TE Dok 2017/8/24 2 Ds 38/14, 102 Ds 8/17h

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Veröffentlicht am 24.08.2017
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Norm

BDG 1979 §43

Schlagworte

Dienstpflichtverletzung

Text

DISZIPLINARERKENNTNIS

Die Disziplinarkommission beim Bundesministerium für Justiz, Senat 2, hat durch den Vorsitzenden Vizepräsident des Oberlandesgerichtes Dr. Haidacher sowie die weiteren Mitglieder Oberstaatsanwalt Dr. Strahwald und HR Gerhard Scheucher nach der am 8.Juni 2017 in Anwesenheit der Disziplinaranwältin Oberstaatsanwältin Maga. Steger, des Disziplinarbeschuldigten FI *** *** und des Schriftführers Richteramtsanwärter Mag. Marjan Wieland durchgeführten mündlichen Verhandlung zu Recht erkannt:

A) FI *** *** ist schuldig, er hat zu nachangeführten Zeiten in *** als Gerichtsvollzieher, mithin als Beamter, mit dem Vorsatz, die jeweils betroffenen Personen in ihrem Recht auf Geheimhaltung personenbezogener Daten, an denen diese Personen ein schutzwürdiges Interesse haben (§ 1 DSG 2000), zu schädigen, seine Befugnis im Namen des Bundes als dessen Organ in Vollziehung der Gesetze Amtsgeschäfte vorzunehmen, wissentlich missbraucht, indem er ohne dienstliches Erfordernis in nachgenannte Akten im Wege der Verfahrensautomation Justiz (VJ) Einsicht nahm, und zwar

1./ am ***

         a./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

         b./ in den Akt *** FAM ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

         c./ in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

2./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

3./ am ***

         a./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

         b./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

         c./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

d./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

4./ am ***

a./ in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

c./ in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

d./ in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

5./ am *** in den Akt *** Cg ***/*** des Landesgerichtes ***;

6./ am ***

a./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

b./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

c./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

d./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

e./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

f./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

g./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

7./ am ***

a./ in den Akt *** FAM ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** FAM ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

8./ am ***

a./ in den Akt *** C ***/*** m des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** C ***/*** h des Bezirksgerichtes ***;

9./ am ***

a./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

b./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

c./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

d./ in den Akt *** Se ***/*** Landesgerichtes ***;

e./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

f./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

g./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

h./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

10./ am ***

a./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

11./ am *** in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

12./ am *** in den Akt *** A ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

13./ am *** in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

14./ am *** in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

15./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes St.Pölten;

16./ am ***

a./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

c./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

d./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

e./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

f./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

g./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

h./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

i./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

17./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

18./ am ***

a./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

b./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

c./ in den Akt *** Hv ***/*** des Landesgerichtes ***;

d./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

19./ am *** in den Akt *** Ps ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

20./ am *** in den Akt *** Pg ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

21./ am *** in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes *** (Faktum 162);

22./ am *** in den Akt *** Hc ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

23./ am ***

a./ in den Akt *** FAM ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** FAM ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

24./ am ***

a./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

b./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

c./ in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

25./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

26./ am *** in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

27./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

28./ am *** in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

29./ am ***

a./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

b./ in den Akt *** Nc ***/*** des Landesgerichtes ***;

30./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

31./ am *** in den Akt *** FAM ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

32./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

33./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

34./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

35./ am *** in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

36./ am ***

a./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** Hv ***/*** des Landesgerichtes ***;

c./ in den Akt *** Hv ***/*** des Landesgerichtes ***;

37./ am ***

a./ in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

38./ am ***

a./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

b./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

c./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

d./ in den Akt *** P ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

e./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

f./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

39./ am *** in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes *** (Faktum ***);

40./ am ***

a./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

41./ am ***

a./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

b./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

c./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

42./ am ***

a./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

c./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

43./ am *** in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

44./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

45./ am *** in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

46./ am *** a./ in den Akt *** Cga ***/*** des Landesgerichtes ***;

b./ in den Akt *** Cga ***/*** des Landesgerichtes ***;

47./ am *** in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

48./ am *** in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

49./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

50./ am ***

a./ in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

b./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

c./ in den Akt *** S ***/*** des Landesgerichtes ***;

d./ in den Akt *** FAM ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

51./ am *** in den Akt *** P ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

52./ am *** in den Akt *** Hv ***/*** des Landesgerichtes ***;

53./ am *** in den Akt *** Se ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

54./ am *** in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

55./ am *** *** in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

56./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

57./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

58./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

59./ am ***

a./ in den Akt *** Se *** /*** des Landesgerichtes ***;

b./ in den Akt *** Se *** /*** des Landesgerichtes ***;

c./ in den Akt *** Se *** /*** des Landesgerichtes ***;

