Kopf
Der Oberste Gerichtshof hat am 16. Oktober 2002 durch den
Vizepräsidenten des Obersten Gerichtshofes Hon. Prof. Dr.
Brustbauer als Vorsitzenden und durch die Hofräte des Obersten
Gerichtshofes Dr. Rouschal, Dr. Schmucker, Dr. Habl und Dr. Ratz
als weitere Richter, in Gegenwart des Richteramtsanwärters Mag. Traar
als Schriftführer, im Verfahren über Ersatzansprüche von Fadil M*****
und Arben S***** nach § 2 Abs 1 lit b StEG über die vom
Generalprokurator erhobene Nichtigkeitsbeschwerde zur Wahrung des
Gesetzes gegen die Beschlüsse des Landesgerichtes für Strafsachen
Graz vom 12. August 1998, GZ 14 Vr 1317/98- 32, und des
Oberlandesgerichtes Graz vom 10. September 1998, AZ 11 Bs 200/98 (GZ
14 Vr 1317/98-36) nach öffentlicher Verhandlung in Anwesenheit des
Vertreters des Generalprokurators, Generalanwältin Dr. Bielein, des
Anspruchswerbers Fadil M***** seines Vertreters Mag. Bürstmayer,
jedoch in Abwesenheit des Anspruchswerbers Arben S*****, zu Recht
erkannt:
Spruch
Im Verfahren über Ersatzansprüche von Fadil M***** und Arben S*****
nach § 2 Abs 1 lit b StEG, AZ 14 Vr 1317/98 des Landesgerichtes für
Strafsachen Graz, verletzen die Beschlüsse des Landesgerichtes für
Strafsachen Graz vom 12. August 1998, GZ 14 Vr 1317/98-32, und des
Oberlandesgerichtes Graz vom 10. September 1998, AZ 11 Bs 200/98 (GZ 14 Vr 1317/98-36) das Gesetz in den Bestimmungen der Abs 3 und 4 des § 6 StEG iVm Art 6 Abs 1 EMRK.Oberlandesgerichtes Graz vom 10. September 1998, AZ 11 Bs 200/98 (GZ 14 römisch fünf r 1317/98-36) das Gesetz in den Bestimmungen der Absatz 3 und 4 des Paragraph 6, StEG in Verbindung mit Artikel 6, Absatz eins, EMRK.
Die genannten Beschlüsse werden aufgehoben und es wird dem Landesgericht für Strafsachen Graz aufgetragen, erneut zu entscheiden.
Text
Gründe:
Fadil M***** und Arben S*****, die sich in dem zum AZ 14 Vr 1317/98 des Landesgerichtes für Strafsachen Graz geführten Strafverfahren vomFadil M***** und Arben S*****, die sich in dem zum AZ 14 römisch fünf r 1317/98 des Landesgerichtes für Strafsachen Graz geführten Strafverfahren vom
12. bis 20. Mai 1998 in Untersuchungshaft befanden, wurden mit Beschluss des Untersuchungsrichters vom 12. Juni 1998 nach § 109 Abs 1 StPO außer Verfolgung gesetzt (Seite 3d des Antrags- und Verfügungsbogens).12. bis 20. Mai 1998 in Untersuchungshaft befanden, wurden mit Beschluss des Untersuchungsrichters vom 12. Juni 1998 nach Paragraph 109, Absatz eins, StPO außer Verfolgung gesetzt (Seite 3d des Antrags- und Verfügungsbogens).
Mit Beschluss des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 12. August 1998, GZ 14 Vr 1317/98-32, und des Oberlandesgerichtes Graz vom 10. September 1998, AZ 11 Bs 200/98 (GZ 14 Vr 1317/98-36), wurden die im § 2 Abs 1 lit b StEG bezeichneten Anspruchsvoraussetzungen verneint. Beiden Entscheidungen ging keine öffentliche Verhandlung voraus; auch wurden sie nicht öffentlich verkündet.Mit Beschluss des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 12. August 1998, GZ 14 römisch fünf r 1317/98-32, und des Oberlandesgerichtes Graz vom 10. September 1998, AZ 11 Bs 200/98 (GZ 14 römisch fünf r 1317/98-36), wurden die im Paragraph 2, Absatz eins, Litera b, StEG bezeichneten Anspruchsvoraussetzungen verneint. Beiden Entscheidungen ging keine öffentliche Verhandlung voraus; auch wurden sie nicht öffentlich verkündet.
