RS OGH 2004/12/15 13Os142/04, 14Os2/05h, 13Os85/05g, 13Os35/06f, 11Os47/06f, 13Os72/06x, 14Os103/06p

JUSLINE Rechtssatz

Veröffentlicht am 15.12.2004
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Norm

FinStrG §11
FinStrG §33 Abs1
SMG §28
StGB §105
StGB §106
StPO §260 Abs1 Z1
StPO §281 Abs1 Z3

Rechtssatz

Ein Schuldspruch wegen nur pauschal individualisierter gleichartiger Taten (indem also die - wenngleich selbständigen - Taten [bei sonstiger Nichtigkeit aus Z 3] nur gegen andere, aber nicht untereinander abgegrenzt werden; sog gleichartige Verbrechensmenge) begegnet keinen rechtlichen Bedenken, weil es sich dabei, anders als beim sog "fortgesetzten Delikt", nicht um eine materiellrechtliche, sondern bloß um eine prozessuale Zusammenfassung handelt.

Entscheidungstexte

  • 13 Os 142/04
    Entscheidungstext OGH 15.12.2004 13 Os 142/04
  • 14 Os 2/05h
    Entscheidungstext OGH 10.05.2005 14 Os 2/05h
    Auch
  • 13 Os 85/05g
    Entscheidungstext OGH 28.09.2005 13 Os 85/05g
    Auch
  • 14 Os 116/05y
    Entscheidungstext OGH 22.11.2005 14 Os 116/05y
    Vgl aber; Beisatz: Hinweis, wonach in jüngerer Rechtsprechung die Rechtsfigur des fortgesetzten Deliktes zugunsten der deliktsspezifisch angelegten tatbestandlichen Handlungseinheit aufgegeben wurde. (T1)
  • 13 Os 35/06f
    Entscheidungstext OGH 14.06.2006 13 Os 35/06f
    Auch
  • 11 Os 47/06f
    Entscheidungstext OGH 01.08.2006 11 Os 47/06f
    Vgl auch; Beisatz: Die im Schuldspruch erfolgte pauschale Zusammenfassung gleichartiger Einzeltaten zu einer gleichartigen Verbrechensmenge durch die Angaben von Tatzeitraum, Tatorten, sowie Art und Gesamtmenge der verhandelten Suchtgifte auch ohne namentliche Bezeichnung der Käufer und der konkreten Verkaufsmodalitäten genügt dem Individualisierungsgebot. (T2)
  • 13 Os 72/06x
    Entscheidungstext OGH 13.09.2006 13 Os 72/06x
    Vgl auch; Beisatz: Kann die Individualisierung im Urteilsspruch - mangels Beweises - bloß in Form einer Zusammenfassung gleichartiger, pauschal durch Tatzeitraum, Art des in Verkehr gesetzten Suchtgiftes und Bezugsquelle individualisierbarer Taten erfolgen, liegt Nichtigkeit nach Z 3 nicht vor. (T3)
  • 14 Os 103/06p
    Entscheidungstext OGH 10.10.2006 14 Os 103/06p
    Auch; Beisatz: Hier: Vergehen des teils vollendeten, teils versuchten Diebstahls nach §§ 127 und 15 StGB. (T4)
  • 13 Os 1/07g
    Entscheidungstext OGH 11.04.2007 13 Os 1/07g
    Verstärkter Senat; Auch; Beisatz: Soweit in früherer Rechtsprechung unter dem Begriff des „fortgesetzten Delikts" (nach Maßgabe zuweilen geforderter, indes uneinheitlich gehandhabter weiterer Erfordernisse) mehrere den gleichen Tatbestand (ob versucht oder vollendet) erfüllende, mit einem „Gesamtvorsatz" begangene Handlungen zu einer dem Gesetz nicht bekannten rechtlichen Handlungseinheit mit der Konsequenz zusammengefasst wurden, dass durch die je für sich selbständigen gleichartigen Straftaten doch nur eine