RS OGH 2007/8/1 13Os135/06m, 15Os136/06a, 11Os132/06f, 11Os131/06h, 14Os140/06d, 12Os135/06d, 15Os13

JUSLINE Rechtssatz

Veröffentlicht am 01.08.2007
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Norm

StPO §363a
MRK Art13 IV3

Rechtssatz

Da die Feststellung einer Verletzung der MRK oder eines ihrer Zusatzprotokolle durch den EGMR nicht bloß als notwendige, sondern auch als hinreichende Bedingung für die Erneuerung des Strafverfahrens verstanden werden kann und sich seit Einführung der §§ 363a bis 363c StPO durch das StRÄG 1996 die Rechtsprechung des EGMR zu den das gerichtliche Verfahren betreffenden Garantien signifikant verändert hat, ist (jedenfalls nachträglich entstandene) Planwidrigkeit des § 363a Abs 1 StPO nicht von der Hand zu weisen und Lückenschließung dahin gerechtfertigt, dass es eines Erkenntnisses des EGMR als Voraussetzung für eine Erneuerung des Strafverfahrens nicht zwingend bedarf. Vielmehr kann auch eine vom Obersten Gerichtshof selbst - aufgrund eines Antrags auf Erneuerung des Strafverfahrens - festgestellte Verletzung der MRK oder eines ihrer Zusatzprotokolle durch ein Entscheidung oder Verfügung eines untergeordneten Strafgerichtes dazu führen.

Anmerkung

Bem: Der Rechtssatz wird wegen der Häufigkeit seiner Zitierung ("überlanger RS") nicht bei jeder einzelnen Bezugnahme, sondern nur fallweise mit einer Gleichstellungsindizierung versehen.

