RS Vwgh 1995/9/19 94/05/0223

Aus § 120 Abs 3 NÖ BauO 1976 und § 120 Abs 4 NÖ BauO 1976 ergibt sich für die Anrainer insoweit ein subjektives öffentliches Recht, als die darin enthaltenen Grundsätze, wären sie Inhalt eines Bebauungsplanes, ein subjektives öffentliches Recht der Anrainer iSd 118 Abs 9 NÖ BauO 1976 begründen würden (Hinweis E 18.10.1976, 1991/72, VwSlg 9154 A/1976 und E 6.6.1977, 1196/74, VwSlg 9338 A/1977, betreffend § 120 Abs 7 NÖ BauO 1976 und § 120 Abs 8 NÖ BauO 1976 in der Stammfassung). Die Prüfung des Bauvorhabens unter dem Gesichtspunkt des § 120 Abs 3 Z 1 NÖ BauO 1976 hat demgemäß alle Merkmale zu umfassen, die Gegenstand eines Bebauungsplanes sein können. Es kann somit in einem Bebauungsplan gem § 4 Abs 1 Z 6 NÖ BauO 1976 iVm § 2 Z 5 NÖ BauO 1976 die Gliederung und äußere Gestaltung von Einfriedungsmauern gereglt werden (Hinweis Erläuterungen zu § 4 Abs 1 Z 6 NÖ BauO 1976, abgedruckt in Hauer/Zaussinger, Bauordnung für Niederösterreich, vierte Aufl, 79, und E 27.10.1993, 91/05/0041). Auch die ausdrückliche Anführung von Einfriedungen gegen öffentliche Verkehrsflächen, Parks oder Grüngürtel in § 4 Abs 2 Z 11 NÖ BauO 1976 läßt iZm § 4 Abs 1 NÖ BauO 1976 nicht den Schluß zu daß alle anderen Einfriedungen, insbesondere solche an Nachbargrundgrenzen, von den Anordnungen des § 4 Abs 1 NÖ BauO 1976 nicht erfaßt sein können. § 4 Abs 2 NÖ BauO 1976 hat vielmehr nur den Zweck, jenen Inhalt des Bebauungsplanes näher zu präzisieren, der zu bestimmen IST, wenn es zur Erreichung der in § 3 Abs 1 NÖ BauO 1976 und § 3 Abs 2 NÖ BauO 1976 genannten Ziele erforderlich ist (Hinweis Hauer/Zaussinger, Die Bauordnung für Niederösterreich, vierte Auflage, Anm 4 zu § 4 NÖ BauO 1976). Solche Anordnungen in einem Bebauungsplan über die Gestaltung von Einfriedungen an Nachbargrundgrenzen können ein subjektives öffentliches Recht des jeweiligen Nachbarn iSd § 118 Abs 9 NÖ BauO 1976 begründen.