranwältin Oberstaatsanwältin Maga. Steger, der Disziplinarbeschuldigten BI *** *** sowie der Schriftführerin Richteramtsanwärterin Maga. Wieser. durchgeführten mündlichen Verhandlung zu Recht erkannt:

BI *** *** ist schuldig, sie hat von *** bis *** mehrfach Kokain sowie von *** bis *** mehrfach THC-hältige Substanzen konsumiert und damit gegen ihre Verpflichtung, in ihrem gesamten Verhalten darauf Bedacht zu nehmen, dass das Vertrauen der Allgemeinheit in die sachliche Wahrnehmung ihrer dienstlichen Aufgaben erhalten bleibt (§ 43 Abs 2 BDG 1979), verstoßen und hiedurch gemäß § 91 BDG 1979 schuldhaft ihre Dienstpflichten verletzt.

BI *** *** wird hiefür gemäß § 92 Abs 1 Z 2 BDG 1979 mit einer Geldbuße von EUR 800,00 bestraft.

Die Disziplinarbeschuldigte hat gemäß § 117 Abs 2 BDG 1979 die mit EUR 50,00 bestimmten Verfahrenskosten zu ersetzen.

BEGRÜNDUNG:

Aufgrund einer Disziplinaranzeige des Bundesministeriums für Justiz, Generaldirektion, vom *** (ON ***) wurde von der Disziplinarkommission beim Bundesministerium für Justiz, Senat 2, mit Beschluss vom *** ein Disziplinarverfahren gegen BI *** *** eingeleitet, wobei zu den Anschuldigungspunkten zur Vermeidung von Wiederholungen auf diesen (ON ***) verwiesen wird.

Aufgrund des abgeführten Beweisverfahrens geht die Disziplinarkommission von nachfolgendem Sachverhalt aus:

Die am *** geborene *** *** absolvierte nach dem Besuch der Schule eine Lehre als ***. Seit *** ist sie in *** im Justizwachedienst. Sie ist nunmehr in der Justizanstalt *** in einer *** tätig. Ihr Nettoeinkommen beträgt derzeit ca EUR ***.

Im *** und im *** konsumierte BI *** *** insbesondere mit ihrer Kollegin *** *** jeweils außerhalb des Dienstes mehrfach Kokain in einem Lokal. Von *** bis *** konsumierte sie ebenso außerhalb des Dienstes mehrfach THC-hältige Substanzen im Hinblick auf ihre damals vorhandenen Schmerzen, zumal die ihr verschriebenen Schmerzmittel für sie nicht gut verträglich waren.

Der Disziplinarbeschuldigten war bewusst, dass sowohl die Konsumation von Kokain als auch von THC-hältigen Substanzen verboten ist und sie damit auch ihre Dienstpflichten verletzt.

Von dem gegen *** *** zur AZ *** BAZ ***/*** bei der Staatsanwaltschaft *** wegen § 27 Abs 1 SMG geführten Verfahren trat die Staatsanwaltschaft *** am *** gemäß § 35 SMG vorläufig unter Bestimmung einer Probezeit von einem Jahr zurück (ON ***, AS ***).

Die getroffenen Feststellungen zur Person gründen sich auf die Angaben der Disziplinarbeschuldigten in der Disziplinarverhandlung.

Die Feststellungen zur Sache stützen sich auf die geständige Einlassung der Disziplinarbeschuldigten, wobei damit auch die Ermittlungsergebnisse in Einklang stehen. Insbesondere der Befund und das Gutachten über die Untersuchung von Haaren auf Suchtmittel der FTC - Forensisch-Toxokologisches Labor Betriebs GmbH vom *** zeigte, dass nach einer Probeentnahme bei BI *** *** am *** unter anderem auch ein positiver THC-Befund festgestellt wurde, wobei nach dem Gutachten bei einem solchen von einem wiederholten Kontakt mit THC-hältigen Produkten wie Haschisch oder Marihuana auszugehen ist, in der Regel auch von einem wiederholten Konsum.

In rechtlicher Hinsicht ist auszuführen, dass BI *** *** durch den festgestellten Sachverhalt gegen § 43 Abs 2 BDG 1979 verstoßen und hiedurch gemäß § 91 BDG 1979 schuldhaft ihre Dienstpflichten verletzt hat. Gemäß § 43 Abs 2 BDG 1979 hat der Beamte in seinem gesamten Verhalten darauf Bedacht zu nehmen, dass das Vertrauen der Allgemeinheit in die sachliche Wahrnehmung seiner dienstlichen Aufgaben erhalten bleibt. Diese Dienstpflicht schützt das Vertrauen der Allgemeinheit in die sachliche Wahrnehmung der dienstlichen Aufgaben, wobei § 43 Abs 2 BDG 1979 das „gesamte Verhalten“, sohin grundsätzlich auch das außerdienstliche erfasst (siehe dazu auch Kucsko-Stadlmayer, Das Disziplinarrecht der Beamten4, Seite 169ff).

Bei der Strafbemessung sind als mildernd das reumütige Geständnis der Disziplinarbeschuldigten, ihre disziplinarrechtliche Unbescholtenheit sowie auch in Ansehung des THC-Konsums auch ihre damalige gesundheitliche Situation zu berücksichtigen, erschwerend ist die mehrfache Tatbegehung zu werten. Bei diesem Strafzumessungssachverhalt kann insbesondere aufgrund des Umstands, dass es sich hier um außerdienstliche Verfehlungen handelt, auch unter Berücksichtigung der präventiven Erfordernisse (§ 93 Abs 1 BDG 1979), mit einer Geldbuße von EUR 800,00 noch das Auslangen gefunden werden.

Gemäß § 117 Abs 2 BDG 1979 waren die von der Disziplinarbeschuldigten zu ersetzenden Kosten des Disziplinarverfahrens mit (zumindest) EUR 50,00 (anteilige Reisekosten von BI ***) festzusetzen.

Rechtsmittelbelehrung

Gegen dieses Disziplinarerkenntnis (Bescheid) ist (soweit nicht auf ein Rechtsmittel verzichtet wurde und eine Beschwer vorliegt) gemäß Art 130 Abs. 1 Z 1, 132 Abs 1 Z 1, Abs 5 (iVm § 103 Abs 4 Z 1 BDG 1979) B-VG eine Beschwerde an das Bundesverwaltungsgericht zulässig. Die Beschwerde ist binnen vier Wochen (§ 7 Abs 4 VwGVG) nach Zustellung des Bescheides schriftlich, telegrafisch oder fernschriftlich bei der Disziplinarkommission beim Bundesministerium für Justiz einzubringen. Die Beschwerde hat folgende Punkte zu enthalten (§ 9 Abs. 1 VwGVG):

         1. die Bezeichnung des angefochtenen Bescheides,

         2. die Bezeichnung der belangten Behörde,

         3. die Gründe, auf die sich die Behauptung der Rechtswidrigkeit stützt,

         4. das Begehren und

         5. die Angaben, die erforderlich sind, um zu beurteilen, ob die Beschwerde rechtzeitig eingebracht ist.

         Eine rechtzeitig eingebrachte und zulässige Beschwerde gemäß Art. 130 Abs. 1 Z 1 B-VG hat – sofern eine solche nicht ausgeschlossen wird (§ 13 Abs. 2 VwGVG) – aufschiebende Wirkung (§ 13 Abs. 1 VwGVG).

Zuletzt aktualisiert am

07.02.2017
Quelle: Disziplinarkommissionen, Disziplinaroberkommission, Berufungskommission Dok, https://www.ris.bka.gv.at/Dok
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