Entscheidungstexte

  • 13 Os 135/06m
    Entscheidungstext OGH 01.08.2007 13 Os 135/06m
  • 15 Os 136/06a
    Entscheidungstext OGH 06.09.2007 15 Os 136/06a
  • 11 Os 132/06f
    Entscheidungstext OGH 23.10.2007 11 Os 132/06f
  • 11 Os 131/06h
    Entscheidungstext OGH 23.10.2007 11 Os 131/06h
  • 14 Os 140/06d
    Entscheidungstext OGH 13.11.2007 14 Os 140/06d
  • 12 Os 135/06d
    Entscheidungstext OGH 27.09.2007 12 Os 135/06d
  • 15 Os 134/06d
    Entscheidungstext OGH 15.11.2007 15 Os 134/06d
    Auch
  • 14 Os 138/07m
    Entscheidungstext OGH 19.02.2008 14 Os 138/07m
    Vgl auch
  • 15 Os 156/07s
    Entscheidungstext OGH 21.01.2008 15 Os 156/07s
    Auch
  • 15 Os 117/07f
    Entscheidungstext OGH 21.01.2008 15 Os 117/07f
  • 12 Os 71/08w
    Entscheidungstext OGH 19.06.2008 12 Os 71/08w
    Auch
  • 14 Os 60/08t
    Entscheidungstext OGH 26.08.2008 14 Os 60/08t
    Auch; nur: Eine Planwidrigkeit des § 363a Abs 1 StPO ist nicht von der Hand zu weisen und Lückenschließung dahin gerechtfertigt, dass es eines Erkenntnisses des EGMR als Voraussetzung für eine Erneuerung des Strafverfahrens nicht zwingend bedarf. Vielmehr kann auch eine vom Obersten Gerichtshof selbst - aufgrund eines Antrags auf Erneuerung des Strafverfahrens - festgestellte Verletzung der MRK oder eines ihrer Zusatzprotokolle durch ein Entscheidung oder Verfügung eines untergeordneten Strafgerichtes dazu führen. (T1)
  • 13 Os 16/09s
    Entscheidungstext OGH 16.04.2009 13 Os 16/09s
    Auch; Beisatz: Schon die weite Umschreibung des möglichen Prüfungsgegenstands bringt zum Ausdruck, dass diese Erneuerungskompetenz nicht auf in rechtskräftig abgeschlossenen Strafverfahren ergangene (End-)Entscheidungen beschränkt ist. Vielmehr sieht sich der Oberste Gerichtshof aufgerufen, als - nicht an völkerrechtliche Beschränkungen als Ausdruck staatlicher Souveränität gebundene - oberste Instanz in Strafrechtssachen (Art 92 Abs 1 B-VG) über die Einhaltung von Grundrechten in Strafverfahren zu wachen und dabei nicht bloß die Rechtsprechung des EGMR nachzuvollziehen, sondern erforderlichenfalls selbst Akzente ihrer Weiterbildung zu setzen. (T2)
  • 15 Os 164/08v
    Entscheidungstext OGH 24.06.2009 15 Os 164/08v
    Vgl
  • 14 Os 25/09x
    Entscheidungstext OGH 12.05.2009 14 Os 25/09x
    Vgl; Beisatz: Hier: Einstellungsbeschluss nach § 191 Abs 1 und 2 StPO (wegen Geringfügigkeit) und nachfolgender Erneuerungsantrag mit der Begründung, dass „durch die Ausführungen im angefochtenen Beschluss, wodurch die Schuld des Beschwerdeführers festgestellt wird" das Gebot der Unschuldsvermutung nach Art 6 Abs 2 MRK (§ 8 StPO) verletzt worden sei. Der Antrag ist zulässig, aber nicht berechtigt. (T3); Beisatz: Zwar kommt eine Verletzung des Art 6 Abs 2 MRK grundsätzlich auch dann in Frage, wenn (bloß) in der Begründung einer (nicht verurteilenden) gerichtlichen Entscheidung Schuldannahmen entsprechend deutlich zum Ausdruck gebracht werden (vgl SSt 51/8, dazu EGMR vom 26. März 1982, Nr 8269/78, Adolf gg Österreich und weiters vom 25. März 1983, Nr 8660/79, Minelli gg Schweiz); bei dieser Beurteilung können aber die Stellung der Entscheidung im Verfahren und ihre tatsächlichen Auswirkungen auf den Betroffenen nicht gänzlich außer Betracht bleiben. (T4); Beisatz: Mit dem hier bekämpften Beschluss sind keinerlei rechtliche Konsequenzen zum Nachteil des Angeklagten verbunden, der solcherart mit Sperrwirkung iSd Art 4 Z 1 7. ZPMRK außer Verfolgung gesetzt wurde. Die Entscheidungsbegründung vermag - ungeachtet der missverständlichen Wortwahl - unter keinen Umständen bindende Wirkung für ein allenfalls folgendes zivilrechtliches (RIS-Justiz RS0106015) oder disziplinarrechtliches (vgl VwGH vom 18. März 1992, 87/12/0085 und vom 18. Dezember 2008, 2007/09/0383 im Zusammenhang mit § 95 Abs 2 BDG 1979) Verfahren zu entfalten. (T5)
  • 15 Os 171/08y
    Entscheidungstext OGH 14.10.2009 15 Os 171/08y
    Auch
  • 15 Os 42/09d
    Entscheidungstext OGH 11.11.2009 15 Os 42/09d
    Vgl
  • 11 Os 119/09y
    Entscheidungstext OGH 02.03.2010 11 Os 119/09y
    Auch
  • 15 Os 12/10v
    Entscheidungstext OGH 21.04.2010 15 Os 12/10v
    Vgl auch
  • 15 Os 8/10f
    Entscheidungstext OGH 26.05.2010 15 Os 8/10f
    Auch
  • 14 Os 87/10s
    Entscheidungstext OGH 24.08.2010 14 Os 87/10s
    Auch
  • 14 Os 81/10h
    Entscheidungstext OGH 24.08.2010 14 Os 81/10h
    Auch
  • 11 Os 121/09t