60./ am *** in den Akt *** A ***/*** des Bezirksgerichtes Wiener Neustadt;

61./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

62./ am *** in den Akt *** FAM ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

63./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

64./ am *** in den Akt *** A ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

65./ am ***

a./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

66./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

67./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

68./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

69./ am *** a./ in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

c./ in den Akt *** P ***/*** des Bezirksgerichts ***;

70./ am ***

a./ in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** Hv ***/*** des Landesgerichtes ***;

71./ am ***

a./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

c./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

d./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

72./ am ***

a./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

73./ am ***

a./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

c./ in den Akt *** C ***/***des Bezirksgerichtes ***;

74./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

75./ am ***  a./ in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

c./ in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

76./ am ***

a./ in den Akt *** Se ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

c./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

d./ in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

77./ am *** in den Akt *** Ha ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

78./ am ***

a./ in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** Pu ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

79./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

80./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

81./ am ***

a./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

c./ in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

d./ in den Akt *** S ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

82./ am ***

a./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

c./ in den Akt *** P ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

83./ am ***

a./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** Nc ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

c./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

d./ in den Akt *** Nc ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

e./ in den Akt *** P ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

84./ am ***

a./ in den Akt *** FAM ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

85./ am ***in den Akt *** Se ***/*** des Landesgerichtes ***;

86./ am ***

a./ in den Akt *** FAM ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

b./ in den Akt *** U ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

87./ am ***in den Akt *** Pu ***/*** des Bezirksgerichtes ***;

88./ am *** in den Akt *** C ***/*** des Bezirksgerichtes ***.

FI *** *** hat hiedurch gegen seine Verpflichtung, in seinem gesamten Verhalten darauf Bedacht zu nehmen, dass das Vertrauen der Allgemeinheit in die sachliche Wahrnehmung seiner dienstlichen Aufgaben erhalten bleibt (§ 43 Abs 2 BDG), verstoßen und hiedurch gemäß § 91 BDG schuldhaft seine Dienstpflichten verletzt.

Er wird hiefür gemäß § 92 Abs 1 Z 3 BDG mit der Geldstrafe von zwei Monatsbezügen bestraft.

Ein Kostenersatz gemäß § 117 Abs 1 BDG findet nicht statt.

B) Hingegen wird er von dem weiteren Vorwurf, er habe zu den nachangeführten Zeiten in *** als Gerichtsvollzieher, sohin als Beamter, mit dem Vorsatz, die jeweiligen Verfahrensbeteiligten in ihrem konkreten Recht auf Geheimhaltung personenbezogener Daten, an denen diese ein schutzwürdiges Interesse haben (§ 1 DSG), zu schädigen, seine Befugnis, im Namen des Bundes als dessen Organ in Vollziehung der Gesetze Amtsgeschäfte vorzunehmen, dadurch wissentlich missbraucht, dass er im elektronischen Abfragesystem der Justiz (VJ) entgegen seiner Verpflichtung, Abfragen der Namensverzeichnisse und der ADV-Register samt den dazu gehörenden Verfahrensdaten nur aus verfahrensrechtlichen Gründen oder zur Auskunftserteilung über die abgefragte Partei vorzunehmen (VJ-Online-Handbuch S. 460), ohne dienstliches Erfordernis zu privaten Zwecken Daten der nachangeführten Verfahren des BG *** ermittelte, und zwar:

1. im Zeitraum *** bis *** in insgesamt 28 Angriffen des Verfahrens *** E ***/*** (AS ***-***);

2. im Zeitraum *** bis *** in insgesamt sieben Angriffen des Verfahrens *** E ***/*** (AS ***);

3. am *** in zwei Angriffen des Verfahrens *** E ***/*** (AS ***);

4. am *** und *** in insgesamt zwei Angriffen des Verfahrens *** E ***/*** (AS ***)

f r e i g e s p r o c h e n .

BEGRÜNDUNG:

Zur Person:

Der Disziplinarbeschuldigte FI *** *** wurde am *** in *** geboren und – nach Besuch der Volks- und Hauptschule sowie Abschluss der Handelsakademie und Leistung des Präsenzdienstes – im Jahr *** über das AMS beim Bezirksgericht *** als Verwaltungspraktikant aufgenommen. Im Jahr *** wurde er als Vertragsbediensteter in die Personaleinsatzgruppe des OLG *** übernommen und war an den Bezirksgerichten *** und *** tätig. Ab *** war er – nach Absolvierung des Kanzleikurses – beim Bezirksgericht *** in der Zivil- und Exekutionskanzlei tätig und wurde ab *** zum Gerichtsvollzieher ausgebildet. Seit *** ist er als Gerichtsvollzieher beim Bezirksgericht *** im Einsatz.