einzige strafbare Handlung begründet würde, hat der Oberste Gerichtshof diese Rechtsfigur der Sache nach bereits mit der Bejahung ihrer prozessualen Teilbarkeit durch die Grundsatzentscheidung SSt 56/88 = EvBl 1986/123 aufgegeben. Seither reduziert er deren Bedeutung auf den unverzichtbaren Kernbereich der der Rechtsfigur zugrunde liegenden Vorstellung, den er als tatbestandliche Handlungseinheit bezeichnet. In der Anerkennung des Fortsetzungszusammenhangs bloß nach Maßgabe tatbestandlicher Handlungseinheiten liegt gezielte Ablehnung einer absoluten Sicht des fortgesetzten Delikts und ein Bekenntnis zur deliktsspezifischen Konzeption. Denn der Unterschied zwischen der Rechtsfigur des fortgesetzten Delikts und der tatbestandlichen Handlungseinheit besteht darin, dass die Rechtsfigur des fortgesetzten Delikts aus dem allgemeinen Teil des materiellen Strafrechts abgeleitet wird, die der tatbestandlichen Handlungseinheit aber gleichartige Handlungen nach Maßgabe einzelner Tatbestände zusammenfasst. Die Kriterien einer Zusammenfassung können demnach durchaus deliktsspezifisch verschieden sein, ohne dass daraus das ganze Strafrechtssystem erfassende Widersprüche auftreten. Von einer tatbestandlichen Handlungseinheit spricht man im Anschluss an Jescheck/Weigend 5 (711 ff) bei einfacher Tatbestandsverwirklichung, also der Erfüllung der Mindestvoraussetzungen des gesetzlichen Tatbestands, insbesondere bei mehraktigen Delikten und Dauerdelikten (tatbestandliche Handlungseinheit im engeren Sinn) und dort, wo es nur um die Intensität der einheitlichen Tatausführung geht (SSt 56/88), demnach bei wiederholter Verwirklichung des gleichen Tatbestands in kurzer zeitlicher Abfolge, also bei nur quantitativer Steigerung (einheitliches Unrecht) und einheitlicher Motivationslage (einheitliche Schuld), auch wenn höchstpersönliche Rechtsgüter verschiedener Träger verletzt werden, sowie bei fortlaufender Tatbestandsverwirklichung, also der Annäherung an den tatbestandsmäßigen Erfolg durch mehrere Einzelakte im Fall einheitlicher Tatsituation und gleicher Motivationslage, etwa beim Übergang vom Versuch zur Vollendung oder bei einem Einbruchsdiebstahl in zwei Etappen (tatbestandliche Handlungseinheit im weiteren Sinn). (T5)
  • 14 Os 60/07s
    Entscheidungstext OGH 28.08.2007 14 Os 60/07s
    Vgl auch; Beisatz: Die Form der Zusammenfassung einzelner im Sinn einer gleichartigen Verbrechensmenge nur pauschal individualisierter Taten hält auch dem Bestimmtheitsgebot des § 260 (Abs 1 Z 1) StPO stand. (T6)
  • 14 Os 52/07i
    Entscheidungstext OGH 31.07.2007 14 Os 52/07i
    Vgl auch
  • 14 Os 104/07m
    Entscheidungstext OGH 16.10.2007 14 Os 104/07m
    Vgl auch; Beisatz: Wurde der Angeklagte jeweils einer unbestimmten Anzahl gleichartiger, jeweils zu einer Subsumtionseinheit zusammengefasster Taten schuldig erkannt, ist dies auch aus dem Nichtigkeitsgrund der Z 3 des § 281 Abs 1 StPO nicht zu beanstanden. (T7)
