RS OGH 1989/7/6 13Os58/89, 13Os52/89, 13Os123/89, 13Os141/89, 16Os38/90, 14Os130/90, 11Os113/98, 12O

JUSLINE Rechtssatz

Veröffentlicht am 06.07.1989
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Norm

StGB §302

Rechtssatz

Ausgehend davon, dass § 302 StGB als Täter einen "Beamten" nennt, der die Befugnis hat, "Amtsgeschäfte" vorzunehmen, ist auf § 74 Z 4 StGB zurückzugreifen. Darnach ist Beamter, wer bestellt ist, im Namen der im § 74 Z 4 StGB aufgezählten Gebietskörperschaften und anderen Körperschaften entweder "Rechtshandlungen" oder sonstige "Aufgaben der Bundesverwaltung, Landesverwaltung oder Gemeindeverwaltung" auszuführen. Bezogen auf § 302 StGB ergibt sich daraus, dass die dort angeführten "Amtsgeschäfte" (eines "Beamten") den Oberbegriff für "Rechtshandlungen" und für sonstige "Aufgaben der Bundesverwaltung, Landesverwaltung oder Gemeindeverwaltung" bilden. Sowohl aus der - im Konnex der §§ 74 Z 4 und 302 StGB hergestellten - Zusammenfassung unter einem Oberbegriff als auch aus der Gleichordnung in der Zitierweise des § 74 Z 4 StGB als auch aus der Notwendigkeit, einen Wertungswiderspruch zu vermeiden, folgt, dass die sonstigen Aufgaben der Bundesverwaltung, Landesverwaltung oder Gemeindeverwaltung den Rechtshandlungen wenigstens einigermaßen gleichwertig sein müssen (vgl im Ansatz JBl 1989,260). Mit dieser Gleichwertigkeitsthese verzichtet der OGH auf den in der Auslegung des § 302 StGB bisher vielfach verwendeten, verschwommenen Ausdruck "Organhandeln", der nicht als Begriff angesprochen werden kann, weil er sich einer exakten Definition stets entzogen hat. Desgleichen kann auf den infolge seiner terminologischen Überfrachtung letztlich unergiebigen Definitionsversuch des "Amtsgeschäftes" (ÖJZ-LSK 1978/236 ua) verzichtet werden.

Entscheidungstexte

  • 13 Os 58/89
    Entscheidungstext OGH 06.07.1989 13 Os 58/89
    Veröff: EvBl 1990/5 S 24 = SSt 60/45 = RZ 1990/35 S 77
  • 13 Os 52/89
    Entscheidungstext OGH 28.09.1989 13 Os 52/89
    Beisatz: Gleichwertigkeitsthese. (T1) Veröff: SSt 60/62
  • 13 Os 123/89
    Entscheidungstext OGH 23.11.1989 13 Os 123/89
    Beis wie T1; Veröff: SSt 60/83 = JBl 1990,597 = ZVR 1990/114 S 303
  • 13 Os 141/89
    Entscheidungstext OGH 21.12.1989 13 Os 141/89
    Beis wie T1
  • 16 Os 38/90
    Entscheidungstext OGH 14.12.1990 16 Os 38/90
    Vgl auch; Veröff: EvBl 1991/72 S 318
  • 14 Os 130/90
    Entscheidungstext OGH 26.02.1991 14 Os 130/90
    Vgl aber; Beisatz: Beamte können einen Amtsmissbrauch nur durch die missbräuchliche Vornahme eines Hoheitsaktes im Namen ihres Rechtsträgers oder durch Missbräuche tatsächlicher Art begehen, die wie Organhandlungen zu werten sind. (T2) Veröff: EvBl 1991/119 S 512
  • 11 Os 113/98
    Entscheidungstext OGH 29.06.1999 11 Os 113/98
    Auch
  • 12 Os 70/06w
    Entscheidungstext OGH 21.09.2006 12 Os 70/06w
    Vgl auch
  • 15 Os 52/07x
    Entscheidungstext OGH 11.10.2007 15 Os 52/07x
    Vgl; Beis wie T2; Beisatz: Ein Beamter, der ungeachtet seiner Amtspflichten den Geschäftsführer eines Nachtclubs über eine bevorstehende (in seinen Verantwortungsbereich fallende) der Einhaltung fremdenrechtlicher, aber auch verwaltungs- und justizstrafrechtlicher Bestimmungen dienende Kontrolle informiert, setzt damit eine einem Hoheitsakt gleichwertige Handlung, weil auf diese Weise der Zweck der Maßnahme völlig vereitelt wird. (T3)
  • 15 Os 95/08x
    Entscheidungstext OGH 16.10.2008 15 Os 95/08x
    Auch; Beisatz: Der Begriff „Amtsgeschäfte" nach § 302 Abs 1 StGB ist nicht auf Rechtshandlungen beschränkt. (T4)

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:OGH0002:1989:RS0096016

Zuletzt aktualisiert am

09.01.2009
Quelle: Oberster Gerichtshof (und OLG, LG, BG) OGH, http://www.ogh.gv.at
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