Er ist verheiratet, hat keine Sorgepflichten und bringt ein monatliches Nettoeinkommen in der Höhe von ca. EUR *** ins Verdienen. An Vermögen besitzt er ein ca. 60 Jahre altes Einfamilienhaus. Er hat keine Schulden und ist bislang disziplinarrechtlich nicht in Erscheinung getreten.

Zur Sache:

Zu den im Spruch zu Pkt. A) näher bezeichneten Zeitpunkten beging der Disziplinarbeschuldigte die dort im Detail referierten Taten, tätigte also als Gerichtsvollzieher, sohin als Beamter, die Abfragen in der Verfahrensautomation Justiz (VJ) und nahm in die im Spruch im Detail referierten Verfahren Einsicht. Er wusste, dass er als Beamter aufgrund seiner Funktion berechtigt war, solche Registerabfragen zu tätigen, dies jedoch nicht ohne dienstliches Erfordernis. Er wusste bei jeder einzelnen der angeführten Abfragen, dass diese ohne ein solches dienstliches Erfordernis von ihm vorgenommen wurden und dass er damit gegen seine Verpflichtung, derartige, nicht dienstlich veranlasste Abfragen zu unterlassen, verstieß. Weiters wusste er, dass die Beschränkung der Abfragebefugnis (auch) dem Schutz der davon betroffenen Personen diente und dass er diese durch sein Verhalten in ihrem Recht auf Datenschutz verletzte.

Weiters wusste er zu den Handlungszeitpunkten jeweils, dass er durch sein eben beschriebenes Verhalten die ihn als Beamten treffende, in § 43 Abs 2 BDG normierte Verpflichtung verletzte, in seinem gesamten Verhalten darauf Bedacht zu nehmen, dass das Vertrauen der Allgemeinheit in die sachliche Wahrnehmung seiner dienstlichen Aufgaben erhalten bleibt. Er wusste, dass eben dieses Vertrauen bei Kenntnisnahme von seinen ungerechtfertigten Abfragen in nicht unerheblichem Maße erschüttert worden wäre.

Mit dem rechtskräftigen Urteil des Landesgerichtes *** vom ***, *** Hv ***/***, wurde er wegen des identen Verhaltens des Verbrechens des Missbrauchs der Amtsgewalt nach § 302 Abs 1 StGB schuldig erkannt und zur Geldstrafe von 540 Tagessätzen zu je EUR 50,00, im Uneinbringlichkeitsfall 270 Tage Ersatzfreiheitsstrafe, verurteilt, wobei die Hälfte der verhängten Geldstrafe unter Bestimmung einer dreijährigen Probezeit bedingt nachgesehen wurde.

Beweiswürdigend ist festzuhalten:

Die Feststellungen zur Person gründen sich auf die Deponate des Disziplinarbeschuldigten in der Disziplinarverhandlung am 8.Juni 2017 sowie den Inhalt der dort zur Darstellung gebrachten Disziplinaranzeige. Die in der Sache getroffenen Konstatierungen beruhen auf der geständigen Einlassung des Disziplinarbeschuldigten im angeführten Strafverfahren sowie im Disziplinarverfahren und auf der rechtskräftigen Verurteilung durch das Landesgericht *** vom ***, wobei diesbezüglich wegen des identen Fehlverhaltens auf die in § 95 Abs 2 erster Satz BDG statuierte Bindungswirkung verwiesen wird.

Die Feststellung des vorsätzlichen Verstoßes gegen die zuvor angeführten Dienstpflichten stützt sich auf die geständige Verantwortung des Disziplinarbeschuldigten sowie den Umstand, dass er als langjähriger Beamter darüber Bescheid wusste, welche Verpflichtungen mit seiner Stellung als Beamter verbunden waren.

In rechtlicher Hinsicht wurde erwogen:

Durch sein von den Feststellungen umfasstes, mit Außenwirkung behaftetes und solcherart den Vertrauensschutz tangierendes Verhalten hat der Disziplinarbeschuldigte gegen die im § 43 Abs 2 BDG 1979 normierte Verpflichtung verstoßen.

Der Vollständigkeit halber ist darauf zu verweisen, dass die Bestrafung auch nach § 43 Abs 1 BDG im Hinblick auf die mit Bezug auf die identen Tathandlungen erfolgte Verurteilung des Disziplinarbeschuldigten wegen § 302 Abs 1 StGB nicht in Betracht kommt (zur „Überhangsproblematik“ vgl Kucsko-Stadlmayer, Das Disziplinarrecht der Beamten4, S 60).