  • 11 Os 105/08p
    Entscheidungstext OGH 16.09.2008 11 Os 105/08p
    Vgl; Beisatz: Im Fall des Schuldspruchs wegen einer gleichartigen Verbrechensmenge streiten aus der pauschalen Individualisierung resultierende Zweifel im Fall einer nachfolgenden Verurteilung für die Annahme von Tatidentität und somit für das Vorliegen des Verfolgungshindernisses des ne-bis-in-idem. (T8)
  • 13 Os 83/08t
    Entscheidungstext OGH 27.08.2008 13 Os 83/08t
    Vgl; Beisatz: Beitragshandlungen sind hinsichtlich jeder Vereinigung und Organisation als tatbestandliche Handlungseinheit zusammenzufassen. (T9)
  • 15 Os 155/08w
    Entscheidungstext OGH 21.01.2009 15 Os 155/08w
  • 12 Os 48/09i
    Entscheidungstext OGH 28.05.2009 12 Os 48/09i
    Vgl; Beis wie T8; Beisatz: Aus dem Nichtigkeitsgrund der Z 3 des § 281 Abs 1 StPO ist ein Schuldspruch wegen einer gleichartigen Verbrechensmenge (zum Begriff siehe WK-StPO § 281 Rz 291) hinwieder nicht zu beanstanden, weil aus der pauschalen Individualisierung resultierende Zweifel im Fall einer nachfolgenden Verurteilung für die Annahme von Tatidentität und somit für das Vorliegen des Verfolgungshindernisses des ne-bis-in-idem streiten (WK-StPO § 260 Rz 24). (T10)
  • 15 Os 107/09p
    Entscheidungstext OGH 09.09.2009 15 Os 107/09p
    Auch
  • 14 Os 87/09i
    Entscheidungstext OGH 17.11.2009 14 Os 87/09i
    Vgl auch
  • 12 Os 128/10f
    Entscheidungstext OGH 11.11.2010 12 Os 128/10f
    Vgl; Beis wie T10
  • 14 Os 117/10b
    Entscheidungstext OGH 16.11.2010 14 Os 117/10b
    Vgl; Beis wie T10
  • 11 Os 76/11b
    Entscheidungstext OGH 30.06.2011 11 Os 76/11b
    Vgl auch; Beis ähnlich wie T2; Beis ähnlich wie T8; Beis ähnlich wie T10
    Beisatz: Hier: (schwerer) sexueller Missbrauch einer Unmündigen nach §§ 206 Abs 1, 207 Abs 1 StGB. (T11)
  • 13 Os 26/11i
    Entscheidungstext OGH 25.08.2011 13 Os 26/11i
    Vgl; Beisatz: Hier: Im Zusammenhang mit §§ 29 Abs 3 lit a, 14 Abs 3 FinStrG (Individualisierung der Taten). (T12)
  • 15 Os 91/11p
    Entscheidungstext OGH 17.08.2011 15 Os 91/11p
    Vgl; Beis ähnlich wie T10; Beisatz: Auch keine Nichtigkeit nach Z 9 lit a. (T13)
  • 14 Os 128/11x
    Entscheidungstext OGH 08.11.2011 14 Os 128/11x
    Vgl; Beis wie T8; Beis auch wie T10
  • 15 Os 106/11v
    Entscheidungstext OGH 20.12.2011 15 Os 106/11v
    Vgl; Beisatz: Auch wenn ein Teil von im Rahmen einer gleichartigen Verbrechensmenge begangenen Angriffen in Österreich und ein Teil im Ausland stattfand, sind alle diese Taten § 62 StGB zu unterstellen. (T14)
  • 12 Os 43/12h
    Entscheidungstext OGH 26.06.2012 12 Os 43/12h
    Vgl; Beis wie T8
  • 13 Os 137/11p
    Entscheidungstext OGH 10.05.2012 13 Os 137/11p
    Vgl; Beisatz: Vorsätzliche Hinterziehung nach § 33 Abs 1 FinStrG: Bestimmung und Beitrag müssen sich konkret auf ein jeweils im Gefolge der Verbringung bestimmter (Teil?)Mengen in das Steuergebiet verwirklichtes Finanzvergehen der Abgabenhinterziehung beziehen (§ 11 FinStrG). (T15)
