RS OGH 1981/6/2 10Os78/81, 12Os6/84 (12Os7/84), 4Ob330/85, 9Os139/85 (9Os140/85), 4Ob402/86, 4Ob20/9

JUSLINE Rechtssatz

Veröffentlicht am 02.06.1981
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Norm

LMG 1975 §8 lite
LMG 1975 §10 Abs1 Z1
LMG 1975 §10 Abs2
LMG 1975 §51
LMG 1975 §51
LMG 1975 §63 Abs1 Z2

Rechtssatz

Nach § 8 lit e LMG 1975 ist ein Lebensmittel dann verfälscht, wenn es von der bei ihm vorausgesetzten Beschaffenheit (negativ) abweicht. Die insoweit maßgebende Beschaffenheitsnorm kann entweder durch Rechtsvorschriften (vgl § 10 Abs 1 Z 1 und Abs 2 LMG 1975) oder (faktisch) durch die Verbrauchererwartung bestimmt sein. Rechtsvorschriften über die vorauszusetzende Beschaffenheit (hier einer "Husarenwurst") bestehen nicht; dem Codex selbst kommt - bislang - nicht der Charakter einer Rechtsverordnung zu. Die Feststellung der Beschaffenheitsnorm ist daher eine Tatfrage, für deren Lösung dem Codex (bloß) die Bedeutung eines (vorweggenommenen) Sachverständigengutachtens (mit genereller Geltung) über die konkrete Verbrauchererwartung zukommt. Die hervorragende Bedeutung des Codex als gleichsam autorisiertes Sachverständigengutachten darf allerdings nicht so weit führen, daß dem Durchschnittsverbraucher geradezu fiktiv völlig realitätsfremde Erwartungen unterstellt werden (keine Zuspitzung der Verbrauchererwartung in Ansehung der Zusammensetzung bestimmter Lebensmittel auf Zehntelprozente).

Entscheidungstexte

  • 10 Os 78/81
    Entscheidungstext OGH 02.06.1981 10 Os 78/81
    Veröff: EvBl 1981/214 S 607 = RZ 1981/78 S 275 = SSt 52/33
  • 12 Os 6/84
    Entscheidungstext OGH 02.02.1984 12 Os 6/84
    nur: Nach § 8 lit e LMG 1975 ist ein Lebensmittel dann verfälscht, wenn es von der bei ihm vorausgesetzten Beschaffenheit (negativ) abweicht. Die insoweit maßgebende Beschaffenheitsnorm kann entweder durch Rechtsvorschriften (vgl § 10 Abs 1 Z 1 und Abs 2 LMG 1975) oder (faktisch) durch die Verbrauchererwartung bestimmt sein. Rechtsvorschriften über die vorauszusetzende Beschaffenheit (hier einer "Husarenwurst") bestehen nicht; dem Codex selbst kommt - bislang - nicht der Charakter einer Rechtsverordnung zu. Die Feststellung der Beschaffenheitsnorm ist daher eine Tatfrage, für deren Lösung dem Codex (bloß) die Bedeutung eines (vorweggenommenen) Sachverständigengutachtens (mit genereller Geltung) über die konkrete Verbrauchererwartung zukommt. (T1) Veröff: EvBl 1984/164 S 666 = ern 1984,220 (Anmerkung Brustbauer)
  • 4 Ob 330/85
    Entscheidungstext OGH 14.05.1985 4 Ob 330/85
    Auch; nur T1; Beisatz: Der Gegenbeweis einer von den Richtlinien abweichenden oder ihnen widersprechenden Verbrauchererwartung ist nicht ausgeschlossen. (T2) Veröff: ÖBl 1985,156
  • 9 Os 139/85
    Entscheidungstext OGH 18.09.1985 9 Os 139/85
    Vgl auch; nur: Nach § 8 lit e LMG 1975 ist ein Lebensmittel dann verfälscht, wenn es von der bei ihm vorausgesetzten Beschaffenheit (negativ) abweicht. (T3) Veröff: EvBl 1986/83 S 284 = ern 1985,880 (Anmerkung Barfuß)
  • 4 Ob 402/86
    Entscheidungstext OGH 13.01.1987 4 Ob 402/86
    Auch; Beis wie T2; Beisatz: Alkoholfreies Schankbier (T4) Veröff: MR 1987 H1,21 (Korn, 60) = ÖBl 1987,74
  • 4 Ob 20/90
    Entscheidungstext OGH 03.04.1990 4 Ob 20/90
    Auch; nur T1; Beis wie T2; Beisatz: Rindsschnitzel im Ganzen (T5) Veröff: ÖBl 1990,201 = ern 1991,25
  • 4 Ob 20/91
    Entscheidungstext OGH 09.04.1991 4 Ob 20/91
    Vgl auch; nur T1

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:OGH0002:1981:RS0066294

Dokumentnummer

JJR_19810602_OGH0002_0100OS00078_8100000_001
Quelle: Oberster Gerichtshof (und OLG, LG, BG) OGH, http://www.ogh.gv.at
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