TE OGH 1960/5/11 3Ob74/60

JUSLINE Entscheidung

Veröffentlicht am 11.05.1960
beobachten
merken

Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat durch den Rat des Obersten Gerichtshofes Dr. Dinnebier als Vorsitzenden und durch die Räte des Obersten Gerichtshofes Dr. Liedermann, Dr. Machek, Dr. Berger und Dr. Überreiter als Richter in der Verlassenschaftssache nach dem am 12. April 1947 verstorbenen Herzog Robert von W***** infolge Revisionsrekurses des Ferdinand Eugen von W*****, der Margarethe von W*****, des Eugen Eberhard von W*****, des Alexander Eugen von W***** und der Sophie von W*****, sämtliche wohnhaft in Schloss L*****, vertreten durch Dr. Otto Kammerlander, Rechtsanwalt in Wien, gegen den Beschluss des Kreisgerichtes Wels als Rekursgerichtes vom 15. Jänner 1960, GZ R 519/59-60, womit der Beschluss des Bezirksgerichtes Gmunden vom 31. Juli 1959, GZ A 464/54-51, abgeändert wurde, folgenden

Beschluss

gefasst:

Spruch

Der Revisionsrekurs wird zurückgewiesen.

Text

Begründung:

Nach der Aktenlage ist folgender Sachverhalt unbestritten:

Der Erblasser war deutscher Staatsangehöriger und Miteigentümer verschiedener Liegenschaften der Kat. Gem. O***** und A***** und der Kat.Gem. H***** in Österreich. Diese Liegenschaftsanteile sind gemäß Art 22 des Staatsvertrages, BGBl Nr 152/55 Eigentum der Republik Österreich geworden. Der Erblasser setzte im Testament vom 28. 1. 1946 zu seinen Alleinerben seinen Neffen Herzog Albrecht Eugen von W***** ein, vermachte aber seine Anteile an den in Österreich gelegenen Liegenschaften seinem Neffen Herzog Philipp Albrecht von W*****. Herzog Albrecht Eugen von W***** ist am 24. 6. 1954 gestorben. Im Zuge des beim Erstgericht seit 10. 9. 1954 anhängigen Verlassenschaftsverfahren legte Herzog Philipp Albrecht von W***** Erbverzichtserklärungen der Maria Herzogin von W*****, der Witwe des Erblassers, des Herzogs Karl Alexander von W*****, eines weiteren Neffen des Erblassers, und des Herzogs Ferdinand von W*****, eines Sohnes des nach dem Erblasser verstorbenen Herzogs Albrecht Eugen von W*****, von diesem jedoch nur bezüglich der Besitzungen des Erblassers in Österreich vor. Herzog Ferdinand Eugen von W***** war nach den gleichfalls vorgelegten Erbschein des Nachlassgerichtes Lindach vom 3. 12. 1954 Alleinerbe nach Herzog Albrecht Eugen von W*****. Das Erstgericht nahm mit Beschluss vom 27. 4. 1955 (ON 13) den Erbverzicht des Transmissars nach dem eingesetzten Alleinerben Herzog Albrecht Eugen von W*****, Herzog Ferdinand von W***** und des erblasserischen Neffen Herzog Karl Albrecht von W***** zur Kenntnis und nahm die seitens des erblasserischen Neffen Herzog Philipp Albrecht von W***** zum gesamten österreichischen Nachlass auf Grund des Gesetzes abgegebene unbedingte Erbserklärung zu Gericht an und erkannte das Erbrecht für ausgewiesen. Am 8. 3. 1956 langte beim Erstgericht (ON 21) ein Erbschein des Nachlassgerichtes Lindach vom 6. 3. 1956 ein, wonach im Widerspruch zu dem Erbschein vom 3. 12. 1954 Erben des am 24. 6. 1954 zu Schwäbisch Gmünd verstorbenen Herzogs Albrecht Eugen von W***** die Witwe Herzogin Nadejda von W***** zu 1/4 und der Sohn Herzog Ferdinand Eugen von W***** zu 3/4 des Nachlasses nach Herzog Albrecht Eugen von W***** sind. Am 18. 2. 1959 legten Ferdinand Eugen von W*****, Margarethe v. W*****, Eugen Eberhard v. W*****, Alexander Eugen von W***** und Sophie von W***** (ON 38) den Erbschein des Nachlassgerichtes Lindach vom 31. 3. 1958 vor, wonach sie Erben ihrer am 15. 2. 1958 verstorbenen Mutter Herzogin Nadejda v. W***** je zu 1/5 des Nachlasses sind und erbaten zur Vorlage der Erbrechtsnachweise und der Erbserklärungen eine Frist. Die Frist zur Abgabe der Erbserklärungen wurde in der Folge auf Antrag dieser Großneffen und Großnichten des Erblassers vom Erstgericht wiederholt erstreckt. Erbserklärungen wurden von ihnen bisher jedoch nicht abgegeben.