  • 14 Os 80/12i
    Entscheidungstext OGH 25.09.2012 14 Os 80/12i
    Vgl; Beis wie T10
  • 11 Os 101/12f
    Entscheidungstext OGH 13.11.2012 11 Os 101/12f
    Auch; Beisatz: Hier: Betrug. (T16)
  • 11 Os 48/13p
    Entscheidungstext OGH 16.04.2013 11 Os 48/13p
    Vgl; Beis wie T6; Beisatz: Hier §§ 207 Abs 1 StGB idF BGBl I 1998/153. (T17)
  • 11 Os 109/13h
    Entscheidungstext OGH 17.09.2013 11 Os 109/13h
    Vgl auch; Beisatz: Hier: (Wert-)Qualifikation der gleichartigen Verbrechensmenge (§ 128 Abs 1 Z 4 StGB). (T18)
  • 12 Os 10/14h
    Entscheidungstext OGH 06.03.2014 12 Os 10/14h
    Auch; Beis ähnlich wie T8
  • 15 Os 103/14g
    Entscheidungstext OGH 29.10.2014 15 Os 103/14g
    Auch; Beis wie T14
  • 14 Os 137/14z
    Entscheidungstext OGH 16.12.2014 14 Os 137/14z
    Vgl
  • 12 Os 138/14g
    Entscheidungstext OGH 05.03.2015 12 Os 138/14g
    Auch; Beisatz: Hier: Vergehen der fortgesetzten Gewaltausübung nach § 107b Abs 1 StGB. (T19)
  • 14 Os 112/15z
    Entscheidungstext OGH 17.11.2015 14 Os 112/15z
    Auch
  • 14 Os 70/15y
    Entscheidungstext OGH 26.01.2016 14 Os 70/15y
    Auch
  • 15 Os 197/15g
    Entscheidungstext OGH 17.02.2016 15 Os 197/15g
    Auch; Beis wie T1
  • 11 Os 48/16t
    Entscheidungstext OGH 14.06.2016 11 Os 48/16t
    Auch
  • 12 Os 115/16b
    Entscheidungstext OGH 04.11.2016 12 Os 115/16b
    Auch
  • 11 Os 128/16g
    Entscheidungstext OGH 14.02.2017 11 Os 128/16g
    Auch
  • 14 Os 33/17k
    Entscheidungstext OGH 04.07.2017 14 Os 33/17k
    Auch
  • 13 Os 64/17m
    Entscheidungstext OGH 06.09.2017 13 Os 64/17m
    Auch
  • 11 Os 76/17m
    Entscheidungstext OGH 17.10.2017 11 Os 76/17m
    Auch; Beis wie T18
  • 11 Os 77/17h
    Entscheidungstext OGH 17.10.2017 11 Os 77/17h
    Auch; Beis wie T8
  • 14 Os 88/17y
    Entscheidungstext OGH 13.02.2018 14 Os 88/17y
    Auch
  • 11 Os 158/17w
    Entscheidungstext OGH 10.04.2018 11 Os 158/17w
    Vgl
  • 11 Os 34/18m
    Entscheidungstext OGH 19.06.2018 11 Os 34/18m
    Auch
  • 12 Os 114/18h
    Entscheidungstext OGH 06.11.2018 12 Os 114/18h
    Auch
  • 15 Os 117/18x
    Entscheidungstext OGH 21.11.2018 15 Os 117/18x
    Auch
  • 11 Os 19/20h
    Entscheidungstext OGH 31.03.2020 11 Os 19/20h
    Vgl
  • 15 Os 40/20a
    Entscheidungstext OGH 16.09.2020 15 Os 40/20a
    Vgl
  • 15 Os 77/20t
    Entscheidungstext OGH 31.08.2020 15 Os 77/20t
    Vgl
  • 15 Os 3/20k
    Entscheidungstext OGH 23.12.2020 15 Os 3/20k
    Vgl; Beis wie T14
  • 11 Os 49/20w
    Entscheidungstext OGH 08.01.2021 11 Os 49/20w
    Vgl; Beis wie T14
  • 13 Os 61/21a
    Entscheidungstext OGH 14.07.2021 13 Os 61/21a
    Vgl
  • 15 Os 90/21f
    Entscheidungstext OGH 15.09.2021 15 Os 90/21f
    Vgl

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:OGH0002:2004:RS0119552
Quelle: Oberster Gerichtshof (und OLG, LG, BG) OGH, http://www.ogh.gv.at
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