TE OGH 1987/7/22 14Os90/87

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Veröffentlicht am 22.07.1987
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Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat am 22.Juli 1987 durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofes Dr. Faseth als Vorsitzenden sowie durch die Hofräte des Obersten Gerichtshofes Hon.Prof. Dr. Steininger, Dr. Horak, Dr. Lachner und Dr. Massauer als weitere Richter, in Gegenwart des Richteramtsanwärters Dr. Kleindienst-Passweg als Schriftführerin, in der Strafsache gegen Manfred B*** wegen des Verbrechens des schweren Raubes nach § 142 Abs. 1, 143 erster und zweiter Fall StGB sowie anderer strafbarer Handlungen über die Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung des Angeklagten Manfred B***, die Berufungen der Angeklagten Heinz P*** und Hannes S*** sowie die Berufung der Staatsanwaltschaft hinsichtlich der Angeklagten Hannes S*** und Andrea W*** gegen das Urteil des Geschwornengerichtes beim Landesgericht für Strafsachen Graz vom 18.Februar 1987, GZ 9 Vr 1426/86-189, nach Anhörung der Generalprokuratur in nichtöffentlicher Sitzung den

Beschluß

gefaßt:

Spruch

Die Nichtigkeitsbeschwerde wird zurückgewiesen.

Zur Entscheidung über die Berufungen werden die Akten dem Oberlandesgericht Graz zugeleitet.

Gemäß § 390 a StPO fallen dem Angeklagten Manfred B*** auch die Kosten des bisherigen Rechtsmittelverfahrens zur Last.

Text

Gründe:

Mit dem auf dem (einstimmigen) Wahrspruch der Geschwornen beruhenden angefochtenen Urteil wurde (u.a.) Manfred B*** der Verbrechen des schweren Raubes nach §§ 142 Abs. 1, 143 erster (zu ergänzen: und zweiter) Fall StGB (Punkt I/1 und 3 des Urteilssatzes) und des schweren Diebstahls durch Einbruch nach §§ 127 Abs. 1 und Abs. 2 Z 1, 128 Abs. 1 Z 4, 129 Z 2 StGB (Punkt II/1) sowie des Vergehens nach § 7 Abs. 1 MilStG (Punkt IV) schuldig erkannt. Die beiden Verbrechen liegen ihm zur Last, weil er

(zu I) in Gesellschaft von Beteiligten unter Verwendung einer Waffe nachgenannten Personen mit Gewalt und durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib und Leben (§ 89 StGB) fremde bewegliche Sachen mit dem Vorsatz weggenommen hat, sich durch deren Zueignung unrechtmäßig zu bereichern, und zwar:

1. am 3.April 1986 in Graz in Gesellschaft des Mitangeklagten Hannes S*** und des abgesondert Verfolgten Robert P*** der (Besitzerin des Juwelierladens "P***") Elfriede K*** dadurch, daß Robert P*** einen geladenen Gasrevolver gegen das Lehrmädchen Renate K*** in Anschlag brachte und sie zu Boden stieß, während Manfred B*** mit einer ungeladenen Gaspistole die Verkäuferin Inge B*** dazu zwang, sich auf den Boden zu legen, P*** sodann Ingrid B*** an den Händen fesselte, sie ferner knebelte und Hannes S*** mit einer geladenen Gaspistole das Verhalten des Lehrmädchens und der Verkäuferin kontrollierte, während Manfred B*** und Robert P*** die Geschäftskasse, das Verkaufspult und den Tresor ausräumten, insbesondere Gold-, Silber- und Dubleeschmuck im Gesamtwert von rund 932.000 S (Punkt I/1 des Urteilssatzes) und

2. am 29.April 1986 in Vasoldsberg, Bezirk Graz-Umgebung, in Gesellschaft der Mitangeklagten Heinz P*** und Andrea W*** dem Engelbert G*** dadurch, daß ihn Andrea W*** unter einem Vorwand in sein Haus lockte, Manfred B*** und Heinz P*** sodann mit gezogenen Gas-Faustfeuerwaffen in das Haus eindrangen, dort Engelbert G*** zu Boden drückten, festhielten und sodann fesselten und knebelten, Bargeld und Silbermünzen im Gesamtwert von ca. 550.000 S (Punkt I/3 des Urteilssatzes);

sowie

(zu II/1) in der Nacht zum 2.April 1986 in Graz in Gesellschaft des abgesondert Verfolgten Robert P*** als Beteiligten der (Trafikantin) Ilse S*** fremde bewegliche Sachen, und zwar Bargeld und Zigaretten im Gesamtwert von 6.620 S, durch Aufbrechen eines Behältnisses, nämlich eines Zigarettenautomaten, mit Bereicherungsvorsatz weggenommen hat.

Der Sache nach nur die zuvor bezeichneten Schuldsprüche bekämpft der Angeklagte mit einer (allein) auf die Z 8 des § 345 Abs. 1 StPO gestützten Nichtigkeitsbeschwerde.

Die Beschwerde stützt den Vorwurf einer Unrichtigkeit der Rechtsbelehrung darauf, daß die unter der Überschrift "Zur Idealkonkurrenz" enthaltene Passage, es sei "Idealkonkurrenz zwischen Raub und einem Diebstahl selbstverständlich möglich", jeder Lehre und Judikatur widerspreche.

Die bezüglichen Ausführungen der Rechtsbelehrung (vgl. deren S 10 verso) beziehen sich indes - wie sich aus der (an sich verfehlten, weil auf den konkreten Sachverhalt abstellenden) Bezugnahme auf die "gegenständliche Anklage" ergibt - einzig und allein auf den den Mitangeklagten Hannes S*** und Erwin L*** - nicht aber dem insoweit gar nicht unter Anklage gestellten Beschwerdeführer - zur Last liegenden Diebstahl von zwei Gas-Faustfeuerwaffen in der Nacht zum 3.April 1986 (zum Nachteil des Inhabers der Waffenhandlung S***, vgl. Punkt II/2 des Urteilssatzes), die bei den eingangs bezeichneten Raubtaten als Tatwaffen verwendet wurden.

Rechtliche Beurteilung

Demzufolge konnte also die behauptete Unrichtigkeit der Rechtsbelehrung keine den Beschwerdeführer betreffende Nichtigkeit nach § 345 Abs. 1 Z 8 StPO bewirken; er ist deshalb zur Beschwerdeführung gar nicht legitimiert (vgl. Mayerhofer-Rieder StPO2 ENr. 7, 8 zu § 345 Z 8).

Die Beschwerde war daher schon bei einer nichtöffentlichen Beratung sofort zurückzuweisen (§§ 344, 285 d Abs. 1 Z 1 StPO iVm § 285 a Z 2 StPO).

Demnach sind die Akten zur Entscheidung über die Berufungen der Angeklagten Manfred B***, Heinz P*** und Hannes S*** sowie der Staatsanwaltschaft in sinngemäßer Anwendung des § 285 b Abs. 6 StPO dem (hiefür an sich zuständigen) Oberlandesgericht Graz zuzuleiten.

Anmerkung

E11309

European Case Law Identifier (ECLI)

ECLI:AT:OGH0002:1987:0140OS00090.87.0722.000

Dokumentnummer

JJT_19870722_OGH0002_0140OS00090_8700000_000
Quelle: Oberster Gerichtshof (und OLG, LG, BG) OGH, http://www.ogh.gv.at
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