Die Finanzprokuratur behauptete in ihrer Eingabe v. 16. 1. 1958 (ON 36) unter Hinweis auf Art 22 des Staatsvertrages und auf § 1 Abs 3 des Prok.Ges. StGBl. 172/45, dass ihr im Verlassenschaftsverfahren Parteistellung zukomme und beantragte, ihr sämtliche in diesem Verlassenschaftsverfahren einlangenden Eingaben des Erbenmachthabers und alle im Laufe der Abhandlung ergehenden Beschlüsse zwecks allfälliger Ergreifung von Rechtsmitteln zuzustellen. Das Erstgericht wies den Antrag der Finanzprokuratur ab.

Rechtliche Beurteilung

Das Rekursgericht wies den Rekurs der Finanzprokuratur als unzulässig zurück. Nach Aufhebung der Rekursentscheidung durch den Obersten Gerichtshof gab das Rekursgericht dem Rekurs der Finanzprokuratur Folge und änderte mit Beschluss vom 15. 1. 1960 den Beschluss des Erstgerichtes dahin ab, dass gemäß § 1 Abs 3 Prok.Ges. StGBl Nr 172/45 der Beitritt der Finanzprokuratur zum gegenständlichen Abhandlungsverfahren zum Schutz öffentl. Interessen zur Kenntnis genommen und ihr Parteistellung zuerkannt wird.

Dieser Beschluss wird nur von Ferdinand Eugen v. W*****, Margarethe

v.

W*****, Eugen Eberhard v. W*****, Alexander v. W***** und Sophie

v.

W*****, nicht aber vom erbserklärten Erben Philipp Albrecht v. W***** angefochten.

§ 9 Abs 1 AußStrG bestimmt zwar ganz allgemein, wer sich durch die Verfügung der ersten Instanz im Verfahren Außerstreitsachen beschwert erachte, sei berechtigt, ein Rechtsmittel zu ergreifen. Dieser Bestimmung entspricht, soweit es sich um die Anrufung des Obersten Gerichtshofes handelt, sinngemäß die Vorschrift des § 14 Abs 1 AußStrG. Nach ständiger Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes steht jedoch ein Rekursrecht nur dem zu, dessen rechtlich geschützte Interessen durch den angefochtenen Beschluss beeinträchtigt worden sind. Von einem schutzwürdigen Interesse eines zur Erbschaft Berufenen kann aber so lange nicht gesprochen werden, als nicht feststeht, ob er überhaupt den Nachlass oder einen Teil desselben erwerben will. Solange ein angeblich zur Erbschaft Berufener keine Erbserklärung abgegeben hat, steht ihm im Verlassenschaftsverfahren auch kein Rekursrecht zu (vgl E. d. OGH 2 Ob 412/59, JBl 1959 S 39 SZ XXVII 164 u. a.).

Der Revisionsrekurs ist daher unzulässig und musste zurückgewiesen werden.

Anmerkung

E76681 3Ob74.60

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:OGH0002:1960:0030OB00074.6.0511.000

Dokumentnummer

JJT_19600511_OGH0002_0030OB00074_6000000_000
Quelle: Oberster Gerichtshof (und OLG, LG, BG) OGH, http://www.ogh.gv.at
Zurück Haftungsausschluss Vernetzungsmöglichkeiten

Sofortabfrage ohne Anmeldung!

Jetzt Abfrage starten