Bei der Strafbemessung wertete der Disziplinarsenat die reumütig geständige Verantwortung des Disziplinarbeschuldigten sowie seinen – durch die bis zu den gegenständlichen Taten währende (disziplinarrechtliche) Unbescholtenheit indizierten – bislang ordentlichen Lebenswandel als mildernd, die Vielzahl der Disziplinarvergehen während eines längeren Zeitraumes dagegen als erschwerend.

Der nicht zu bagatellisierende Handlungs- und Gesinnungsunwert des vom Schuldspruch umfassten Verhaltens, die aufgezeigten Strafzumessungstatsachen sowie die persönlichen Verhältnisse und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Disziplinarbeschuldigten indizieren – unter Berücksichtigung des rechtskräftigen Ausganges des angeführten Strafverfahrens vor dem Landesgericht *** und der dort ausgemessenen deutlich spürbaren Sanktion – die Verhängung einer Geldstrafe (§ 92 Abs 1 Z 3 BDG) in der Höhe von zwei Monatsbezügen. Nach Ansicht des Disziplinarsenates wird damit – insbesondere unter Berücksichtigung der strafrechtlichen Verurteilung – sowohl spezialpräventiven Erfordernissen als auch den Aspekten der Generalprävention hinreichend Rechnung getragen.

Die Kostenentscheidung gründet sich auf § 117 Abs 2 BDG 1979 und erging, weil fallbezogen keine ersatzfähigen Kosten anfielen.

Zum Freispruch:

Hinsichtlich der im Spruch zu Pkt. B) im Detail referierten weiteren VJ-Abfragen erging im Zweifel ein Freispruch, weil in Einklang mit der leugnenden Verantwortung des Disziplinarbeschuldigten von einer dienstlichen Veranlassung der Abfragen auszugehen war. Dies stützt sich insbesondere auf den Umstand, dass die von den Abfragen betroffenen Akten dem Disziplinarbeschuldigten jeweils zumindest vorübergehend zur Bearbeitung zugeteilt waren. Abfragen außerhalb jener Zeitpunkte, in denen er Vollzüge in den Akten vornahm, erklärte er schlüssig und nachvollziehbar mit der Vertretung seines Kollegen *** ***. Die Einsicht in den Akt *** E ***/*** begründete er nachvollziehbar damit, dass zum damaligen Zeitpunkt die Einsicht in das VJ-Register von den Gerichtsvollziehern bereits vor Zuteilung der Akten zur Koordinierung der Termine sowie zur Auskunftsverteilung an verpflichteten Parteien vorgenommen wurde. Diesbezüglich fehlte es somit zu den jeweiligen Abfragezeitpunkten zumindest an der subjektiven Tatseite.

Rechtsmittelbelehrung:

Gegen dieses Disziplinarerkenntnis (Bescheid) ist (soweit nicht auf ein Rechtsmittel verzichtet wurde und eine Beschwer vorliegt) gemäß Art 130 Abs. 1 Z 1, 132 Abs 1 Z 1, Abs 5 (iVm § 103 Abs 4 Z 1 BDG 1979) B-VG eine Beschwerde an das Bundesverwaltungsgericht zulässig. Die Beschwerde ist binnen vier Wochen (§ 7 Abs 4 VwGVG) nach Zustellung des Bescheides schriftlich, telegrafisch oder fernschriftlich bei der Disziplinarkommission beim Bundesministerium für Justiz einzubringen. Die Beschwerde hat folgende Punkte zu enthalten (§ 9 Abs. 1 VwGVG):

1. die Bezeichnung des angefochtenen Bescheides,

2. die Bezeichnung der belangten Behörde,

3. die Gründe, auf die sich die Behauptung der Rechtswidrigkeit stützt,

4. das Begehren und

5. die Angaben, die erforderlich sind, um zu beurteilen, ob die Beschwerde rechtzeitig eingebracht ist.

Eine rechtzeitig eingebrachte und zulässige Beschwerde gemäß Art. 130 Abs. 1 Z 1 B-VG hat – sofern eine solche nicht ausgeschlossen wird (§ 13 Abs. 2 VwGVG) – aufschiebende Wirkung (§ 13 Abs. 1 VwGVG).

Zuletzt aktualisiert am

23.10.2017
Quelle: Disziplinarkommissionen, Disziplinaroberkommission, Berufungskommission Dok, https://www.ris.bka.gv.at/Dok
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