Rechtliche Beurteilung
Zutreffend zeigt der Generalprokurator in seiner zur Wahrung des Gesetzes ergriffenen Nichtigkeitsbeschwerde eine in dieser Vorgangsweise gelegene Verletzung des mit Blick auf Art 6 Abs 1 EMRK verfassungskonform interpretierten § 6 Abs 3 StEG und des mit Rücksicht auf diese Vorschrift um die Worte "nicht kundzumachende" teleologisch reduzierten § 6 Abs 4 StEG auf (13 Os 54, 55/00; vgl auch EvBl 1999/217, EvBl 2001/36, RZ 2002/6; zum Problem instruktiv:Zutreffend zeigt der Generalprokurator in seiner zur Wahrung des Gesetzes ergriffenen Nichtigkeitsbeschwerde eine in dieser Vorgangsweise gelegene Verletzung des mit Blick auf Artikel 6, Absatz eins, EMRK verfassungskonform interpretierten Paragraph 6, Absatz 3, StEG und des mit Rücksicht auf diese Vorschrift um die Worte "nicht kundzumachende" teleologisch reduzierten Paragraph 6, Absatz 4, StEG auf (13 Os 54, 55/00; vergleiche auch EvBl 1999/217, EvBl 2001/36, RZ 2002/6; zum Problem instruktiv:
Pilnacek, Strafrechtliches Entschädigungsgesetz im Spannungsverhältnis zu Art 6 MRK, ÖJZ 2001, 546). Konkret wurde durch das Landesgericht für Strafsachen Graz, durch die Unterlassung einer öffentlichen Verhandlung über die von den Genannten nach § 2 Abs 1 lit b StEG geltend gemachten Ersatzansprüche und durch die Unterlassung der öffentlichen Verkündung des Beschlusses vom 12. August 1996 (ON 32) sowie dadurch, dass diese Mängel vom Oberlandesgericht Graz anlässlich der Beschlussfassung vom 10. September 1998, AZ 11 Bs 200/98 (ON 36), über die Beschwerde des Fadil M***** und des Arben S***** nicht wahrgenommen wurden, das Gesetz in den vorhin bezeichneten Bestimmungen verletzt, was zur Aufhebung der angefochtenen Beschlüsse Anlass gibt (§ 292 letzter Satz StPO).Pilnacek, Strafrechtliches Entschädigungsgesetz im Spannungsverhältnis zu Artikel 6, MRK, ÖJZ 2001, 546). Konkret wurde durch das Landesgericht für Strafsachen Graz, durch die Unterlassung einer öffentlichen Verhandlung über die von den Genannten nach Paragraph 2, Absatz eins, Litera b, StEG geltend gemachten Ersatzansprüche und durch die Unterlassung der öffentlichen Verkündung des Beschlusses vom 12. August 1996 (ON 32) sowie dadurch, dass diese Mängel vom Oberlandesgericht Graz anlässlich der Beschlussfassung vom 10. September 1998, AZ 11 Bs 200/98 (ON 36), über die Beschwerde des Fadil M***** und des Arben S***** nicht wahrgenommen wurden, das Gesetz in den vorhin bezeichneten Bestimmungen verletzt, was zur Aufhebung der angefochtenen Beschlüsse Anlass gibt (Paragraph 292, letzter Satz StPO).
Anmerkung
E67422 13Os113.02European Case Law Identifier (ECLI)
ECLI:AT:OGH0002:2002:0130OS00113.02.1016.000Dokumentnummer
JJT_20021016_OGH0002_0130OS00113_0200000_000