    Entscheidungstext OGH 17.08.2010 11 Os 121/09t
    Vgl auch
  • 11 Os 141/10k
    Entscheidungstext OGH 16.11.2010 11 Os 141/10k
    Vgl auch
  • 11 Os 198/09s
    Entscheidungstext OGH 16.11.2010 11 Os 198/09s
    Vgl auch
  • 11 Os 150/10h
    Entscheidungstext OGH 23.11.2010 11 Os 150/10h
    Vgl auch
  • 13 Os 109/10v
    Entscheidungstext OGH 16.12.2010 13 Os 109/10v
    Auch
  • 15 Os 147/10x
    Entscheidungstext OGH 15.12.2010 15 Os 147/10x
    Auch
  • 15 Os 98/10s
    Entscheidungstext OGH 16.03.2011 15 Os 98/10s
    Vgl auch
  • 15 Os 184/10p
    Entscheidungstext OGH 16.03.2011 15 Os 184/10p
    Vgl auch
  • 11 Os 14/11k
    Entscheidungstext OGH 14.04.2011 11 Os 14/11k
    Vgl auch
  • 14 Os 12/11p
    Entscheidungstext OGH 30.08.2011 14 Os 12/11p
    Auch
  • 12 Os 95/11d
    Entscheidungstext OGH 18.10.2011 12 Os 95/11d
    Vgl auch
  • 13 Os 138/11k
    Entscheidungstext OGH 15.12.2011 13 Os 138/11k
    Auch
  • 11 Os 7/12g
    Entscheidungstext OGH 16.02.2012 11 Os 7/12g
    Vgl
  • 15 Os 4/12w
    Entscheidungstext OGH 28.03.2012 15 Os 4/12w
    Vgl auch
  • 11 Os 84/12f
    Entscheidungstext OGH 21.08.2012 11 Os 84/12f
    Vgl; Beis ähnlich wie T3; Beisatz: Nach gefestigter Rechtsprechung ist ein Erneuerungsantrag, der sich nicht auf eine Entscheidung des EGMR berufen kann, grundsätzlich zulässig. (T5)
  • 13 Os 44/12p
    Entscheidungstext OGH 30.08.2012 13 Os 44/12p
    Auch
  • 12 Os 158/12w
    Entscheidungstext OGH 07.03.2013 12 Os 158/12w
    Vgl auch
  • 11 Os 92/13h
    Entscheidungstext OGH 31.07.2013 11 Os 92/13h
  • 15 Os 52/12d
    Entscheidungstext OGH 11.12.2013 15 Os 52/12d
    Auch
  • 15 Os 177/13p
    Entscheidungstext OGH 19.02.2014 15 Os 177/13p
    Auch
  • 14 Os 47/14i
    Entscheidungstext OGH 11.09.2014 14 Os 47/14i
    Auch
  • 13 Os 38/14h
    Entscheidungstext OGH 25.02.2015 13 Os 38/14h
    Auch
  • 13 Os 51/15x
    Entscheidungstext OGH 19.08.2015 13 Os 51/15x
    Auch
  • 11 Os 60/16g
    Entscheidungstext OGH 11.10.2016 11 Os 60/16g
    Auch
  • 14 Ns 32/17t
    Entscheidungstext OGH 04.07.2017 14 Ns 32/17t
    Aber; Beisatz: Für den gerichtlichen Rechtsschutz in Strafvollzugssachen, die ursprünglich von der Vollzugsbehörde entschieden wurden (§ 11 Abs 1 StVG), ist das Oberlandesgericht Wien auch in Betreff behaupteter Grundrechtsverletzungen als bundeseinheitliches Höchstgericht (§ 16a StVG) eingerichtet worden. Lückenschließung durch Anwendung des § 363a StPO kommt daher bei derartigen Strafvollzugssachen nicht in Betracht. (T6)
  • 15 Os 78/17k
    Entscheidungstext OGH 19.09.2017 15 Os 78/17k
    Auch; Beisatz: Mit der Behauptung eines Verstoßes gegen den „Gleichheitsgrundsatz“ wird der Sache nach Art 14 MRK angesprochen. (T7)
  • 13 Os 49/16d
    Entscheidungstext OGH 30.11.2018 13 Os 49/16d
    Verstärkter Senat; Auch; Beisatz: Ein Antrag auf Erneuerung des Strafverfahrens kann auch im erweiterten Anwendungsbereich des § 363a StPO ? dessen Wortlaut folgend ? nur wegen einer Verletzung der MRK oder eines ihrer Zusatzprotokolle gestellt werden. (T8)
  • 13 Os 155/18w
    Entscheidungstext OGH 16.01.2019 13 Os 155/18w
    Auch; Beis wie T8
  • 12 Os 158/18d
    Entscheidungstext OGH 20.01.2020 12 Os 158/18d
    Vgl; Beis wie T8
  • 14 Os 122/19a
    Entscheidungstext OGH 14.01.2020 14 Os 122/19a
    Vgl; Beisatz: Dass eine Grundrechtsbeschwerde und ein ? zu dieser subsidiärer ? Erneuerungsantrag nach § 363a StPO ohne vorangegangenes Urteil des EGMR (RS0122228) nicht zustehen, wenn sich ein behaupteter Verstoß gegen Art 5 MRK auf die Bedingungen (des Vollzugs) von Freiheitsentzug bezieht, schließt nicht aus, dass die Behauptung der Verletzung anderer Grundrechte (insb Art 3 und 8 MRK) während eines Freiheitsentzugs mittels Erneuerungsantrags geltend gemacht werden kann (in diesem Sinn bereits 14 Os 37/15w, der Sache nach auch 11 Os 148/09p; zu ursprünglich von der Strafvollzugsbehörde entschiedenen Strafvollzugssachen s aber 14 Ns 32/17t). (T9)
  • 14 Os 26/20i
    Entscheidungstext OGH 21.07.2020 14 Os 26/20i
    Vgl; Beis wie T6
  • 11 Os 47/21b
    Entscheidungstext OGH 17.06.2021 11 Os 47/21b
    Vgl

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:OGH0002:2007:RS0122228

Im RIS seit

31.08.2007

Zuletzt aktualisiert am

18.10.2021
Quelle: Oberster Gerichtshof (und OLG, LG, BG) OGH, http://www.ogh.gv.at
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